Rezension: Tomb Raider I-III Remastered (PS5)
Lara Croft kehrt mit ihren drei ersten Abenteuern in Tomb Raider I-III Remastered in überarbeiteter Neufassung zurück.
Von Oktober 1996 bis November 1998 veröffentlichten Entwicklerstudio Core Design und Publisher Eidos Interactive die ersten drei Tomb-Raider-Spiele fast im jährlichen Rhythmus. Als Lara Crofts erstes Abenteuer am 24. Oktober 1996 erstmals für Sega Saturn und knapp einen Monat später für die erste PlayStation erschien, setzte das Action-Adventure Maßstäbe. Tomb Raider beeinflusste nachhaltig, wie 3D-Spiele und Action-Adventure funktionieren. Protagonistin Lara Croft erfreut sich bis heute großer Beliebtheit und gehört zu den bekanntesten Videospiel-Charaktere überhaupt. Über sechsundzwanzig Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Tomb-Raider-Teils haben die Portierungs- und Remaster-Experten von Aspyre den ersten drei Spielen eine überarbeitete und dennoch möglichst Originalgetreue Neuauflage für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, PC und Nintendo Switch spendiert.
Klassische Abenteuer
Vor dem Kauf von Tomb Raider I-III Remastered sollte jedem Action-Adventure-Fan bewusst sein, dass die drei Spiele trotz der Anpassungen keineswegs mit modernen Standards mithalten können. Zwar erstrahlen die Action-Adventure in einer schickeren Grafik, doch diese kann mit heutigen Spielen nicht mithalten und auch beim Gameplay bleibt alles beim Alten. Quality-of-Life-Funktionen suchen wir in der Remaster-Trilogie zudem vergebens. Dazu zählt auch die fehlende Auto-Speicher-Funktion. Wer nicht regelmäßig manuell abspeichert – und dabei kann es leicht passieren, stattdessen versehentlich einen alten Spielstand zu laden – verliert im Fall eines Todes mitunter viel Fortschritt. Selbst Level-Abschlüsse reichen nicht aus und so finden wir uns bei Unachtsamkeit auch mal im vorherigen Level wieder, wenn unser letzter Speicherstand hier platziert ist. Das ist ärgerlich und hätte zumindest optional ausgebessert werden müssen. Schließlich hat Aspyr den drei Tomb-Raider-Spielen neben der klassischen Panzersteuerung auch eine moderne Steuerung mit beiden Analog-Sticks spendiert. Das ist aber auch die einzige wirkliche Modernisierung.
Ansonsten entsprechen die drei Action-Adventure genau dem, was wir aus den späten 1990er-Jahren kennen. Als Lara Croft erkunden wir alte Ruinen, bekämpfen Wölfe, Bären, Tiger oder auch mal einen T-Rex und lösen allerlei Rätsel. Das kann durchaus auch heute noch spaßig sein, wenn wir uns darauf einlassen können. Von unserer Bereitschaft, die teilweise Sperrigkeit der Action-Adventure zu akzeptieren, hängt maßgeblich davon ab, ob Tomb Raider I-III Remastered etwas für uns ist. Daran ändert auch die moderne Steuerung wenig, da diese zwar gut funktioniert, aber trotzdem mit den Problemen der drei Spiele zu kämpfen hat. So lässt sich Lara trotz allem nicht punktgenau steuern und Sprünge fühlen sich weiterhin hölzern an. Der Grund dafür sind die auf den Originalen basierenden Animationen und Fähigkeiten der Protagonistin. Schließlich laufen Tomb Raider, Tomb Raider II und Tomb Raider III trotz der modernen Optik und Steuerung noch immer auf der Grundlage der ursprünglichen Spiele. Das zeigt sich auch daran, dass wir per Knopfdruck jederzeit in die alte Grafik wechseln können. Eine wirklich schöne Möglichkeit, die uns immer wieder staunen lässt, wie viel Aspyr aus den drei Tomb-Raider-Spielen rausgeholt hat.
Spürbare Macken
Die Treue zu den Originalen bedeutet allerdings auch, dass die Kamera immer wieder hängen bleibt, Sprünge schwer zu kontrollieren sind oder Lara mit einem viel zu großen Schritt Richtung Kante geht und entsprechend abstürzt. Nicht selten sind wir an Sprung-Passagen nur gescheitert, weil keine der beiden Steuerungsvarianten uns das Gefühl gegeben hat, Lara wirklich gut kontrollieren zu können. Das mag das originale Spielgefühl wiedergeben, von einem Remaster erwarten wir aber mehr. Zumindest optionale Anpassungen und Quality-of-Life-Funktionen wären Pflicht gewesen und Tomb Raider I-III Remastered wäre eine wesentlich bessere Neuauflage der Action-Adventure-Klassiker.
Das soll natürlich nicht bedeuten, dass Tomb Raider, Tomb Raider II und Tomb Raider III schlechte Spiele sind. Trotz ihres Alters ist noch immer erkennbar, welche Qualitäten sie einst ausgezeichnet haben. So Bedeutsam wie der erste Teil sind die Nachfolger zwar nicht, dennoch wissen auch die beiden späteren Lara-Abenteuer grundsätzlich zu überzeugen. Zumindest mit der notwendigen Nostalgie oder Retro-Liebe. Entsprechend dürfte Tomb Raider I-III Remastered vor allem alte Fans ansprechen, die ihre Kindheits- oder Jugend-Erinnerungen erneut erleben wollen. Diese erhalten immerhin gut funktionierende Neuauflagen inklusive der jeweiligen Erweiterungen der drei enthaltenen Spiele. Etwas mehr Extras wären jedoch schön gewesen.
Zudem kann die Technik nicht durchweg überzeugen. Die neue Grafik ist im Vergleich zur ursprünglichen Optik ein großer Schritt und kann sich auch aufgrund der stilistischen Nähe zu den Originalen wirklich sehen lassen. Dafür fällt die Framerate beim Umschalten auf die alte Grafik unerklärlicher Weise spürbar ab und die Spiele laufen nicht nur langsamer, sondern neigen auch zu Rucklern. Besonders in Kombination mit der modernen Steuerung fällt das teilweise störend auf. Zusätzlich sind wir mehrmals und an verschiedenen Stellen in allen drei Spielen in Wänden oder an Decken hängen geblieben. Als Lösung hat lediglich das Laden eines Spielstands geholfen. Überaus ärgerlich. Abgesehen davon sind uns immerhin keine weiteren Bugs aufgefallen und die meiste Zeit konnten wir Tomb Raider I-III Remastered als klassische Action-Adventure-Erfahrung erleben.
Fazit
Obwohl ich die ersten drei Tomb-Raider-Spiele erst einige Jahre nach der Erstveröffentlichung erlebt habe, gehören Lara Crofts Abenteuer für mich zu den bedeutendsten Videospielen aller Zeiten. Besonders der erste Teil hat Maßstäbe für 3D-Spiele gesetzt. Entsprechend gespannt war ich, wie die Klassiker als überarbeitete Neuauflagen funktionieren. Leider hat mich Tomb Raider I-III Remastered etwas enttäuscht. Grundsätzlich ist die Umsetzung der Original-Trilogie gelungen. Besonders die moderne Grafik gefällt mir und der Wechsel zur Original-Optik ist ein schönes Mittel um zu sehen, wie stark sich Umgebungen, Charakter- und Gegnermodelle verändert haben. Allerdings zeigt sich auch, dass die ersten drei Tomb-Raider-Spiele eher mäßig gealtert sind und Aspyr zu wenig getan hat, um die Defizite auszugleichen. Die moderne Steuerung hätte mehr Feinschliff benötigt und einige Quality-of-Life-Funktionen – vor allem eine Auto-Speicher-Option – wären Pflicht gewesen. Zusätzlich erlaubt sich die Remaster-Trilogie einige technische Macken wie eine spürbar niedrige Framerate in Original-Grafik oder Bugs. Das ist alles nicht so schlimm, dass die Spiele nicht spielbar wären, ärgerlich ist es trotzdem. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen. So kann ich Tomb Raider I-III Remastered nur Lara-Croft-Fans mit entsprechender Nostalgie oder überzeugten Retro-Fans empfehlen.
Kurzfazit: Grundsätzlich ordentliche Remaster-Trilogie, die drei Klassiker zurückbringt, aber im Detail unter zu vielen Macken leidet und vor allem nostalgische Fans ansprechen dürfte.
Vielen Dank an Konami für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tomb Raider I-III Remastered!
Details
Titel: Tomb Raider I-III Remastered
Genre: Action-Adventure
Publisher: Aspyr Media
Entwickler: Core Design, Aspyr Media
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 14. Februar 2024
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