Rezension: Super Mario Bros. Wonder (Switch)
Mario und Co wollen in Super Mario Bros. Wonder das Blumenkönigreich vor den fiesen Plänen Bowsers retten.
Gemeinsam mit Luigi, Peach, Daisy, zwei Toads, Toadette und Yoshi, ist Mario ins Blumenkönigreich eingeladen worden. Bei den Feierlichkeiten von Prinz Florian taucht jedoch Bowser auf, bemächtigt sich der Wunderblume und verschmilzt mit Florians Schloss. Die neu erlangte Macht ermöglicht es Bowser, Chaos im Blumenkönigreich zu verbreiten. Natürlich brechen Mario, Florian und die anderen sofort auf, um Bowsers Pläne zu vereiteln. Wie in Super-Mario-Spielen üblich, bleibt die Geschichte eher simpel. Zwar werden die Prinzessinnen Peach und Daisy nicht entführt, aber sonst entspricht die Handlung ganz dem gewohnten Konzept eines 2D-Jump-&-Runs mit Mario. Allerdings ist das einer der wenigen Faktoren von Super Mario Bros. Wonder, der nicht vor Kreativität und Frische strotzt. Denn bei Gameplay, Neuerungen und Ideen, übertrumpft sich Nintendo selbst und liefert das beste 2D-Jump-&-Run seit sehr langer Zeit.
Wundersames Blumenkönigreich
Wie die Geschichte bereits verrät, verschlägt es uns in Super Mario Bros. Wonder ins Blumenkönigreich. Dieses liegt nicht weit entfernt vom Pilzkönigreich. Damit wird uns direkt ein neuer Schauplatz mit eigenen Regenten und somit vielen Gestaltungsmöglichkeiten geboten. Zwar bleibt Super Mario Bros. Wonder in den Welten, in die das Blumenkönigreich eingeteilt ist, einigen Grundkonzepten treu und präsentiert uns Wiesen-, Wüsten-, Eis- oder Geister-Level, doch auch hierbei zeigt das Jump & Run ungeahnte Kreativität. Alleine die neue Grafik-Engine mit ihren erstklassigen Animationen und der überzeichneten Darstellung der Level, zeigt schon, welchen Fortschritt Super Mario Bros. Wonder im Vergleich zu den bisherigen 2D-Super-Mario-Jump-&-Runs bedeutet. Ein derartig frisches und unverbrauchtes Gefühl hatten wir seit den Mario-Spielen auf dem SNES nicht mehr.
Neben den einfallsreichen Leveln, die uns immer wieder ins Staunen versetzen, ist das auch den neuen Gameplay-Elementen zu verdanken. Natürlich bleibt das Genre-Grundprinzip unangetastet. Wahlweise als Mario, Luigi, Peach, Daisy, gelber Toad, blauer Toad, Toadette, grüner Yoshi, roter Yoshi, gelber Yoshi, hellblauer Yoshi oder Mopsie rennen und springen wir durch die detailverliebten Level. Besonderheit dabei ist, dass die Yoshis und Mopsie einem leichten Schwierigkeitsgrad entsprechen und keinen Schaden erleiden können, dafür aber keine Power-Ups verwenden dürfen. Das ist umso bedauerlicher, weil die Power-Ups in Super Mario Bros. Wonder wirklich großartig sind. Der Super-Pilz und die klassische Feuerblume bringen bekannte Elemente ein und erfüllen ihre gewohnte Aufgabe.
Überdreht-geniale Wunder
Die neuen Verwandlungen von Mario und Co sind aber das wahre Highlight. Mit der Elefantenfrucht verwandeln wir uns in einen Dickhäuter, natürlich stilecht mit Kleidung des jeweiligen Charakters und anderen optischen Merkmalen. Als Elefant dürfen wir mit unserem Rüssel zuschlagen, saugen Wasser in diesem auf und verspritzen dieses anschließend, um etwa Blumen zum blühen zu bringen. Mit der Seifenblasenblume werfen wir wie der Name es schon vermuten lässt Seifenblasen, die Gegner einschließen können oder uns als zerplatzende Absprungplattform dienen. Dank des Bohrerpilzes können wir uns in Decke und Boden bohren und uns in diesen Fortbewegen. Außerdem stellen gepanzerte und stachelige Gegner kein Problem mehr dar. Jedes der neuen Power-Ups fügt sich so großartig ins Gameplay ein, dass wir sie nicht mehr missen wollen.
Genauso fantastisch sind die Wunderblumen. Eine solche können wir in jedem Level finden. Sammeln wir sie ein, verändert sich wirklich alles um uns herum. Röhren fangen an sich zu bewegen, Gegner geben ein Konzert, eine rasende Herde durchpflügt das Level oder wir verwandeln uns in einen Gumba. Sogar Perspektivwechsel wie eine Draufsicht oder ein Ausflug ins Weltall sind mit einer Wunderblume möglich. Sobald wir einen Wundersamen eingesammelt haben, endet unser Trip auf die überdrehte Seite der Level. Die Wunderblumen-Abschnitte sind dabei so kreativ, dass wir immer wieder über die Ideen gestaunt haben, die in Super Mario Bros. Wonder zu entdecken sind. Dazu gehören auch die sprechenden Blumen, die überall in den Leveln stehen und sich immer irgendwie zum Spielgeschehen, dem Level oder den Gegnern äußern – und das mit deutscher Vertonung.
Taktische Abzeichen
Das ist jedoch nicht alles. Nintendo spendiert Super Mario Bros. Wonder eine Funktion, die das Gameplay und den Spielablauf maßgeblich beeinflussen kann: die Abzeichen. Regelmäßig erhalten oder kaufen wir neue Abzeichen, von denen wir maximal eins ausrüsten dürfen. Die Begrenzung ist sinnvoll, da die Effekte der Abzeichen recht mächtig sind. So können wir etwa unsere Mütze als Fallschirm benutzen und langsam gleiten. Oder aber wir erhaltenen einen Klimmsprung, durch den wir statt von einer Wand abzuspringen, einmalig nach oben springen. Auch eine bessere Schwimmtechnik wird mit dem Delfin-Kick angeboten. Neben diesen Aktionsabezeichen gibt es auch noch welche mit passiven Effekten. So können wir beispielsweise zusätzliche Münzen für das Besiegen von Gegnern erhalten, zum Levelstart einen Super-Pilz bekommen oder einmalig automatisch vor einem Sturz in Abgründe, Lava oder giftiges Wasser bewahrt werden. Hier bringt Super Mario Bros. Wonder eine taktische Note ins Spiel, die sogar den Wiederspielwert erhöht. Schließlich ist der Einfluss der Abzeichen teils enorm und es macht Spaß herauszufinden, wie unterschiedlich sich die Level spielen.
Zusätzlich kann das richtige Abzeichen, ein Level spürbar vereinfachen. Manchmal ist es sogar deutlich schwieriger, ohne ein bestimmtes Abzeichen ein Level wirklich zu hundert Prozent abzuschließen. Es reicht nicht einfach nur ein Level zu beenden. Neben mehreren Wundersamen gibt es drei lila Zehner-Münzen zu finden. Außerdem erhalten wir eine Markierung, wenn wir es an die Spitze der Level-Abschluss-Fahne schaffen. Ein simples, aber effektives Mittel, um uns dazu zu bringen, das in jedem Level zu schaffen. Kleinere Bonus-Level, in denen wir eher gefahrlose Aufgaben erfüllen, um einen Wundersamen zu erhalten oder uns Herausforderungen – oft im Zusammenhang mit einem bestimmten Abzeichen – zu stellen, runden die enorme Abwechslung der Level ab.
Gemeinsames Abenteuer
Kreativität zeigt Nintendo auch in der Oberwelt. Diese mag auf den ersten Blick klassisch aussehen, schließlich bewegen wir uns mit dem Charakter unserer Wahl aus der isometrischen Draufsicht von Level zu Level. Allerdings gelangen wir häufig in offene Gebiete. Hier folgen wir keinem festen Pfad, sondern können die Umgebung der Oberwelt frei erkunden und die Level in beliebiger Reihenfolge spielen. Eine gute Möglichkeit, falls wir mit einem Level Probleme haben, trotzdem weiterzukommen. Schließlich benötigen wir immer wieder eine bestimmte Anzahl an Wundersamen, um Barrieren zu beseitigen. Wichtig dabei ist, dass Wundersamen von der jeweiligen Welt abhängen. Entsprechend können wir mit Wundersamen aus Welt 1: Röhrenfelsen-Wiese keine Hindernisse in Welt 2: Wölkchen-Gebirge beseitigen. Ein gelungener Kniff, um uns dazu zu bringen, möglichst viele Level in jeder Welt zu spielen. Dass wir uns zeitweise auch die Reihenfolge der Welten aussuchen dürfen, unterstreicht, welche Freiheiten wir in Super Mario Bros. Wonder genießen.
Wie schon die New-Super-Mario-Bros.-Spiele oder Super Mario 3D World, dürfen wir auch in Super Mario Bros. Wonder nicht nur alleine losziehen. Bis zu drei weitere Spieler können sich unserem wundersamen Abenteuer anschließen. Dabei schlüpft jeder in die Rolle eines Charakters. Es ist sogar möglich, dass jemand mit Yoshi oder Mopsie spielt, während sonst auf die vereinfachte Spielvariante verzichtet wird. Großartig. Stirbt ein Charakter, schwebt dieser als Phantom durchs Level und kann von noch lebenden Mitspielern gerettet werden. Eine Funktion, die wirklich hilfreich ist. Zusätzlich verfügt Super Mario Bros. Wonder über eine Online-Funktion. So können wir einen Online-Raum für bis zu zwölf Spieler schaffen und entweder die Level normal angehen oder uns Rennen liefern. Sind wir hingegen nur mit dem Internet verbunden, sehen wir beim Spielen von Leveln die Geister anderer Online-Spieler. Hier ist es auch möglich, die in den Shops auf der Oberwelt erworbenen Aufsteller zu platzieren. Diese sollen jedoch nicht nur hübsch aussehen, sondern können auch genutzt werden, um Phantome wiederzubeleben. Ähnliches gilt für die Spieler-Geister. Eine hilfreiche Funktion, falls wir alleine Probleme haben, ein Level abzuschließen, aber nicht im Mehrspieler-Modus antreten können oder wollen. Haben wir darauf jedoch keine Lust, lässt sich die Online-Verbindung einfach im Menü deaktivieren.
Liebevoller Fortschritt
Wie bereits erwähnt, sieht Super Mario Bros. Wonder einfach wunderschön aus. Das Jump & Run strotzt nur so vor liebevollen Details und macht technisch und grafisch einen derartigen Schritt nach vorne, dass auf der Switch kaum mehr zu erwarten war. Das gilt gleichermaßen für Animationen, Level-Gestaltung, Hintergründe und einfach die gesamte optische Präsentation. Das Team von Nintendo beweist enormen kreativen Einfallsreichtum und den Willen, etwas Neues zu bieten. Das ist auch bei Musik und Soundkulisse gelungen. Diese entsprechen zwar ganz klar dem Super-Mario-Muster, sind aber genauso wie die Grafik verspielt, überdreht und neuartig, so dass das Frische-Gefühl von Super Mario Bros. Wonder auch beim Klang zu erkennen ist. Es passt, dass der langjährige Mario-Synchronsprecher Charles Martinet nicht mehr beteiligt ist. Super Mario Bros. Wonder fühlt sich an wie der Beginn einer neuen Ära und ist genauso wie Super Mario Odyssey die neue Vorlage für 2D-Super-Mario-Jump-&-Runs.
Fazit
Nach dem ersten Trailer war meine Vorfreude auf Super Mario Bros. Wonder groß. Die neuen Power-Ups und die psychedelisch-abgedrehten Wunderblumen haben sofort mein Interesse geweckt. Dass mich das Jump & Run aber so begeistert, habe ich nicht erwartet. Super Mario Bros. Wonder ist für 2D-Jump-&-Runs das, was Super Mario Odyssey für die 3D-Genre-Teile rund um Mario und seine Freunde ist: ein neuer Meilenstein, eine Vorlage und der Höhepunkt an dem sich alle Nachfolger messen müssen. Damit ist Super Mario Bros. Wonder das beste 2D-Mario-Jump-&-Run seit der SNES-Ära, ja, wahrscheinlich sogar das beste 2D-Mario seit Super Mario World. Besonders in Sachen Kreativität und Fortschritt hängt Super Mario Bros. Wonder die letzten Teile, aber auch andere Genrevertreter problemlos ab. Ein klarer Spiel-des-Jahres-Kandidat und das vielleicht beste 2D-Jump-&-Run der letzten Jahre. Daran können auch die simple Geschichte und die verstaubten Bosse nichts ändern.
Kurzfazit: Fantastisches Jump & Run voller Kreativität und Überraschungen, das Genre und Reihe prägt und enorm viel Spielspaß garantiert. Ein Meisterwerk!
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Super Mario Bros. Wonder!
Details
Titel: Super Mario Bros. Wonder
Genre: Jump & Run
Publisher: Nintendo
Entwickler: Nintendo
Spieler: 1-4
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 20. Oktober 2023
© Nintendo