Rezension: Potion Permit (Switch)

Als Alchemiegenie gilt es in Potion Permit Tränke zu brauen, Kranke zu heilen und andere Probleme der ländlichen Stadt Mondburg zu lösen.

Spiele in Pixel-Grafik und Lebenssimulationen erfreuen sich schon seit Jahren großer Beliebtheit. Entwicklerstudio MassHive Media verbindet bei Potion Permit das Genre mit Alchemie und der Behandlung von Patienten. Als junges Alchemiegenie ziehen wir von der Hauptstadt ins ländliche Städtchen Mondburg. Dort sollen wir Rue, die erkrankte Tochter des Bürgermeisters, heilen. Eine gute Gelegenheit für den Alchemierat, da Mondburg seit mehreren Katastrophen in der Vergangenheit skeptisch gegenüber Alchemiegenies, der Hauptstadt und allem was von außerhalb kommt eingestellt ist. Entsprechend kühl fällt der Empfang für uns aus. Erst wenn wir die Spieleinführung abgeschlossen und Rue geheilt haben, sind die Bewohner von Mondburg überhaupt bereit mit uns zu reden.

Heilende Alchemie

Sobald wir soweit sind, beginnt Potion Permit richtig. Zwar dürfen wir bereits vorher erste Tränke brauen und die Wildnis samt simpler Kämpfe erkunden, doch erst nachdem wir Rue geheilt haben, erhalten wir mehr Freiheiten. Wie in vielen anderen Lebenssimulation-Action-Adventures sammeln wir Materialien, die wir für unsere täglichen Aufgaben benötigen. Im Fall von Potion Permit ist es das Brauen von Tränken, die wir für Quests oder zum Heilen von Patienten benötigen. Diese werden immer am Morgen in unsere Klinik gebracht. Mittels der Aussagen der Erkrankten, suchen wir in einer simplen Körperdarstellung nach den betroffenen Stellen wie linker Unterarm, Magen oder Mund und müssen anschließend eine Diagnose erstellen. Dafür absolvieren wir einfache Minispiele, bei denen wir im richtigen Moment Tasten drücken, für einige Zeit von links durchlaufenden Viren ausweichen oder uns eine Tastenfolge merken müssen. Die Minispiele sind nicht wirklich fordernd, können aber gerade deshalb mit der Zeit und aufgrund der geringen Abwechslung etwas stören, ohne jemals wirklich zu nerven.

Obwohl das Heilen von Patienten essenziell in Potion Permit ist, solltet ihr nicht erwarten, dass ihr sonderlich viel Zeit damit verbringt. Meist liegt nur ein Patient in der Klinik und sofern wir ausreichend Materialien haben, ist auch das Medikament zur Heilung schnell hergestellt. Alchemie in Potion Permit funktioniert als kleines Puzzle-Spiel. Alles was wir herstellen können, sei es Trank, Salbe oder Balsam, wird in unserem Kessel als eigenes Feld aus mehreren Kästchen dargestellt. Es ist unsere Aufgabe, das komplette Feld mit Zutaten zu füllen. Dafür wird jede Zutat als Form aus bis zu vier Kästchen dargestellt. So besteht eine Bärentatze beispielsweise aus drei horizontal nebeneinander liegenden Kästchen, während Sonnenblumen an ein vier Kästchen großes, auf der langen Seite liegendes L erinnern. Da sich die Zutaten nicht überlappen dürfen, ist es oft gar nicht so einfach, die Felder der herzustellenden Objekte zu füllen. Besonders weil wir zu Beginn auf fünf Zutaten beschränkt sind. Erst Verbesserungen unseres Kessels ermöglichen uns mehr Zutaten. Zusätzlich sind die Zutaten in die vier Elemente Feuer, Wasser, Wind und Erde eingeteilt. Nicht jeder Trank erlaubt jedoch alle vier Kategorien, so dass wir oft zusätzlich eingeschränkt werden. Um nicht immer denselben Ablauf wiederholen zu müssen, dürfen wir bei Tränken, Salben und anderen Objekten bis zu drei Rezepte speichern, sobald wir diese mindestens fünf Mal hergestellt haben.

Lebendige Dorfgemeinschaft

Weitaus mehr Zeit als mit Kranken und Alchemie verbringen wir in Potion Permit mit den Bewohnern von Mondburg. Täglich verbessern Gespräche sowie das Verschenken von Mondnelken unsere Beziehungen zu den unterschiedlichen Personen. Das schaltet nicht nur neue Gespräche frei, sondern führt schließlich auch zu besonderen Events, um die nächste Freundschaftsstufe zu erreichen. Einige Figuren stehen sogar als potenzielle Partner für eine romantische Beziehung zur Verfügung. Bis es aber soweit ist, warten viele Aufgaben auf uns. Schließlich müssen wir als Außenseiter und Alchemiegenie aus der Hauptstadt erst das Vertrauen der Menschen von Mondburg verdienen. Interessant dabei ist: Sind wir beim Heilen der Kranken nicht erfolgreich oder brauchen dafür zu lange, sinkt die allgemeine Stimmung uns gegenüber. Das kann sogar dazu führen, dass niemand mehr bereits ist mit uns zu sprechen, bis wir wieder in einem besseren Licht dastehen. Allerdings ist es ziemlich leicht das zu verhindern. Auch das Freundschaftslevel zu den Bewohnern von Mondburg zu erhöhen, stellt sich als eher unkompliziert heraus. Launig ist Potion Permit hier aber trotzdem. Es ist durchaus motivierend und spaßig, die verschiedenen Personen besser kennenzulernen, mehr über sie zu erfahren und schließlich auch Aufgaben für sie zu erfüllen. Zahlreiche Events, Gespräche und Verbindungen decken wir im Laufe unserer Zeit in Mondburg auf. Schon bald fühlen sich die Menschen des kleinen Städtchens wie alte Vertraute an. Genau so muss das bei einer Lebenssimulation sein.

Um aber wirklich voranzukommen, müssen wir Mondburg oft verlassen und die Gebiete abseits der Stadt erkunden. Wirklich groß sind die drei Gebiete, die wir nacheinander freischalten, nicht.. Dafür bieten sie ausreichend Abwechslung, eine angenehme Zahl an Materialien und Zutaten sowie ausreichend unterschiedliche Gegner. Kämpfe fallen direkt aus, was bedeutet, dass wir mit unseren Werkzeugen Monster und Tiere so lange beharken, bis ihre Lebensenergie auf Null ist. Feindlichen Angriffen weichen wir mit einer schnellen Rolle aus. Das ist zwar nicht unbedingt intuitiv, funktioniert aber ausreichend gut, um sich nicht negativ auszuwirken. Sichel, Axt und Hammer nutzen wir außerdem, um Pflanzen, Bäume und Steine für Zutaten abzuernten, umzuhauen oder zu zerschlagen. Dabei sammeln wir auch die beiden wichtigen Ressourcen Holz und Stein, die wir neben Geld für Verbesserungen unserer Werkzeuge, Lebensenergie, des Alchemiekessels oder unseres Hauses und der Klinik benötigen. Wollen wir alles aufs höchste Level bringen, sind wir lange beschäftigt.

Allerdings wird uns währenddessen nicht langweilig, da wir auch abseits der Freundschaftslevel immer wieder Aufträge von den Bewohnern von Mondburg erhalten. Damit tragen wir dazu bei, das Leben in dem Städtchen zu verbessern. Außerdem gibt es kleine Sammelquests und drei Arbeitsmöglichkeiten, die in sehr kurzen, simplen Minispielen abgehandelt werden. Regelmäßig legen wir zudem eine Alchemistenprüfung ab, um unseren Rang zu erhöhen und dadurch weitere Gebiete der Mondburger Umgebung betreten zu dürfen. Fast nie kommt es vor, dass wir nichts zu tun hätten. Irgendetwas wartet immer auf uns. Egal ob nun ein Auftrag, ein Kranker, ein Event, eine Arbeit, Angeln oder auch nur die Suche nach Zutaten, wirkliche Langeweile kommt nie auf. Zumindest solange wir uns selbst motivieren können, dem Leben in Mondburg weiter nachzugehen und der parallel zu den persönlichen Geschichten erzählten Handlung zu folgen. Doch so spaßig Potion Permit sich hierbei zeigt, so problematisch fällt es in anderen Punkten aus.

Getrübter Spielspaß

Es ist wirklich bedauerlich, aber Potion Permit wird von einigen spürbaren technischen Problemen sowie Bugs geplagt. Gerade Letztere sind zum Teil ärgerlich. Zweimal mussten wir während unseres Tests das Spiel beenden, weil wir einen Dialog nicht weiterdrücken konnten. Schnellreisepunkte bringen uns an falsche, nicht vorgesehene Orte, die wir nur wieder mit einer Reise an einen anderen Schnellreisepunkt verlassen können. Manche Events sind nicht korrekt oder nur mit Glück gestartet. Bei einigen Dialogen wiederholen sich Textzeilen. Dabei ist nicht ersichtlich, ob dadurch etwas vom Gespräch fehlt oder nicht, beides kann vorkommen. Dazu gesellen sich regelmäßige Ruckler, die das Spiel spürbar für einen kurzen Moment anhalten. Besonders bei den Minispielen oder in Kämpfen kann das ärgerlich sein.

Angesichts dieser doch recht deutlichen Probleme, wirken sich die gelegentlichen Fehler in den an sich guten deutschen Texte kaum mehr aus. Auch, weil dadurch nie die Verständlichkeit der Dialoge verloren geht. Zudem überzeugt Potion Permit mit einem schicken Pixel-Grafikstil, der gut zum Spiel passt und uns mit seinem Charme schnell für sich gewonnen hat. Ähnliches gilt für den stimmungsvollen, wenn auch eher unspektakulären Soundtrack. Dass auf eine Sprachausgabe verzichtet wurde, fällt ebenfalls nicht ins Gewicht. Damit zeigt sich Potion Permit allgemein von einer wirklich gelungenen audiovisuellen Seite. Das wird aber von den technischen Unzulänglichkeiten deutlich getrübt. Zumal das Lebensimulation-Action-Adventure eigentlich ein sehr guter Genre-Vertreter ist. Im aktuellen Zustand kann Potion Permit aber höchstens als gelungen bezeichnet werden. Am grundsätzlichen Spielspaß ändert sich aber nicht viel und wir haben gerne viele Stunden in Mondburg verbracht. Deshalb hoffen wir umso mehr, dass MassHive Media nachbessert, damit Potion Permit die verdiente Würdigung als spaßiges Lebenssimulation-Action-Adventure bekommt.

Fazit

Potion Permit ist ein Spiel, das ich trotz der vorhandenen Schwächen mag und auch mögen will. Dabei ist das Lebenssimulation-Action-Adventure nicht einmal schlecht. Gameplay, Spielmechaniken, Geschichte, Charaktere, Setting, Atmosphäre, Grafik und Sound sind wirklich gelungen und garantieren Spielspaß für viele Stunden. Mit großer Freude habe ich Tränke gebraut, Kranke geheilt und mich mit den Bewohnern von Mondburg angefreundet. Sogar die auf Dauer etwas eintönigen Minispiele und Kämpfe haben daran nichts geändert. Leider trüben einige mittelschwere Bugs sowie technische Probleme den sonst positiven Eindruck. Während die Ruckler noch verschmerzbar sind, können die Bugs den Spielspaß etwas drücken. Besonders, wenn wir das Spiel deshalb Neustarten müssen und Fortschritt verlieren oder Events einfach nicht ausgelöst werden. Immerhin ist Potion Permit trotz allem gut spielbar, so dass wir trotzdem viel Zeit in Mondburg verbringen können und meist einfach nur Spaß dabei haben. Umso mehr hoffe ich, dass bald ein Patch erscheint, der die Fehler behebt. Wer sich mit Bugs und Rucklern arrangieren kann, erhält bereits jetzt eine schöne Mischung aus Lebenssimulation mit Alchemie-Thematik und Action-Adventure. Alle anderen sollten spätestens nach einem Patch unbedingt zugreifen.

Kurzfazit: Spaßiges Lebenssimulation-Action-Adventure das mit viel Charme, gelungenem Gameplay und sympathischen Figuren über Stunden unterhält, aber unter einigen Bugs und technischen Problemen leidet.

Vielen Dank an PQube für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Potion Permit!

Details
Titel: Potion Permit
Genre: Lebenssimulation, Action-Adventure
Publisher: PQube
Entwickler: MassHive Media
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet), PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox, PC
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 22. September 2022