Rezension: Nobody Wants to Die (PS5)

Detective James Karra versucht in Nobody Wants to Die die Wahrheit hinter einem Mordfall in einer Zukunft der Unsterblichkeit zu finden.

Bei Nobody Wants to Die von Critical Hit Games handelt es sich um ein First-Person-Detektiv-Adventure in einem düsteren Film-Noir-Cyberpunk-Szenario. Dabei setzt das polnische Studio auf eine lineare Spielerfahrung mit eher seichtem Gameplay und eine filmische Inszenierung in beeindruckender Unreal-Engine-5-Grafik. Wirkliche Herausforderungen bleiben bei den Ermittlungen von Detective James Karra zwar aus, dafür motivieren die dichte Atmosphäre, die gut geschriebenen Charaktere und die wendungsreiche Geschichte. Mit etwa sechs bis acht Stunden Spielzeit fällt Nobody Wants to Die auch nicht zu lang aus, so dass sich das Gameplay nicht abnutzen kann und die vier verschiedenen Enden bringen sogar etwas Wiederspielwert.

Futuristischer Film-Noir-Krimi

Die Geschichte von Nobody Wants to Die ist im Jahr 2329 angesiedelt. Die Menschheit hat den Tod überwunden. Unsterblichkeit ist allerdings teuer und wird mit der Übertragung des Bewusstseins auf einen als Hülle bezeichneten anderen Körper erreicht. Detective James Karra wird zwei Wochen nachdem er bei einem Zugunglück seine bisherige Hülle verloren hat, inoffiziell mit einem heiklen Fall betraut. Über Funk von der jungen Polizistin Sara Kai unterstützt, soll er den Todesfall eines einflussreichen und philanthropischen Geschäftsmannes klären. Allerdings stößt er bei seinen Ermittlungen schnell auf Widersprüche und Geheimnisse. Entgegen seiner Befehle ist James fest entschlossen, weiter zu ermitteln.

Bereits der Spieleinstieg legt nahe, dass James Karra unter einigen gesundheitlichen und psychischen Problemen leidet. Eindrucksvoll vermittelt Nobody Wants to Die die Persönlichkeit des Protagonisten und das ausschließlich in einer Dialogszene, in der ich vorwiegend mit Objekten interagiere oder Antworten auswähle. Gleichzeitig wird mit Sara Kai die zweite zentrale Figur des Adventures vorgestellt. Lediglich über Funk verbunden, erhält Sara ähnlich viel Persönlichkeit wie James und gerade die Interaktionen der beiden gehören zu den eindeutigen Höhepunkten von Nobody Wants to Die. Zumal die Unterhaltungen von den gewählten Antworten beeinflusst werden. Teilweise sind Dialogoptionen von zuvor gewählten Aussagen abhängig oder sind sogar nicht verfügbar. Zudem können bestimmte Antworten die Geschichte beeinflussen. Auf die vier Enden haben jedoch vor allem einige zentrale Entscheidungen, die ich im Laufe der Geschichte fälle, Auswirkungen.

Stimmungsvolles, aber seichtes Ermitteln

Während Nobody Wants to Die erzählerisch, inszeneratorisch und atmosphärisch herausragend ist, fällt das Gameplay wie erwähnt etwas seicht aus. Zwar darf ich gelegentlich Entscheidungen fällen, um die Geschichte zu beeinflussen, doch das reine Ermitteln läuft komplett linear ab. Hier nimmt mich Nobody Wants to Die an die Hand und führt mich von einem Punkt zum nächsten. Das ist allerdings nicht so negativ, wie es im ersten Moment klingt. Schließlich ist es trotzdem durchaus kurzweilig, die verschiedenen Tatorte genauer zu untersuchen. Dafür verwendet James verschiedene Geräte, um Spuren zu entdecken. Besonders zentral ist dabei die Rekonstruierung der Tatorte. Damit ist es möglich, die Ereignisse zurückzuspulen und somit zu sehen, was passiert ist. Immer neue Rekonstruktionspunkte führen langsam zur Aufklärung der aktuellen Situation. Zusätzlich kommen ein Hand-Röntgengerät und eine UV-Lampe zum Einsatz, um weitere Spuren zu entdecken.

Außerdem sehe ich mich genau an den Tatorten um, um weitere Hinweise oder Handlungsdetails zu entdecken. Diese sind nicht zwingend notwendig, bringen aber zusätzliche Details zur Geschichte. Abseits der Tatorte müssen James und Sara regelmäßig die gesammelten Beweise nutzen, um offene Fragen zu beantworten und Schlussfolgerungen zu ziehen. Leider verzichtet Nobody Wants to Die auch hier auf wirklichen Anspruch. Zwar kann ich die verschiedenen Rätsel mit überlegen lösen, doch auch bloßes Versuchen führt irgendwann zum Ziel, da Fehler sofort sichtbar sind und behoben werden können. Eine Bestrafung oder gar falsche Schlussfolgerungen mit Auswirkungen auf die Geschichte, gibt es nicht. Doch auch das verzeihe ich Nobody Wants to Die angesichts der packenden Film-Noir-Cyberpunk Geschichte gerne. Schließlich erlebe ich in dem Adventure einen packenden Zukunfts-Thriller mit dem Flair der 1920er-Cyberpunk-Jahre. Dank der überschaubaren Spielzeit von sechs bis acht Stunden, fällt das seichte Gameplay zudem noch weniger ins Gewicht, da ich bis zu einem der vier Enden stets motiviert bleibe und wissen will, welche Wahrheit sich hinter dem Fall verbirgt.

Beeindruckende Film-Noir-Cyberpunk-Welt

Schon in den ersten Minuten fällt auf, wie grandios Nobody Wants to Die aussieht. Die Unreal-Engine-5-Optik besticht mit einer atemberaubenden Grafik, die dank 1920er-Film-Noir-Cyberpunk-Stil, exzellenter Beleuchtung und zahlreichen Details sofort in das düstere Szenario eintauchen lässt. Zwar fallen selten ein paar kleinere Schwächen, etwa bei den Gesichtsanimationen auf, doch das ist – auch aufgrund der Seltenheit – meckern auf hohem Niveau. Dafür sieht Nobody Wants to Die schlicht zu eindrucksvoll aus. Das trägt natürlich viel zur erstklassigen Atmosphäre, die vom passenden Soundtrack und vor allem der hochwertigen englischen Synchronisation perfekt unterstützt wird, bei. Damit ist Nobody Wants to Die ein zwar spielerisch seichtes, dafür aber spannendes und stimmungsvolles Detektiv-Adventure im atemberaubenden Szenario. Allerdings solltet ihr keine Action erwarten. Wer sich mit dem entschleunigten und einfachen Spielprinzip anfreunden kann, erhält einen wahren Geheimtipp.

Fazit

Nobody Wants to Die hat mich besonders mit dem Film-Noir-Cyberpunk-Szenario angesprochen. Als heruntergekommener Polizist in einem zwielichtigen Fall ermitteln, klingt sofort spannend. Und genau das ist es. Besonders die Geschichte hat mich von Anfang an gepackt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Angesichts der vier unterschiedlichen Enden, bin ich sogar motiviert von vorne anzufangen, um zu erfahren, wie der Fall von James Karra und Sara Kai noch enden kann. Allerdings fällt das Gameplay recht seicht aus und führt mich linear durch die Ermittlungen. Das kann anfangs etwas irritieren, hat mich aber schon bald nicht mehr gestört. Dafür haben mich Geschichte, Charaktere und Atmosphäre zu sehr gefesselt und in die Welt des 1920er-Jahre-Cyberpunk-Film-Noir-Settings eintauchen lassen. Wer ein entschleunigtes Detektiv-Abenteuer sucht und keinen spielerischen Anspruch benötigt, sollte Nobody Wants to Die unbedingt eine Chance geben. Das Adventure gehört für mich zu den großen Geheimtipps des Jahres.

Kurzfazit: Stimmungsvolles Film-Noir-Cyberpunk-Adventure, das trotz seichtem Gameplay mit wendungsreicher, hochspannender Geschichte und gut geschriebenen Charakteren fesselt. Ein Genre-Geheimtipp!

Vielen Dank an Plaion und Critical Hit Games für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Nobody Wants to Die!

Details
Titel: Nobody Wants to Die
Genre: First-Person-Adventure
Publisher: Plaion
Entwickler: Critical Hit Games
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), Xbox Series X|S, PC
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 17. Juli 2024

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