Rezension: Endless Ocean Luminous (Switch)

Als Taucher eines Forschungsprojektes, gilt es in Endless Ocean Luminous, Meeresbewohner zu scannen und Geheimnisse zu lüften.

Bereits zwischen 2007 und 2010 sind für die Wii Endless Ocean und Endless Ocean 2: Adventures of the Deep erschienen. Über vierzehn Jahre nach der Veröffentlichung des letzten Ablegers, haben Nintendo und Entwicklerstudio Arika mit Endless Ocean Luminous Anfang Mai den dritten Teil der Tauch-Spiel-Reihe für Nintendo Switch veröffentlicht. Erneut führt uns das Adventure als Taucher in die Weiten des Ozeans, um Meerestiere zu scannen, Schätze zu suchen und Rätsel zu lösen. Allerdings zeigen sich früh einige Abstriche im Vergleich zu den Vorgängern. Besonders bei der Geschichte und dem Singleplayer-Modus fällt Endless Ocean Luminous dürftig aus. Der Fokus liegt eindeutig auf dem Online-Ko-Op-Mehrspieler-Modus.

Geheimnisvoller Ozean

Das grundlegende Gameplay von Endless Ocean Luminous bleibt den Vorgängern und dem Genre treu. Als Taucher erkunden wir eine geheimnisvolle Unterwasserwelt und begegnen dabei allerlei Meerestieren wie Haien. Delfinen, Schildkröten oder Kraken. Auch mythologische, bereits ausgestorbene und fiktive Tiere können wir entdecken. Insgesamt lassen sich fast fünfhundertachtzig verschiedene Arten finden. Zu allen erhalten wir umfangreiche Informationen. Schwimmen, Scannen, Schätze sammeln und die kaum nennenswerten Rätsel lösen, funktioniert wirklich gut und hat dank der gelungenen Atmosphäre eine entspannende Wirkung. Umso bedauerlicher ist, dass sich Endless Ocean Luminous sehr schnell repetitiv anfühlt und auch die zentralen Aufgaben kaum Abwechslung bringen.

So ist der Story-Modus kaum als solche zu bezeichnen. Zwar war die Geschichte schon in den Vorgängern eher Beiwerk, hier konnten wir aber noch außerhalb des Meeres herumlaufen und mit anderen Charakteren interagieren, um verschiedene Aufgaben anzunehmen. Das fällt im dritten Teil komplett weg. Stattdessen wählen wir in einem Menü das nächste Story-Kapitel, erleben die Geschichte und haben kleinere Gameplay-Interaktionen, bevor wir nach wenigen Minuten wieder im Menü sind und zum nächsten Kapitel wechseln können. Zumindest wenn dieses bereits freigeschaltet ist. Dafür müssen wir in den Modi Solo-Tauchen und Ko-op-Tauchen erst eine bestimmte Anzahl an Meerestieren gescannt haben. Wirklich spannend oder interessant ist die Handlung nicht. Um den Baum der Meere, der Einfluss auf die gesamte verborgene See, wie die Spielwelt heißt, hat, müssen wir Tiere scannen und dadurch Licht sammeln. Außerdem gilt es die Rätsel des alten Volkes der Oannes zu lösen.

Abwechslungsarme Aufgaben

Erwartet bei der Rätseltafel der Oannes jedoch keine ausgefeilten Aufgaben oder gar Kopfnüsse. Alleine fast die Hälfte der neunundneunzig Aufgaben hängt mit dem Einsammeln eines bestimmten Schatzes zusammen. Zusätzlich scannen wir bestimmte Tiere oder müssen Artefakte wie Steintafeln finden. Als einziges wirkliches Rätsel bietet Endless Ocean Luminous geheimnisvolle Steinplatten. Diese beschreiben krytpisch ein Tier, das wir anschließend zur Steinplatte locken sollen. Hier müssen wir zwar wissen, was verlangt wird und den entsprechenden Meeresbewohner anschließend finden, wirklich spannend ist das aber auch nicht. Dennoch gehören die Steinplatten zu den interessantesten Spielmechaniken. Dazu gesellen sich noch die unbekannten Lebewesen. Dabei handelt es sich um Fantasiewesen, die auftauchen, sobald wir eine vorgegebene Zahl anomaler Fische gescannt haben. Gerade weil die unbekannten Lebensformen kreativ sind, sind die UL-Missionen das spannendste an Endless Ocean Luminous.

Allerdings ist das Tauch-Adventure trotz der Schwächen nicht zwingend schlecht. Gerade die Atmosphäre weiß durchgängig zu überzeugen und lädt zu entspannten Tauchgängen ein. Es ist durchaus motivierend neue Tierarten zu entdecken oder Schätze zu finden. Auch das Lösen der Rätseltafel kann zum Weiterspielen anregen. Allerdings eignet sich Endless Ocean Luminous eher für kleine Runden zwischendurch und sicherlich nicht für mehrere Stunden am Stück. Dafür wird zu wenig Abwechslung geboten. Etwas an Faszination geht außerdem aufgrund der zufällig generierten Gebiete verloren. Jeder Tauchort besteht aus mehreren Abschnitten, die offensichtlich große Bausteine sind, die zusammengesetzt werden. Dadurch haben wir schon nach wenigen Tauchgängen den Eindruck der Wiederholung. Zwar bietet Endless Ocean Luminous durchaus Abwechslung, diese fällt aber aufgrund der zufallsgenerierten Gebiete zu klein aus. So hatten wir auf einer Karte sehr nah nebeneinander zwei Schiffswracks, die fast identisch waren. Das kratzt spürbar an der Atmosphäre und kann gerade nach zahlreichen Tauchgängen den Spielspaß trüben. Zumal wir irgendwann auch immer weniger Fortschritt erzielen, da wir die meisten Tiere bereits gescannt und Schätze schon gefunden haben.

Spürbarer Mehrspieler-Fokus

Ein weiteres Problem ist die spürbare Differenz zwischen Singleplayer- und Mehrspieler-Modus. Gerade das Erkunden der Karte kann alleine wesentlich länger dauern als mit mehreren Mitspielern. Da bis zu dreißig Personen gleichzeitig auf einer Karte zusammen spielen können, kann das komplette Gebiet beim Ko-op-Tauchen schon nach wenigen Minuten aufgedeckt sein, während wir alleine eine Stunde oder länger beschäftigt sind. Auch können wir Schätze oder besondere Tiere und Orte markieren, sodass andere Spieler diese schneller und einfacher finden. Hier wird sehr deutlich, dass Endless Ocean Luminous gezielt den Mehrspieler-Modus in den Fokus rückt.

Durch das Scannen von Meeresbewohnern erhalten wir außerdem Lichtpunkte, die nach Abschluss genauso wie unsere anderen Erfolge in Geld umgewandelt werden. Dieses dürfen wir verwenden, um neue Farbschemata, Sticker und Gesten zu kaufen. Was wir erwerben können, hängt von unserer Rangstufe ab, die stetig steigt, wenn wir bei den Tauchgängen erfolgreich sind. Mehr als kosmetische Anpassungen werden allerdings nicht geboten. Immerhin können wir unseren Taucher auf diese Weise etwas individualisieren.

Stimmungsvolles Tauchen

Technisch läuft Endless Ocean Luminous sowohl am Fernseher als auch im Handheld-Modus durchweg flüssig. Ruckler oder sonstige Probleme sind uns nicht aufgefallen. Allerdings fällt auf, dass gerade die Umgebungsgrafik deutlich schicker sein könnte. Zwar weiß die Unterwasserwelt durchaus zu faszinieren, wirklich herausragend ist die Optik nicht. Dafür sind die Meeresbewohner wirklich schön und detailreich gestaltet. Außerdem passt die ruhige Sound- und Musikuntermalung zum Spiel und unterstützt das stimmungsvolle Taucherlebnis gut. Bei der deutschen Vertonung unserer KI-Begleiterin Kiki wurde auf ein Text-zu-Sprache-Programm statt auf eine Synchronsprecherin gesetzt. Das ist teilweise bei der Betonung von Wörtern zu hören. Allgemein wirkt die Vertonung dadurch manchmal seltsam.

Erwähnenswert ist außerdem, dass der Online-Modus stets einwandfrei funktioniert hat. Zu keiner Zeit hatten wir Probleme wie Verbindungsabbrüche. Für ein Switch-Spiel keine Selbstverständlichkeit. Bedauerlich ist allerdings, dass wir nicht gezielt mit Freunden zusammen spielen können. Das hätte das Taucherlebnis noch etwas aufgewertet. So bleibt Endless Ocean Luminous ein durchaus gelungener Genre-Vertreter, der jedoch unter deutlichen Schwächen leidet. Wer sich daran nicht stört, erhält besonders im Ko-op-Modus ein gelungenes Tauch-Spiel, das jedoch an Abwechslung vermissen lässt.

Fazit

Endless Ocean Luminous hat mich trotz meiner geringen Erwartungen ein wenig enttäuscht. Zu repetitiv fällt das Tauch-Adventure aus und gerade der Story-Modus ist nur ein nettes Beiwerk. Hier verschenkt Entwicklerstudio Arika spürbares Potenzial. Zumal die Vorgänger bereits gezeigt haben, wie es besser geht. Trotzdem ist Endless Ocean Luminous kein schlechtes Spiel. Die Tauchgänge motivieren mit detailreich gestalteten Meeresbewohnern und umfangreichen Informationen über diese. Gerade die ersten Unterwasser-Expeditionen bringen viele Erfolge, da wir immer wieder neue Tiere entdecken. Später wird es allerdings umso schwieriger die noch fehlenden Einträge für unsere Enzyklopädie zu erlangen. Leider bleiben mit einer Ausnahme Rätsel aus und auch die motivierenden UL-Missionen können nur bedingt über den immer gleichen Spielablauf hinwegtäuschen. Gerade alleine verliert Endless Ocean Luminous schnell an Spielspaß, doch auch der Ko-op-Modus zeigt Schwächen wie das Fehlen einer Freundes-Funktion. Dennoch kann Endless Ocean Luminous für gelegentliche kurze Tauchgänge durchaus motivieren. Auf die Schwächen und das repetitive Spielprinzip müsst ihr euch aber einlassen.

Kurzfazit: Repetitives Tauch-Adventure, das trotz guter Ansätze auf Dauer zu abwechslungsarm ist, aber mit ausreichend Umfang und gelungenem Gameplay kurzweilige Genre-Unterhaltung bietet.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Endless Ocean Luminous!

Details
Titel: Endless Ocean Luminous
Genre: Adventure
Publisher: Nintendo
Entwickler: Arika
Spieler: 1-30
Syteme: Switch
Altersfreigabe: ab 0
Erscheinungsdatum: 02. Mai 2024