Rezension: Eternights (PC)

Als achtzehnjähriger Student stellen wir uns in Eternights dem Weltuntergang und suchen zugleich nach Liebe.

Am 12. September und somit etwa eine Woche früher als ursprünglich geplant, ist Eternights für PC und PlayStation-Konsolen erschienen. Das Action-Dating-Rollenspiel von Studio Sai führt uns in den Kampf gegen den Weltuntergang, während wir mit unseren Begleiterinnen und einem unserer Begleiter flirten und auf Dates gehen dürfen. Die Mischung aus Action-Rollenspiel und Dating-Simulation klingt vielleicht seltsam, funktioniert aber überraschend gut. Dabei basiert Eternights auf einem Konzept von Entwickler Jae Yoo. Ursprünglich als Einzelpersonenprojekt gestartet, ist das Team im Laufe der Entwicklung ein wenig größer geworden und mit Kepler Interactive konnte ein Publishing-Partner gefunden werden.

Nahender Weltuntergang

Eternights beginnt recht normal. Mit unserem besten und einzigen Freund Chani hängen wir in unserer Wohnung ab und führen typische Gespräche noch immer pubertierender Jugendlicher. Vor allem das Anmelden in einer Dating-App sowie das bevorstehende Konzert des gleichaltrigen Idols Yuna sind Thema. Als kurz darauf bereits ein erster Kontakt über eine Dating-App besteht und wir am nächsten Tag zum Date aufbrechen, kommt es plötzlich zur Katastrophe. Riesige Mauern erscheinen mitten in der Stadt und Menschen verwandeln sich in Monster. Gemeinsam mit Chani können wir in einem Bunker Schutz finden. Nach einigen Tagen in dem einzelnen Raum, sind wir jedoch gezwungen wieder loszuziehen, um andere Menschen und einen sicheren Ort zu finden.

Gerade zu Beginn sind wir in Eternights vor allem auf der Flucht. Noch wehrlos können wir uns nicht gegen die mutierten Infizierten zur Wehr setzen. Das ändert sich erst, nachdem wir gemeinsam mit Chani und Idol Yuna, die wir unterwegs treffen, von einer geheimnisvollen Frau attackiert werden. Diese schlägt uns kurzerhand den Arm ab, der von einer Göttin, die wir in unseren Träumen treffen, durch ein magisches Äquivalent ersetzt wird. Damit können wir nun ein Schwert erschaffen und die Monster bezwingen. Yuna verfügt zudem über Heilungskräfte. Haben wir endlich den Rettungszug erreicht, kehrt aber noch keine komplette Ruhe ein, denn erst nachdem wir einen weiteren Dungeon abgeschlossen haben, entlässt uns Eternights in die wirkliche Freiheit des eher linearen Abenteuers.

Überlegte Zeitplanung

Der erwähnte Rettungszug dient als Basis. Hier können wir Zeit mit den anderen Charakteren verbringen oder in den nächsten Hauptdungeon aufbrechen. Dabei müssen wir überlegt vorgehen, da uns stets nur eine begrenzte Anzahl an Tagen zur Verfügung steht, um die nächste Hauptmission abzuschließen. Es gibt aber auch abseits der Geschichte einiges zu erledigen. So dürfen wir etwa Nachts mit unseren Begleitern auf Streifzüge gehen, um benötigte Alltagsgegenstände oder Luxusgüter wie Handtücher, Binden oder Tassen zu beschaffen. Das ist essentiell, da wir so passive Statuswerte verbessern, den Rang der anderen Charaktere erhöhen und Skillpunkte für unsere Gruppenmitglieder verdienen. Außerdem können wir bei entsprechender Bindung zu Yuna, Min, Sia und Yohan mit ihnen tagsüber auf Dates gehen. Wollen wir eine Beziehung zu einer der vier Personen aufbauen, müssen wir zudem den höchsten der sieben Ränge erreichen.

Angesichts der begrenzten Zeit, die uns zur Verfügung steht, ist das aber nicht immer leicht. Schließlich müssen wir gut überlegen, wann wir mit wem aufbrechen, wann wir lieber trainieren wollen und wann wir den Hauptdungeon erkunden. Hierbei ist es auch sinnvoll nicht erst am letzten Tag die Hauptmission in Angriff zu nehmen, da wir die Fähigkeiten unserer Begleiter wie Yunas Heilung nur begrenzt einsetzen können und Pausen im Zug somit notwendig sind. Dank Schnellreisepunkten in den Dungeons ist es zudem leicht, an bereits zuvor besuchte Orte in den linearen Leveln zurückzukehren. Zudem dürfen wir nur am Tag in den Hauptdungeon aufbrechen, weshalb die nächtlichen Aktivitäten ausschließlich unseren Begleitern gewidmet werden können. Gerade durch die Zeitmechanik und den starken Fokus auf die Figuren, kann Eternights nicht verleugnen, dass die Persona-Reihe eine der Inspirationen für das Action-Dating-Rollenspiel war.

Rasante Kämpfe

Allerdings sind die Beziehungen zu den Charakteren nur ein Teil des Gameplays. Sind wir im Dungeon unterwegs, treffen wir regelmäßig auf Gegner. Diese bekämpfen wir in Echtzeit mit normalen und starken Angriffen. Nach einer erfolgreichen Komboreihe führen wir einen besonders harten Vergeltungsschlag aus und wenn eine Anzeige gefüllt ist, dürfen wir einen Todesstoß einsetzen. Zusätzlich dürfen wir die Fähigkeiten unserer maximal drei Begleiter verwenden. Bei bestimmten Gegnern müssen wir außerdem erst einen oder mehrere Schilde zerstören, bevor wir ihnen Schaden zufügen können. Dafür muss der Spezialangriff aufgeladen sein. Welches Element wir einsetzen, hängt von den Eigenschaften des Gegners ab. Einen Eisschild zerstören wir beispielsweise mit einem Feuerangriff. Viel mehr Taktik bietet Eternights zwar nicht, die Kämpfe fühlen sich aber angenehm schnell an und sind gerade deshalb wirklich spaßig.

Obwohl Eternights auch als Rollenspiel oder JRPG bezeichnet wird, fallen die entsprechenden Elemente eher rudimentär aus. Erfahrungspunkte und Levelaufstiege gibt es nicht. Stattdessen finden wir Skillpunkte für den Protagonisten entweder in den wenigen optionalen Pfaden der linearen Dungeons oder verdienen diese beispielsweise durch das Besiegen bestimmter Gegner. Anschließend dürfen wir die als schwarze Essenz bezeichneten Punkte in einem simplen Fähigkeitenbaum einsetzen. Skillpunkte oder weiße Essenz für unsere Begleiter erhalten wir, wie bereits erwähnt, durch Aktivitäten mit den anderen Charakteren. Auch die Skillbäume von Yuna, Min, Sia, Yohan und Chani fallen eher übersichtlich, aber ausreichend aus.

Holprig erzählt, aber unterhaltsam

Viel mehr Gameplay hat Eternights nicht zu bieten. Das ist aber auch gar nicht notwendig, schließlich motiviert die Mischung aus actionreichen Kämpfen, Dungeons mit ein paar simplen Puzzlen, Rätseln und Geschicklichkeitsaufgaben sowie Beziehungsknüpfung wirklich gut. Zumindest im Kern gilt das auch für die Geschichte. Die Weltuntergangs-Story ist interessant und durchaus spannend. Allerdings fällt immer wieder die etwas holprige Erzählweise auf. Einige Übergänge sind recht plötzlich und sorgen für den Eindruck, dass die Charaktere manche Dinge einfach hinnehmen, egal wie seltsam sie sind. Das bessert sich zum Ende und wirkt sich nie übermäßig negativ auf die Geschichte aus. Allzu überraschende Wendungen oder großartige erzählerische Tiefe sollte jedoch nicht erwartet werden.

Dafür wissen die Charaktere zu überzeugen. Neben Yuna, Min, Sia, Yohan und Chani ist die Anzahl an Figuren zwar gering, das ist aber nicht schlimm. Vielmehr passt es zum Szenario und dem Fokus auf unsere Gruppe. Dabei entsprechen unsere Freunde zwar einigen gängigen Klischees und Stereotypen, doch das schadet ihnen nicht. Zumal sie im Verlauf der Geschichte ordentliche Charakterentwicklung und -tiefe zeigen, um nicht eindimensional zu wirken. Das ist auch wichtig, schließlich sollen uns gerade Yuna, Min, Sia und Yohan sympathisch genug sein, um eine Beziehung mit ihnen eingehen zu wollen oder zumindest soweit, dass sie uns nicht egal sind oder gar nerven. Auffällig sind bei der Interaktion mit den anderen Charakteren, vor allem mit Chani, zwar einige ungewöhnliche Dialoge, diese passen jedoch zum Alter der Figuren, auch wenn sie trotzdem teilweise etwas befremdlich anmuten. Wie wir in Gesprächen antworten, hat Einfluss auf unsere Persönlichkeit, die in die vier Werte Ausdruck, Selbstbewusstsein, Akzeptanz und Mut eingeteilt wird. Welchem Bereich welche Antwort entspricht, lässt sich aber genauso wie die Reaktion unserer Gesprächspartner nicht immer vorhersehen. Das ist aber nicht schlimm, sondern verleiht den Unterhaltungen zumindest etwas mehr Tiefe und Wertigkeit.

Ordentliche Präsentation

Technisch kann Eternights ebenfalls überzeugen. Die Grafik mag auf einen recht typischen Anime-Stil setzen, weiß aber bei Charakter- und Monster-Designs zu gefallen. Auch die Dungeons sind trotz eher einfacher Optik abwechslungsreich und gerade dank gelungener Lichteffekte stimmungsvoll. Auffällig sind jedoch nicht immer perfekte Animationen, durch die manche Bewegung etwas seltsam anmutet. Nach einiger Zeit ist uns das aber nicht mehr wirklich aufgefallen. Zumal Eternights flüssig läuft und beim Test keine technischen Probleme oder Bugs aufgetreten sind. Zudem ist die Controller-Steuerung leicht verinnerlicht, was besonders in den Kämpfen hilfreich ist. Mit Maus und Tastatur lässt sich Eternights hingegen deutlich schlechter spielen. Hier fällt auch die hakelige Kamera deutlicher auf.

Untermalt wird das Geschehen von einer minimalistischen Musikkulisse. Gerade in den ersten Stunden gibt es nur wenig zu hören, während sich im weiteren Spielverlauf ein abwechslungsreicher Soundtrack entfaltet. Dieser trägt dann auch seinen Teil zur Atmosphäre bei und weiß durchaus zu überzeugen. Die Sprachausgabe steht wahlweise in Englisch, Japanisch oder Koreanisch zur Verfügung. Texte sind unter anderem in deutsch gehalten und können frei eingestellt werden. Grundsätzlich ist die Übersetzung gelungen, weist aber manchmal steife Dialoge, etwas zu freie Übersetzungen und nicht sonderlich schwerwiegende Rechtschreibfehler auf. Am grundsätzlichen Spielspaß ändert das jedoch nichts. Wer sich auf Eternights einlässt, erhält einen unterhaltsamen, ungewöhnlichen Genre-Mix, der für uns ein Geheimtipp ist.

Fazit

Nach der Vorschauversion, die ich im Sommer anspielen durfte, war ich bereits gespannt auf die Vollversion von Eternights. Das Action-Dating-Rollenspiel hat mich schnell für sich gewonnen und ich habe gerne Dungeons erkundet, Gegner bekämpft und meine Beziehungen zu den anderen Charakteren vertieft. Dabei sind mir Yuna, Min, Sia, Yohan und Chani ans Herz gewachsen. Ein wichtiger Faktor für ein Spiel, das die Bindung der Charaktere zum zentralen Gameplay-Element erhebt. Zwar sind Figuren und Geschichte nicht perfekt, weisen erzählerische Macken sowie Stereotypen auf, doch das schadet dem Spielspaß nicht maßgeblich. Perfekt ist Eternights sicherlich nicht, aber als Erstlingswerk von Studio Sai, überzeugt das Action-Dating-Rollenspiel dennoch und ist für mich ein Geheimtipp. Action- und Rollenspiel-Fans, die ein rudimentäres, aber ungewöhnliches Abenteuer suchen, sollten sich Eternights unbedingt näher anschauen.

Kurzfazit: Kurzweiliges Action-Dating-Rollenspiel, das trotz erzählerischer Macken und wenig Tiefe mit spaßigem Gameplay, sympathischen Charakteren und grundsätzlich interessanter Geschichte überzeugt.

Vielen Dank an Kepler Interactive und Studio Sai für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Eternights!

Details
Titel: Eternights
Genre: Action, Dating-Simulation, Rollenspiel
Publisher: Studio Sai
Entwickler: Studio Sai
Spieler: 1
Syteme: PC (getestet), PlayStation 5, PlayStation 4
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 12. September 2023

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