Rezension: Stimme des Herzens – Whisper of the Heart

Shizuku zweifelt in Stimme des Herzens – Whisper of the Heart zehn Jahre nach ihrem Schwur mit Seiji an ihren Träumen.

Als Schülerin war Shizuku ein echter Bücherwurm und hat zufällig immer wieder Bücher ausgeliehen, die zuvor bereits Seiji ausgeliehen hatte. Als sie ihn wirklich trifft, ist sie fasziniert von seiner Überzeugung, mit der er seinen Traum Cellist zu werden, verfolgt. Kurzerhand hat sie selbst begonnen ihre Wünsche zu erfüllen und begonnen zu schreiben. Mittlerweile lebt Seiji seit zehn Jahren in Italien, um Musik zu studieren und ein großer Cellist zu werden. Shizuku hingegen hat mit ihren Geschichten keine Erfolge und erhält regelmäßig Absagen von Wettbewerben. Statt sich voll und ganz dem Schreiben zu widmen, arbeitet sie als Lektorin, beginnt aber auch an dieser Tätigkeit zu zweifeln. Derweil scheint die Distanz zwischen Shizuku und Seiji, die sich einst versprochen haben trotz der großen Entfernung zwischen ihnen, gemeinsam ihre Träume zu verfolgen, immer größer zu werden.

Zweifel an Träumen

Bereits der Titel von Stimme des Herzens – Whisper of the Heart dürfte Anime-Fans aufhorchen lassen. Genauso wie der gleichnamige Anime-Filme von Studio Ghibli von 1995 basiert der Live-Action-Film auf der Manga-Reihe Mimi o Sumaseba von Aoi Hiiragi. Anders als im Anime, konzentriert sich die Geschichte im Realfilm jedoch weitaus stärker auf die erwachsene Shizuku zehn Jahre nachdem sie Seiji kennengelernt hat. Die ausschließlich im Anime behandelte Jugend der beiden Hauptfiguren wird jedoch mit regelmäßigen Rückblicken ebenfalls präsent aufgegriffen, so dass eine durchgängige Geschichte entsteht. Shizuku ist mittlerweile Mitte zwanzig, arbeitet als Lektorin und verfolgt ihr Ziel Autorin zu werden nur noch halbherzig. Anders als Seiji, der seit zehn Jahren in Italien lebt, um Cellist zu werden. Schon diese Ausgangslage legt nahe, dass sich Stimme des Herzens stark um Shizukus Zweifel an ihren Träumen und ihrer Suche nach ihrem Platz im Leben dreht.

Ruhig und gemächlich erzählt der Film eine sanfte Alltags-Coming-of-Age-Geschichte, die eng mit der Romantik-Komponente verbunden ist. Schließlich nehmen Shizukus Gefühle für Seiji und ihre Beziehung zu ihm ebenfalls eine wichtige Rolle im Film ein. Allerdings ist es keine leichte Bindung zwischen den beiden Hauptfiguren, was angesichts der Entfernung und ihrer langen örtlichen Trennung wenig überraschend ist. Dazu gesellen sich Shizukus Probleme bei der Arbeit, der Verlust ihres Selbstvertrauens und schließlich auch die immer größere Aufgabe ihrer eigenen Ansichten und Träume. Dabei wird sie sichtlich von ihrem Umfeld beeinflusst. Damit ist Shizukus Entwicklung der Kern von Stimme des Herzens und wird mit genau der richtigen Stimmung erzählt. Die Magie der Anime-Adaption von Studio Ghibli kann der Film zwar nie erreichen, das liegt aber auch am deutlichen Verzicht auf die phantastischen Elemente sowie auf der Verlagerung der Geschichte in Shizukus Erwachsenen-Leben. Der größere Realismus passt deutlich besser, da auch die Art des Träumens anders ist als noch bei der Jugendlichen Shizuku. Diese Veränderung ihrer Persönlichkeit, wird auch in den Rückblicken deutlich dargestellt.

Bis zum Ende versteht es der etwa zwei Stunden lange Film leichtgängige Coming-of-Age-Romantik-Unterhaltung zu bieten. Allerdings sollte ein Hang zur typischen Inszenierung japanischer Filme gegeben sein. Die schauspielerische Darstellung wirkt oft überzeichnet, Gestik und Mimik werden teilweise sehr offen ausgelebt und auch das Verhalten der Figuren mag manchmal ein wenig ungewohnt wirken. Dennoch kann Stimme des Herzens auch hierbei überzeugen und trumpft zugleich mit einer gelungenen deutschen Synchronisation, die gut zu den Charakteren passt auf. Gleichzeitig fangen Kostüme und Umgebungen die 1980er- und 1990er-Jahre, in denen der Film spielt, gekonnt ein.

Fazit

Bei Realverfilmungen von Manga und Anime bin ich meist etwas skeptisch. Zu oft fallen diese mittelmäßig aus. Stimme des Herzens – Whisper of the Heart hat mir allerdings ziemlich gut gefallen. Der Coming-of-Age-Romantik-Film mag kein Genre-Meilenstein sein, kann aber mit einer ruhigen Erzählweise, gut geschriebenen Charakteren und einer schönen Geschichte unterhalten. Dabei mag der Film nicht die Magie des gleichnamigen, ebenfalls auf Aoi Hiiragis Manga-Reihe basierenden Anime erzeugen, doch das ist auch der Konzentration auf die Erwachsene Shizuku zu verdanken. Wer sich auf Stimme des Herzens einlässt und mit der sehr japanischen Inszenierung und schauspielerischen Darstellung zurecht kommt, erhält einen gelungenes Alltags-Liebesdrama, das für knapp zwei Stunden kurzweilig zu unterhalten weiß. Auch als Fortsetzung des Studio-Ghibli-Anime, kann Stimme des Herzens durchaus funktionieren.

Kurzfazit: Coming-of-Age-Romantik-Drama, das eine ruhige Geschichte mit sympathischen Charakteren erzählt und kurzweilige Genre-Unterhaltung bietet.

Vielen Dank an Capelight Pictures für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Stimme des Herzens – Whisper of the Heart!

Details
Titel: Stimme des Herzens – Whisper of the Heart
Originaltitel: Mimi o Sumaseba
Genre: Romantik, Drama, Slice of Life, Coming of Age
Regie: Yuichiro Hirakawa
Darsteller: Nana Seino, Tori Matsuzaka, Yuki, Yamada, Rio Uchida, Runa Yasuhara, Tsubasa Nakagawa, Towa Araki, Sara Sumitomo
Drehbuch: Yuichiro Hirakawa, Aoi Hiiragi (Manga-Vorlage)
Studio: „Whisper of the Heart“ Film Partners, Sony Pictures Entertainment Inc., Shochiku Co., Ltd.
Produktionsjahr: 2022
Laufzeit: ca. 115 Minuten
Sprachen: Deutsch, Englisch, Japanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 0
Erscheinungstermin: 09. Juni 2023
Herstellerseite: Stimme des Herzens – Whisper of the Heart bei Capelight Pictures

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