Rezension: Lonely Castle in the Mirror – Band 1 (Manga)
Schulverweigerin und Mobbingopfer Kokoro und sechs andere Jugendliche landen in Lonely Castle in the Mirror Band 1 in einem mysteriösen Schloss im Spiegel.
Mittelschülerin Kokoro traut sich nicht mehr in die Schule. Was genau vorgefallen ist, kann sie nicht einmal ihren Eltern erzählen. Als sie eine spezielle Schule für Schulverweigerer besuchen soll, gelingt es ihr nicht, hinzugehen. Stattdessen verkriecht sie sich täglich in ihrem Zimmer. Als eines Tages ihr Spiegel anfängt zu leuchten, gelangt sie in ein märchenhaftes Schloss. Dort trifft sie sechs andere Jugendliche, die genauso wie sie von der kindlichen Wolfskönigin, einem Mädchen mit Wolfsmaske, eingeladen werden, im Schloss nach einem Schlüssel zu suchen. Dieser öffnet die Tür zu einem geheimen Raum. Dort wird jener Person, die den Schlüssel findet, ein Wunsch erfüllt.
Belastete Schulzeit
Lonely Castle in the Mirror Band 1 erzählt basierend auf dem gleichnamigen Roman von Mizuki Tsujimura, der ebenfalls bei Hayabusa auf deutsch erschienen ist, die Geschichte von Mittelschülerin Kokoro. Kurz nachdem sie von der Grundschule an die Mittelschule gewechselt ist, traut sie sich nicht mehr dorthin. Zu viel ist dort vorgefallen, zu heftig war das Mobbing und zu viel belastet die Jugendlichen deshalb. Das verdeutlicht bereits der Einstieg in den Manga. Kokoro träumt davon, dass eine neue Schülerin in ihre Klasse kommt, die sofort beliebt ist, sich aber mit ihr anfreundet. Die optische Darstellung, besonders von Kokoros Klassenkameradin Miori Sanada und ihrer Clique unterstreicht hierbei bereits, dass es Kokoro nicht leicht in der Schule hat. Darauf baut die Geschichte auf und erläutert, dass die Protagonistin fortan eine spezielle Schule für Schulverweigerer besuchen soll. Dort wird locker und nicht täglich versucht, Kinder, die nicht mehr zur Schule gehen wollen, zu unterrichten und zu helfen. Lonely Castle in the Mirror Band 1 schafft schon auf diesen ersten Seiten die psychische Belastung, der Kokoro ausgesetzt ist, mit Feingefühl nachvollziehbar umzusetzen.
Es ist ein Leichtes, sich in die Protagonistin hineinzuversetzen, mit ihr zu fühlen und ihren Schmerz zu verstehen. Dazu tragen auch regelmäßige Blicke auf Kokoros Mittelschulzeit bei. Im Verlauf des ersten Bandes wird immer deutlicher, was sie durch Miori und ihre Clique erleiden musste. Entsprechend bedrückend kann Lonely Castle in the Mirror Band 1 sein. Umso größere Auswirkungen hat die Fantasy-Geschichte, die den zweiten Hauptbestandteil des Mangas ausmacht. Kokoro gelangt relativ früh in der Handlung durch ihren Spiegel in eine andere Welt. Dort trifft sie nach anfänglicher Skepsis nicht nur die Wolfskönigin sondern auch sechs andere Jugendliche, die in etwa in ihrem Alter sind. Dass jeder von ihnen irgendwelche Probleme hat, ist mehr als offensichtlich. Allerdings konzentriert sich der erste Band vor allem auf Kokoro, deutet jedoch bereits die Hintergründe einiger weiterer Figuren an. Gleichzeitig schafft es Lonely Castle in the Mirror Band 1 die bedrückende und emotionale Geschichte von Kokoro mit einem angenehmen und fröhlichen Alltag im Schloss zu verknüpfen, denn hier verbringen die sieben Jugendlichen viel Zeit miteinander.
Die als Aufgabe gestellte Suche nach dem Schlüssel für den Wunsch erfüllenden Raum rückt dabei weitgehend in den Hintergrund. Stattdessen konzentriert sich Lonely Castle in the Mirror Band 1 spürbar auf Kokoros Erlebnisse in der Mittelschule, die daraus resultierende psychische Belastung sowie das Kennenlernen der Hauptfiguren. Zwar erhalten nicht alle Charaktere genauso viel Aufmerksamkeit wie Kokoro als Protagonistin, dennoch werden Aki, Fuka, Rion, Masamune, Subaru und Ureshino ausreichend vorgestellt, um ein Gefühl für sie zu entwickeln. Zudem zeigen die Figuren bereits vielschichtige Persönlichkeiten und angedeutete eigene Probleme, die in den vier kommenden Bänden der Reihe noch relevant werden dürften. Präsentiert in wunderschönen, stimmungsvollen Zeichnungen, bei denen besonders die Mimik der Figuren zur Geltung kommt und auch eine große Rolle spielt, schafft es Lonely Castle in the Mirror Band 1 eine einzigartige, gleichermaßen bedrückende wie zeitweise spaßige Atmosphäre aufzubauen. Damit bietet der Manga ein ungewöhnliches Leseerlebnis, das bis zum emotionalen, mitnehmenden letzten Kapitel nicht mehr loslässt. Angesichts der Überleitung zum nächsten Band ist es umso besser, dass Lonely Castle in the Mirror Band 2 genauso wie die Romanvorlage parallel zum Auftaktmanga auf deutsch erschienen ist. Dadurch ist es möglich, sofort weiterzulesen.
Fazit
Lonely Castle in the Mirror Band 1 hat mich bewegt, mitgenommen, emotional berührt und trotzdem auf angenehme und auch mal amüsante Weise unterhalten. Zu verdanken ist das der abwechslungsreichen Geschichte, die sich vor allem auf den Alltag der sieben Hauptfiguren sowie Kokoros Mobbing-Erfahrungen konzentriert. Gerade letzteres nimmt eine zentrale Rolle in der Handlung ein und wird mit viel Feingefühl genau richtig umgesetzt. Hier zeigt sich, wie bewegend und emotional Lonely Castle in the Mirror Band 1 sein kann. Besonders das letzte Kapitel fällt in Teilen überaus hart aus und hält sich in der Intensität der Mobbing-Darstellung nicht zurück, ohne in der Inszenierung zu weit zu gehen. Es fällt schwer, hier nicht mit einem Kloß im Hals weiterzulesen. Zuvor versteht es der Manga gerade mit dem Zusammenspiel der vielschichtigen Charaktere zu unterhalten und gleichzeitig ein erstklassiges Gefühl für Kokoros Emotionen und ihre psychische Belastung aufzubauen. Dadurch wächst die Protagonistin ans Herz, was die mitnehmende Wirkung ihrer Erlebnisse nur noch mehr verstärkt. Angesichts dieser feinfühligen und bewegenden Erzählweise, bin ich bereits gespannt, wie die Geschichte im zweiten Band weitergeht und wie sich die Romanvorlage liest. Wer sich auf einen psychisch bewegenden und zugleich trotzdem im Kern positiven, feinfühligen, schönen und auch sanften Fantasy-Drama-Manga einlassen kann, sollte sich Lonely Castle in the Mirror Band 1 nicht entgehen lassen.
Kurzfazit: Einzigartiger Fantasy-Drama-Manga, der mit liebenswerter Protagonistin, vielschichtigen Charakteren und Feingefühl eine bewegende, mitnehmende und zugleich sanfte Geschichte erzählt.
Vielen Dank an Carlsen Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Lonely Castle in the Mirror – Band 1!
Details
Titel: Lonely Castle in the Mirror – Band 1
Originaltitel: Kagami no Kojō
Genre: Fantasy, Mystery, Drama
Verlag: Hayabusa
Story: Mizuki Tsujimura
Art: Tomo Taketomi
Seiten: 224
Preis: 8,00 €
ISBN: 978-3-551-62415-4
Verlagsseite: Lonely Castle in the Mirror – Band 1 bei Carlsen Manga
Erscheinungsdatum: 26. September 2023
© 2019 by Mizuki Tsujimura / POPLAR, Tomo Taketomi / Shueisha Inc. / Carlsen Verlag GmbH