Rezension: Final Fantasy VII Rebirth (PS5)
Als zweiter Teil der Final-Fantasy-VII-Remake-Trilogie setzt Final Fantasy VII Rebirth die Geschichte in einer riesigen offenen Welt fort.
Fast vier Jahre nach Final Fantasy VII Remake, ist Ende Februar die Fortsetzung Final Fantasy VII Rebirth erschienen. Der zweite Teil der als Trilogie geplanten Neuumsetzung des PlayStation-1-Klassikers Final Fantasy VII, knüpft dabei an den Vorgänger an. Entsprechend ist es ratsam, Final Fantasy VII Remake beendet zu haben. Empfehlenswert ist es zudem, den in der Intergrade-Version enthaltenen DLC zu kennen, um Yuffies Geschichte vollständig erfassen zu können. Ebenfalls sind Verbindungen zu Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion vorhanden. Zwar ist es nicht notwendig, das 2022 für aktuelle Systeme erschienene, ursprünglich 2007 für die PSP veröffentlichte Prequel gespielt zu haben, einige Charaktere und Details zur Welt sind jedoch wesentlich besser einzuordnen. Entsprechend überrascht es nicht, dass Final Fantasy VII Rebirth, abgesehen von einem optionalen Rückblick auf die Ereignisse aus Final Fantasy VII Remake im Hauptmenü, auf große Erläuterungen verzichtet und die Geschichte fast direkt fortsetzt.
Faszinierend emotional
Als zweiter Teil der Remake-Trilogie, bleibt Final Fantasy VII Rebirth wenig überraschend der Geschichte des PlayStation-1-Originals im Kern treu. Cloud, Tifa, Aerith, Barret und Red XIII haben Midgar verlassen und versuchen Sephiroth zu finden, um den Planeten zu retten. Abweichungen wie in Final Fantasy VII Remake sind weiterhin vorhanden, so dass sich die erzählte Geschichte teilweise wie eine Neuinterpretation anfühlt. Das ist keineswegs negativ, sondern sinnvoll, um auch für Fans des ursprünglichen Final Fantasy VII Überraschungen und Spannung zu bieten. Allerdings fällt auf, dass Square Enix hier nicht konsequent genug ist. Immer wieder fühlt sich die Geschichte wie ein Mittelweg zwischen möglichst nah am Original und nicht zu Ende geführten Neuerungen an. Etwas mehr Mut zur Veränderung wäre trotz der Fans, die ein möglichst originalgetreues Remake wollen, besser gewesen. Gerade die im Vorgänger vielversprechend vorgestellten Moiren, kommen in Final Fantasy VII Rebirth etwas zu kurz.
Doch bitte nicht falsch verstehen. Trotz der erwähnten kleinen Mängel, ist die Geschichte über jeden Zweifel erhaben. Spannend, mitreißend, emotional und faszinierend schafft es Final Fantasy VII Rebirth immer wieder aufs Neue zu fesseln. Dabei erhalten auch die Charaktere viel Aufmerksamkeit. Sowohl im Verlauf der Geschichte als auch bei Nebenquests, lernen wir Cloud, Tifa, Aerith, Barret, Red XIII und die zur Gruppe stoßenden Yuffie, Cait Sith sowie die nicht spielbaren Cid und Vincent näher kennen. Hier schöpft Final Fantasy VII Rebirth das volle Potenzial aus und baut zugleich neue Möglichkeiten für den finalen dritten Teil auf. Lediglich zum Ende wird die Geschichte etwas unnötig kompliziert erzählt, das kann der Faszination, die Final Fantasy VII Rebirth ausstrahlt, jedoch nicht schaden.
Lebendige Welt
Während wir in Final Fantasy VII Remake ausschließlich in der technisierten Stadt Midgar unterwegs waren, führt uns Final Fantasy VII Rebirth in eine weite Welt ohne Ladezeit. Nach Prolog und dem als Rückblick auf Clouds Vergangenheit genutztem ersten Kapitel, finden wir uns in der Stadt Kalm und schon bald in den Weiten der Graslande wieder. Hier wird deutlich, wie riesig die offene Welt von Final Fantasy VII Rebirth ist. Sind wir im originalen Final Fantasy VII noch über eine weitgehend leere Weltkarte zwischen Kalm, der Chocobo-Farm und anderen Orten gereist, erstreckt sich nun vor uns eine endlos wirkende Weite. Wie in anderen Open-World-Spielen erwarten uns hier einige Aufgaben und Entdeckungen. Entsprechend weckt Final Fantasy VII Rebirth immer wieder unseren Erkundungs-Geist. Allerdings setzt das Rollenspiel auch auf typische Open-World-Beschäftigungen. Von Chadley, der bereits aus Final Fantasy VII Remake bekannt ist, erhalten wir verschiedene Aufgaben.
So sollen wir etwa Kämpfe unter bestimmten Bedingungen bestreiten, Türme aktivieren, Materia-Quellen untersuchen oder Beschwörungs-Schreine analysieren. Zwar wissen die Aufgaben durchaus kurzweilig zu motivieren, zu den größten Stärken von Final Fantasy VII Rebirth gehören sie aber nicht. Etwas anders ist es mit den Protosubstanz-Missionen, da diese mit mehr Geschichte sowie unerwarteten Aufgaben verbunden sind. Doch trotz der wenig einfallsreichen Open-World-Aufträge, garantieren diese, dass wir uns in der Welt umsehen und auf Erkundung gehen. Dabei helfen uns verschiedene Fortbewegungsmittel wie fünf Chocobo-Arten mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Diese müssen wir in den jeweiligen Regionen erst fangen, dürfen uns dann aber über nützliche Begleiter freuen. Während die gelben Chocobos der Graslande einfach nur schnell rennen, können die Berg-Chocobos der Junon-Region steile Abhänge erklimmen. Praktisch und essenziell. Später treffen wir nicht nur auf weitere Chocobo-Arten, sondern dürfen auch andere Fortbewegungsmittel nutzen.
Vielschichtige Kämpfe
Bei den Kämpfen haben wir wie schon in Final Fantasy VII Remake die Möglichkeit zwischen einer aktiven oder klassischen Variante zu wählen. Allerdings ist der Unterschied eher gering und bezieht sich vorwiegend darauf, dass auch der von uns direkt gesteuerte Charakter im klassischen Modus selbstständig angreift, abwehrt und agiert. Dadurch können wir uns ausschließlich auf den Einsatz von Fertigkeiten, Magie, Gegenständen und anderen Aktionen konzentrieren. Doch auch hier können wir jederzeit selbständig die Kontrolle übernehmen und den Gruppen-Anführer steuern. Ein schönes Detail, das es uns genauso wie die Schwierigkeitsgrade ermöglicht, Final Fantasy VII Rebirth an unsere Wünsche anzupassen.
Unabhängig davon, für welche Kampfsystem-Variante wir uns entscheiden, erwarten uns vielschichtige Auseinandersetzungen. Treffen wir in der offenen Welt auf Gegner, haben wir kurz die Gelegenheit, selbstständig den Kampf einzuleiten und damit einen Präventivschlag auszuführen. Die Konfrontationen finden direkt in der Welt statt und sind action- und effektreich inszeniert. Manchmal passiert sogar so viel, dass die Übersicht kurzzeitig verloren gehen kann. Wirklich negative Auswirkungen hat das aber nicht. Auf Knopfdruck führen wir Angriffe und Spezialmanöver aus. Sobald die ATB-Leiste gefüllt ist, dürfen wir verschiedene Aktionen ausführen. Neben Charakter- und Waffen-abhängigen Fertigkeiten sind das verschiedene Zauber, Gegenstände oder Synchron-Fähigkeiten. Zudem können wir bei voller Limit-Leiste einen besonderen Angriff durchführen oder sobald die Bestia-Anzeige gefüllt ist, ein mächtiges Wesen beschwören. Auch den am Kampf beteiligten beiden Gruppen-Mitgliedern dürfen wir Befehle erteilen. Außerdem können wir jederzeit zwischen den Charakteren unserer Dreier-Gruppe wechseln. Das alles spielt sich intuitiv und schon nach kurzer Zeit haben wir die Kämpfe verinnerlicht.
Flexible Anpassungen
Zusätzliche Tiefe erhält das Kampfsystem durch die Charakter-Anpassungen. In Waffen und Ausrüstung eingesetzte Materia, gewährt verschiedene aktive und passive Fähigkeiten. So werden etwa im Kampf einsetzbare Fertigkeiten und Zauber erst durch entsprechende Materias zugänglich. Damit nicht genug, hat Materia Wechselwirkungen zueinander, wenn sie in Slots eingesetzt sind, die miteinander verbunden sind. Zusätzlich können wir auch Waffen-spezifische Fertigkeiten ausrüsten. Diese hängen jedoch nicht nur von der ausgerüsteten Waffen, sondern auch vom Waffenlevel ab. Genauso wie Materia verbessern sich unsere Waffen durch den Einsatz mit der Zeit und es werden neue Waffenfertigkeiten freigeschaltet.
Die Charaktere selbst sammeln Erfahrungspunkte und steigen im Level auf, wodurch sie stärker werden. Außerdem erhöht sich auch die Gruppenstufe. Verdiente Waffenpunkte dürfen wir in für jeden Charakter individuellen Fertigkeitbäumen investieren. Dadurch schalten wir nicht nur Boni wie mehr Lebenspunkte und erhöhten Schaden, sondern auch neue Fertigkeiten frei. Besonders wichtig sind sind jedoch die Synchro-Fertigkeiten. Diese haben auf das Zusammenspiel von zwei Charakteren Einfluss. So führen beispielsweise Cloud und Aerith mit der Synchro-Fertigkeit Blütensturm gemeinsam magische Fernangriffe aus. Oder Cloud schleudert Tifa mit der Synchro-Fertigkeit Furiose Verfolgung mit seinem Schwert in die Luft. Da sich bei Synchro-Fertigkeiten die ATB-Leisten beider Charaktere füllen, lassen sie sich hervorragend in eine wahre Kombination an mächtigen Angriffen und Zaubern integrieren. Zudem gewähren die gemeinsamen Aktionen der Gruppenmitglieder zusätzliche Boni im Kampf. Spätestens daran zeigt sich, dass Final Fantasy VII Rebirth zum experimentieren einlädt. Da wir die Fertigkeitsbäume jederzeit kostenlos zurücksetzen können, sind unsere Möglichkeiten noch vielfältiger und größer. Einfach grandios.
Reichlich Beschäftigung
Abseits von Geschichte und Kämpfen erwarten uns auch neben den Open-World-Aufträgen einige Beschäftigungsmöglichkeiten. In jeder Region benötigen Menschen Hilfe, die wir natürlich gerne anbieten. Die Nebenquests mögen zwar eher simpel sein, erzählen aber kleine Geschichten, die uns tiefer in die Welt eintauchen lassen. Weitaus wichtiger ist jedoch, dass wir stets mehr über bestimmte Charaktere erfahren. Wenn wir beispielsweise dem Barkeeper in Kalm helfen, wird auch Tifas ehemalige Arbeit als Barkeeperin thematisiert. Das führt dazu, dass uns die Figuren noch mehr ans Herz wachsen. Hier zeigt sich, wie gut geschrieben die Charaktere sind.
Damit nicht genug bietet Final Fantasy VII Rebirth eine riesige Masse an Minispielen. Zwar dauert es etwas, bis die meisten davon verfügbar sind, dann kann die Anzahl aber durchaus erschlagend sein. Immerhin wird reichlich Abwechslung geboten. So gilt es etwa bei Mogry-Hasche die namensgebenden Wesen zu einem bestimmten Punkt zu scheuchen, ohne von ihren Attacken getroffen zu werden. Galopp de Chocobo hingegen ist ein klassisches Rennen, während uns Fort Kondor ein strategisches Erlebnis in retro-artiger Grafik bietet. Etwas umfangreicher fällt zudem das Kartenspiel Blut der Königin aus. Zwar sind die grundlegenden Regeln leicht zu verstehen, doch schnell zeigt sich, dass wir taktisch und überlegt vorgehen müssen. Außerdem ist es sinnvoll, unser Deck regelmäßig anzupassen, wenn wir neue Karten erhalten haben. Spätestens hier wird deutlich, dass Final Fantasy VII Rebirth deutlich umfangreicher ist als der Vorgänger. Lässt sich die Geschichte in dreißig bis vierzig Stunden abschließen, sollten für ein vollständiges Abschließen des Rollenspiels über hundert Stunden eingeplant werden.
Spektakuläre Präsentation
Optisch übertrumpft Final Fantasy VII Rebirth den wunderschönen Vorgänger problemlos. Das Rollenspiel erstrahlt in einer atemberaubenden Grafik. Zumindest gilt das für den Grafik-Modus. Dieser ist zwar auf eine Bildrate von dreißig FPS beschränkt, lässt Final Fantasy VII Rebirth dafür aber als Augenweide erstrahlen. Besonders in den Kämpfen trumpft das Rollenspiel mit spektakulären Effekten auf, ohne jemals merklich zu ruckeln. Zudem werden ein überaus scharfes Bild und sehr detaillierte Texturen in aufwändig gestalteten Umgebungen geboten. Die enorme Sichtweite in der offenen Welt und das erstklassige Physik-System unterstreichen die technische Brillanz zusätzlich. Kleinere Abstriche fallen jedoch beim Leistungs-Modus auf. Zwar werden hier sechzig FPS gehalten, wovon besonders die Kämpfe profitieren, das geht aber zulasten der Optik. Trotz bereits erschienener Updates und sinnvoller Anpassungen, ist es für ein besseres und runderes Spielerlebnis ratsam, den Grafik-Modus zu wählen.
Genauso wie die Grafik, wissen auch Sounduntermalung und Musik durchweg zu überzeugen. Das ist bei einem Final-Fantasy-Spiel wenig überraschend. Der Soundtrack ist absolut fantastisch, abwechslungsreich und überzeugt mit modernisierten Liedern des Originals genauso wie mit neuer Musik. Stets wird das Geschehen perfekt begleitet, was spürbar die erstklassige Atmosphäre unterstützt. Ähnliches gilt mit kleineren Einschränkungen auch für die deutsche Vertonung. Gerade die Hauptcharaktere wissen restlos zu überzeugen, allerdings wirken manche anderen Stimmen etwas lustlos und unbeteiligt. Dem positiven Gesamteindruck schadet das jedoch nicht. Die englische und japanische Synchronisation fallen diesbezüglich aber etwas besser aus. Dennoch bietet Final Fantasy VII Rebirth auch in der deutschen Sprachfassung ein faszinierendes, mitreißendes und atemberaubendes Rollenspiel-Erlebnis und gehört bereits jetzt zu den besten Spielen des Jahres.
Fazit
Endlich ist die lange Wartezeit vorbei, der fiese Cliffhanger von Final Fantasy VII Remake wird aufgelöst und die Geschichte in Final Fantasy VII Rebirth fortgesetzt. Es hat nur wenige Minuten gedauert, bis mich das Rollenspiel komplett in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen hat. Die spannende, emotionale Geschichte fasziniert, überrascht und bewegt von Anfang bis Ende. Auch kleinere Macken, wie der fehlende Mut, die neuen Ideen vollständig umzusetzen oder das etwas zu kompliziert erzählte Ende, ändern daran nichts. Zumal Final Fantasy VII Rebirth mit einer wunderschönen, lebendigen offenen Welt zum Erkunden einlädt. Hier hätte ich mir zwar etwas mehr Überraschungen und weniger Open-World-typische Aufgaben gewünscht, doch wirklich gestört hat mich das nicht. Dafür ist das Gameplay, die Welt und vor allem Geschichte und Charaktere zu herausragend. Lediglich die Masse an Minispielen kann erschlagend wirken, da diese aber optional sind, schadet das dem Gesamteindruck nicht. Final-Fantasy-VII- und Rollenspiel-Fans sollten sich Final Fantasy VII Rebirth auf keinen Fall entgehen lassen, aber zumindest den Vorgänger gespielt haben.
Kurzfazit: Trotz kleiner Schwächen ist Final Fantasy VII Rebirth ein Rollenspiel-Meisterwerk und bereits jetzt eines der besten Spiele des Jahres.
Vielen Dank an Square Enix für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Final Fantasy VII Rebirth!
Details
Titel: Final Fantasy VII Rebirth
Genre: Rollenspiel
Publisher: Square Enix
Entwickler: Square Enix
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet)
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 29. Februar 2024
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