Rezension: The Liminal Zone – Band 1 (Manga)

Unaufhörliche Trauer, fanatischer Glaube, ein ungewöhnlicher Fluss und mörderische Träume bringen in The Liminal Zone Band 1 schaurigen Horror von Junji Ito.

Auf ihrer Verlobungsreise haben Yuzuru und Mako eine schicksalhafte Begegnung mit einer Trauerfrau. Nie enden weint sie um die Verstorbenen. Als Mako davon angesteckt ebenfalls unaufhörlich weint, versucht das junge Paar den Grund dafür herauszufinden. Neu an einem strengen christlichen Internat, weckt die schöne Maria die Aufmerksamkeit des Direktors und seiner Frau. Dadurch wird sie in den fanatischen Glauben an die Mutter von Jesus Christus und die persönlichen Konflikte des Paares gezogen. Weil Norio Taniguchi an einer fortschreitenden Krankheit leidet und bald sterben wird, bricht er mit seiner Freundin Mika in den Selbstmordwald Aokigahara auf. Dort wollen sie gemeinsam sterben, haben jedoch eine unheimliche Begegnung, die alles verändert. Takuya Terada wiederum ist ein angehender Anwalt, der jeden Morgen mit dem Gedanken aufwacht, ein Mörder zu sein, ohne zu wissen, ob er die Taten der jüngsten Mordserie wirklich begangen hat.

Mysteriöses Grauen

The Liminal Zone Band 1 erzählt in vier Kurzgeschichten von Mangaka Juji Ito schaurige Horror-Geschichten, die ganz dem Stil des bekannten Mangaka entsprechen. Dabei fallen die Kapitel im Umfang spürbar unterschiedlich aus und gerade die ersten beiden Kurzgeschichten, „Trauerfrauenstraße“ und „Madonna“ sind recht lang und nehmen gemeinsam über die Hälfte des Mangas ein. Daran zeigt sich, dass Junji Ito bei The Liminal Zone Band 1 mehr Freiheiten für die einzelnen Kurzgeschichten hatte, was sich auch spürbar auswirkt. So können sich die vier Erzählungen voll auf ihre Handlung und die Charaktere konzentrieren und sich dabei angemessen entfalten. Lediglich „Trauerfrauenstraße“ hätten vielleicht ein paar Seiten weniger gut getan. Wirklich negativ wirkt sich der Umfang jedoch nicht aus.

Dafür versteht es die Auftakt-Kurzgeschichte des Mangas zu gut auf mysteriöse Weise zu fesseln und den gewohnt schaurigen und teilweise subtilen Junji-Ito-Horror zu inszenieren. Statt einer schrecklichen Bedrohung, setzt „Trauerfrauenstraße“ auf eine legendenhafte Erzählung, die alte Traditionen aufgreift und mit der Bedeutung der Trauer verbindet. Das verleiht der Kurzgeschichte zusätzliche Tiefe und zeichnet sich als Bindeglied zwischen den Kapiteln ab. Zwar behandeln „Madonna“, „Der Geisterfluss von Aokigahara“ und „Schlaf ein“ nicht Trauer, dafür rücken sie andere Emotionen, Überzeugungen und Ansichten in den Mittelpunkt. So befasst sich Junji Ito etwa mit einem christlichen Internat und dem fanatischen Glauben an die Wiedergeburt der heiligen Maria. Außerdem greift der Horror-Mangaka Todeswünsche, beeinflussende Träume und folkloristische Mythen auf.

In allen vier Geschichten gelingt es Junji Ito, eine eigenständige, fesselnde Atmosphäre zu erzeugen, die viel zum Horror-Lesespaß beiträgt. Die Kurzgeschichten sind schaurig und mitreißend, während sie gewohnt erschreckende Wendungen und unerwartete Enden präsentieren. Hier zeigt sich, dass Junji Ito zu Recht als Meister des Horror-Manga gilt. Zugleich versteht es der Mangaka wieder mit seinem individuellen Stil stimmungsvolle und detailreiche Zeichnungen zu bieten, die hervorragend die Atmosphäre der vier Kurzgeschichten transportiert. Dass sich die Charaktere teilweise ähneln und auch mit Figuren vorheriger Manga vergleichbar sind, dürften Junji-Ito-Fans bereits gewohnt sein und stört zu keiner Zeit. Zumal die Charakterdesigns viel zum Wiedererkennungswert beitragen und ein notwendiger Bestandteil jedes Junji-Ito-Mangas sind. Wie gewohnt hat Carlsen Manga The Liminal Zone Band 1 als hochwertige Hardcover-Deluxe-Edition veröffentlicht.

Fazit

The Liminal Zone Band 1 hat mich mit den vier schaurigen Kurzgeschichten wieder durchweg gut unterhalten und gefesselt. Mangaka Junji Ito beweist mit den vier Erzählungen einmal mehr ein Händchen für schaurige Geschichten und eine dichte Atmosphäre. Stimmungsvoll versteht es The Liminal Zone Band 1 mit vier sehr unterschiedlichen Kapiteln abwechslungsreiche Horror-Unterhaltung in bester Qualität zu liefern. Besonders die Abschluss-Geschichte „Schlaf ein“ hat mich gepackt, doch auch „Trauerfrauenstraße“, „Madonna“ und „Der Geisterfluss von Aokigahara“ sind faszinierend und haben es geschafft, dass ich den Manga nicht mehr aus der Hand legen konnte. Horror- und Junji-Ito-Fans sollten sich The Liminal Zone Band 1 nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Schauriger Horror-Manga, der vier abwechslungsreiche Kurzgeschichten mit dichter Atmosphäre erzählt und packende Genre-Unterhaltung bietet.

Vielen Dank an Carlsen Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Liminal Zone – Band 1 Deluxe Edition!

Details
Titel: The Liminal Zone – Band 1
Originaltitel: Genkai Chitai Vol. 1
Genre: Horror
Verlag: Carlsen Manga
Mangaka: Junji Ito
Seiten: 224
Preis: 16,00 €
ISBN: 978-3-551-80116-6
Verlagsseite: The Liminal Zone – Band 1 bei Carlsen
Erscheinungsdatum: 30. April 2024

© JI Inc. 2021 / Junji Ito / Asahi Shimbun Publications Inc.
© 2024 Carlsen Verlag GmbH

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