Rezension: Spy Classroom – Vol. 1 (Blu-ray)

Ein Team aus den schlechtesten Spion-Schülerinnen des Landes soll in Spy Classroom Volume 1 mit ihrem neuen Lehrer eine als unausführbar geltende Mission erfüllen.

Ein verheerender und grausamer Weltkrieg hat Zerstörung und Tod gebracht. Nach dessen Ende sind die Nationen überzeugt, dass das Zeitalter des Krieges vorbei ist. Stattdessen werden die noch immer offenen Konflikte mit Spionen im Schatten ausgetragen. Die stets fröhliche Lily hat das Ziel, selbst eine Spionin zu sein und lernt bereits seit Jahren an einer speziellen Schule. Allerdings sind ihre Fähigkeiten miserabel. Dennoch wird sie für das geheimnisvolle Team „Tomoshibi“ rekrutiert. Diesem gehören ausschließlich Spioninnen an, die aus verschiedenen Gründen als hoffnungslose Fälle gelten. Angeleitet vom begabten Spion Klaus, sollen Lily und die anderen eine „unausführbare Mission“ mit einer Sterberate von über neunzig Prozent durchführen. Für die Vorbereitung bleibt ihnen nur ein Monat, doch Klaus ist ein schlechter Lehrer und so setzt er auf eine ungewöhnliche Methode, um den Mädchen die nötigen Fähigkeiten zu vermitteln.

Hoffnungslose Spioninnen

Spy Classroom Volume 1 beginnt ernst, düster und bedrückend. Zumindest die ersten Szenen zeigen den verheerenden Weltkrieg, dessen Ende das Zeitalter der Spionage eingeleitet hat. Damit wird die Ausgangslage der Action-Spionage-Slice-of-Life-Comedy-Serie knapp, aber ausreichend erläutert. Anschließend legen die ersten sechs Episoden der zwölfteiligen ersten Staffel recht bald auf Protagonistin Lily. Die fröhliche Schülerin will unbedingt Spionin werden und trainiert bereits seit Jahren an einer speziellen Schule. Allerdings sind ihre Fähigkeiten unterirdisch, weshalb es für sie umso überraschender ist, dass sie ihren vorläufigen Abschluss erhält und einem geheimnisvollen neuen Spionage-Team zugewiesen wird. Bereits hier zeigt Spy Classroom Volume 1 die beiden Seiten der Serie. Zum setzt die Geschichte auf klassische Spionage-Thriller-Elemente, verknüpft diese aber vor allem in der zweiten Hälfte mit Alltags-Ereignissen und Humor.

Das funktioniert durchaus, ist aber trotzdem ein ungewohnter Schnitt. So liegt der Fokus der ersten drei Episoden von Spy Classroom Volume 1 vor allem auf der als unausführbar geltenden Mission. Dafür werden Lily, Klaus und die anderen Hauptfiguren ausreichend vorgestellt. Anschließend wartet die Serie mit geheimen Operationen, Wendungen und Intrigen auf und präsentiert sich dabei als spannender und gut inszenierter Spionage-Thriller. Auch die Länge des ersten Handlungsbogens mit drei Episoden ist vollkommen ausreichend. Allerdings wird die Geschichte anschließend nicht fortgesetzt. Stattdessen konzentriert sich Spy Classroom Volume 1 in der zweiten Hälfte auf episodische Alltagsgeschichten, die während der Vorbereitung auf die unausführbare Mission angesiedelt sind. Aufgrund der Wendungen in den ersten drei Episoden ist das durchaus sinnvoll, da so manche Inszenierung wirksamer ist und überhaupt erst als überraschendes Element funktioniert. Dennoch wird der starke Wandel der Serie nicht jedem gefallen.

Sympathische Spioninnen

Unterhaltsam bleibt Spy Classroom Volume 1 aber durchgängig. Zwar nimmt die Spannung in der zweiten Hälfte etwas ab, dafür werden die Charaktere ausführlicher vorgestellt. So widmen sich zwei Episoden jeweils einer bestimmten Figur, wodurch diese viel Aufmerksamkeit erhalten. Doch auch die anderen Spioninnen des Teams Tomoshibi, erhalten mehr Profil. Dadurch steigt die sowieso bereits in den ersten drei Episoden aufgebaute Bindung zu ihnen und die Hauptfiguren werden noch sympathischer. Gerade das Zusammenspiel der Spioninnen untereinander oder mit ihrem Vorgesetzten und Lehrer Klaus, ist oftmals herrlich und unterstreicht den angenehmen Humor. Insgesamt gestaltet sich die zweite Hälfte trotz ebenfalls ernster Momente oder actionreicher Szenen weitaus friedlicher und fröhlicher. Negativ wirkt sich das aber nicht aus. Abzuwarten bleibt, wie sich die Serie im weiteren Verlauf entwickelt und ob der Fokus weiterhin auf der Vorstellung der Figuren sowie Alltagsgeschichten liegt oder ob der Spionage-Thriller-Anteil wieder zunimmt. Unabhängig davon bietet Spy Classroom Volume 1 gleichermaßen packende und wendungsreiche sowie fröhliche, leichtgängige und witzige Unterhaltung.

Optisch überzeugt Spy Classroom Volume 1 mit einem schönen Zeichenstil, detailreichem Charakterdesign und flüssigen Animationen. Dabei sind die Figuren individuell gestaltet, was ihnen viel Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert gibt. Angesichts der recht großen Gruppe an Hauptcharaktere ist das überaus wichtig. Hier gelingt es der Serie stets den Überblick zu wahren, was auch den sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten der Spioninnen zu verdanken ist. Dazu trägt die sehr gute deutsche Synchronisation viel bei. Begleitet wird das Geschehen zudem von einer gelungenen Sound- und Musik-Kulisse.

Fazit

Spy Classroom Volume 1 bietet in den ersten sechs Episoden zwei grundverschiedene Ansätze. Präsentiert sich die Serie in der ersten Hälfte vor allem als spannende, wendungsreiche, aber auch leichtgängige Spionage-Thriller-Geschichte, setzt die zweite Hälfte auf kurzweilige und fröhliche Alltagsgeschichten. Das wird wahrscheinlich nicht jedem gefallen, hat mich aber sehr gut unterhalten. Es ist sinnvoll, die Ereignisse während des Trainings der Hauptfiguren erst in der zweiten Hälfte zu erzählen, um die Wirkung mancher Wendung zu erhalten. Zumal ich sowieso den Eindruck hatte, dass die Vorbereitung auf die unausführbare Mission etwas zu kurz gekommen ist. Ob der gewählte Ansatz wirklich der beste ist, ist Geschmackssache. Für mich funktioniert Spy Classroom Volume 1 gleichermaßen als spannende Spionage-Thriller- und leichtgängige Slice-of-Life-Comedy-Serie. Das ist auch den sympathischen Charakteren zu verdanken. Gerne möchte ich mehr über Lily und die anderen erfahren, was mir die zweite Hälfte von Volume eins ermöglicht. Dennoch hoffe ich, dass die Serie in den sechs weiteren Episoden von Staffel eins auch wieder stärkere packende Spionage-Thriller-Elemente erhält. Fans beider Ausrichtungen sollten Spy Classroom Volume 1 eine Chance geben.

Kurzfazit: Spannender und leichtgängiger Spionage-Thriller-Slice-of-Life-Comedy-Serien-Auftakt, der mit sympathischen Charakteren und packender wie kurzweiliger Geschichte abwechslungsreiche Genre-Unterhaltung bietet.

Vielen Dank an peppermint anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Spy Classroom – Vol. 1!

Details
Titel: Spy Classroom – Vol. 1
Originaltitel: Spy Kyōshitsu
Genre: Spionage, Thriller, Slice of Life, Comedy
Regie: Keiichirou Kawaguchi
Studio: feel.
Produktionsjahr: 2022/2023
Laufzeit: ca. 150 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Clean Opening, Clean Ending
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 22. März 2024
Herstellerseite: peppermint anime
Herstellerpartnershop: Spy Classroom – Vol. 1 bei Akiba Pass Shop

©Takemachi, Tomari/ KADOKAWA/ SPY ROOM Partners