Rezension: Lonely Castle in the Mirror (Roman)

Ein Raum in einem wundersamen Schloss soll Mobbingopfer und Schulverweigerin Kokoro und sechs anderen Jugendlichen in Lonely Castle in the Mirror einen Wunsch gewähren.

Kokoro kann nicht mehr zur Schule gehen. Schon beim bloßen Gedanken daran bekommt sie starke Bauchschmerzen. Zu viel ist in der Schule vorgefallen, zu viel musste die Mittelschülerin erleiden. Selbst die unterstützende Hilfsschule für Schulverweigerer ist für Kokoro eine zu große Hürde. Deshalb verbringt sie ihre Tage alleine zu Hause in ihrem Zimmer. Eines Tages beginnt ihr Spiegel zu leuchten und sie landet in einem wundersamen Schloss. Dort trifft sie sechs andere Jugendliche, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Gemeinsam erhalten sie von einem Mädchen mit Wolfsmaske, das sich Wolfskönigin nennt, die Aufgabe, einen Schlüssel zu finden. Dieser öffnet die Tür zu einem geheimnisvollen Raum, in dem jedoch nur einem von ihnen ein Wunsch erfüllt werden kann.

Emotionale Wünsche

Mizuki Tsujimuras Roman Lonely Castle in the Mirror wurde bereits als fünfteilige Manga-Reihe, die ebenfalls bei Hayabusa erscheint, und Anime-Film, dessen deutsche Veröffentlichung bei KSM Anime noch aussteht, adaptiert. Die Fantasy-Drama-Geschichte erzählt von Mittelschülerin Kokoro, die bereits zu Beginn des Romans nicht mehr zur Schule gehen kann. Gefühlvoll führt die Autorin an die Protagonistin heran, offenbart ihren inneren Schmerz und die psychische Belastung, die ihr zusetzt. Dabei ist Lonely Castle in the Mirror in drei Trimester mit jeweils vier Monaten eingeteilt. Lediglich zum Ende weicht der Roman ein wenig von diesem Konzept ab. Weitgehend ist die Geschichte von Kokoro in dem wundersamen Schloss der Wolfskönigin jedoch klar strukturiert.

So beginnt die Handlung im Mai und somit etwa einen Monat nach Beginn des Schuljahres in Japan. Allzu lange lässt sich die Geschichte nicht Zeit, bis Kokoro erstmals durch ihren Spiegel in das Schloss gelangt und nicht nur die Wolfskönigin, sondern auch sechs andere Jugendliche trifft. Aki, Fuka, Rion, Masamune, Subaru und Ureshino sind genauso gut geschrieben wie Kokoro und im Verlauf des Romans wird deutlich, dass die sieben Hauptfiguren unter ganz persönlichen Problemen und Ängsten leiden. Dabei spielt vor allem Mobbing eine große Rolle. Lonely Castle in the Mirror versteht es hervorragend, eine emotionale Geschichte mit ernsten Themen auf angenehme Weise zu erzählen. So verbringen die sieben Jugendlichen viel Zeit gemeinsam in dem Schloss, lernen sich kennen und zeigen gerade zu Beginn nur wenig Interesse an der Suche nach dem Schlüssel. Vielmehr nutzen sie die wundersame Welt in ihrem Spiegel als Rückzugsort, während sie eigentlich in der Schule sein müssten. Dadurch wachsen einem Kokoro und die anderen unweigerlich ans Herz und es fällt trotz manch unsympathischer Eigenschaft oder Entscheidung leicht, stets mit ihnen zu fühlen und nur das Beste für sie zu wünschen.

Hier gelingt es Mizuki Tsujimura auf erstklassige Weise tiefgründige, vielschichtige und glaubhafte Charaktere zu erschaffen. Es ist faszinierend wie bewegend und mitreißend das Schicksal der Jugendlichen ist und wie leicht die Geschichte emotional mitnimmt – inklusive Kloß im Hals. Gleichzeitig wird Lonely Castle in the Mirror nie zu düster, sondern hält die richtige Tonalität, um nicht ins Überdramatische abzurutschen, was bei den ernsten Themen mehr als angemessen ist. Zwar ist eine wichtige Wendung potenziell zu erahnen, das hat jedoch keine negative Auswirkungen auf die Faszination des Fantasy-Drama-Romans. Zumal es immer wieder zu Aha-Momenten kommt, wenn Geheimnisse gelüftet und neue Details offenbart werden. Auf diese Weise versteht es Lonely Castle in the Mirror auch dank des schönen Schreibstils, der einen angenehmen Lesefluss garantiert, bis zum Ende zu fesseln, zu unterhalten, zu bewegen und mitzureißen.

Fazit

Lonely Castle in the Mirror ist ein Ausnahme-Roman. Die Geschichte von Mizuki Tsujimura hat mich berührt und trotz der emotionalen Momente und ernsten Themen auch immer wieder angenehm unterhalten und manchmal amüsiert. Kokoro, Aki, Fuka, Rion, Masamune, Subaru und Ureshino sind sympathische, vielschichtige, glaubhafte Hauptfiguren, die ich mit der Zeit immer mehr ins Herz geschlossen habe und deren Schicksale mir nah gegangen sind. Gerade aufgrund ihrer harten Erlebnisse, ist Lonely Castle in the Mirror oftmals emotional und versteht es auf gefühlvolle Weise zu bewegen. Dadurch hatte ich mehrmals einen Kloß im Hals, während ich an anderen Stellen aufgrund des gut eingebundenen Humors und des erstklassigen Zusammenspiels der Charaktere schmunzeln oder sogar lachen musste. Bis zum Ende hat mich der Fantasy-Drama-Roman gefesselt und nicht mehr losgelassen. Zu verdanken ist das auch dem schönen Schreibstil und dem angenehmen Lesefluss. Fans emotionaler Geschichten sollten sich Lonely Castle in the Mirror auf keinen Fall entgehen lassen.

Kurzfazit: Emotional bewegender Fantasy-Drama-Roman, der getragen von den vielschichtigen, glaubhaften und sympathischen Hauptfiguren eine gefühlvolle Geschichte mit ernsten Themen erzählt und bis zum Ende fesselt.

Vielen Dank an Carlsen für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Lonely Castle in the Mirror – Roman!

Details
Titel: Lonely Castle in the Mirror
Originaltitel: Kagami no Kojō
Genre: Fantasy, Mystery, Drama
Verlag: Hayabusa
Autorin: Mizuki Tsujimura
Cover Illustration: Zennosuke
Seiten: 464
Preis: 15,00 €
ISBN: 978-3-551-62414-7
Verlagsseite: Lonely Castle in the Mirror (Roman) bei Carlsen
Erscheinungsdatum: 26. September 2023

© 2017 by Mizuki Tsujimura / POPLAR Publishing Co., Ltd.
© 2023  Carlsen Verlag GmbH

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