Rezension: Ghost Trick: Phantom-Detektiv (PC)
Geist Sissel versucht in Ghost Trick: Phantom-Detektiv den Mord an sich aufzuklären und verhindert dabei zahlreiche Tode.
Als Ghost Trick: Phantom-Detektiv im Juni 2010 in Japan und im Januar 2011 in Nordamerika und Europa für den Nintendo DS erschienen ist, erlangte das Adventure schnell den Ruf eines innovativen Geheimtipps. Erschaffen von Ace-Attorney-Schöpfer Shu Takumi, versuchen wir als Geist Sissel unseren eigenen Mord aufzuklären, werden dabei immer wieder mit anderen Todesfällen, die es nachträglich zu verhindern gilt, konfrontiert und erleben eine spannende, wendungsreiche Geschichte. Schon vor dreizehn Jahren konnte Ghost Trick: Phantom-Detektiv mit dieser Mischung begeistern, blieb abgesehen von einer Veröffentlichung für iOS-Geräte 2010 beziehungsweise 2012 aber bisher dem Nintendo DS vorbehalten. Diesen Umstand hat Capcom mit einer Remaster-Version, die am 30. Juni 2023 für PC, Nintendo Switch, PlayStation 4 und Xbox One erschienen ist, geändert. Die Neuauflage war lange überfällig und zeigt schon früh, dass Ghost Trick: Phantom-Detektiv nichts von seiner Faszination verloren hat.
Geisterhafte Mordvereitlung
Ghost Trick beginnt direkt mit unserem Tod. Womit andere Spiele enden und uns an einen Checkpoint oder den Ladebildschirm schicken, legt das Adventure erst los. Allem Anschein nach wurden wir auf einem abgelegenen Schrottplatz ermordet. Eine rothaarige Frau ist in unserer Nähe und schaut, ob wir nicht doch noch leben. Just in diesem Moment taucht ein Mann mit Schrotflinte auf und erschießt diese Frau. Ohne Erinnerungen und als Geist stellen wir uns die Fragen: Was ist hier passiert? Weshalb sind wir hier? Und wer sind wir überhaupt? Denn wir leiden aufgrund unseres Todes an Amnesie. Das erklärt uns zumindest die fröhlich hin und her wackelnde Schreibtischlampe Ray, die uns sogleich auch unsere Geistertricks erläutert. Denn wir sind keine normale leblose Seele, wir haben besondere Fähigkeiten, mit denen wir Objekte, von denen wir Besitz ergreifen, beeinflussen können. Außerdem haben wir die Möglichkeit, die Zeit zum Zeitpunkt vier Minuten vor dem Tod einer Person zurückzuspulen, wenn wir von einer frischen Leiche Besitz ergreifen. Damit ist unsere erste Aufgabe klar: die rothaarige Frau retten.
Natürlich dient diese erste Aufgabe als Tutorial und Einführung in die Gameplay- und Rätselstruktur von Ghost Trick. Als Geist können wir uns nicht einfach frei bewegen, sondern müssen in der Geisterperspektive zwischen den Kernen von leblosen Objekten hin und her springen. Da unsere Reichweite begrenzt ist, müssen wir manchmal gut überlegen, wie wir an unser Ziel gelangen und auch die Manipulationsfähigkeit sinnvoll nutzen. Wie wir einen Gegenstand beeinflussen können, ist aber stets vorgegeben. So können wir etwa bei einem Kühlschrank lediglich die Tür öffnen oder schließen oder einen Ventilator ein- und ausschalten. Das eröffnet uns bei korrekt Anwendung jedoch neue Wege und auch die nötigen Möglichkeiten, um Morde und Todesfälle zu vereiteln. Etwas, das wir im Verlauf der etwa zwölf Stunden langen Geschichte immer wieder machen. Wichtig hierbei ist: Die Zeit spielt gegen uns. Schließlich dauert es nur vier Minuten, bis der Tod eintritt und in dieser Zeit, müssen wir das Schicksal abwenden. Dafür springen wir von Kern zu Kern, beeinflussen Objekte und lenken so etwa Mörder ab, ändern den Standort von Gegenständen oder beeinflussen den Ablauf der Ereignisse.
Im späteren Spielverlauf kommen nicht nur weitere Möglichkeiten hinzu, um Rätsel zu lösen, die Knobelaufgaben werden immer komplexer. Manchmal kann das jedoch auch zu Trial and Error führen, da wir nur durch Ausprobieren, Scheitern und neu versuchen, ans Ziel zu gelangen. Die fair gesetzten Checkpoints und hilfreichen Kommentare von Sissel und anderen Charaktere sorgen jedoch dafür, dass wir nie zu lange an einem Rätsel hängen. Das ist auch wichtig, da der Spielfluss enormen Einfluss auf den Spielspaß hat. Frust bleibt glücklicherweise aus. Gameplay wie Geschichte sorgen für ausreichend Motivation, um nach einem Fehlversuch erneut von vorne beginnen zu wollen. Das liegt auch an den abwechslungsreichen Abschnitten außerhalb der zeitbegrenzten Vergangenheitssegmente. Denn auch in der Gegenwart müssen wir regelmäßig kleinere Rätsel lösen, Wege an unser Ziel finden und so die Geschichte voranbringen.
Spannender Mystery-Thriller
Bei der Erzählweise erinnert Ghost Trick teilweise an Visual Novels, da auf recht viel Text gesetzt wird. Die Dialoge sind ausgezeichnet geschrieben und wissen den Witz des Adventures perfekt zu unterstreichen. Dabei brilliert Ghost Trick auch in der deutschen Übersetzung. Das kommt nicht nur der spannenden, wendungsreichen Geschichte, über die aus Spoilergründen nicht mehr verraten werden soll, zugute, sondern auch den herrlich abgedrehten Charakteren. Diesen ist anzumerken, dass Shu Takumi hinter Ghost Trick steckt. Schließlich hat er bereits bei Ace Attorney mit einige illustren Charakteren für große Unterhaltung gesorgt. Ghost Trick braucht sich in dieser Hinsicht nicht vor der Anwalts-Adventure-Reihe zu verstecken. Egal ob nun die aufgeweckte rothaarige Lynne, der exzentrische Kommissar Cabanela, das taffe Mädchen Kamila oder Zwergspitz Rakete, alle Figuren sind witzig, eigenwillig und großartig geschrieben und tragen viel zum Spielspaß von Ghost Trick bei. Bei Rakete handelt es sich gar um einen der besten Videospiel-Hunde aller Zeiten!
Bis zum Ende versteht es, Ghost Trick zu fesseln und zu faszinieren. Das Remaster spendiert dem Nintendo-DS-Original eine angemessene Frischzellenkur, durch die der von Rotoskopie-Animationen inspirierte Pixel-Grafik-Stil in schickem HD erstrahlt und noch besser zur Geltung kommt. Dabei wurde jedoch auf ein Breitbild verzichtet. Stattdessen setzt Ghost Trick auf ein etwa 4:3-Format mit Balken links und rechts. Die dort gezeigten Hintergründe dürfen wir getrennt voneinander festlegen. Störend ist uns dieser Aspekt nicht aufgefallen, da Ghost Trick einfach schick aussieht. Auch die neu arrangierte Musik kann sich hören lassen und verleiht dem bereits im Original erstklassigen Soundtrack genau den richtigen Neuanstrich, wovon auch die dichte Atmosphäre profitiert. Abgerundet wird Ghost Trick von einigen Boni wie freischaltbaren Artworks, Musikstücken und Schiebe-Bilderrätseln.
Fazit
Ghost Trick: Phantom-Detektiv gehört bis heute zu meinen Lieblingsspielen für den Nintendo DS. Bereits 2011 habe ich die Mystery-Thriller-Geschichte regelrecht verschlungen und mich am innovativen Adventure-Gameplay erfreut. Von dieser Faszination hat Ghost Trick auch zwölf Jahre später nichts verloren. Das Adventure kann noch genauso begeistern wie auf dem Nintendo DS und fühlt sich dabei überraschend frisch, innovativ und kreativ an. Das dürfte auch daran liegen, dass das Gameplay-Konzept bis heute einmalig ist. Zudem wissen die Charaktere noch immer mit viel Witz und Exzentrik zu gefallen. Dank wunderschöner Grafikaufhübschung und stimmungsvoller Musik, brilliert das Remaster zudem auch auf audiovisueller Seite. Fans spannender Geschichte und innovativer Spielkonzepte, sollten sich Ghost Trick: Phantom-Detektiv nicht entgehen lassen.
Kurzfazit: Herausragendes Mystery-Thriller-Adventure, das nichts von seiner Faszination verloren hat und mit spannender, wendungsreicher Geschichte, eigenwilligen Charakteren und kreativem Gameplay viel Spielspaß bietet. Ein Genre-Meistwerk!
Vielen Dank an Capcom für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Ghost Trick: Phantom-Detektiv!
Details
Titel: Ghost Trick: Phantom-Detektiv
Genre: Adventure
Publisher: Capcom
Entwickler: Capcom
Spieler: 1
Syteme: PC (getestet), Switch, PlayStation 4, Xbox One
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 30. Juni 2023
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