Rezension: The Dark Pictures Anthology: The Devil in Me (PS5)

Ein Filmteam versucht in The Dark Pictures Anthology: The Devil in Me den tödlichen Fallen eines Mörderhauses zu entgehen.

Nach Man of Medan, Little Hope und House of Ashes schließt Supermassive Games mit The Devil in Me die erste Staffel von The Dark Pictures Anthology ab. Die mit dem Kurator als Erzähler lose verbundenen Horror-Adventure des britischen Studios funktionieren dabei unabhängig voneinander und somit stellt auch The Devil in Me ein für sich stehendes Horror-Erlebnis dar. Spielerisch gewohnt oberflächlich, verzichtet der vierte Teil auf übernatürliche Elemente und konzentriert sich stattdessen auf klassische B-Movie-Serienkiller-Unterhaltung. Als Inspiration sowohl für das Spiel als auch die mörderischen Taten in The Devil in Me dient Herman Webster Mudgett, der unter dem Namen Henry Howard Holmes als erster Serienkiller der USA bekannt ist. H. H. Holmes soll im späten neunzehnten Jahrhundert zahlreiche Menschen getötet haben. The Devil in Me greift die Geschichte von Holmes als Thema eines Dokumentarfilmteams auf.

Mörderisches Hotel

Das fünfköpfige Team arbeitet an einer eher schlecht laufenden Filmreihe und nimmt sich für die letzte Folge H. H. Holmes’ an. Da kommt es natürlich genau richtig, dass sie von einem geheimnisvollen Mann in einen akkuraten Nachbau von Holmes’ Mörderburg, einem mit tödlichen Fallen gespickten alten Hotel, eingeladen werden. Natürlich dauert es nicht lange, bis die Leben der fünf Hauptfiguren, bei denen es natürlich auch zwischenmenschliche Probleme gibt, auf dem Spiel steht. Dabei schlüpfen wir, wie von den Vorgängern gewohnt, abwechselnd in die Rollen von Kate, Charlie, Mark, Jamie und Erin. Spielerisch erwartet uns allerdings nicht sonderlich viel. Wir folgen den Storypfaden, treffen an vorgesehenen Stellen Entscheidungen und absolvieren Quick-Time-Events. Vielmehr bietet das Gameplay von The Devil in Me nicht. Aber genau so gestalten sich die Horror-Adventure von Supermassive Games seit Until Dawn.

Kern der Spiele ist weitaus mehr die bewusst an B-Filmen orientierte Horror-Geschichte, die von Klischees gespickten Charaktere und natürlich die Entscheidungen über Leben und Tod. Nur wenn wir richtig handeln und rechtzeitig reagieren, überlebt die Filmcrew den Aufenthalt in dem mörderischen Gebäude. Verstecken wir uns oder laufen wir davon? Gehen wir nach oben oder unten? Manchmal müssen wir gar in Sekundenschnelle überlegen, welchen anderen Charakter wir retten wollen. Oder ist vielleicht nichts tun, doch die beste Entscheidung? Hier überzeugt The Devil in Me und übertrumpft die Vorgänger. Zu einem nicht geringen Teil liegt das auch daran, dass uns die durchaus vielschichtige Filmcrew mehr interessiert, als die meisten Charaktere aus den bisherigen Teilen von The Dark Pictures Anthology. Zudem ist die Inszenierung der Entscheidungen gelungen und wir wollen natürlich das bestmögliche Ende erreichen.

Gewohnte Umsetzung

Zusätzlich sammeln wir mehr Details über die Hintergründe des mörderischen Spiels, in dem wir gefangen sind. Diese dürfen wir sogar mit geknüpften Verbindungen jederzeit nachvollziehen. Auch informiert uns das Spiel darüber, welche Entscheidungen zusammenhängen und wie die Auswirkungen der von uns mitbestimmten Dialoge sind. Das kennen wir, genauso wie die versteckten kryptischen Hinweise auf mögliche Tode, bereits seit Until Dawn, ist aber weiterhin eine schöne Ergänzung. Selbiges gilt für den Mehrspieler-Modus. Online dürfen wir zu zweit und Offline sogar maximal zu fünft versuchen, die Filmcrew lebend aus dem Hotel zu bringen. Schade nur, dass der Filmmodus aus The Quarry fehlt. Dieser wäre eine schöne und sinnvolle Ergänzung gewesen und hätte uns die Möglichkeit gegeben, The Devil in Me als interaktiven Film zu erleben.

Trotz einiger Bugs, etwa im Online-Mehrspieler-Modus, die seit Veröffentlichung jedoch zumindest teilweise behoben wurden, kann The Devil in Me technisch durchaus überzeugen. Besonders die Umgebungen wissen grafisch zu gefallen und unterstützen gemeinsam mit der gelungenen deutschen Synchronisation und dem stimmungsvollen Soundtrack die Horror-Atmosphäre. Dafür fallen die Geschichtsanimationen oft etwas hölzern aus. Manchmal wirkt das sogar schon unfreiwillig komisch. Dem kurzweiligen Horror-Adventure- und vor allem B-Movie-Erlebnis schadet das jedoch kaum. Damit ist The Devil in Me zwar kein zweifelsfreier Hit und spielerisch genauso mau wie die Vorgänger, versteht es aber erzählerisch zu unterhalten und ist deshalb der bisher beste Teil der The Dark Pictures Anthology.

Fazit

Ein ausgefeiltes, tiefgründiges Gameplay erwartet von Spielen der The Dark Pictures Anthology wahrscheinlich niemand mehr. Immerhin sind bereits drei Teile der Reihe erschienen und auch Until Dawn und The Quarry von Supermassive Games haben gezeigt, welche Richtung die Horror-Adventure des britischen Studios einschlagen. The Devil in Me bleibt dem Grundkonzept treu und verknüpft das spielerisch maue Gameplay mit einer durchaus unterhaltsamen Geschichte. Besonders die Hintergründe um H. H. Holmes und das Mörderhaus wissen zu gefallen, doch auch der Überlebenskampf der Filmcrew ist motivierend genug, um bis zum Ende keine Langeweile aufkommen zu lassen. Zumindest ging es mir so. Allerdings hatte ich auch kein großes Interesse, mich an einem zweiten Durchgang mit mehr Überlebenden zu versuchen. Hier hätte vielleicht der leider fehlende Film-Modus für Abhilfe gesorgt. Doch auch so kann ich The Devil in Me allen Horror-Adventure-Fans, die mit dem Grundkonzept von Supermassive Games etwas anfangen können, empfehlen. Besonders wer die bisherigen Spiele des Studios mochte, dürfte wieder gut unterhalten werden.

Kurzfazit: Spielerisch maues, dafür erzählerisch unterhaltsames und atmosphärisches B-Movie-Horror-Adventure.

Vielen Dank an Bandai Namco für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Dark Pictures Anthology: The Devil in Me!

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