Rezension: Baten Kaitos I & II HD Remaster (Switch)

Kalas und Sagi erleben in Baten Kaitos I & II HD Remaster zwei Rollenspiel-Abenteuer in überarbeiteter Version.

Seit Baten Kaitos: Die Schwingen der Ewigkeit und der verlorene Ozean nach Xenogears Episode I als zweites Spiel von Xenoblade-Chronicles-Studio Monolith Soft im Dezember 2003 exklusiv für den GameCube in Japan erschienen ist, sind mittlerweile über zwanzig Jahre vergangen. Bereits im September 2023 spendierte Bandai Namco dem japanischen Rollenspiel, das im April 2005 auch in Europa veröffentlicht wurde, eine Neuauflage für die Nintendo Switch. Allerdings umfasst Baten Kaitos I & II HD Remaster nicht nur den ersten Teil, sondern auch den 2006 ausschließlich in Japan und Nordamerika veröffentlichten Prequel-Nachfolger Baten Kaitos Origins. Für das Switch-Remaster wurde den beiden GameCube-Klassikern eine aufgehübschte Grafik und neue Quality-of-Life-Funktionen spendiert. Die damaligen Besonderheiten wie die vorgerenderten Hintergründe, die Mitte der 2000er bereits 3D-Umgebungen wichen, sowie das Kampfsystem mit Magnus genannten magischen Karten, wissen genauso wie das restliche Gameplay und die Geschichten auch heute noch zu überzeugen.

Geisterhafte Perspektive

In den Baten-Kaitos-Spielen folgen wir zwar der Geschichte der jeweiligen Hauptfiguren Kalas beziehungsweise Sagi, doch wir verkörpern sie nicht direkt. Stattdessen übernehmen wir die Rolle eines selbst benannten Schutzgeistes, der den jeweiligen Protagonisten begleitet. Hierbei durchbrechen die Rollenspiele auch die Vierte Wand, wenn uns die Charaktere in unserer Rolle als Schutzgeist direkt ansprechen. Regelmäßig reagieren wir auf Fragen oder dürfen Situationen kommentieren. Allerdings wählen wir dabei stets nur aus zwei Antworten und beeinflussen damit nicht die Geschichten, sondern lediglich den groben Verlauf des aktuellen Dialogs. Trotzdem ist die Einbindung unserer Identität als Schutzgeist überaus gelungen und hat auch Einfluss auf den Blickwinkel und die Erzähl-Perspektive der Geschichte. Zudem sind Kalas und Sagi dadurch, dass sie einen Schutzgeist an ihrer Seite haben, besondere Menschen, was auch entsprechende Reaktionen ihres Umfeldes mit sich bringt.

Dennoch spielen wir beim Gameplay Kalas beziehungsweise Sagi und ihre Begleiter. Deshalb sind wir als Schutzgeist eher ein Beobachter, der immer mal wieder einbezogen wird, während die jeweiligen Hauptfiguren der beiden Rollenspiele als wirkliche Akteure fungieren. Deshalb spielen sich die Baten-Kaitos-Teile auch relativ gewohnt. Als Kalas oder Sagi erkunden wir die aus vorgerenderten Hintergründen bestehenden und mit einer Weltkarte verbundenen Umgebungen wie Städte, Wälder, Tempel und dergleichen, führen Gespräche und schreiten in den linear erzählten Geschichten voran. Dabei wissen Baten Kaitos: Die Schwingen der Ewigkeit und der verlorene Ozean und Baten Kaitos Origins mit spannenden Geschichten voller Wendungen und gut geschriebener Figuren zu fesseln.

Wendungsreiche Geschichten

Baten Kaitos: Die Schwingen der Ewigkeit und der verlorene Ozean erzählt von dem achtzehnjährigen Söldner Kalas, der versehentlich in einem verbotenen Wald das Siegel einer bösen Gottheit öffnet. Anschließend muss er auf seiner Suche nach Rache an einem imperialen Offizier, auch dabei helfen, die finsteren Pläne des Imperiums zu verhindern und die aus fliegenden Insel bestehende Welt zu retten. Unterstützt wird er dabei unter anderem von Xelha, die uns früh im Spiel begegnet und eng mit den Ereignissen um das gebrochene Siegel und dem Kampf gegen das Imperium verbunden ist.

Sagi ist in Baten Kaitos Origins hingegen das neueste Mitglied einer Spezialeinheit des Imperiums. Zwanzig Jahre vor dem ersten Teil angesiedelt, erhalten wir zu Spielbeginn einen zweifelhaften Auftrag, der schließlich dazu führt, dass Sagi als Verräter gejagt wird. Gemeinsam mit unserem roboterhaften Begleiter Guillo und der geheimnisvollen Milly, muss Sagi fliehen, seine Unschuld beweisen und die politischen Intrigen hinter den Vorfällen aufdecken. Dabei begegnen uns, dank der recht kurzen Zeit, die Baten Kaitos Origins vor dem ersten Teil spielt, auch bekannten Figuren in einer jüngeren Version. Deshalb ist es ratsam, die beiden Rollenspiele in ihrer Veröffentlichungs-Reihenfolge und nicht chronologisch zu spielen. Obwohl die Heldengruppe in Baten Kaitos Origins mit drei Charakteren kleiner ausfällt als in Baten Kaitos: Die Schwingen der Ewigkeit und der verlorene Ozean, sind sie uns genauso ans Herz gewachsen wie Kalas und seine Freunde. Das ist zum einen ihren vielschichtigen Persönlichkeiten und zum anderen dem Charme beider Gruppen zu verdanken.

Kämpfen mit Karten

Treffen wir in den zahlreichen Wäldern, Ruinen und anderen Dungeons auf Gegner, wechseln beide Baten-Kaitos-Spiele in einen Kampfbildschirm. Hier agieren wir rundenbasiert, wobei Baten Kaitos Origins mit einer Zeitleiste für jeden Charakter Action orientierter ist als der erste Teil. Gemeinsam haben die Rollenspiele das Karten-Kampfsystem. So stellen wir im Vorfeld Decks aus den sogenannten Magnus zusammen. Diese dienen als Angriffe, für Verteidigung oder Gegenstände, die wir einsetzen können. Während im ersten Baten Kaitos jeder Charakter ein individuelles Deck besitzt, teilt sich die Gruppe in Baten Kaitos Origins eines. Das sorgt für unterschiedlichen taktischen Anspruch, erfordert aber in beiden Spielen taktisches und überlegtes Vorgehen. So reihen wir in Baten Kaitos: Die Schwingen der Ewigkeit und der verlorene Ozean, unsere Karten sinnvoll aneinander, um mächtige Kombinationen zu erzielen. In Baten Kaitos Origins hingegen müssen Karten aufeinanderfolgende Zahlen haben, damit wir sie ausspielen können. Ein deutlicher Unterschied, der zu verschiedenen Ansprüchen und Taktiken führt.

Zudem müssen wir auf Resistenzen und Schwächen von Gegnern achten. Greifen wir beispielsweise als Kalas mit einem Feuerschwert an, verursachen wir neben dem physischen Schaden auch Feuerschaden. Je nach Beschaffenheit des Gegners erhalten wir auf den Elementarschaden Boni oder Mali. Ebenfalls wichtig ist, dass wir nicht in einer Angriffsrunde mit einem Charakter gegensätzliche Karten ausspielen. Nutzen wir nach unserem Feuerschwert beispielsweise noch ein Wasserschwert, werden die beiden verursachten Elementarschadens-Arten gegenübergestellt und lediglich die Differenz bleibt bestehen. Gerade mit Zeitbegrenzung bei der Auswahl der Karten, sorgt das für Druck, der die Spannung in den Kämpfen zusätzlich erhöht. Obwohl uns das Kampfsystem von Baten Kaitos: Die Schwingen der Ewigkeit und der verlorene Ozean etwas besser gefallen hat, kann auch Baten Kaitos Origins hierbei überzeugen und die Auseinandersetzungen garantieren in beiden Teilen viel Spielspaß.

Heiliges Leveln

Ungewöhnlich ist das Levelsystem der beiden Rollenspiele. Besonders Baten Kaitos: Die Schwingen der Ewigkeit und der verlorene Ozean weicht von bekannten Standards ab. Zwar sammeln wir klassisch Erfahrungspunkte, erhalten aber keine direkten Levelaufstiege. Stattdessen müssen wir über spezielle Speicherpunkte eine in einer anderen Dimension gelegene Kirche aufsuchen. Hier können wir die gesammelten Erfahrungspunkte nutzen, um unsere Charaktere aufleveln zu lassen. Dabei erhalten wir Boni, wenn wir mehrere Level gleichzeitig erhöhen, weshalb es lohnenswert ist, Erfahrungspunkte zu sparen, auch wenn dadurch die Kämpfe schwieriger werden können. Zusätzlich können wir den Rang der Charaktere erhöhen, sofern wir die richtigen Gegenstände besitzen. Das führt dazu, dass die Decks größer werden und mehr Karten im Kampf auf der Hand gehalten werden können. Auch die Kombo-Länge wird erhöht. Allerdings haben wir zugleich weniger Zeit, um unsere Karten in Kämpfen auszuspielen. Baten Kaitos Origins hingegen gewährt uns Levelaufstiege klassisch, sobald wir ausreichend Erfahrungspunkte nach einem Kampf angesammelt haben. Die Kirche dürfen wir aber trotzdem besuchen. Statt unser Level, verbessern wir hier unseren Rang.

Abseits der Geschichte warten einige Nebenquests auf uns. Diese erzählen kleine Geschichten und können relativ simpel ausfallen oder umfangreich sein. Da die Aufgaben nicht in einem Questlog festgehalten werden, müssen wir uns selbst merken, welche Aufträge wir wo zu erfüllen haben und was wir dafür benötigen. Außerdem kommen spezielle Magnus zum Einsatz, mit denen wir Objekte aus der Umgebung einsammeln und bei uns tragen können. So erhalten wir etwa an einem Brunnen Wasser oder bei einem Kamin Feuer. Dieses können wir anschließend an einem anderen Ort einsetzen. Zu beachten ist, dass sich die in den Magnus eingeschlossenen Gegenstände mit der Zeit verändern. Obst kann verfaulen und aus Milch wird Käse. Ein interessanter Kniff, der gekonnt in die Quests eingebunden ist.

Charmant-atmosphärische Präsentation

Als Neuauflage von zwei GameCube-Klassikern, ist Baten Kaitos I & II HD Remaster, die Herkunft der beiden Rollenspiele durchaus anzusehen. Dennoch weiß die Optik mehr als nur zu überzeugen. Die Auflösung wurde angemessen erhöht und die Grafik entsprechend aufgehübscht. Zudem wissen die vorgerenderten Hintergründe und die 3D-Charakter-Modelle auch heute noch zu gefallen. Gerade die Liebe zum Detail fällt auf und trägt viel zum Charme der Baten-Kaitos-Spiele bei. Zusätzlich weiß auch die technische Umsetzung durchweg zu überzeugen. Dank neuer Quality-of-Life-Funktionen haben wir nun auch die Möglichkeit, Kämpfe zu umgehen, Gegner mit einem Schlag zu besiegen oder die Spielgeschwindigkeit spürbar zu erhöhen. Sehr schön, da so das in japanischen Rollenspielen oft obligatorische Level-Grinding wesentlich vereinfacht wird und weniger nervig ausfällt.

Untermalt wird das Geschehen von einem stimmungsvollen Soundtrack, der schon auf dem GameCube zu den besten seiner Zeit gehörte und nichts von seiner Qualität verloren hat. Bedauerlich ist allerdings, dass die auf dem GameCube noch vorhandene englische Sprachausgabe gestrichen wurde. Stattdessen bietet Baten Kaitos I & II HD Remaster lediglich japanische Vertonung. Das ist angesichts der Qualität der englischen Synchronisation zwar verschmerzbar, dennoch wäre eine vollständige Veröffentlichung wünschenswert gewesen. Dafür dürfen wir uns bei Baten Kaitos: Die Schwingen der Ewigkeit und der verlorene Ozean über mehrsprachige Texte, unter anderem in deutsch, freuen. Anders sieht es bei Baten Kaitos Origins aus. Da der zweite Teil nie in Europa erschienen ist und somit keine Übersetzungen abseits von Englisch angefertigt wurden, müssen wir uns auch beim Remaster mit englischen Texten begnügen. Hier hätte Bandai Namco der Rollenspiel-Neuauflage gerne auch mehrsprachige Texte spendieren können. Allerdings ist es nachvollziehbar, dass dies wahrscheinlich für eine Neuauflage von GameCube-Klassikern, die dennoch Nischentitel sind, schlicht zu teuer gewesen wäre. Trotzdem schränkt die Sprachbarriere möglicherweise den Spielspaß ein. Unabhängig davon bietet Baten Kaitos I & II HD Remaster ein fantastisches Japan-Rollenspiel-Erlebnis, das sich auch nur für eines der beiden Spiele lohnt.

Fazit

Baten Kaitos: Die Schwingen der Ewigkeit und der verlorene Ozean gehört zu meinen Lieblings-Japan-Rollenspielen aller Zeiten. Auf dem GameCube rangiert der Titel von Monolith Soft auf einer Position mit Tales of Symphonia und ringt um den Platz als bestes Rollenspiel für die Würfelkonsole. Die HD-Remaster-Neuauflage hat mich sofort wieder gefesselt und bewiesen, weshalb das Rollenspiel so großartig ist. Dank Baten Kaitos I & II HD Remaster kann ich endlich auch Baten Kaitos Origins spielen. Trotz der bedauerlicherweise fehlenden deutschen Übersetzung kann mich die Prequel-Fortsetzung ähnlich begeistern wie der erste Teil. Das taktische Karten-Kampfsystem, die vielschichtigen Charaktere und die wendungsreichen Geschichten sorgen dafür, dass es mir schwerfällt, den Controller wieder aus der Hand zu legen. Fans japanischer Rollenspiele sollten sich Baten Kaitos I & II HD Remaster auf keinen Fall entgehen lassen.

Kurzfazit: Rückkehr von zwei fantastischen Japan-Rollenspiel-Klassikern in einem fast perfekten Remaster.

Details
Titel: Baten Kaitos I & II HD Remaster
Genre: Rollenspiel
Publisher: Bandai Namco
Entwickler: Logicalbeat Co. Ltd., Monolith Soft, tri-Crescendo
Spieler: 1
Syteme: Switch
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 15. September 2023