Rezension: Gunbrella (PC)

Bewaffnet mit einem Gewehr-Regenschirm, sucht ein ruppiger Holzfäller in Gunbrella nach Rache für den Mord an seiner Frau.

Ungewöhnliche Waffen finden sich in einigen Videospielen. Meist sind sie ein witziger Bonus. In Gunbrella ist jedoch der titelgebende kugelsichere Gewehr-Regenschirm ein zentrales Gameplay- und Storyelement. In schicker Pixeloptik, die perfekt zur düsteren, beklemmenden Atmosphäre passt, ziehen wir als ruppiger Holzfäller los, um den Mörder unserer Frau zu finden. Einziges Indiz auf den Täter ist der Gewehr-Regenschirm, den wir fortan als Waffe und Fortbewegungsmittel nutzen. Auf unserer Reise durch das 2D-Sidescroller-Action-Adventure, erkunden wir abwechslungsreiche Orte und widmen uns auch Nebenaufgaben.

Gewehr und Regenschirm

Die Geschichte beginnt mit einer kurzen Zwischensequenz, in der wir miterleben, wie der Protagonist nach Hause zurückkehrt und ein Blutbad vorfindet. Anschließend begeben wir uns mit dem wortkargen Holzfäller auf die Suche nach dem Mörder. In den ersten Spielminuten bringt uns das Action-Adventure von Entwicklerstudio Doinksoft und Publisher Devolver Digital die grundlegenden Spielmechaniken bei. Wir springen und schießen mit unserem Gewehr-Regenschirm und können diesen auch zur Verteidigung nutzen. Etwa wenn ein automatisches Geschütz den Weg versperrt und wir dessen Kugeln abwehren. Zücken wir unseren Regenschirm erst kurz bevor wir getroffen werden, können wir Angriffe sogar zurückwerfen. Trotz einer leicht schwammigen Zielfunktion geht das Gameplay schnell in Fleisch und Blut über und wir finden uns problemlos zurecht.

Allerdings birgt der Gewehr-Regenschirm noch mehr und hilft uns bei der Fortbewegung. Auf Tastendruck nutzen wir die ungewöhnliche Waffe beim Laufen für einen schnellen Dash. Das ist auch in der Luft möglich und sogar in alle Richtungen. Auf diese Weise können wir weite Entfernungen und Höhen erreichen. Halten wir zudem den Button, können wir auch schweben. Außerdem kann sich unser Protagonist mit dem Schirm an Seilwinden festhalten und diese somit verwenden oder an Seilen mit Hacken schwingen. Gerade im späteren Spielverlauf erwarten uns einige knifflige Geschicklichkeitspassagen bei denen wir auf die Fähigkeiten des Schirms angewiesen sind, um voran zu kommen.

Atmosphärische Rache

Ansonsten präsentiert sich Gunbrella als lineares Action-Adventure. Zwar nehmen wir auch einige optionale Nebenquests an, viele davon erledigen wir aber bereits, wenn wir nur die Umgebungen und Orte erkunden. Aufgrund der teilweise guten Belohnungen lohnt es sich, die oftmals mit kleinen Geschichten verbundenen Aufgaben zu erfüllen. Zumal wir zusätzliche Details zur betrüblichen, düsteren Spielwelt erfahren. Diese wirkt mitgenommen. Der Himmel ist stets Wolken bedeckt und überall liegen Müll und Schrott herum. Weder Gebäude noch die Natur wirken sonderlich gut erhalten. Zudem ziehen Monster, Kultisten und andere finstere Gestalten umher. Entsprechend gut ist es, dass wir bewaffnet sind. Dabei spart Gunbrella nicht an Pixelblut und einigen skurrilen wie abstoßenden Szenen, die perfekt zum Szenario und der Atmosphäre passen.

Allgemein sind es die Spielwelt und Grundstimmung sowie die Personen, denen wir begegnen, die viel zur Faszination von Gunbrella beitragen. Bleibt die Geschichte trotz einiger überraschender Wendungen eher simpel, erhält sie dadurch mehr Tiefe. Gerade weil wir wissen wollen, was in der Welt vor sich geht, was es mit den Kultisten, den Sonnenschirm-Wachen oder Avalon auf sich hat, kann uns Gunbrella fesseln. Gemeinsam mit dem intuitiven Gameplay entwickelt sich früh eine packende Atmosphäre, die uns bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat. Dazu trägt auch der fantastische, stimmungsvolle Soundtrack viel bei. Dass Gunbrella nach knapp sechs Stunden bereits vorbei ist, hat uns nicht gestört. Schließlich wird das Action-Adventure nie langweilig und versteht es, bis zum Ende großartig zu unterhalten. Zudem steckt noch mehr Spielzeit in Gunbrella. Wenn wir wirklich alle Geheimnisse entdecken und Nebenquests erfüllen wollen, sind wir rund zehn Stunden beschäftigt. Die drei Schwierigkeitsgrade ermöglichen uns zudem, die Herausforderung anzupassen und können gemeinsam mit einigen Entscheidungen, die den Storyverlauf leicht beeinflussen, Wiederspielwert bieten.

Fazit

Schon bei der Ankündigung von Gunbrella im Zuge eines Nintendo Indie Showcases im Mai 2022, hat das Action-Adventure mit der stimmigen Pixelgrafik und der ungewöhnlichen Waffe mein Interesse geweckt. Als ich Gunbrella jetzt gespielt habe, war ich trotz der etwas schwammigen Zielfunktion schnell vom Gameplay gepackt. Schnell Bewegungen, schießen und ausweichen ergeben einen überaus spaßigen Spielfluss. Gemeinsam mit der atmosphärischen Spielwelt, der durchaus spannenden Geschichte, den überraschenden Wendungen und den motivierenden Nebenaufgaben, hat mich Gunbrella nicht mehr losgelassen. Zwar bleibt die Story insgesamt etwas seicht, doch das schadet dem Spiel angesichts der gelungenen Charaktere und kleinen Nebengeschichten nicht. Stattdessen versteht es Gunbrella bis zum Ende packenden Spielspaß zu bieten. Fans schneller 2D-Action-Adventure, sollten sich Gunbrella unbedingt anschauen.

Kurzfazit: Stimmungsvolles 2D-Sidescrolling-Action-Adventure, das mit ungewöhnlicher Waffe, stimmungsvollem Szenario und packendem Gameplay atmosphärischen wie motivierenden Spielspaß bietet.

Vielen Dank an Devolver Digital & doinksoft für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Gunbrella!

© 2023 Devolver Digital Inc. All Rights Reserved.