Rezension: Live A Live (Switch)

In verschiedenen Epochen stellen sich im Rollenspiel-Remake Live A Live für Nintendo Switch unterschiedliche Helden ihren persönlichen Abenteuern.

Als im Zuge der Nintendo Direct im Februar 2022 ein Remake des japanischen Rollenspiels Live A Live für Nintendo Switch angekündigt wurde, war die Freude unter Genre-Fans groß. Zumindest bei jenen, die das vergessene Kleinod von Square Enix aus dem Jahr 1994 noch kannten. Ursprünglich nur in Japan für das Super Famicom erschienen, floppte Live A Live und verschwand daraufhin in der Versenkung. Director Takashi Tokita ließ sich jedoch bei späteren Spielen, zu denen auch das ein Jahr später veröffentlichte Chrono Trigger gehört, von Live A Live beeinflussen. Dank des in schicker HD-2D-Grafik, die etwa von Octopath Traveler oder Triangle Strategy bekannt ist, erstrahlt das Rollenspiel auf der Switch in neuem Glanz und darf erstmals außerhalb Japans beweisen, dass der mäßige Erfolg alles andere als verdient war.

Helden ihrer Zeit

Die Besonderheit von Live A Live ist, dass keine durchgängige Geschichte erzählt wird. Stattdessen ist das Rollenspiel in mehrere Kapitel, die jeweils einem Zeitalter der Menschheitsgeschichte entsprechen, eingeteilt. Von der Urzeit geht es über das kaiserliche China, die Dämmerung des Edo-Japans und den Wilden Westen bis in die Gegenwart, nahe sowie ferne Zukunft. Dabei folgen wir in jeder Epoche dem Abenteuer eines anderen Helden mit persönlichen Zielen, Wünschen und Erlebnissen. So schlüpfen wir in der Urzeit etwa in die Rolle eines jungen Stammesmitglieds, während wir im Edo-Japan als Shinobi eine Mission erfüllen oder in der fernen Zukunft als kleiner Roboter auf einem Raumschiff erstmals das Licht der Welt erblicken.

Jedes Kapitel setzt auf einen eigenen Spielablauf. So sind die Menschen in der Urzeit noch nicht in der Lage zu sprechen und kommunizieren über in Emojis dargestellte Gesten. Mittels Geruchssinn finden wir Gegner und begeben uns so auf die Jagd. Im kaiserlichen China hingegen schlüpfen wir in die Rolle eines alten Kampfkunstmeisters, der dringend einen Nachfolger sucht. Die Gegenwart wiederum konzentriert sich auf die Kämpfe eines Kampfsportlers, der zum stärksten der Welt aufsteigen möchte. Als Roboter in der fernen Zukunft verzichten wir gar fast komplett auf Auseinandersetzung und erleben vielmehr ein an Visual-Novel-Adventure erinnerndes Abenteuer. Es sind diese Eigenheiten der Kapitel, die Live A Live Abwechslung verleihen, zumal wir jederzeit zwischen den einzelnen Epochen wechseln können. Angesichts der sehr unterschiedlichen Spielzeit von zirka einer bis fünf Stunden pro Kapitel, ist das durchaus willkommen. Meist bietet es sich aber an, eine Geschichte komplett zu spielen. Hier zählt aber letztlich der persönliche Geschmack. Die eigenen Vorlieben haben auch maßgeblichen Einfluss darauf, wie gut uns die verschiedenen Kapitel gefallen.

Taktische Runden in jedem Zeitalter

Gerade die oftmals eher limitierten Umgebungen könnten manchmal für ein zu eingeschränktes Spielgefühl sorgen, passen aber stets hervorragend zum jeweiligen Kapitel. Daraus ergibt sich ein überaus kurzweiliges Spielgefühl, das uns selbst in den ruhigen Momenten gepackt hat. Zumal die Stimmung immer wieder wechselt. Von kampflastigen Abenteuern über optionale Schleichmissionen und fast schon horrorartige Stimmung bis hin zu Zufallskämpfen wird fast alles geboten. Da stört es dann auch nur bedingt, dass Live A Live gerade zum Ende etwas die Puste ausgeht und sich mitunter ziehen kann. Allzu viel dazu kann und soll aus Spoilergründen an dieser Stelle aber nicht verraten werden. Wichtig ist nur, dass der Großteil des Spiel hervorragend funktioniert und abwechslungsreichen Spielspaß bietet.

Zu verdanken ist das neben dem unterschiedlichen Spielablauf der Kapitel auch dem Kampfsystem. Diese bleibt in jeder Epoche identisch und stellt uns vor rundenbasierte Taktikherausforderungen. Sobald wir in eine Konfrontation einsteigen, wechselt das Spielgeschehen genre-typisch in eine Kampfarena. Diese ist in mehrere Felder eingeteilt. Sobald eine Anzeige unter unseren Lebenspunkten voll ist, dürfen wir agieren und uns frei bewegen oder eine Aktion ausführen. Dabei gilt es jedoch auch auf die Zeitleiste der Gegner zu achten, da unser Zug unterbrochen wird, sobald sich diese gefüllt hat. Daraus ergeben sich taktische Möglichkeiten, da wir abwarten können, bis ein Feind agiert hat, bevor wir selbst in Aktion treten. Auf diese Weise können wir unnötigen Schaden vermeiden. Allerdings müssen wir bedenken, welchen Radius die unterschiedlichen Angriffe haben. Das gilt sowohl für unsere eigenen als auch die unserer Kontrahenten. Gleichzeitig müssen Schwächen und Resistenzen bedacht und Sondereffekte wie Gift oder Verbrennung berücksichtig werden. Manche Fähigkeiten sorgen gar dafür, dass Felder Effekten ausgesetzt sind und etwa Eis- oder Feuerschaden verursachen. Die taktischen Möglichkeiten sind enorm. Dennoch bleibt das Kampfsystem angenehm einfach zu verstehen und damit sehr kurzweilig, ohne jemals anspruchslos zu werden. Eine große Stärke von Live A Live.

Pixeliges HD-Remake

Wie bereits erwähnt setzt Live A Live auf den von anderen Square-Enix-Spielen bekannten HD-2D-Stil. In schicker Pixelgrafik erleben wir das Rollenspiel aus der versetzten Draufsicht. Dabei sorgt die Optik gemeinsam mit dem fantastischen und stimmungsvollen Soundtrack für reichlich erstklassige Rollenspiel-Atmosphäre und weckt manchmal sogar Retro-Gefühle. Besonders einige Nahaufnahmen lassen die Umgebungen sogar wie schicke Dioramen erscheinen. Etwas, das wir bereits von Triangle Stragey kennen und von großer Detailliebe zeugt. Dazu gesellt sich die wahlweise gelungene japanische und englische Vertonung, die beide viel zur Stimmung beitragen können und von sehr gut geschriebenen deutschen Texten abgerundet werden.

Fazit

Seit der Ankündigung im Februar, habe ich mich riesig auf Live A Live gefreut. Das Remake des lange vergessenen SNES-JRPGs hat mich dann auch schnell gepackt und nicht mehr losgelassen. Es ist überaus unterhaltsam die verschiedenen Epochen mit ihren Eigenheiten und jeweils individuellen Helden und Figuren zu erleben. Dass sich Live A Live dabei oftmals wie eine Sammlung von Kurzgeschichten anfühlt, hat mich zu keiner Zeit gestört. Erst zum Ende hin habe ich die Motivation verloren, da sich das Spiel zu sehr in die Länge gezogen angefühlt hat. Der hohen Qualität von Live A Live hat das aber nicht geschadet. Dafür haben mich die Kapitel und ihre Geschichten einfach zu gut unterhalten. Genre-Fans, besonders jene, die alte SNES-Rollenspiele lieben, sollten sich Live A Live nicht entgehen lassen oder zumindest die Demo-Version ausprobieren.

Kurzfazit: Fantastisches und atmosphärisches Japan-Rollenspiel, das von den abwechslungsreichen Kapiteln profitiert, dem gegen Ende aber etwas die Puste ausgeht.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Live A Live!

Details
Titel: Live A Live
Genre: Rollenspiel
Publisher: Nintendo
Entwickler: Square Enix Co., Ltd., historia Inc.
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 22. Juli 2022

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