Rezension: Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr Ultimate Edition (Xbox Series X)
Ein imperialer Inquisitor stellt sich in Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr Ultimate Edition dem Chaos entgegen.
Als Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr 2018 für PC und kurz darauf für PlayStation 4 und Xbox One erschien, hat das Action-Rollenspiel lediglich durchschnittliche bis mäßige Kritiken eingefahren. Nach vier Jahren und fünfundzwanzig DLCs, haben Publisher Nacon und Entwicklungsstudio NeocoreGames eine Ultimate Edition mit allen Zusatzinhalten und Next-Gen-Update für Xbox Series X und PlayStation veröffentlicht. Dabei bleibt das Grundprinzip des Action-Rollenspiels identisch. Als Inquisitor ist es unsere Aufgabe, das Geheimnis des Raumkreuzers Martyr zu lüften. Auf unserem Weg stellen wir uns in actionreichen Kämpfen Chaosdämonen, ketzerischen Space Marines, Häretikern und unterschiedlichen Xenos wie Aeldari oder Tyraniden entgegen.
Verschiedene Inquisitor-Ausrichtungen
Bevor wir jedoch loslegen, müssen wir uns für eine Klasse entscheiden. Wir haben die Wahl zwischen Psioniker, Kreuzritter, Assassine und dem mit dem Prophecy-DLC hinzugefügten Tech-Adeptus. Letztere Klasse wird jedoch erfahrenen Spielern empfohlen. Jeder sogenannte Charakter-Hintergrund ist noch einmal in drei Unterklassen aufgeteilt. So entscheiden wir uns beim Kreuzritter beispielsweise zwischen den Expertisen Taktisch, Sturmangriff oder Schwerer Schütze. Als Assassine haben wir hingegen die Wahl zwischen Infiltrator, Scharfschütze oder Eradicator. Ausführliche Beschreibungen, geben uns die notwendigen Informationen über Klassen- und Unterklassenunterschiede. Diese fallen relativ groß aus und wirken sich auch auf das Gameplay aus.
So ist ein Kreuzritter langsamer als ein Assassine oder Psioniker, kann aber mehr einstecken. Dafür greifen Psioniker auf die Macht des Warp zurück und sind somit grob betrachtet die Magie-Klasse des Action-Rollenspiels. Zusätzlich wirken sich die zur Verfügung stehenden Waffen, von denen wir im Spielverlauf zahlreiche finden, stark auf das Gameplay aus. Ob wir nun einen Bolter, eine Laserwaffe oder einen Flammenwerfer nutzen, will gut überlegt sein, da jede Waffe ein anderes Schuss- und Munitionsverhalten hat. Plasmawaffen können überladen, Schrotflinten müssen irgendwann nachgeladen werden. Nahkampfwaffen bieten noch einmal ein anderes Gefühl, so dass wir das Action-Rollenspiel auf unsere bevorzugte Weise spielen können. So muss das sein. Besonders, weil sich jede Waffenart und jede Klasse auf ganz eigene Art gut anfühlt und spielen lässt. Allgemein gelingt es Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr ein wuchtiges Kampfgefühl zu bieten. Dadurch macht es viel Spaß, die überschaubaren, oftmals linearen Level zu durchqueren und alle Feinde gnadenlos auszuschalten.
Entwicklungen eines Inquisitors
Wie im Genre üblich, sammeln wir durch besiegte Gegner und abgeschlossene Quests, Nebenaufgaben und dergleichen Erfahrungspunkte, die uns irgendwann einen Levelaufstieg gewähren. Hier bleibt das Action-Rollenspiel den gewohnten Standards treu, mixt diese aber mit ein paar Eigenheiten. So erhalten wir für jeden Levelaufstieg Belohnungen, sobald wir wieder auf der als Hub-Welt dienenden Kommandobrücke unseres Raumschiffs sind. Meist winken passive Fertigkeitspunkte, doch auch neue Fähigkeiten, Vorteile oder sogar Attributspunkte können wir durch Levelaufstiege erhalten. Vorteile sind passive Fähigkeiten, von denen wir mit der Zeit bis zu drei ausrüsten können und die spürbare Effekte auf unseren Charakter haben. Bei den Attributen handelt es sich um die drei Bereiche Kriegsführung, Zähigkeit und Tugend. Mit jedem Punkt erhöht sich je nach Kategorie einer unserer Charakterwerte. So steigt beispielsweise der Grundschaden oder wir erhalten mehr Lebenspunkte. Zusätzlich schalten wir Meilensteine, die besondere Boni gewähren, frei.
Etwas klassischer ist Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr bei den sogenannten passiven Fertigkeiten. Hierbei handelt es sich um Fertigkeitsbäume, in denen wir die durch Levelaufstiege verdienten passiven Fertigkeitspunkte investieren können. Je nach Charakterklasse stehen uns andere Fertigkeitsbäume zur Verfügung. Wir können unsere Nah- oder Fernkampf, Gesundheit, Verteidigung, Bewegung oder spezielle Angriffe wie Hitze oder Kritische Treffer genauso verbessern wie Schwächungszauber oder Exekution. Mittels bestimmter Ziele, wie dem Erreichen eines Charakterlevels oder dem Besiegen einer festgelegten Zahl Feinden, können wir weitere Fertigkeitenbäume freischalten. Angesichts der relativ zahlreichen Möglichkeiten, müssen wir uns gut überlegen, wie wir unsere Fertigkeitspunkte investieren. Die Möglichkeiten sind hier vielfältig. Leider fallen die Auswirkungen einzelner Fertigkeiten aber meist recht gering aus. Oft bemerken wir den Unterschied von mehr Gesundheit, höherem Schaden oder stärkerer Verteidigung kaum und erst wenn wir mehr in den entsprechenden Fertigkeitenbaum investieren, sind die Auswirkungen erkennbar. Dennoch ist das Fertigkeitensystem gelungen und oft haben wir lange überlegt, bis wir entschieden haben, wie wir unseren gerade erhaltenen Fertigkeitspunkt verwenden wollen.
Motivierende Missionen
Kern von Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr sind natürlich die Missionen. Von unserer Kommandobrücke aus können wir auf die Sternenkarte zugreifen, die uns den Zugang zu einem ganzen Sektor mit mehreren Subsektoren, die wiederum in mehrere Systeme mit mehreren Planeten eingeteilt sind. Erst mit der Zeit öffnet sich uns der gesamte Caligari-Sektor, doch bereits ab dem zweiten Kapitel sind unsere Möglichkeiten groß. Schließlich können wir abseits der Haupt- und DLC-Missionen auch zahlreiche Nebenquests absolvieren. Einige sind eher simpel und verzichten auf große Geschichten. Aus irgendeinem Grund sollen wir hierbei eine Chaos- oder Xenos-Gefahr auf einem Planeten, einer Sternenbasis oder einem Raumschiff auslöschen. Dank guter Belohnungen sind wir trotzdem oft motiviert, uns auch solchen Missionen zu stellen.
Weitaus unterhaltsamer und spannender sind aber die mit Geschichte versehenen Quests. Besonders die Kampagne hat uns gefesselt und wir haben uns mehrmals dabei erwischt, nur noch eine weitere Mission spielen zu wollen, um zu erfahren, wie es weitergeht. Das spricht sowohl für das zwar mit der Zeit leicht repetitive, aber spaßige Gameplay und die spannend erzählte, mysteriöse Geschichte des Action-Rollenspiels. Dank der brachialen Kämpfe ist es wirklich eine Freude, die düsteren Gänge von chaosverseuchten Raumschiffen zu durchqueren, auf lebensbedrohlichen Planeten Xenos entgegenzutreten oder in einer abgeschotteten Makropole Häretiker zu jagen. Dabei hat jede Waffe vier Angriffsarten. Tragen wir zwei Einhandwaffen, können wir jedoch stets nur auf zwei dieser Attacken zurückgreifen. Mit Blick auf Munition und Überhitzung schnetzeln und ballern wir uns durch Gegnerhorden. Zusätzlich dürfen wir Granaten, Schilde und dergleichen ausrüsten und im Kampf verwenden. Auch unsere Rüstung hat eine Spezialfähigkeit, die uns im Kampf nützlich ist. Etwas bedauerlich ist jedoch, dass das an sich sinnvolle Deckungssystem oft unseren Spielfluss ausbremst. Dennoch nutzen wir die Möglichkeiten, aus relativ sicherem Schutz anzugreifen, gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden, gerne aus. Denn Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr kann je nach Einstellung durchaus knackig sein.
Anpassungsmöglichkeiten & Unterstützung
Natürlich können wir uns mittels Inokulator auch während der Missionen heilen. Allerdings hängt die Funktion des Geräts sowohl von unserem aktuell ausgerüsteten Inokulator als auch der im weiteren Spielverlauf verfügbaren Modifikation von diesem ab. So dürfen wir den Inokulator mit verschiedenen Effekten versehen. Neben Heilung kann das etwa eine erhöhte kritische Trefferchance oder Schaden für ein paar Sekunden sein. Je nachdem, welche Fertigkeiten wir unserem Inokulator verleihen, sinkt oder steigt die maximale Nutzung im Kampf. Wir müssen also gut überlegen, ob eine Modifikation sinnvoll ist. Außerdem dürfen wir auf unserer Kommandobrücke, sobald es freigeschaltet ist, Ausrüstung verbessern, herstellen, verzaubern und neue Möglichkeiten erforschen. Hierfür benötigen wir nicht nur viel Geld, das wir entweder finden oder durch Verkauf nicht benötigter Gegenstände erhalten, sondern auch Ressourcen. Diese erhalten wir unter anderem durch das Zerlegen von Waffen und Ausrüstung.
Wahlweise dürfen wir Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr Ultimate Edition auch im Mehrspieler-Modus spielen. So können wir im lokalen Koop-Modus zu zweit spielen. Dabei übernimmt unser Mitspieler die Rolle eines Unterstützungscharakters, dessen Stärke an den Inquisitor gekoppelt ist und der über kein eigenes Inventar verfügt. Zwar sind die Möglichkeiten eingeschränkt aber als kleine Ergänzung und Option die Geschichte gemeinsam zu erleben, eine schöne Ergänzung. Außerdem dürfen wir im Cross-Generation-Online-Mehrspielermodus gegen andere Spieler antreten. Dieser PVP-Modus ermöglicht uns eins gegen eins oder zwei gegen zwei Duelle und ist recht kurzweilig. Mehr als eine nette Ergänzung ist der Online-PVP-Modus aber nicht. Der Fokus des Action-Rollenspiels liegt klar auf dem Einzelspieler-Modus, weshalb wir den Online-Zwang nicht verstehen. Kann sich Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr Ultimate Edition nicht mit den Servern verbinden, dürfen wir das Spiel nicht starten. Ärgerlich und unnötig.
Düsteres Universum
Optisch überzeugt das Action-Rollenspiel vor allem mit der hervorragenden Umsetzung des Warhammer-40.000-Universums. Die düstere Zukunft des Krieges ist dem Spiel jederzeit anzumerken. Planeten, Raumschiffe, Makropolen und Basen sind von der gotisch beeinflussten, oftmals pompösen, aber nicht selten auch düsteren Architektur des Imperiums oder den Auswüchsen von Chaos und Xenos bestimmt. Angesichts dieser stimmungsvollen Designs stört es kaum, dass sich viele Level recht ähnlich anfühlen und auch optisch fast identisch sind. Letzteres lässt sich durch die Bauweise des Imperiums sogar spielintern begründen. Dazu gesellen sich die schicken Charakter- und Gegner-Modelle, die wirklich sehr gut aus der Tabletop-Vorlage übernommen wurden. Es ist eine helle Freude, die verschiedenen Figuren und Feinde schon auf den ersten Blick zuordnen zu können. Doch auch ohne entsprechende Kenntnisse, weiß das Action-Rollenspiel hier zu überzeugen. Lediglich die etwas maue Gegner-KI und das manchmal umständlich zu verwaltende Menü und Inventar fallen auf der technischen Seite negativ auf.
Dafür entschädigt der fantastische Soundtrack. Das Spielgeschehen ist stets passend und stimmungsvoll untermalt. Musik und Soundeffekte unterstützen ausgezeichnet die dichte Atmosphäre, die mit zu den größten Stärken des Action-Rollenspiels gehört und viel zur packenden Geschichte beiträgt. Allgemein versteht es Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr, die einzelnen Elemente gekonnt miteinander zu verbinden, sodass ein motivierendes Action-Rollenspiel-Erlebnis geboten wird. Daran haben natürlich auch die seit der Erstveröffentlichung 2018 vorgenommenen Verbesserungen und DLCs einen Anteil. Somit ist die Ultimate Edition auch dank Next-Gen-Verbesserungen wie nativer 4K-Auflösung, höher aufgelösten Texturen und verbesserter Physik die bisher beste Version des Action-Rollenspiels.
Fazit
Als Warhammer-Fan war ich wirklich gespannt, wie gut Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr Ultimate Edition auf der Xbox Series X geworden ist. Schließlich hat das Action-Rollenspiel eine bewegte Vergangenheit hinter sich. 2018 holprig gestartet, haben NeocoreGames im Laufe von vier Jahren zahlreiche Verbesserungen und DLCs vorgenommen, so dass bereits die alten Versionen deutlich besser wurden als bei ihrer Erstveröffentlichung. Die Next-Gen-Fassung bietet mit entsprechenden Anpassungen wie nativem 4K, höher aufgelösten Texturen und verbesserter Physik noch einmal sinnvolle Verbesserungen, die wirklich gut zum Spiel passen. Zudem sind alle DLCs enthalten, wodurch der Umfang wirklich riesig ist. Natürlich reicht das nicht, um ein gutes Action-Rollenspiel zu sein. Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr Ultimate Edition überzeugt zusätzlich mit einer packenden, geheimnisvollen Geschichten, spaßigem Gameplay inklusive wuchtiger Kämpfe und interessantem Charaktersystem. Selbst kleine Macken können den insgesamt positiven Eindruck nicht trüben. Immer wieder habe ich mich in dem Action-Rollenspiel verloren, nur noch eine Mission spielen wollen und bin dann doch gefesselt von Atmosphäre, Geschichte und Gameplay wesentlich länger vor der Konsole geblieben. Nicht nur Warhammer-Fans sollten Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr Ultimate Edition eine Chance geben.
Kurzfazit: Atmosphärisches Warhammer-40.000-Action-Rollenspiel das mit spannender Geschichte, spaßigem Gameplay und motivierendem Spielfluss fesselt.
Vielen Dank an Nacon für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr Ultimate Edition!
Details
Titel: Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr Ultimate Edition
Genre: Action-Rollenspiel
Publisher: Nacon
Entwickler: NeocoreGames
Spieler: 1-4
Syteme: Xbox Series X|S (getestet), PlayStation 5
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 27. Oktober 2022
© Nacon / NeocoreGames / Games Workshop Limited