Rezension: Capcom Fighting Collection (Xbox)

Zehn Fighting-Game-Klassiker kehren in der Capcom Fighting Collection mit Anpassungsmöglichkeiten zurück.

In den 1980er- und vor allem 1990er-Jahren gehörten Fighting Games, in Deutschland gerne auch als Beat’em Ups bezeichnet, zum beliebtesten Genre. Besonders Street Fighter II löste bei der Veröffentlichung 1991 einen regelrechten Sturm auf Arcadespielhallen aus und begeisterte auch als Konsolenumsetzungen. Während Street Fighter dieses Jahr fünfunddreißig wird, sind andere mal mehr mal weniger bekannte Marken oft jünger. Doch auch Spiele wie Darkstalkers: The Night Warriors oder Red Earth (in Japan Warzard) sind mittlerweile über zwei Jahrzehnte alt. Zehn der hauseigenen Klassiker hat Capcom in der Capcom Fighting Collection zusammengefasst und teilweise erstmals außerhalb Japans oder im Fall von Red Earth sogar zum ersten Mal für Konsolen umgesetzt.

Klassische Prügeleien

Der Fokus der Capcom Fighting Collection liegt eindeutig auf den goldenen 1990er-Jahren. Lediglich Hyper Street Fighter II: The Anniversary Edition weicht mit einer Veröffentlichung 2004 ab, ist aber letztlich nur eine Sonderversion, die sämtliche Street-Fighter-II-Varianten in einem Spiel vereint. Zusätzlich dürfen sich Genre-Fans auf die komplette fünfteilige Darkstalkers-Reihe, Red Earth, Cyberbots sowie Super Puzzle Fighter II Turbo und Super Gem Fighter Minimix freuen. Letztere weichen in ihrem Konzept zwar ein wenig von klassischen Fighting Games ab, bringen aber willkommene Abwechslung in die sowieso sehr individuell gestaltete Spielesammlung.

Grundsätzlich gilt bei den meisten enthaltenen Spielen das klassische Fighting-Game-Prinzip. Wir wählen uns einen der im jeweiligen Spiel zu Verfügung stehenden Charaktere aus, und prügeln uns Kampf für Kampf mit unterschiedlichen Kontrahenten, um schließlich das jeweils Figuren spezifische Ende zu sehen. Je nach Spiel gibt es natürlich dennoch kleine Unterschiede wie zusätzliche Modi, Schwierigkeitsgrade, Kämpferanzahl oder Storyintensität. Red Earth beispielsweise ist genauso wie Cyberbots eindeutig ein erzählerisches Spiel, während die Geschichten von Hyper Street Fighter II: The Anniversary Edition relativ simpel ausfallen. Im Mittelpunkt steht aber sowieso das Gameplay und das ist über jeden Zweifel erhaben.

Genre-Vielfalt

Fast jedes Spiel ist individuell, steuert sich etwas anders, setzt auf eigene Mechaniken und bleibt trotzdem den grundsätzlichen Genre-Gepflogenheiten treu. Am ähnlichsten sind sich die fünf Darkstalkers-Spiele, was allerdings aufgrund ihrer Zusammengehörigkeit und einigen in jedem Teil auftretenden Charakteren nur nach vollziehbar ist. Abwechslungsreich genug ist die erstmals komplett außerhalb Japans erhältliche Reihe aber dennoch. Hier verbergen sich im Übrigen die beiden einzigen bisher Japan-exklusiven Spiele: Vampire Hunter 2: Darkstalkers’ Revenge und Vampire Savior 2: The Lord of Vampire.

Abweichendes Gameplay finden wir, wie erwähnt, bei Super Puzzle Fighter II Turbo und Super Gem Fighter Minimix. Bei ersterem gilt es, jeweils zwei zusammenhängende Kristalle so zu platzieren, dass sich identische Farben berühren. Bringen wir sie schließlich mit einem Auflösungsstein in Verbindung, verschwinden die Kristalle nicht nur, sondern wir lösen auch von der Größe des Blocks abhängige Angriffe auf unseren Gegner aus. Damit ist Super Puzzle Fighter II Turbo eher ein Puzzle-Spiel als ein Fighting Game, passt aber trotzdem gut in die Sammlung. Super Gem Fighter Minimix hingegen setzt auf den ersten Blick auf klassische Genre-Kost, vereint das aber mit während den Kämpfen auftauchenden Gems, die Einfluss auf das Kampfgeschehen haben. Wie die beiden Puzzle-artigen Spiele funktionieren wird leider nicht erklärt, was eine der größten Schwächen der Capcom Fighting Collection ist.

Gelungene Umsetzung

Bevor wir ein Spiel starten, dürfen wir stets einige Einstellungen vornehmen. So steht bei jedem Spiel, außer Vampire Hunter 2 und Vampire Savior 2, die englische und japanische Version zur Verfügung. Außerdem kann festgelegt werden, ob wir alleine oder zu zweit spielen. Ein Zusatzmenü gewährt uns noch weitere Anpassungen, die uns das Spiel komplett an unsere Vorlieben anpassen lassen. So können wir den Schwierigkeitsgrad, unabhängig von in den Spielen vorgegeben Stufen beeinflussen, oder Optionen wie Angriffsstärke, Timer-Geschwindigkeit, Spielgeschwindigkeit, Maximale Rundenanzahl, Münz-Modus, das Überspringen des Starbildschirms und noch einiges mehr einstellen. Dabei weichen die Möglichkeiten je nach Spiel stark voneinander ab. Bei Hyper Street Fighter II: The Anniversary Edition dürfen wir beispielsweise festlegen, ob Akuma/Gouki wie im Original oder “Einfach” ausgewählt werden können. Night Warriors‘ Darkstalkers’ Revenge erlaubt uns hingegen die Milderung von Flashs also Reduktion von Lichtblitzen. Hier trumpft die Capcom Fighting Collection wirklich auf und zeigt, wie eine Spielesammlung sein sollte.

Zusätzlich dürfen wir unterschiedliche Rahmen und Filtermodi wie Scanlines festlegen. Bei der Emulation der Spiele liefert Capcom ebenfalls hervorragend ab. Jeder enthaltene Titel läuft auf der Xbox Series X und der Xbox One flüssig und wird durch keinerlei unnötigen technischen Limitierungen eingeschränkt. Dadurch können die zehn Fighting Games in ihrer ganzen Pracht erstrahlen und die sehr unterschiedlichen Grafikstile kommen perfekt zur Geltung. Letztlich lässt sich festhalten, dass sich die Capcom Fighting Collection als Musterbeispiel für Spielesammlungen und Umsetzungen von Klassikern präsentiert. Genre-Fans können rundum zufrieden sein, und werden mit zehn abwechslungsreichen und ausgezeichnet portierten Spielen großartig unterhalten.

Fazit

Besonders in den 1990er-Jahren habe ich viele Fighting Games gespielt. Vor allem Street Fighter II Turbo hat auf dem SNES immer wieder für spaßige Runden garantiert. Entsprechend große war meine Vorfreude auf den nostalgischen Retro-Trip, den mir die Capcom Fighting Collection zu bieten hat – und das, obwohl ich viele der enthaltenen Spiele noch nie gespielt habe. Darkstalkers war mir bisher genauso wie Cyberbots nur namentlich bekannt und Red Earth war sowieso Arcade exklusive. Dadurch ist die Capcom Fighting Collection für mich nicht nur ein Trip zurück in die Vergangenheit mit Spielen wie Hyper Street Fighter II: The Anniversary Edition oder Super Puzzle Fighter II Turbo, sondern auch eine Möglichkeit, verpasste Fighting Games endlich nachzuholen. Dass zudem erstmals die komplette Darkstalkers-Reihe außerhalb Japans erhältlich ist, ist genauso begrüßenswert, wie das Konsolendebüt von Red Earth. Dank der abwechslungsreichen Ausrichtung der Spiele, den beiden Puzzle-Fighting-Games und einer hervorragenden technischen Umsetzung inklusive zahlreicher Einstellungsmöglichkeiten, ist die Capcom Fighting Collection ein Spielspaßgarant für alle Genre-Fans.

Kurzfazit: Spaßige Fighting-Game-Sammlung die mit zehn abwechslungsreichen Spielen und hervorragender technischer Umsetzung brilliert.

Vielen Dank an Capcom für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Capcom Fighting Collection!

Details
Titel: Capcom Fighting Collection
Genre: Fighting Game, Puzzle
Publisher: Capcom
Entwickler: Capcom
Spieler: 1-2, 1-9 (Online)
Syteme: Xbox One (getestet), PlayStation 4, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 2. Juni 2022

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