Rezension: Triangle Strategy (Switch)

Das Strategie-Rollenspiel Triangle Strategy für Nintendo Switch erzählt eine politisch geprägte Geschichte und bietet taktische Runden-Kämpfen.

Beim Gedanken an Strategie-Rollenspiele dürfte vielen Nintendo-Fans als erstes die Fire-Emblem-Reihe einfallen. Spätestens mit Fire Emblem: Awakening für den Nintendo 3DS hat sich die Marke von Nintendo und Intelligent Systems zu einem erfolgreichen und beliebten Franchise entwickelt. Mit Triangle Strategy stoßen auch Square Enix, Team Asano und Artdink in das Genre vor, orientieren sich allerdings weitaus stärker an Genre-Klassikern wie Tactics Ogre oder Final Fantasy Tactics als an Fire Emblem. Das fällt sowohl bei der sehr politisch geprägten Geschichten, den eher unterschwelligen Fantasy-Elementen als auch dem Gameplay selbst auf.

Konflikt um Rohstoffe

Auf dem Kontinent Norzelia sind die Ressourcen eindeutig verteilt. Das Königreich Glenbrock kontrolliert mit seinen Flüssen und Ebenen den Handel. Das in eisigen Gefilden liegende Herzogtum Aesfrost, verfügt über Eisenvorkommen und im religiösen Wüstenstaat Heissand befindet sich die einzige Salzquelle. Dreißig Jahre vor Spielbeginn ist der Kampf um eben jene Ressourcen, der Salzeisenkrieg, zu Ende gegangen. Seitdem herrscht ein brüchiger Frieden, der von der Entdeckung einer Eisenmine im Königreich Glenbrock belastet wird. Ein Bündnis, das den gemeinsamen Abbau der Erzvorkommen garantieren soll, soll einen erneuten Krieg verhindern. Das führt auch dazu, dass der junge Fürstensohn Serenoa Wolffort, Protagonist von Triangle Strategy, die Halbschwester des Großherzogs von Aesfrost heiraten soll und langsam in die Konflikte, Machtkämpfe und Intrigen, die Norzelia bestimmen, hineingezogen wird.

Wie bereits erwähnt, fällt die Geschichte von Triangle Strategy weitaus politischer und weniger Fantasy-lastig aus als beispielsweise bei den Fire-Emblem-Spielen. Zeitweise erinnern die Verstrickungen des Adels und ihre Machenschaften an George R.R. Martins Roman-Reihe Das Lied von Eis und Feuer, auch bekannt als Game of Thrones. Dabei ähnelt Triangle Strategy in der Art besonders dem Genre-Klassiker Tactics Ogre aus dem Jahr 1995. Allerdings kommt die Geschichte relativ langsam in Fahrt. Gerade die ersten Spielstunden sind geprägt von Charaktervorstellung und Storyaufbau. Das führt dazu, dass wir die erste Schlacht zwar relativ schnell ausfechten dürfen, anschließend aber gut anderthalb Stunden mit Zwischensequenzen und optionalen Gesprächen verbringen, bevor wir uns wieder dem taktischen Gameplay widmen dürfen. Allgemein solltet ihr euch bei Triangle Strategy auf eine sehr textlastige Erzählweise mit zahlreichen Dialogen und Zwischensequenzen einstellen. Dafür belohnt uns das Strategie-Rollenspiel mit einer der spannendsten und interessantesten Geschichten seit langem. Zudem dürfen wir Einfluss auf deren Verlauf nehmen, bevor wir eines der vier Enden erleben.

Taktische Scharmützel

Als Strategie-Rollenspiel setzt Triangle Strategy, wenig überraschend, auf Schlachten zwischen unseren Verbündeten und unterschiedlichen Feinden. Der Spielablauf funktioniert dabei jedoch anders als bei Fire Emblem. Die Schlachten fallen deutlich kleiner aus und sind eher als Scharmützel zu betrachten. So werden wir häufig in Städten oder Dörfern mit Gegnern konfrontiert und schicken lediglich etwas mehr als eine handvoll Charaktere in den Kampf. Statt Runden, in denen wir abwechselnd alle unsere Charaktere agieren lassen, bevor unser Gegner am Zug ist, gibt es eine am unteren Bildschirmrand dargestellte Zugreihenfolge, die von den Charakterwerten abhängig ist. Das bedeutet beispielsweise, dass wir mit Frederica beginnen, anschließend dürfen zwei Gegner agieren, bevor wir Anna und Serenoa Anweisungen geben. Natürlich ist das nur eine von vielen Möglichkeiten, wie ein Kampf ablaufen kann.

Eingeteilt sind die Schlachtfelder in Quadrate. Höhenunterschiede bringen genauso Vorteile wie Angriffe von der Seite oder von hinten. Um so wichtiger ist die richtige Platzierung unserer Einheiten. Schließlich wollen wir zu harte Treffer vermeiden, weshalb wir dankbar sind, dass wir zum Ende eines Zuges stets festlegen dürfen, in welcher Blickrichtung unser jeweiliger Charakter die Runde beendet. Neben normalen Angriffen dürfen wir auf Fähigkeiten wie besondere Attacken oder Magie zurückgreifen. Manapunkte gibt es aber nicht. Stattdessen verfügt jeder Charakter zu beginn über drei Aktionspunkte, und jede Sonderaktion verbraucht eine bestimmte Zahl von diesen. Da wir jede Runde einen Aktionspunkt regenerieren, können wir beispielsweise Geenas Heilzauber immer problemlos ausführen, Rolands Doppelstoß hingegen verbraucht zwei AP und ist somit nur alle zwei Runden verfügbar. Das bringt zusätzliche Taktik ins Spiel.

Selbiges gilt auch für die Beschaffenheit der Schlachtfelder. Wenden wir etwa einen Blitzzauber auf eine Pfütze an, erleiden sämtliche Figuren, die in dieser stehen Schaden – auch unsere eigenen. Mittels Eiszauber können wir Böden gefrieren und somit Bewegungen verlangsamen. Auch hier ist taktisches Vorgehen sinnvoll. Zusätzlich können wir Feinden mit einem Angriff mehrfach Schaden zufügen, wenn zwei Charaktere richtig platziert sind. Greifen wir einen Feind von hinten an und gegenüber steht einer unserer Verbündeten, darf dieser ebenfalls zuschlagen. Natürlich funktioniert das auch gegen uns, weshalb wir darauf achten sollten, uns nicht einkreisen zu lassen.

Leveln, verbessern, handeln und mehr

Etwas weniger Freiheit genießen wir bei der Charakterentwicklung. Erfahrungspunkte führen zu automatischen Levelaufstiegen. Selbst Fähigkeits- oder Attributspunkte investieren, dürfen wir nicht. Dafür können unsere Figuren bei Erreichen der Level zehn beziehungsweise zwanzig in ihrer Klasse aufsteigen. Hier wird zwar nicht die Komplexität von Fire Emblem erreicht, motivierend ist es trotzdem. Besonders weil wir die Waffen beim Schmied in unserem Feldlager, das wir außerhalb von Schlachten jederzeit über ein Menü betreten können, veredeln lassen. Hier können wir zusätzliche Fertigkeiten wie höheren Schaden, mehr Lebenspunkte oder bessere Abwehr mittels Geld und Materialien freischalten. Außerdem kann die Waffe jedes Charakters zweimal im Rang aufsteigen, was wiederum neue Veredlungen ermöglicht.

Zusätzlich dürfen wir im Feldlager handeln, mit bestimmten Verbündeten reden, und sobald die Taverne freigeschaltet ist, optionale Bonusgefechte austragen. Gerade letztere sind hilfreich, um selten genutzte Charaktere aufzuleveln, etwas Geld zu verdienen oder mit ausreichend Glück Materialien zu sammeln. Das ist aber noch nicht alles. Wie bereits erwähnt, haben wir in Triangle Strategy gelegentlich die Chance, optionale Dialoge zu führen. Dies geschieht während der freien Erkundungen. Hier ermöglicht uns das Spiel, uns im jeweiligen Kapitel, in vorgesehenen Schauplätzen uneingeschränkt zu bewegen und mit Bewohnern von Städten und Dörfern oder unseren Verbündeten zu sprechen. Das ist sogar sinnvoll, da wir hier Informationen erhalten können, um in späteren Gesprächen mehr Dialogoptionen freizuschalten und somit mögliche Entscheidungen sowie Serenoas Gesinnung zu beeinflussen.

Entscheidungen mit Waage

Damit kommen wir zu einem weiteren zentralen Element von Triangle Strategy: Entscheidungen. Wie erwähnt, verläuft die Geschichte nicht komplett linear und insgesamt werden vier Enden geboten. Tatsächlich verzweigt sich die Handlung mit der Zeit immer mehr, was wir in der Chronik im Menü auch nachvollziehen können. Ein wichtiges Element hierbei ist die sogenannte Waage des Urteils, die auch in der Story des Spiels erklärt wird. An bestimmten Punkten müssen wichtige Entscheidungen, die den weiteren Weg von Serenoa und seinen Verbündeten festlegen, gefällt werden. Statt selbst zu entscheiden, kommen hierbei unsere engsten Vertrauten zum Zug. Erstmals tritt das im dritten Kapitel auf, wenn zu entscheiden ist, wohin wir reisen sollen. Das ist auch deshalb wichtig, weil wir nur einem der beiden Storystränge des dritten Kapitels folgen und jeweils einen Verbündeten rekrutieren können. Entsprechend dürfen unsere Vertrauten abstimmen. Zuvor haben wir aber die Möglichkeit, sie einmalig zu beeinflussen. Haben wir die richtigen Informationen bei einer vorherigen Erkundung gesammelt, stehen uns dafür möglicherweise mehr Optionen zur Verfügung. Welche Aussage am besten funktioniert, müssen wir aber selbst entscheiden. Allgemein setzt Triangle Strategy stark darauf, dass wir nach unserem Gefühl vorgehen. Schaffen wir es, ausreichend Personen für eine der Optionen zu gewinnen, wird diese verfolgt – selbst dann, wenn es nicht die ist, die wir wollten, da sich Serenoa aus der Entscheidung heraushält. Ein sehr interessantes System.

Allerdings entscheiden nicht nur diese Momente über der Verlauf der Handlung. Immer wieder müssen wir auch in Zwischensequenzen und Dialogen Entscheidungen fällen, die maßgeblich den Verlauf der Geschichte beeinflussen. Zusätzlich hat jede Antwort, die wir in Gesprächen auswählen, Einfluss auf Serenoas Gesinnung. Eingeteilt ist diese in die Werte Moral, Nutzdenken und Freiheit. Welche Antwort welchen Wert beeinflusst, wissen wir nicht. Genauso wenig können wir einsehen, wie es um Serenoas Gesinnung bestellt ist. Das sorgt dafür, dass wir noch mehr aus dem Bauch heraus entscheiden, erschwert es aber auch, unsere Ausrichtung auf eine der Eigenschaften zu legen. Da die Höhe von Moral, Nutzdenken und Freiheit, genauso wie direkte Entscheidungen, beeinflussen, welche Charaktere wir rekrutieren können, ist es umso wichtiger, überlegt vorzugehen. Zugleich steigt der Wiederspielwert enorm an. Schließlich wollen wir nicht nur alle Routen spielen und Enden sehen, sondern auch möglichst viele Verbündete in einem Durchgang erhalten.

Stimmungsvolle Präsentation

Für die optische und technische Umsetzung kommt die, durch Octopath Traveler bekannte HD2D-Engine, zum Einsatz. Diese ermöglicht einen klassisch wirkenden Pixel-Stil, der an Super-Nintendo-Zeiten erinnert und 2D-Figuren, die sich in 3D-Umgebungen bewegen. Die Kamera dürfen wir frei drehen und zudem trumpft Triangle Strategy mit schicken Licht- und Partikel-Effekten auf. Wenn sich das Licht der Sonne im Wasser spiegelt und bricht, sieht das fantastisch aus. Gleichzeitig läuft Triangle Strategy flüssig. Weder im Docked-Modus am Fernseher noch im Handheld-Modus haben wir irgendwelche Ruckler oder sonstige Probleme festgestellt. Abgerundet wird der audiovisuelle Hochgenuss von einem stimmungsvollen Soundtrack sowie wahlweise englischer und japanischer Sprachausgabe. Beide Vertonungen sind hervorragend und werden von nicht weniger gelungenen deutschen Texten begleitet, so dass dem Spielspaß nichts im Wege steht.

Fazit

Triangle Strategy hat bereits in der Ankündigung mein Interesse geweckt. Die wunderschöne HD2D-Optik, das vielversprechende Strategie-Rollenspiel-Gameplay im Stil von Tactics Ogre und Final Fantasy Tactics sowie die spannende Geschichte haben all meine Erwartungen erfüllt. Trotz des langsamen Einstiegs, hat mich Triangle Strategy früh gepackt und nicht mehr losgelassen. Die politischen Verstrickungen des Kontinents Norzelai werden fesselnd erzählt, auf klare Schwarz-Weiß-Darstellung mit klassischen guten und bösen Figuren sowie strahlenden Helden wird verzichtet, und zugleich kommen ernste Themen wie Rassismus, Missgunst, religiöse Fanatismus und Unterdrückung auf. Dank der vielen Entscheidungen und unterschiedlichen Routen sowie Enden, bin ich motiviert, Triangle Strategy erneut zu spielen, um zu erfahren, wie stark die Handlung von meinem ersten Durchgang abweicht. Der Wiederspielwert ist also hoch. Genre-Fans sollten unbedingt zugreifen. Triangle Strategy ist ein Strategie-Rollenspiel-Meisterwerk und einer der besten Genre-Vertreter der letzten Jahre.

Kurzfazit: Packendes Strategie-Rollenspiel, das mit einer spannenden, von politischen Themen durchzogenen Geschichte, gut geschriebenen Charakteren, fesselndem Gameplay und zahlreichen Entscheidungen über Stunden motiviert.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Triangle Strategy!

Details
Titel: Triangle Strategy
Genre: Strategie-Rollenspiel
Publisher: Nintendo, Square Enix
Entwickler: Team Asano, Artdink, Square Enix
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 04. März 2022

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