Rezension: Tales of Kenzera: ZAU (PS5)

Um seinen verstorbenen Vater wiederzubeleben, soll Schamane Zau in Tales of Kenzera: ZAU für den Gott des Todes drei großen Geistern endgültigen Frieden bringen.

Tales of Kenzera: ZAU ist das erste Spiel der von Schauspieler Abubakar Salim gegründeten Surgent Studios. In dem von Electronic Arts veröffentlichten Action-Plattformer mit Metroidvania-Elementen verarbeitet Abubakar Salim den Tod seines Vaters. Verlust und Trauer, zentrale Themen der Geschichte und Antrieb für Protagonist Zau. Der junge Schamane will den Tod seines Vaters beziehungsweise Babas nicht akzeptieren und wendet sich deshalb an Kalunga, den Gott des Todes. Dieser soll die Seele von Zaus Vater wieder freigeben. Um dies zu erreichen, soll Zau, begleitet von Kalunga, drei großen Geistern, die dem Tod entgangen sind, Frieden bringen. Auf seinem Weg erkundet Zau das zerfallende Land, dessen Schicksal eng mit den großen Geistern und ihrer Lage verbunden ist. Dabei setzt Tales of Kenzera: ZAU auf ein unverbrauchtes Afrika-Szenario.

Emotionale Geister-Suche

Es fällt auf, dass Tod und Trauer in Tales of Kenzera: ZAU stetige Begleiter sind. So beschäftigt nicht nur Zau der Verlust seines Vaters, sondern auch die drei großen Geister, die als zentrale Handlungspunkte dienen, hängen mit der zentralen Thematik zusammen. Es überrascht also nicht, dass der Action-Plattformer häufig auf die emotionale und bedrückende Stimmung setzt, die in einem starken Kontrast zur bunten und farbenfrohen Optik und den lebendigen, aber verfallenen Umgebungen steht. Auch andere Personen, denen Zau auf seiner Reise begegnet, sind eindeutig mit dem zentralen Thema der Geschichte verbunden. Hier setzt Tales of Kenzera: ZAU auch auf die verschiedenen Phasen der Trauer wie Leugnen, Zorn oder Akzeptanz. Eine zu tiefgehende oder komplexe Geschichte sollte jedoch nicht erwartet werden. Stattdessen bleibt die Handlung stets dem Grundkonzept treu und verzichtet auch auf große Wendungen. Trotzdem kann die Geschichte durchaus berühren und ist interessant genug, um bis zum Ende zu motivieren.

Dazu trägt auch das Gameplay maßgeblich bei. Allerdings sollte bei Tales of Kenzera: ZAU kein komplexes Metroidvania mit einer riesigen Welt und zahlreichen Gegenständen sowie unerreichbaren Orten erwartet werden. Vielmehr handelt es sich um einen Action-Plattformer, der auf Metroidvania-Elemente setzt. So fällt das Erkunden der Welt recht linear aus. Das ist zwar auch bei anderen Metroidvanias so, doch in Tales of Kenzera: ZAU gibt es keine Notwendigkeit, zuvor bereits abgeschlossene Bereiche erneut zu besuchen. Mit später erlangten Fähigkeiten, erreichen wir meist lediglich simple Sammelgegenstände. Deshalb lohnt sich die gezielte Rückkehr vor allem für all jene, die alles sammeln wollen. Nur ein paar Orte wie Reflexionen sind bedeutsamer, da sie Zaus Lebensenergie erhöhen. Doch obwohl Tales of Kenzera: ZAU nur ein seichtes Metroidvania ist, kann das Gameplay überzeugen. Besonders, wenn das Spiel als Action-Plattformer betrachtet wird.

Motivierendes Abenteuer

Zwar könnte die Steuerung manchmal etwas präziser und feinfühliger sein, doch das ist meckern auf hohem Niveau. Nur in wenigen Sprungpassagen habe ich wirklich Probleme. Allgemein fällt der Schwierigkeitsgrad fast durchgehend moderat aus. Um so ärgerlicher sind die unpassend schwierigen und nervigen Fluchtszenen, die an die Ori-Spiele erinnern. Diesen gegenüber stehen actionreiche Kämpfe bei denen Zau auf die Kräfte von zwei Masken zurückgreift. Während die Sonnenmaske vorwiegend für den Nahkampf geeignet ist, erlaubt die Mondmaske Fernkampfangriffe. Zusätzlich besitzen manche Gegner Schilde, die nur mit der Kraft einer bestimmten Maske gebrochen werden können. Auch sind wichtige Fähigkeiten wie ein Vereisungsschuss oder ein Energiespeer an die jeweiligen Masken gekoppelt und werden für die Umgebungsrätsel genutzt. So können Wasserfälle eingefroren und anschließend für Wandsprünge genutzt werden. Bestimmte Schalter lassen sich wiederum nur mit dem Energiespeer betätigen.

Zwischen den Masken kann jederzeit und fließend per Knopfdruck gewechselt werden. Das ist wie erwähnt in den gelungenen Kämpfen auch zwingend notwendig oder zumindest hilfreich. Mit der richtigen Übung lassen sich schnelle und dynamische Kombos durchführen, was den Kämpfen ein wirklich zufriedenstellendes Gefühl verleiht. Bedauerlich ist allerdings, dass die Gegnervariation recht klein ist, was zu einer regelmäßigen Nutzung bekannter Feinde führt. Dadurch nutzen sich die Auseinandersetzungen mit der Zeit etwas ab. Eine kleine Entschädigung bieten die gelungenen und brachial inszenierten Bosskämpfe. Diese sind zwar ebenfalls nicht übermäßig schwierig, stellen aber aufgrund der wechselnden Verhaltensweisen eine angenehme Herausforderung und Abwechslung bei der alle erlernten Fähigkeiten zum Einsatz kommen dar. Dank der angemessenen Spielzeit von bis zu zehn Stunden, können sich die Kämpfe glücklicherweise genauso wenige wie das Erkunden der Spielwelt nie vollständig abnutzen, so dass Tales of Kenzera: ZAU bis zum Ende ein unterhaltsamer Action-Plattformer mit Metroidvania-Elementen ist.

Stimmungsvolle Präsentation

Unterstützt wird die gelungene Atmosphäre von der bereits erwähnten bunten und lebendigen Grafik. Diese steht im interessanten Kontrast zur Geschichte, was Tales of Kenzera: ZAU mehr Vielschichtigkeit verleiht. Zudem trumpft die Optik mit zahlreichen Details und einer liebevoll gestalteten Welt, die immer wieder aufs Neue fasziniert, auf. Dazu gesellt sich der stimmungsvolle, stets passende Soundtrack, der die Atmosphäre immer genau richtig unterstützt. Auf eine deutsche Synchronisation wurde zwar verzichtet, dafür weiß die englische durchweg zu überzeugen. Alternativ steht auch eine Vertonung in Swahili zur Verfügung, was sehr gut zum afrikanischen Szenario passt. Die deutschen Texte sind ebenfalls gelungen und ermöglichen auch ohne andere Sprachkenntnisse das Erleben der Geschichte.

Fazit

Berieits der Ankündigungstrailer von Tales of Kenzera: ZAU hat als Metroidvania-Fan mein Interesse an dem Debütwerk von Surgent Studios geweckt. Dazu hat auch die schicke Optik und das unverbrauchte Szenario beigetragen. Obwohl sich Tales of Kenzera: ZAU mehr als Action-Plattformer mit Metroidvania-Elementen herausgestellt hat, hat mich Zaus Geschichte gepackt. Die stark auf Tod, Verlust und Trauer setzende Handlung ist atmosphärisch und schafft es die zentrale Thematik eng mit Charakteren und Spielwelt zu verknüpfen. Dazu gesellt sich das spaßige Gameplay, das trotz eher bekannter Elemente, stets zu motivieren weiß. Lediglich die Fluchtszenen und einige wenige Sprungpassagen haben mich genervt und sind in dieser Form unnötig. Dafür entschädigen die motivierende Geschichte, das faszinierende Szenario und die gelungenen Kämpfen. Fans von Action-Plattformern sollten Tales of Kenzera: ZAU eine Chance geben. Metroidvania-Fans könnten die eher geringen Genre-Elemente stören, dürften aber ebenfalls Spaß mit dem Titel haben.

Kurzfazit: Atmosphärischer Action-Plattformer, der mit motivierender Geschichte, unverbrauchtem Szenario und spaßigem Szenario kurzweiligen Genre-Spielspaß bietet.

Vielen Dank an Electronic Arts für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tales of Kenzera: ZAU!

Details
Titel: Tales of Kenzera: ZAU
Genre: Action-Plattformer, Metroidvania
Publisher: Electronic Arts
Entwickler: Surgent Studios
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), Xbox Series X|S, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 23. April 2024