Rezension: Fire Emblem Warriors: Three Hopes (Switch)

Shez wird im Musō-Ableger Fire Emblem Warriors: Three Hopes in die alternative Geschichte über den Kampf um Fódlan gezogen.

Knapp anderthalb Jahre nach Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung, haben sich Nintendo, Koei Tecmo und Omega Force erneut für ein Musō-Spiel mit Nintendo-Marke zusammengetan. Dabei ist Fire Emblem Warriors: Three Hopes eine Fortsetzung des 2017 für Switch erschienenen Fire Emblem Warriors, nutzt als Grundlage aber Charaktere, Welt und Geschichte des 2019er-Strategie-Rollenspiel-Hits Fire Emblem: Three Houses. Entsprechend gibt es für Fans der Hauptreihe ein Wiedersehen mit Edelgard, Claude, Dimitri und all den anderen. Dieses Mal jedoch im actionreichen Musō-Gewand statt im taktischen Strategie-Rollenspiel-Genre. Fire Emblem Warriors: Three Hopes nutzt bekannte Elemente aus Three Houses, bietet eine gehörige Portion Fanservice und ist zugleich eine grandiose Weiterentwicklung der Nintendo-Warriors-Spiele sowie ein spaßiges, für sich stehendes Action-Spiel.

Bekannte Grundlage, neue Geschichte

Fire Emblem Warriors: Three Hopes ist wie erwähnt, in der Welt von Fire Emblem: Three Houses angesiedelt. Anders als Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung handelt es sich jedoch um keine Vorgeschichte, Nebenhandlung oder Fortsetzung, sondern um eine alternative Version des Krieges um Fódlan. Dafür schlüpfen wir wahlweise in die Rolle eines Söldners oder einer Söldnerin. Abgesehen vom Geschlecht dürfen wir ausschließlich den Namen, der standardmäßig Shez lautet, ändern. Zusätzlich entscheiden wir das Geschlecht und das Aussehen des bleichen Dämons. Dabei handelt es sich um die Hauptfigur aus Three Houses. Entsprechend dürfen wir bei existierendem Spielstand, auch die Daten aus dem Strategie-Rollenspiel für den Namen übernehmen. Allerdings ist Byleth, wie der Standardname für die Three-Houses-Hauptfigur lautet, nicht mit uns verbündet, sondern stellt unsere persönliche Nemesis dar. Nach einer schweren Niederlage im Tutorial wünschen wir uns Rache am bleichen Dämon. Dafür trainiert Shez, nutzt die im Kampf gegen Byleth erwachten Kräfte und kommuniziert mit dem geheimnisvolle und übernatürlichen Wesen Arval. Schon bald treffen wir auf Edelgard, Claude und Dimitri, helfen diesen im Kampf gegen Banditen und gelangen so in die Militärakademie von Garreg Mach.

Wer Fire Emblem: Three Houses gespielt hat, dürfte die Handlungsgrundlagen wiedererkennen, nur dass wir einen neuen Charakter verkörpern. Unterschiede finden sich zusätzlich bei der Erzählweise. Außerdem treten wir der Militärakademie nicht als Lehrkraft sondern als Schüler bei. Dennoch dürfen wir uns für eines der drei Häuser entscheiden. Ob wir uns den Schwarzen Adlern, Goldenen Hirschen oder Blauen Löwen anschließen, legt nicht nur fest, an wessen Seite wir kämpfen, sondern hat auch Einfluss auf den Handlungsstrang, dem wir folgen. Entsprechend lohnt es sich, Fire Emblem Warriors: Three Hopes mehrmals durchzuspielen. Dank New-Game+-Modus dürfen wir dabei unsere Fortschritte übernehmen und können sogar zuvor nicht rekrutierbare Charaktere an unsere Seite holen. Das erhöht deutlich die Motivation, nach einem Durchgang erneut in den Kampf um Fódlan zu ziehen. Besonders, weil die erzählte Geschichte neu ist und sich nur in Teilen an Three Houses orientiert. Zudem ist die Handlung spürbar ans Gameplay angepasst, wodurch Erzählung und Action sehr gut ineinandergreifen.

Gewohnte Musō-Action

Beim Gameplay werden sich Genre-Kenner schnell zurechtfinden. Wie in anderen Musō-Spielen üblich schnetzeln wir uns mit unterschiedlichen Angriffen, Spezialaktionen und aufladbaren Fähigkeiten durch hunderte, wenn nicht tausende Gegner. Wir erobern Bollwerke und kleine Vorposten, treten gegen mächtige Genräle und Charaktere an und versuchen unsere Haupt- und Nebenmissionen zu erfüllen. Die Ziele könne sich dabei fließend während einer Schlacht verändern und passen sich den Gegebenheiten an. Das sorgt für viel Dynamik und unterstützt zugleich den während den Kämpfen stattfindenden Handlungsfortschritt. Dank taktischer Befehle, die wir unseren Mitstreitern jederzeit über eine Karte erteilen können, haben wir das Schlachtfeld auch abseits der direkten Action stets unter Kontrolle. Zusätzlich dürfen wir sehr früh im Spiel mit bis zu vier spielbaren Figuren, zwischen denen wir frei wechseln können, in die Schlachten ziehen. Außerdem begleiten uns oft weitere verbündete Charaktere, die jedoch nicht selbst spielbar sind, uns aber in der Schlacht unterstützen.

Es ist sinnvoll auf die Klassen und Waffen unserer Charaktere zu achten, da im Gegensatz zu Three Houses in Three Hopes das klassische Fire-Emblem-Waffendreieck gilt Das bedeutet, als Schwertkämpfer haben wir einen Vorteil gegenüber Axtträgern, während diese wiederum stärker gegen Soldaten mit Lanzen sind. Da sich zudem jeder Charaktere, jede Klasse und jede Waffe anders spielt, ist für reichlich Abwechslung gesorgt. Außerdem kann das Wechselspieler unserer Verbündeten eine große Rolle spielen. So dürfen wir einen unserer Mitstreiter als Adjutant an unsere Seite holen. Dadurch ist diese Einheit zwar nicht mehr aktiv an der Schlacht beteiligt, bleibt aber stets bei uns, greift gemeinsam mit uns an und wir können noch mächtigere Spezialangriffe auslösen. Eine nützliche Option, die zusätzliche taktische und spielerische Möglichkeiten bietet.

Schlachtenplanung und Strategien

Bevor wir uns in eine Schlacht stürzen, wählen wir diese auf einer Kriegskarte aus. Diese ist Kapitelabhängig und gewährt uns meist neben der Hauptschlacht, die wir erst erreichen müssen, mehrere Nebenschauplätze. Meist ist es nicht erforderlich alle optionalen Schlachten durchzuführen, um ein Kapitel abzuschließen. Allerdings winken neben Erfahrungspunkten, Geschichtszusätzen und Belohnungen auch wichtige Strategiepunkte. Im Gegenzug erhalten wir für jedes eroberte Gebiet nach Abschluss eines Kapitels weniger Reputationspunkte. Da diese jedoch wesentlich unwichtiger sind als Strategiepunkte und die teilweise wertvollen Belohnungen, fällt es leicht, sich für die Nebenschlachten zu motivieren.

Mittels verdienten Strategiepunkten dürfen wir in der Hauptschlacht eines Kapitels unterschiedliche Strategien freischalten. Das reicht von einfachen Heil- und Angriffsunterstützungsoptionen über die Zerstörung von Hindernissen bis hin zur Rekrutierung von Gegnern. Gerade letzteres mag teuer sein, lohnt sich aber, da unsere Armee wächst und wir weitere bekannte Charaktere aus Three Houses an unserer Seite haben. Manchmal kann eine Anpassung der Strategie helfen, wenn wir an einer Schlacht partout scheitern. Besonders auf höheren Schwierigkeitsgraden können die Auswirkungen maßgeblich sein. Zumal wir im klassischen Spielmodus gefallene Charaktere dauerhaft verlieren. Hier nutzt Three Hopes die Permadeath-Funktion der Fire-Emblem-Reihe. Glücklicherweise dürfen wir aber auch im Anfänger-Modus und somit ohne dauerhaften Verlust von Figuren spielen.

Umfangreiches Lager

Zwischen den Schlachten verbringen wir die meiste Zeit in unserem Lager. Hier sprechen wir mit unseren Verbündeten oder besuchen die zahlreichen Einrichtungen. Bei Händlern dürfen wir verschiedene Gegenstände oder Waffen kaufen, ein Schmied gewährt uns Ausrüstungsverbesserungen und beim Lehrmeister trainieren wir unsere Charaktere. Dabei ist zu beachten, das viele Aktionen nur begrenzt möglich sind. So verfügen wir zu Beginn nur über drei Trainingspunkte, die wir sinnvoll nutzen sollten. Zugleich haben wir drei Aktivitätspunkte, die wir in unterschiedliche Freizeitaktivitäten wie Kochen oder Hilfsarbeiten investieren dürfen. Während das Training die Klassenlevel erhöht, können Aktivitäten Boni für die nächste Schlacht bringen. In beiden Fällen, erhöht sich die Beziehung der gemeinsam agierenden Charaktere. Wie von Fire Emblem gewohnt, dürfen wir bei Erreichen einer neuen Beziehungsstufe, Unterstützungsgespräche führen, die uns die Charaktere näher bringen. Ein tolles Element, das viel zur Bindung an die Figuren beiträgt.

Selbiges gilt für die Ausflüge, bei denen wir unsere Beziehung zu einem ausgewählten Charakter mit Gesprächsthemen oder Fragen verbessern können. Eindeutig eine Alternative zu den Teestunden aus Three Houses. Allgemein fällt beim Lager deutlich auf, dass hier das Kloster Garreg Mach in den Musō-Titel eingebunden werden sollte, was auch hervorragend gelungen ist. Es macht Spaß mit unseren Verbündeten zu interagieren, ihnen Geschenke zu überreichen, Trainings zu planen oder zu überlegen, wer bei einer Freizeitaktivität dabei sein sollte. Einige Möglichkeiten sind zu Beginn jedoch eingeschränkt. Erst mit der Zeit schalten wir beispielsweise den Schmied oder die Ausflüge frei. Zusätzlich können wir mittels Ressourcen, die wir beispielsweise als Belohnung in Schlachten erhalten, die Lagereinrichtungen verbessern. Dadurch kochen wir besser, können mehr Charaktere gleichzeitig trainieren lassen oder haben beim Händler eine größere Auswahl. Haben wir genug Erweiterungen erworben, steigt unser Lagerlevel und wir erhalten zusätzliche Trainings- und Aktivitätspunkte. Es lohnt sich also einen Blick auf die Verbesserungen des Lagers zu haben.

Atmosphärisch mit kleinen Macken

Optisch überzeugt Fire Emblem Warriors: Three Hopes mit einem schönen und bunten Grafikstil, der sich deutlich an Three Houses orientiert und gerade bei den Charakteren mit reichlich Details aufwartet. So tragen Shez, Edelgard, Dimitri, Claude und die anderen wahlweise etwa je nach Klasse andere Kleidung, die sogar auf Frisuren oder Accessoires Einfluss haben. Daneben wirken die Umgebungen zwar ebenfalls schick umgesetzt, weisen aber immer wieder auch etwas matschige Texturen auf. Negativ wirkt sich das jedoch nicht aus, besonders weil Fire Emblem Warriors: Three Hopes im Gegensatz zu Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung flüssig läuft. Egal ob am Fernseher oder im Handheldmodus, nennenswerte oder gar spielbeeinträchtigende Ruckler oder Framerateinbrüche sind uns nicht aufgefallen. Auch sonst leistet sich das Musō-Spiel keine technischen Patzer und ist somit nicht nur spielerisch das bisher beste Nintendo-Warriors-Spiel.

Untermalt wird das Geschehen von einem mitreißenden, stimmungsvollen Soundtrack, der wenig überraschend an Three Houses angelehnt ist. Bekannte und neu arrangierte Stücke gehen Hand in Hand mit komplett neuer Musik und garantieren eine erstklassige Fire-Emblem-Stimmung. Für zusätzliche Atmosphäre sorgen die wahlweise japanische und englische Sprachausgabe, die beide ausgezeichnet sind. Ähnliches gilt für die sehr guten deutschen Texte, die Gespräche und alles andere hervorragend vermitteln und dem gesprochenen Wort in Nichts nachstehen. Eine wunderbare Abrundung für ein exzellentes Musō-Spiel, das höchstens ein klein wenig an der genretypischen geringen Abwechslung krankt, aber trotzdem ein Switch-Hit und das bisher beste Nintendo-Warriors ist. Fire Emblem Warriors: Three Hopes hat das Potenzial zum Switch-Spiel-des-Jahres.

Fazit

Spätestens mit Hyrule Warriors haben es mir Musō-Spiele endgültig angetan. Seitdem habe ich zahlreiche Genre-Vertreter gespielt und mich immer wieder mit großer Begeisterung in Schlachten gestürzt. Egal ob nun im feudalen Japan, kaiserlichen China oder phantastischen Szenarien. Besondere Highlights waren aber immer die Nintendo-Warriors-Spiele. Entsprechend groß war meine Vorfreude auf Fire Emblem Warriors: Three Hopes und ich wurde nicht enttäuscht. Das neue Musō-Spiel von Nintendo, Koei Tecmo und Omega Force ist einer der besten Genre-Vertreter die ich bisher gespielt habe und übertrumpft locker beide Hyrule-Warriors-Spiele und den eigenen Vorgänger. Geschichte, Gameplay, Charaktere, Grafik, Musik und Technik gehen Hand in Hand und bieten ein motivierendes Spielerlebnis. Es ist einfach überaus spaßig, als Shez am Kampf um Fódlan teilzunehmen und eine alternative Geschichte zu Fire Emblem: Three Houses zu erleben. Nicht nur Musō-Fans, sondern auch alle die Fire Emblem und besonders den Switch-Hit von 2019 mögen, sollten sich Fire Emblem Warriors: Three Hopes nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Fantastisches Fire-Emblem-Musō-Action-Spiel, das hervorragend bekannte Elemente nutzt und mit motivierendem Gameplay und spannender Geschichte Spielspaß garantiert.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Fire Emblem Warriors: Three Hopes!

Details
Titel: Fire Emblem Warriors: Three Hopes
Genre: Action
Publisher: Nintendo
Entwickler: Koei Tecmo, Omega Force
Spieler: 1-2
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 24. Juni 2022