Rezension: Liebe in Zeiten der Taisho-Ära – Band 1 (Manga)

Rinko lebt in Liebe in Zeiten der Taisho-Ära Band 1 als Tochter eines verarmten Adeligen und muss sich gegen Heiratsvermittlungen wehren.

Im Japan der Taisho-Ära im frühen 20. Jahrhunderts, wird das gesellschaftliche Leben von Adeligen und dem immer stärker werdenden europäischen Einfluss bestimmt. Rinko Maisaka ist als Tochter eines verarmten Adeligen aufgewachsen. Selbstbewusst und ihren Idealen treu, stört sich die 15-jährige weder an den Neckereien ihrer wohlhabenden Mitschülerinnen noch an den Arbeiten, die sie in ihrem Haus verrichten muss. Als ihr Vater jedoch Treffen mit möglichen Heiratskandidaten arrangiert, ist Rinko wenig erfreut. Zudem zeigt sich Ouga Ranjyo, den sie beim ersten Termin kennenlernt, als äußerst unhöflich und herablassend. Das muss sich Rinko nicht gefallen lassen und sagt dem reichen Adeligen bestimmt ihre Meinung. Doch gerade damit erregt sie Ougas Interesse.

Ungleiche Adelsromantik

Nach Die Legende von Azfareo: Im Dienste des blauen Drachen und dessen Ableger Der Silberdrache sowie Die Reue der Kinder Gottes und Yona Yona Yoga: Fit und frisch für den nächsten Tag, veröffentlicht altraverse auch Shiki Chitoses zweiteilige Historien-Romantik-Reihe Liebe in Zeiten der Taisho-Ära. Angesiedelt in der namensgebenden Epoche Japans, die von Ende Juli 1912 bis Dezember 1926 dauerte, erzählt die Geschichte von der 15-jährigen Rinko, die aus einer verarmten Adelsfamilie stammt. Sie lebt alleine mit ihrem Vater und kümmert sich um alle anfallenden Arbeiten im Haus der kleinen Familie. Selbst Reparaturen übernimmt sie selbst, um Geld zu sparen. Das bringt ihr, wie recht früh deutlich wird, spöttische Kommentare ihrer Mitschülerinnen ein. Allerdings ist sie zu selbstbewusst, um sich davon beeinflussen zu lassen. Diese, von ihren eigenen Idealen bestimmte Persönlichkeit der jungen Frau, hat auch Einfluss auf ihren Umgang mit Ehevermittlungstreffen, die ihr Vater direkt zu Beginn von Liebe in Zeiten der Taisho-Ära Band 1 anspricht.

Schon nach wenigen Seiten begegnet Rinko auf diese Weise der zweiten Hauptfigur Ouga Ranjyo. Der junge aber wohlhabende Adelige ist unhöflich, blickt auf Rinkos Familie herab und bringt seinen Butler in Verlegenheit. Gerade letzteres kann Rinko nicht akzeptieren, weshalb sie Ouga deutlich ihre Meinung sagt. Hier wird früh deutlich, dass die Protagonistin sich nicht zurückhält und auch an einem möglichen reichen Ehemann kein Interesse hat, wenn sie dafür ihre Integrität aufgeben müsste. Gerade in einer Zeit wie der Taisho-Ära, die noch von anderen Moralvorstellungen und einem eng gefassten Bild der Frauen bestimmt wird, ist das ein interessanter Ansatz. Allerdings nutzt der erste Band diesen Aspekt nur teilweise. Allgemein liegt der Fokus des Mangas vor allem darauf, Rinko und Ouga möglichst oft Zeit zusammen verbringen zu lassen. Das ist nach dem Ende des ersten Kapitels zwar verständlich und auch leicht umsetzbar, doch bleiben dadurch potenziell interessante Nebenhandlungsstränge und andere Charaktere etwas auf der Strecke. Kaum eine andere Figur darf über eng gefasste Rollenfunktionen hinauswachsen. Es bleibt zu hoffen, dass der zweite Band hier noch etwas mehr bietet. Da es dieser aber bereits den Abschluss der Reihe darstellt, ist das eher anzuzweifeln.

Auch sonst ist Liebe in Zeiten der Taisho-Ära Band 1 ein recht einfach erzählter, typischer Shojo-Romantik-Manga. Daran ändert auch das interessante Szenario wenig. Zwingend negativ ist das aber nicht. Genre-Fans erhalten kurzweilige und durchaus unterhaltsame Manga-Kost für zwischendurch. Mit Rinko als sympathischer Hauptfigur und Ouga als gelungenem Kontrast, wird zudem ein ordentliches Protagonistenduo geboten. Bei den Zeichnungen bewegt sich Liebe in Zeiten der Taisho-Ära Band 1 ebenfalls auf üblichen Genre-Pfaden. Besonders große, leuchtende Augen, ein spitzes Kinn und der Fokus auf die Charaktere, deuten hier eindeutig auf typische, aber dennoch schöne Shojo-Bilder hin. Wer bereits die bisherigen Manga von Shiki Chitose gelesen hat und den Zeichenstil mag, wird erneut zufrieden sein. Die Geschichte weiß die optische Darstellung definitiv zu tragen.

Fazit

Liebe in Zeiten der Taisho-Ära Band 1 hat meine Erwartungen komplett erfüllt. Der erste von zwei Bänden liefert einen ordentlichen Auftakt der kurzweiligen Geschichte von Rinko und Ouga. Dabei folgt der Manga üblichen Shojo-Romantik-Genre-Standards und setzt auf ein historisches Szenario. Angesichts der lediglich zweiteiligen Reihe, ist es nicht überraschend, dass der Fokus vor allem auf Rinko und Ouga liegt. Zwar ist es schade, dass einige Nebenfiguren etwas zu blass bleiben, aber ihre Rollen sind meist nur Ergänzungen, um der Geschichte zusätzliche Würze zu verleihen. Dabei zeigen einige Nebencharaktere durchaus Potenzial für mehr. Immerhin sind Rinko und Ouga ausreichend sympathisch, um die kurzweilige Geschichte gerne zu lesen. Mehr als Shojo-Romantik-Standard sollte aber nicht erwartet werden. Selbiges gilt bei den Zeichnungen. Negativ ist das aber nicht gemeint. Als kleine Genre-Unterhaltung für zwischendurch funktioniert Liebe in Zeiten der Taisho-Ära Band 1 gut.

Kurzfazit: Kurzweiliger, wenn auch typischer Shojo-Romantik-Manga der mit sympathischen Hauptfiguren und gelungenem historischen Szenario Genre-Unterhaltung für zwischendurch bietet.

Vielen Dank an altraverse für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Liebe in Zeiten der Taisho-Ära – Band 1!

Details
Titel: Liebe in Zeiten der Taisho-Ära – Band 1
Originaltitel: Taishō Ren’ai Katsudon
Genre: Romantik, Historie
Verlag: altraverse
Mangaka: Shiki Chitose
Seiten: 160
Preis: 5,00 €
ISBN: 978-3-7539-0769-7
Verlagsseite: Liebe in Zeiten der Taisho-Ära – Band 1 bei altraverse
Erscheinungsdatum: 26. August 2022

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