Rezension: Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp (Switch)

Die Nation Orange Star stellt sich in Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp feindlichen Invasoren entgegen.

Fast zwei Jahre nach der Ankündigung im Juni 2021, ist Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp Ende April endlich für Nintendo Switch erschienen. Das von WayForward verantwortete Remake der ersten beiden Serienteile bringt damit die besonders auf Game Boy Advance und Nintendo DS beliebte Strategie-Reihe von Fire-Emblem-Studio Intelligent Systems zurück. In bunter Spielzeug-Anime-Optik, stellen wir uns in der Rolle verschiedener Kommandanten der Nation Orange Star einer Invasion von Blue Moon entgegen und enthüllen dabei eine weitaus größere Verschwörung. In über zwanzig Missionen treten wir im Kampf um Frieden auf verschiedenen Kontinenten und in unterschiedlichen Ländern an. Der zweite Teil setzt die Geschichte mit neuen Missionen, ähnlichem Gameplay und einer neuen Handlung fort. Allerdings sollte erzählerisch nicht zu viel erwartet werden. Im Gegensatz zu Fire Emblem, dient die Geschichte bei Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp mehr als Mittel, um uns in dutzende Runden-Strategiegefechte zu schicken.

Taktische Schlachten

Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp umfasst das 2001 erschienene Advance Wars und dessen 2003 ebenfalls für den Game Boy Advance veröffentlichte Advance Wars 2: Black Hole Rising. Bevor wir uns der Kampagne des zweiten Teils stellen dürfen, müssen wir die Geschichte des Vorgängers beendet haben. Beim Gameplay sind sich die beiden Strategie-Spiele jedoch sehr ähnlich. Als einer von mehreren Kommandanten, die wir im Laufe der Kampagnen wählen dürfen, befehligen wir Armeen aus Infanterie, Panzern, Raketenwerfern, Flak, Flugzeugen, Schlachtschiffen und ähnlichem. Welche Einheiten uns zur Verfügung stehen, hängt von der jeweiligen Mission ab. Sie sind stets auf die sehr gut entworfenen, abwechslungsreichen Karten angepasst, so dass sich gerade Schlachten in denen wir keine Truppen bauen können, manchmal wie kleine Puzzle-Aufgaben anfühlen. Schließlich versuchen wir irgendwie unseren Kontrahenten zu bezwingen und dafür unsere Einheiten taktisch klug und gewinnbringend über die Karte zu rücken, zu platzieren und mit ihnen anzugreifen.

Die Karten sind dabei jeweils in Kästchen eingeteilt. Wie viele Felder eine Einheit rücken darf, hängt vom Bewegungswert ab. Auch Feuerreichweite und Sicht sind essenziell. Zudem müssen wir auf Munition und Sprit achten und beides mit Versorungsfahrzeugen oder in eroberten Städten, Fabriken und Basen rechtzeitig auffüllen. Da es sich bei Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp um ein rundenbasiertes Strategiespiel handelt, ziehen wir unsere Truppen abwechselnd mit dem Gegner. Erst dürfen wir alle unsere Einheiten bewegen, Angriffe einleiten, Städte und Ähnliches erobern, neue Truppen bauen oder, sofern verfügbar, die Kommdantenfähigkeit nutzen. Anschließend ist unser Kontrahent an der Reihe. Kämpfe zwischen zwei Einheiten laufen automatisch ab und sind von ihren Stärken und Schwächen abhängig. Ein Jagdpanzer ist beispielsweise stark gegen Fahrzeuge, Schiffe und U-Boote, kann mit dem Maschinengewehr als Zweitwaffe aber auch Infanterie und Helikopter erfolgreich angreifen.

Nimmt eine Einheit Schaden, verliert sie Truppen, was wiederum die Schlagkraft beeinflusst. Ein logisches System, schließlich können zehn Panzer deutlich mehr ausrichten als fünf. Damit ist immer nachvollziehbar, weshalb angeschlagene Einheiten schwächer sind. Entsprechend hilfreich ist es darauf zu achten, verwundete Truppen rechtzeitig zurückzuziehen oder mit anderen angeschlagenen Einheiten zu vereinen, um diese wieder zu stärken. Nur wenn wir überlegt vorgehen, haben wir gegen die oft in Überzahl agierenden feindlichen Truppen eine Chance. Selbst auf dem leichteren der beiden Schwierigkeitsgrade können die Missionen fordernd sein. Allerdings motiviert das spaßige Gameplay dazu, selbst nach einer gescheiterten Schlacht diese sofort erneut anzugehen.

Weitere Gefechte

Abseits der beiden Kampagnen, dürfen wir uns auf verschiedenen Karten mit KI- oder bis zu drei menschlichen Gegnern messen. Dabei können wir entweder an einer oder mehreren Konsolen oder sogar Online antreten. Das bringt Abwechslung in den Strategiealltag und kann gerade gegen andere Spieler zusätzliche Herausforderung bieten. Allerdings dürfen wir nicht nur auf vorgegebenen Karten ins Gefecht ziehen, sondern im Editor auch selbst Karten bauen. Hier sind uns alle Möglichkeiten gegeben. Wir bestimmen die Größe der Karte, platzieren Ebenen, Berge, Wälder, Brücken, Städte und Einheiten und legen somit Fest, welche Grundvoraussetzungen für Schlachten auf der Karte herrschen. Erstellte Karten dürfen wir anschließend mit Freunden online oder lokal teilen. Bedauerlich ist hierbei jedoch, dass es keine große Bibliothek wie etwa in Super Mario Maker 2 gibt. Dabei wären Editor und Spiel dafür prädestiniert, auf diese Weise Langzeit Motivation zu bieten.

Aber auch ohne Online-Kartenbibliothek und Editor, kann sich der Umfang von Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp durchaus sehen lassen. Neben den Kampagnenmissionen, stehen uns zahlreiche Karten für die anderen Modi zur Verfügung. Weitere dürfen wir genauso wie Kommandanten oder Inhalte für die Galerie im spielinternen Shop kaufen. Hier investieren wir die Münzen, die wir für das erfolgreiche abschließen von Schlachten erhalten und vergrößern somit die Anzahl verfügbarer Karten, Kommandanten, Artworks und Musikstücke.

Verspielte Präsentation

Wie bereits erwähnt, setzt Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp auf einen bunten Spielzeug-Anime-Stil. Bereits die beiden Original haben mit ihrem farbenfrohen Pixelstil eher eine lockere Stimmung verbreitet. Das fängt auch das Remake wunderbar ein. Die neue Optik passt sehr gut zur Ausrichtung des Strategiespiels und der Erzählweise der zwar von Krieg bestimmten, aber nicht unbedingt düsteren Geschichte. Selbiges gilt für die mal treibende, mal ruhige und mal mitreißende Musik, die stets zum Geschehen passt. Lediglich bei der gelungenen deutschen Sprachausgabe wurde etwas zu sparsam vorgegangen. Oft sind gerade einmal die ersten Worte eines Gesprächs vertont. Manchmal wirkt es sogar noch seltsamer, da nur Aussagen einer Figur synchronisiert sind, während andere Akteure trotz Textaussagen schweigen. Dafür sind die deutschen Texte witzig geschrieben und bringen die eigenwilligen Persönlichkeiten der Charaktere gekonnt zum Tragen. Auch daran zeigt sich der hohe Spielspaß von Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp, das vor allem unterhaltsame Strategie-Kost bieten will und genau das auch schafft.

Fazit

Da ich Advance Wars und Advance Wars 2: Black Hole Rising auf dem Game Boy Advance kaum gespielt habe, hat mich die Ankündigung von Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp sehr gefreut. Zumal die Neuauflage der ersten beiden Serienteile der erste Ableger seit Advance Wars: Dark Conflict von 2008 ist. Die Umsetzung von Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp ist wirklich gelungen. Spaßiges, motivierendes und mitunter forderndes Strategie-Gameplay, trifft auf eine zwar oberflächliche, aber unterhaltsam erzählte Geschichte und eine bunte, verspielte Optik. Nicht unbedingt die Art Präsentation, die von einem Strategiespiel rund um Krieg erwartet wird, doch Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp gelingt das hervorragend. Besonders das zeitlose rundenbasierte Gameplay versteht es wieder zu überzeugen und Spielspaß für zahlreiche Stunden zu bieten. Schließlich werden nicht nur zwei Kampagnen, sondern auch zahlreiche Gefechte gegen KI und Freunde geboten. Genre- und Advance-Wars-Fans sollten sich Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp auf keinen Fall entgehen lassen.

Kurzfazit: Motivierendes Strategie-Spiel in knuffig-bunter Spielzeug-Anime-Grafik, das mit gelungenem Gameplay, einfacher Geschichte und ordentlich Umfang viel Spielspaß bietet.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp!

Details
Titel: Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp
Genre: Strategie
Publisher: Nintendo
Entwickler: Intelligent Systems, WayForward
Spieler: 1-4
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 21. April 2023