Rezension: H.P. Lovecrafts Das Grauen von Dunwich – Band 1 (Manga)

Die Geburt des ungewöhnlichen Jungen Wilbur ist in H.P. Lovecrafts Das Grauen von Dunwich Band 1 der Beginn düsterer Ereignisse.

Etwas düsteres lauert in dem abgelegenen Dorf Dunwich in Massachusetts. Livinia Whateley bringt zu Mariä Lichtmess im Jahr 1913 einen Sohn zur Welt. Der Vater ist unbekannt und geheimnisvoll. Der junge Wilbur wächst ungewöhnlich schnell, lernt früh laufen und sprechen und saugt das Wissen seines exzentrischen Großvaters auf. Doch die Whateleys, die in Dunwich aufgrund von Vorwürfen des Satanismus und der Hexerei gemieden werden, hüten ein noch schrecklicheres Geheimnis.

Atmosphärisches Grauen

Mangaka Gou Tanabe ist für die Manga-Umsetzung bekannter literarischer Werk bekannt. Seit er 2004 die Geschichte Der Außenseiter von H.P. Lovecraft adaptiert hat, widmet sich Tanabe ausführlich den Werken des amerikanischen Autors. Darunter auch bereits Cthulhus Ruf und Schatten über Innsmouth, die gemeinsam mit Das Grauen von Dunwich als die wichtigsten Geschichten von Lovecrafts Cthulhu-Mythos gelten. Letzteres ist die jüngste, in Japan zwischen Oktober 2021 und April 2023 veröffentlichte, Manga-Adaption eines Werkes von H.P. Lovecraft. Bereits der Auftaktband der dreiteiligen Horror-Reihe sorgt wieder für atmosphärische und schaurige Genre-Unterhaltung, die mit den detailreichen Zeichnungen von Gou Tanabe glänzt.

H.P. Lovecrafts Das Grauen von Dunwich Band 1 erzählt von dem namensgebenden Dorf Dunwich in Massachusetts. Hier leben nur wenige Menschen, Inzucht und Degeneration sind weit verbreitet, die Jungen verlassen irgendwann die Heimat und ziehen in die nahen größeren Städte. Hier lebt der Abkömmlingszweig der einst angesehenen und noblen Whateley-Familie. Unter geheimnisvollen Umständen bringt Lavinia, Tochter des alten Whateley, einen ungewöhnlichen Sohn zur Welt. Dieses zentrale Ereignis wird jedoch nicht direkt zum Einstieg in den Manga erzählt. Stattdessen wird die Geburt nur in einem Gespräch erwähnt, bevor es zu einem Sprung von 1913 ins Jahr 1923 kommt. Entsprechend ist Wilbur, so der Name des Jungen, bei seinem ersten Auftritt bereits älter. Dadurch kann sich die gruselige Inszenierung der Whateleys aber voll entfalten. Erst anschließend wird in Rückblicken und mit mehreren Zeitsprüngen erzählt, was es mit Wilburs Geburt auf sich hat oder wer die Bewohner von Dunwich sind.

Eindeutig wird Das Grauen von Dunwich Band 1 dabei jedoch nie. Stets setzt die Geschichte auf Andeutungen, baut aber auch grauenvolle Rituale und schauderhafte Szenen in die Handlung ein. Dabei stehen nicht immer die Whateleys im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Andere Bewohner, wie Earl Swaney, oder Fremde sorgen für abweichende Blickwinkel und garantieren, dass die Wahrheit verborgen und geheimnisvoll bleibt. Was es wirklich mit Wilbur, seiner Mutter und seinem Großvater auf sich hat, ist das große Rätsel des Mangas und bis zum Ende fesselt der Manga mit der ruhigen, gemächlichen Erzählweise. Dazu tragen auch die detailreichen Zeichnungen, die manchmal regelrecht an schwarz-weiß Gemälde erinnern, bei. Die dichte Atmosphäre verursacht ein anhaltendes Schaudern, das umso mehr dazu verleitet, weiterzulesen. Dabei setzt Mangaka Gou Tanabe häufig auf eine reine Bildsprache und verzichtet gänzlich auf Worte. Umso wichtiger ist es, die Zeichnungen genau zu betrachten, um kein Detail und keinen Hinweis zu verpassen. Das offene Ende baut schließlich eine derart spannende und überraschende Überleitung auf, dass die Wartezeit auf den Nachfolger schwer wird.

Fazit

Gou Tanabes Adaption von H.P. Lovecrafts Geschichten gehören zu den herausragendsten Manga der letzten Jahre. Mit einem einzigartigen, detailreichen Zeichenstil fängt der Mangaka die schaurige Atmosphäre der oftmals subtilen, ruhigen, aber dennoch gruseligen Geschichten perfekt ein. Das gilt auch für Das Grauen von Dunwich Band 1. Die Umsetzung des gleichnamigen Lovecraft-Romans ist stimmungsvoll und hochspannend erzählt und entwickelt schon nach wenigen Seiten eine fesselnde Wirkung, die es mir unmöglich gemacht hat, den Manga wieder aus der Hand zu legen. Unbedingt wollte ich mehr über die geheimnisvollen Ereignisse in Dunwich erfahren und was es mit der Whateley-Familie und Wilbur auf sich hat. Natürlich bleibt der erste Band Antworten schuldig und so bin ich nach dem offenen Ende bereits gespannt, wie die Geschichte im nächsten Band weitergeht. Horror- und Gou-Tanabe-Fans sollten sich H.P. Lovecrafts Das Grauen von Dunwich Band 1 auf keinen Fall entgehen lassen.

Kurzfazit: Atmosphärische Horror-Manga-Adaption von H.P. Lovecrafts Geschichte, die Mangaka Gou Tanabe in detailreichen, stimmungsvollen Zeichnungen eindrucksvoll und fesselnd umgesetzt hat.

Vielen Dank an Carlsen Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von H.P. Lovecrafts Das Grauen von Dunwich – Band 1!

Details
Titel: H.P. Lovecrafts Das Grauen von Dunwich – Band 1
Originaltitel: Danitchi no Kai Lovecraft Kessakushu Vol. 1
Genre: Horror, Drama, Mystery
Verlag: Carlsen Manga
Mangaka: Gou Tanabe
Seiten: 216
Preis: 14,00 €
ISBN: 978-3-551-80112-8
Verlagsseite: H.P. Lovecrafts Das Grauen von Dunwich – Band 1 bei Carlsen
Erscheinungsdatum: 30. April 2024

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