Rezension: Alma – Band 1 (Manga)
Nach dem Tod des einzigen Person in seinem bisherigen Leben sucht der fünfzehnjährige Ray in einer trostlosen Welt nach weiteren Menschen.
Ray lebt in einer trostlosen Welt aus zerfallenen Ruinen und leeren Ebenen. Sein Leben besteht aus Trice, der einzigen anderen Person, die er kennt, und der erfolglosen Suche nach Menschen. Die Jugendliche kümmert sich um ihn, seit er ein kleiner Junge war. Gemeinsam verbringen sie ihre Tage in ihrem einfachen Zuhause zwischen zerstörten Gebäuden und in Trümmer liegenden Straßen. Eines Tages kommt es zu einem schicksalhaften Ereignis, Trice’ Geheimnis wird enthüllt und kurz darauf stirbt sie. Nach fünfzehn Jahren mit ihr, ist Ray endgültig alleine in einer postapokalytpischen Welt. Doch Ray will Trice zuliebe nicht aufgeben. Mit seinem Hamster Lambda bricht er deshalb auf, um endlich andere Menschen zu finden und zu erfahren, weshalb Trice sterben musste.
Postapokalyptische Suche
Die mit vier Bänden abgeschlossene postapokalyptische Science-Fiction-Manga-Reihe Alma von Shinji Mito wirkt auf den ersten Blick recht typisch für das Genre. Eine verlassene, trostlose Welt aus zerfallenen Ruinen und scheinbar keine Überlebenden außer dem Protagonisten Ray und seiner Mitbewohnerin Trice. Auch im weiteren Verlauf von Alma Band 1, setzt die Geschichte auf zahlreiche Genre-Standards wie der Menschheit feindlich gesinnten Maschinen, Gijin genannt. Das ändert sich im Auftaktband der Reihe zwar nur bedingt, dennoch gelingt es Alma Band 1 recht bald mit einer spannenden Erzählweise sowie bedrückenden Atmosphäre zu fesseln. Gerade in der ersten Hälfte präsentiert sich der Manga vorwiegend als ernstes Drama, das sich mit dem Schicksal von Ray als scheinbar einzigen überlebenden Menschen befasst. So leidet er nicht nur unter dem Tod von Trice, sondern auch unter seiner Einsamkeit und der Verzweiflung, die Hindernisse auf seiner Reise mit sich bringen. Dazu gehören auch harte Zwiegespräche und Halluzinationen, die eindrucksvoll und beklemmend Rays eigene Zweifel und Ängste verdeutlichen.
Gleichzeitig gelingt es Mangaka Shinji Mito, einen vielschichtigen, interessanten Protagonisten zu inszenieren. Dabei interagiert Ray etwa ein Drittel des Mangas komplett alleine und kann nur mit seinem Hamster Lambda, Werbefiguren oder sich selbst sprechen. Dadurch erhält Ray enorm viel Tiefe und es ist leicht, mit ihm zu fühlen und zu fiebern. Zumal sich für Ray einige offensichtliche Anzeichen und Erkenntnisse über das Schicksal der Menschheit und was in der Welt vorgefallen ist, nicht erschließen. Das ist nicht verwunderlich, schließlich hat er sein gesamtes Leben ausschließlich mit Trice verbracht und nie etwas über die Welt und deren Vergangenheit erfahren. Umso spannender ist es, wenn im letzten Viertel einige wichtige Details verraten werden, ohne dass die Erzählweise oder der Lesefluss darunter leiden. Vielmehr gelingt es Alma Band 1 hervorragend, der Geschichte eine interessante Wendung zu verleihen und Ray in eine neue Richtung zu drängen.
Dabei setzt Alma Band 1 zwar teilweise ebenfalls auf bekannte Genre-Standards, nutzt diese aber gut und verflechtet sie mit der spannenden Geschichte sowie dem gut ausgearbeiteten Szenario. Besonders die Bedeutung der Gijin und des Titels der Reihe sorgen dafür, dass der Manga zum Ende noch einmal spürbar anzieht und einige geheimnisvolle Andeutungen erhält. Gerade Letztere wecken gemeinsam mit dem gelungenen, erstklassig inszenierten Cliffhanger-Ende das Interesse an den weiteren drei Bänden. Zudem überzeugt Alma Band 1 mit einem detailreichen Zeichenstil, der sowohl Charaktere als auch Umgebungen eindrucksvoll einfängt und die Trostlosigkeit der Welt hervorragend vermittelt. Daraus ergibt sich eine bedrückende Atmosphäre, die maßgeblich zum packenden Leseerlebnis beiträgt.
Fazit
Da mich Cover und Handlung von Alma Band 1 angesprochen haben, wollte ich dem postapokalyptischen Science-Fiction-Manga eine Chance geben. Und das hat sich gelohnt. Mangaka Shinji Mito setzt zwar auf einige bekannte Genre-Standards, verbindet sie aber zu einer spannenden Geschichte sowie einem atmosphärischen Szenario. Vor allem profitiert Alma Band 1 jedoch von Ray, der den Manga über weite Teile alleine trägt und dessen Schicksal auf beklemmende Weise fesselt. Es ist für mich überaus leicht, mit Ray mitzufühlen, zu hoffen und zu leiden. Zugleich baut der Manga einige interessante Geheimnisse rund um die menschenähnlichen Maschinen Gijin sowie die Menschheit selbst auf. Hier bleibt zu hoffen, dass die weiteren Bände das vorhandene Potenzial zu nutzen wissen. Angesichts des packenden Cliffhangers und der neugierig stimmenden Andeutungen, bin ich aber bereits gespannt, was mich bei der Fortsetzung erwartet. Genre-Fans sollten Alma Band 1 unbedingt eine Chance geben.
Kurzfazit: Atmosphärischer Science-Fiction-Manga, dessen genre-typisches Postapokalypse-Szenario gekonnt genutzt wird, um eine spannende Geschichte mit gut geschriebenem, vielschichtigem Protagonisten, gelungenen Wendungen und packenden Cliffhanger zu erzählen.
Vielen Dank an Manga Cult für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Alma – Band 1!
Details
Titel: Alma – Band 1
Originaltitel: Alma
Genre: Science-Fiction
Verlag: Manga Cult
Mangaka: Shinji Mito
Seiten: 216
Preis: 12,00 €
ISBN: 978-3-75730-342-6
Verlagsseite: Alma – Band 1 bei Manga Cult
Erscheinungsdatum: 04. April 2024
© 2019 Shinji Mito / Shueisha Inc.
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