Rezension: The Last of Us Part I (PS5)

Naughty Dog bringt mit The Last of Us Part I das beliebte Action-Adventure als Remake auf die PlayStation 5.

Als eines der letzten großen Spiele für PlayStation 3 begeisterte The Last of Us im Juni 2013 nur wenige Monate vor der Veröffentlichung der PlayStation 4 Kritiker und Spieler. Das Action-Adventure von Naughty Dog überzeugte mit einer packenden Geschichte in einer tödlichen postapokalyptischen Welt mit lebendigen, grandios geschriebenen Charakteren und spannenden Survival-Horror-Elementen. Nachdem bereits 2014 eine Remastered-Version für die PlayStation 4 erschienen ist, haben Naughty Dog und Sony dem Action-Adventure unter dem Titel The Last of Us Part I ein Remake für PlayStation 5 spendiert. Besonders bei der Technik weiß die Neuauflage zu begeistern.

Packender Überlebenskampf

The Last of Us Part I kann problemlos als eines der bisher schönsten Spiele für Sonys aktuelle Konsole bezeichnet werden. Vor allem im Vergleich zur ursprünglichen PS3-Version fällt auf, wie aufwändig das Remake grafisch ist. Detailreiche Umgebungen, realistische Beleuchtung und lebendigere Charaktere sorgen für ein einzigartiges optisches Bild, das sich beim Sound fortsetzt. Dank 3D-Audio und den neuen Möglichkeiten der PlayStation 5 klingt The Last of Us Part I einfach fantastisch und schafft es schon nach wenigen Minuten mit audiovisueller Brillanz zu überzeugen. Die hervorragend eingebundenen Möglichkeiten des Dual-Sense-Controllers sorgen zudem für ein noch intensiveres Spielgefühl als bisher. Rumble-Funktion und adaptive Trigger sorgen dafür, dass wir uns wirklich wie Joel fühlen.

Abseits von der technischen Seite bleibt The Last of Us Part I jedoch dem Original weitgehend treu. Das bedeutet, von Anfang an erleben wir eine fesselnde und wendungsreiche Geschichte, die zu recht hochgelobt wird. Als Joel müssen wir uns mit den Gefahren einer postapokalyptischen Welt auseinandersetzen. Dabei beginnt The Last of Us Part I in der Nacht des Untergangs der Zivilisation. Direkt erleben wir, wie es zur Katastrophe kommt, wie mit einem seltsamen Pilz Infizierte andere Menschen angreifen. In diesem Chaos versuchen wir, als Joel irgendwie mit unserer Tochter zu entkommen und zu überleben. Anschließend vergehen zwanzig Jahre. Die bekannte Ordnung der USA ist zusammengebrochen und die Überlebenden verbringen ihre Tage in geschützten Siedlungen, die vom totalitär agierenden Militär regiert werden. Fireflies, genannte Rebellen, begehren gegen die harte Herrschaft auf. Joel versucht sich in dieser Umgebung mit seiner Partnerin Tess als Schmuggler über Wasser zu halten. Schon bald erhalten wir einen ungewöhnlichen Auftrag, der schließlich dazu führt, dass wir gemeinsam mit der vierzehnjährigen Ellie die Weiten der Vereinigten Staaten von Amerika durchstreifen. Eine Reise voller Wendungen, die vor Gewalt noch der harten Realität zurückschreckt. Auch deshalb ist die Geschichte von The Last of Us Part I so glaubhaft, beklemmend und mitreißend. Die lebendig geschriebenen Charaktere tragen ebenfalls viel dazu bei.

Angestaubte Mechaniken

Beim Gameplay präsentiert sich The Last of Us Part I weit weniger modern als in technischer Hinsicht. Zwar hat Naughty Dog an einigen Stellschrauben gedreht, in erster Linie bleibt das Remake aber dem Original treu. Ob das gut ist, ist Geschmackssache, ein paar Verbesserungen hätten wir uns aber gewünscht. Spielerisch folgt das Action-Adventure recht typischen Genre-Pfaden. Wir liefern uns Schießereien mit Gegnern, schleichen uns an, um Feinde heimlich auszuschalten oder versuchen gefährliche Kontrahenten auf leisen Sohlen zu umgehen. Sowohl die Kämpfe als auch das Schleichen fühlen sich grundsätzlich gut an und funktionieren. Oft erinnert uns The Last of Us Part I hierbei an die ebenfalls von Naughty Dog entwickelte Uncharted-Reihe. Besonders, wenn wir in einem etwas größeren Abschnitt von Deckung zu Deckung rennen oder schleichen und aus diesen auf Feinde schießen, müssen wir immer wieder an Nathan Drake denken. Die Auseinandersetzungen fühlen sich gut an und gehen locker von der Hand, sind aber aus heutiger Sicht nichts Besonderes. Ähnliches gilt für das manchmal etwas behäbige und nicht immer perfekt funktionierende Schleichen. Zwar können wir jederzeit in die Hocke gehen, um uns leise fortzubewegen und sogar per Knopfdruck lauschen, wo sich Gegner befinden, hundert Prozent intuitiv fühlt sich die Steuerung hier aber nie an. Besonders wenn wir wiederholt von den Infizierten gehört werden, nur weil sich Joel nicht genauso bewegt wie wir das wollen, ist das ärgerlich. Allerdings ist das bereits meckern auf einem sehr hohen Niveau, da sich The Last of Us Part I grundsätzlich sehr gut spielt und dabei nur nicht unbedingt zeitgemäß ist.

Auch einige weitere Gameplay-Mechaniken wie das Verschieben von Kisten, um einen höher gelegenen Absatz zu erreichen, fügen sich zwar gut ein, sind aber eindeutig aus der PS3-Ära. Allgemein kann The Last of Us Part I nicht verbergen, dass es kein komplett neues Spiel ist. Ob das nun negativ ist, ist Geschmackssache. Wer sich an manchen nicht ganz zeitgemäßen, aber deshalb nicht schlechten Mechaniken nicht stört, wird diese wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Und auch sonst bietet das Action-Adventure so viel Positives, dass die negativen Seiten kaum auffallen. Neben der packenden Geschichte mit den lebendigen Charakteren ist das vor allem die atemberaubende Atmosphäre. The Last of Us Part I gehört zu den wahrscheinlich stimmungsvollsten Spielen aller Zeiten. Das gilt besonders für das PS5-Remake, das hierbei deutlich von den Möglichkeiten der aktuellen Konsole profitiert. Gerade deshalb verzeihen wir dem Action-Adventure gerne die eine oder andere Schwäche. Schließlich werden wir derart in die Stimmung und Geschichte des Spiels gezogen, dass es uns schwer fällt, den Controller wieder aus der Hand zu legen. Besonders nach den ersten zwei, drei Stunden, entfaltet sich The Last of Us Part I endgültig und schafft es, uns endgültig in seinen Bann zu ziehen.

Fazit

The Last of Us Part I ist ein grandioses Remake, das jedoch unter ein paar Macken leidet. Ob es ein sinnvolles Remake, schließlich ist das Original nur neun Jahre alt, ist, will ich nicht entscheiden. Sicher ist aber, dass das Action-Adventure audiovisuell und bei den Funktionen des Dual-Sense-Controllers erstklassig ausfällt. Wer sich Vergleichsbilder zwischen Original und Remake ansieht, wird sofort erkennen, weshalb die grafische Frischzellenkur so fantastisch ist. Zudem überzeugt The Last of Us Part I noch immer mit einer packenden Geschichte, erstklassigen Charakteren, harten Wendungen und einer dichten Atmosphäre. Da verzeihe ich dem Spiel gerne einige veraltete Gameplay-Mechaniken, die im Zuge des Remakes eine Aufpolierung verdient gehabt hätte. Wer sich daran nicht stört und Joels und Ellies Geschichte noch nicht kennt, sollte The Last of Us Part I unbedingt spielen. Fans des PS3-Originals oder des PS4-Remasters müssen jedoch gut überlegen, ob die technischen Verbesserungen ausreichen, um noch einmal in die postapokalyptische Welt einzutauchen.

Kurzfazit: Aufwendiges Action-Adventure-Remake, das mit einer hochspannenden Geschichte und grandiosen Charakteren fesselt, aber unter ein paar nicht ganz modernen Gameplay-Mechaniken leidet.

Vielen Dank an Sony Interactive Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Last of Us Part I!

Details
Titel: The Last of Us Part I
Genre: Action-Adventure
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Entwickler: Naughty Dog
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet)
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 02. September 2022

©2022 Sony Interactive Entertainment LLC. Created and developed by Naughty Dog LLC. The Last of Us is a registered trademark of Sony Interactive Entertainment LLC and related companies in the U.S. and other countries.