Rezension: Moonstone Island (Switch)

Um die Alchemistenausbildung abzuschließen, gilt es in Moonstone Island das Elternhaus zu verlassen und eigenständig auf der titelgebenden Insel zu leben.

Nachdem Moonstone Island bereits im September 2023 für den PC erschienen ist, haben Studio Supersoft und Publisher Raw Fury das Lebenssimulations-Rollenspiel am 19. Juni auch für die Nintendo Switch veröffentlicht. Dabei setzt der in schicker Pixel-Optik gehaltene Titel auf Deckbuilding- und Kreatur-Sammel-Elemente und ist auch von Anime wie Kikis kleiner Lieferservice inspiriert worden. Auf letzteres weist besonders die Ausgangslage der Geschichte hin. Die Hauptfigur muss ihr Zuhause verlassen und ein Jahr selbständig auf einer der anderen schwebenden Inseln leben, um die Alchemistenausbildung abzuschließen. Nicht nur die Tradition erinnert an Kikis Hexenausbildung, sondern auch der Name der ersten Person, der ich auf der Mondsteininsel begegne, ist identisch. Ossono hilft der Hauptfigur, da sie nachts mit ihrem Besen abstürzt und kurz darauf zusammenbricht. Am nächsten Tag beginnt schließlich das neue Leben auf der Mondsteininsel.

Gewohnte Genre-Elemente

Der erste Tag auf der Mondsteininsel beginnt in Ossonos Gasthaus. Die Wirtin erklärt mir auch alles wichtige über die Insel und sagt, wo ich Ressourcen finde oder mich niederlassen kann. Dafür führt die Hauptfigur ein praktisches Alchemistenzelt mit sich, das ich an allen freien Stellen auf der Mondsteininsel platzieren, anschließend aber nicht mehr entfernen kann. Es will also gut überlegt sein, wo ich mein neues Heim errichte. Zumal ich viel Platz benötige, um wichtige Gebäude sowie Felder anlegen zu können. Glücklicherweise bietet die Mondsteininsel dafür im nördlichen Teil genau den perfekten Ort. Ansonsten genieße ich in Moonstone Island sämtliche Freiheiten. Was ich wann mache oder welcher Quest ich mich widme, ist vollkommen mir überlassen. Zwar leitet mich das Spiel ein wenig durch bestimmte Aufgaben oder die Jahreszeiten, doch vor allem kann ich mich frei austoben. Das ist im Genre üblich und überrascht deshalb nur bedingt.

Die offene Spielwelt besteht aus schwebenden Inseln, die ich mit Ballon, Besen oder später Gleiter erreiche. Sind die Reichweiten, die ich zu Beginn mit dem Ballon zurücklegen kann noch begrenzt, erreiche ich später mit dem Gleiter wesentlich schneller weiter entfernte Inseln. Außerdem kann ich mit den richtigen Pflanzen, Nahrungsmitteln und Tränken meine Ausdauer regenerieren und somit nach Zwischenstopps noch weiter fliegen und langsam selbst die entlegensten Orte der Welt entdecken. Dabei warten auf den Inseln neben verschiedenen Ressourcen auch Gegner, Dungeons und Minen. Was ich auf welcher Insel finde, hängt auch vom jeweiligen Biom ab. Das gilt besonders für die dort lebenden Geister, wie die Gegner, aber auch meine Verbündeten genannt werden. Denn wie in Kreatur-Sammel-Spielen wie zum Beispiel Pokémon üblich, kann ich die individuell gestalteten Wesen zähmen und anschließend für mich kämpfen lassen. Das ist sogar essentiell, da sich die Hauptfigur selbst nicht verteidigen kann.

Geisterhafte Karten

Treffe ich in der Spielwelt auf wilde Geister, wechselt das Geschehen in die Kampfarena. Hier laufen die Auseinandersetzungen rundenbasiert ab. Allerdings agiert mein aus bis zu drei Geistern bestehendes Team nicht individuell. Stattdessen setzt Moonstone Island auf ein Karten-System. Dafür werden den Decks der jeweiligen Geister bei Levelaufstiegen neue Karten hinzugefügt, die mir anschließend im Kampf zur Verfügung stehen. Aus den Karten meiner Gruppe setzt sich schließlich mein Deck, aus dem ich die in einer Runde verfügbaren Karten ziehe, zusammen. Der Zufall spielt in den Kämpfen also auch eine Rolle. Gutes Planen der Decks und Auswählen der richtigen Karten bei einem Levelaufstieg ist entsprechend wichtig. Zumal die Karten verschiedene Effekte oder Angriffswerte haben.

Essenziell für den Sieg ist es außerdem, erst den Rüstungswert der Gegner mit speziellen Attacken zu senken. Greife ich stattdessen sofort an, wird der Rüstungswert vom verursachten Schaden abgezogen und im schlimmsten Fall verpufft meine Attacke gänzlich. Das gilt natürlich auch für meine Geister, die ebenfalls über ihren Rüstungswert geschützt sind. Diesen kann ich bei einem Levelaufstieg genauso wie die Angriffskraft, das Tempo oder die Lebenspunkte erhöhen. Pro Levelaufstieg kann jedoch nur ein Wert verbessert werden. Auch hier will gut überlegt sein, welches Vorgehen für welchen Geist am besten ist. Zu beachten ist dabei, dass Levelaufstiege zwar automatisch stattfinden, aber erst wirksam werden, wenn ich mit den Geistern interagiere. Dafür muss ich mein Amulett zücken und in der darin vorhandenen Paralleldimension meine aktuelle Gruppe aufsuchen. Hier kann ich sie auch füttern und somit außerhalb von Kämpfen heilen. Aktuell nicht in der Gruppe befindliche Geister werden entweder im Forschungslabor gelagert oder können in der Geisterscheune untergebracht werden. In letzterer müssen sie allerdings täglich gefüttert werden, können dafür aber ebenfalls Erfahrungspunkte sammeln und vor allem seltene Geisterressourcen sowie Eier für die Zucht neuer Geister hinterlassen.

Alchemistisches Leben

Ganz Lebenssimulations-Rollenspiel nehmen auch Farming-Elemente sowie das Herstellen von Gegenständen eine große Rolle in Moonstone Island ein. So kann ich die saisonalen Pflanzen auf Feldern anbauen, muss jedoch dafür sorgen, dass sie täglich mit Wasser versorgt werden. Entsprechend sind Sprinkleranlagen hilfreich. Um die nötigen Objekte zu bauen, benötige ich wiederum Ressourcen, die ich sammeln, abbauen oder anfertigen muss. Hier bleibt Moonstone Island relativ klassisch, erlaubt mir aber auch das Bauen zahlreicher rein optischer Dekorationen wie Möbeln. Auch darf ich mein Alchemistenzelt und alle anderen Gebäude erweitern, sodass mir immer mehr Platz zum Entfalten zur Verfügung steht. Besonders hilfreich ist das Gewächshaus, da es mir so möglich ist, Pflanzen auch außerhalb der Saison anzubauen.

Natürlich richte ich mich nicht nur mit meinem Haus und Alchemisten-Dasein auf der Mondsteininsel ein, sondern knüpfe auch Kontakte zu den Bewohnern. Täglich kann ich mit ihnen reden, scherzen oder sogar flirten. Je mehr sie mich mögen, desto höher sind die jeweiligen Erfolgsaussichten, die wiederum die Beziehungen verbessern oder verschlechtern. Letztlich kann ich sogar eine Beziehung eingehen. Wirklich tiefgehend wird Moonstone Island hier zwar nicht, ein schönes Detail sind besonders die kurzweiligen Dates, die auf dem Weg zur engeren Bindung wichtig sind, aber trotzdem. Außerdem erteilen mir die Bewohner immer wieder neue Aufgaben, die ich erfüllen kann. So wollen sie bestimmte Ressourcen oder Geister haben. Eine der wichtigsten Aufgaben stellt mir der unter Amnesie leidende, exzentrische Magier Waldo. Er lebt nicht auf der Mondsteininsel, sondern kann in seinem auf Hühnerbeinen laufenden Haus in der offenen Welt angetroffen werden. Für ihn soll ich die Dungeons erkunden und die Splitter seiner Erinnerungen wiederfinden.

Rudimentäre Aufgaben

Das ist jedoch nicht die einzige Aufgabe, die eng mit dem Magier verbunden ist. Auch die vier Jahreszeitentempel, die ich in der Spielwelt entdecke, hängen mit Waldo zusammen. Diese stellen mich vor einige der schwersten Kämpfe im Spiel und sind eng mit der eher seichten Geschichte verbunden. Dennoch bringen sie zusätzliche Motivation mit sich, zumal ich teilweise besondere Belohnungen erhalte. Allgemein steckt Moonstone Island vor zahlreichen Details, die es zu entdecken gibt. Das weckt meinen Forscherdrang und bringt mich dazu, wirklich jeden Winkel der Spielwelt sehen zu wollen. Allerdings kann sich das Gameplay mit der Zeit auch ein wenig erschöpfen. Gerade wenn ich mit meinen aktuellen Geistern in Kämpfen Probleme habe und eine neue Gruppe erst aufbauen und leveln muss oder wenn ich mehrere Ingame-Tage mit Ernten und Pflanzen beschäftigt bin, kann das manchmal ermüden. Das mindert den grundsätzlichen Spielspaß aber nicht.

Optisch setzt Moonstone Island auf einen schicken Pixel-Stil aus der isometrischen Draufsicht. Farbenfroh und schön gestaltet, unterstützt die Grafik die angenehme Atmosphäre des Lebenssimulations-Rollenspiels. Ähnliches gilt auch für den zwar meist eher hintergründigen, dafür aber durchaus stimmungsvollen und passenden Soundtrack. Gelungen sind auch die deutschen Texte und die Anpassung an die Nintendo Switch. Moonstone Island läuft auf der Hybrid-Konsole durchweg flüssig und eignet sich perfekt für den Handheld. Lediglich beim Übergang zum nächsten Tag kommt es manchmal zu etwas längeren Ladezeiten, diese fallen jedoch nicht negativ auf. Außerdem ist uns nur ein Bug aufgefallen, bei dem die Animationen der Hauptfigur aussetzen. Dieser ist jedoch rein optisch und wird spätestens wenn wir ein Gebäude betreten wieder behoben. Entsprechend steht vergnügtem Erkunden und Leben auf der Mondsteininsel auf der Nintendo Switch nichts im Weg.

Fazit

Schon als Moonstone Island für den PC erschienen ist, hat das Lebenssimulations-Rollenspiel mein Interesse geweckt. Die Switch-Version war nun eine gute Gelegenheit der Mondsteininsel einen Besuch abzustatten und mich der Alchemistenausbildung zu stellen. Dabei haben mich besonders das Erkunden der offenen Welt und das Zähmen der Geister schnell gefesselt. Die Deckbuilding-Kämpfe sind trotz kleiner Macken in der Balance spaßig und die individuell und abgedreht gestalteten Geister sind wirklich witzig. Zudem habe ich die Bewohner der Insel ins Herz geschlossen und mich gerne mit ihnen angefreundet, auch wenn das Beziehungssystem letztlich eher simpel ausfällt. Ähnliches gilt teilweise zwar auch für die Farming-Elemente. Angesichts der vielen Aufgaben fällt das aber kaum negativ auf. Genre-Fans sollten sich unbedingt das charmante Moonstone Island anschauen.

Kurzfazit: Charmantes Lebenssimulations-Rollenspiel, das mit Erkundung, Kreatur-Sammeln sowie Deckbuilding-Elementen angenehm leichtgängigen und kurzweiligen Genre-Spielspaß bietet.

Vielen Dank an Raw Fury & Studio Supersoft für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Moonstone Island!

Details
Titel: Moonstone Island
Genre: Lebenssimulation, Rollenspiel, Deckbuilding
Publisher: Raw Fury
Entwickler: Studio Supersoft
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet), PC
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 19. Juni 2024