Rezension: Quake II (Xbox Series X)

Ein Marine ballert sich im Remaster von Quake II auf dem Planeten der feindlichen Strogg durch Horden an Aliens.

Als Quake II im Dezember 1997 erstmals für PC erschien, warteten Shooter-Fans nach Doom und Quake bereits auf den nächsten Genre-Vertreter von id Software. Obwohl das neue Spiel ursprünglich nicht als Fortsetzung, sondern als neue Marke geplant war, wurde Quake II schließlich unter dem zugkräftigen und bekannten Namen veröffentlicht. Entsprechend stark unterscheidet sich der Shooter in manchen Bereichen vom Vorgänger, aber auch von Doom, mit dem id Software 1993 das First-Person-Shooter-Genre maßgeblich geprägt hat. Quake II setzte auf eine weniger lineare Levelstruktur mit Hub-Gebiet und Unterbereichen sowie sich im Verlauf eines Levels verändernden Missionen. Das brachte 1997 neue Dynamik in die Reihe und überzeugte zudem mit gut designten Leveln, einer zueinander passenden Umgebungsgestaltung sowie rasantem Gameplay, das besonders aufgrund der für damalige Verhältnisse herausragenden Technik bahnbrechend war. Nachdem Quake bereits 2021 ein Remaster spendiert bekommen hat, haben sich die Nightdive Studios und Machine Games für Bethesda Softworks nun Quake II angenommen und den Shooter für moderne Systeme spürbar überarbeitet, ohne dass dabei der Kern des Originals verloren geht.

Brachiale Shooter-Action

Zum Einstieg sei gesagt, dass Quake II auch heute noch mit schneller Action und spaßigem Gameplay überzeugen kann. Allerdings sollte dabei stets berücksichtigt werden, dass es sich um ein fast sechsundzwanzig Jahre altes Spiel handelt. Entsprechend sind die Spuren der Zeit nicht an Quake II vorbei gegangen. Gerade was Spielablauf, Levelgestaltung und Abwechslung angeht, kann Quake II nicht mit modernen Shootern mithalten, will das aber auch gar nicht. Vielmehr soll die bestmögliche Version eines legendären Kult-Shooters für Retro-Fans und all jene, die Quake II bereits in den 1990ern gespielt haben, geboten werden. Und das ist den beiden verantwortlichen Studios ausgezeichnet gelungen.

Das Remaster von Quake II überzeugt mit einer exzellenten Technik, inklusive zahlreicher Verbesserungen wie einer besseren Gegner-KI. Ohne den grafischen Stil des Originals zu verändern, wurde die Auflösung auf bis zu 4K angehoben. Gleichzeitig hat Quake II neue Licht- und Schatteneffekte, Mündungsfeuer und einiges mehr spendiert bekommen. Das mögen kleine Änderungen sein, die jedoch großen Einfluss auf die Atmosphäre und Optik haben. Zudem dürfen wir in den Optionen sämtliche Neuerungen selbst festlegen. Wollen wir keine Tiefenschräfe oder Verbesserte Modelle? Dann können wir das einfach deaktivieren. Das gilt auch für Antialiasing, einen CRT-Filter, der Scanlines wie auf alten Monitoren und Röhrenfernsehern hinzufügt oder das bereits erwähnte Mündungsfeuer. Auch Texturglättung und das Sichtfeld dürfen wir einstellen. Ergänzt wird das von zahlreichen Barrierefreiheitsoptionen wie einer leichter lesbaren Schriftart, höherem Kontrast oder der Funktion, sich den Chat vorlesen zu lassen. Sehr schön. Auch sonstige Einstellungen zu Gameplay, Sound und Steuerung bieten uns viele Möglichkeiten, die Spielerfahrungen unseren Bedürfnissen und Vorlieben anzupassen.

Umfangreiche Retro-Action

Doch nicht nur auf der technischen Seite bietet Quake II im Remaster ein gelungenes Paket. Inhaltlich freuen wir uns neben dem Hauptspiel auch über die beiden Addons sowie die komplett neue Kampagne Call of the Machine. Zudem wurde Quake II 64 integriert. Dabei handelt es sich um keine PC-Portierung für das Nintendo 64, sondern um ein eigenständiges Spiel. Dieses erreicht zwar nicht die Qualität von Quake II, bietet aber trotzdem spaßige Shooter-Kost. Neben vier Schwierigkeitsgraden, können wir auch von Anfang an zwischen den Leveln der fünf Kampagnen wählen. Damit steht es uns frei, auch direkt zum Endboss zu springen oder ein Level, mit dem wir uns schwer tun, einfach zu ignorieren.

Eine sonderlich umfangreiche oder tiefgründige Geschichte sollte von Quake II nicht erwartet werden. Als Marine eines Invasionstrupps, greifen wir die Heimatwelt der biomechanischen Strogg an. Die feindlichen Aliens sind eine Bedrohung für die Menschheit, weshalb diese zurückschlägt. Viel mehr bietet die Handlung nicht. Große Wendungen oder die Geschichte voran bringende Charaktere fehlen gänzlich. Weshalb Quake II vor allem mit dem schnelle, brachialen Shooter-Gameplay unterhält. Allerdings bleiben die Abnutzungserscheinungen des Originals auch im Remaster erhalten. Da wir schon recht früh den Großteil des gelungenen Waffenarsenals besitzen, die Geschichte blass bleibt und sowohl Optik als auch Musik sich zu oft wiederholen, stellt sich mit der Zeit eine leicht dröge Stimmung ein. Statt große Überraschungen, werden wir wie in Shootern der späten 1990er-Jahre üblich, einfach mit immer größeren Gegnerhorden konfrontiert. Das macht zwar auch heute noch Spaß, dennoch dürften vorwiegend Retro-Shooter-Fans wirklich viel mit Quake II anfangen können.

Das gilt auch für den tollen Multiplayer-Modus. Hier dürfen wir lokal oder online in bekannten Varianten wie Deathmatch, Team-Deathmatch oder Capture the Flag gegeneinander antreten. Auf der Xbox Series X sind dabei bis zu acht Spieler pro Seite möglich. Außerdem bieten alle Versionen von Quake II Remaster Crossplay an. Wer lieber mit Freunden zusammen spielen möchte, darf alle fünf Kampagnen im Koop-Modus angehen und den Fortschritt sogar speichern. Abgerundet wird das Remaster von Quake II von einer Galerie, in der wir uns Konzeptartworks, Entwicklungsnotizen, Anekdoten und mehr ansehen dürfen. Eine schöner Bonus, der gerade Fans des Kult-Shooters ein paar lohnende Einblicke bietet.

Fazit

Aufgrund der Gerüchte um eine Neuauflage von Quake II, war die Ankündigung des Remasters zwar nur bedingt überraschend, dafür aber überaus willkommen. Der Kult-Shooter von 1997 macht mir auch heute noch sehr viel Spaß und hat eine herausragende verbesserte Version spendiert bekommen. Besonders technisch brilliert das Remaster von Quake II mit schneller Framerate, hoher Auflösung und sinnvollen technischen Verbesserungen. Zwar bleiben die alten Schwächen wie die auf Dauer mangelnde Abwechslung und die schwache Geschichte erhalten, doch das stört Retro-Fans nicht – und genau an die richtet sich das Remaster.

Kurzfazit: Fantastisches Remaster eines Kult-Shooters, der noch immer spaßige Retro-Genre-Kost bietet.

Vielen Dank an Bethesda Softworks für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Quake II!

Details
Titel: Quake II
Genre: Shooter
Publisher: Bethesda Softworks
Entwickler: id Software, Nightdive Studios, Machine Games
Spieler: 1-8
Syteme: Xbox Series X|S (getestet), Xbox One, PlayStation 5, PlayStation 4, PC, Switch
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 10. August 2023