Rezension: Shin Megami Tensei V (Switch)

Ein mit einem Dämon verbundener Oberschüler kämpft in Shin Megami Tensei V in einer apokalyptischen Welt ums Überleben.

Nach der Ankündigung im Januar 2017 war es lange still um Shin Megami Tensei V. Über viereinhalb Jahre später ist Atlus’ japanisches Rollenspiel endlich für die Nintendo Switch erschienen. Wie für die Reihe üblich schlüpfen wir in die Rolle eines selbst benannten Oberschülers und müssen uns in einer untergegangenen Welt voller Dämonen und Engel behaupten. Dabei beginnt Shin Megami Tensei V im gegenwärtigen Tokio. Seltsame Vorfälle und Vorschriften der Schule sorgen dafür, dass er gemeinsam mit einigen Mitschülern den Weg zum Wohnheim antritt. Allerdings kommt es zu einem unerwarteten Ereignis und als unsere Hauptfigur wieder erwacht, findet er sich in einem zerstörten, von Sand überfluteten und von Dämonen und Engeln heimgesuchten Tokio wieder. Nur dank der Hilfe des geheimnisvollen Aogami überleben wir und fusionieren schließlich mit dem übernatürlichen Wesen zu einem Nahobino, einer mysteriösen Existenz, die weder Mensch noch Dämon ist.

Offene Welt, technische Probleme

Mehr wollen wir zur Geschichte von Shin Megami Tensei V nicht verraten, da gerade diese zu den großen Stärken des Rollenspiels gehört. Langsam entfaltet sich uns im Laufe unseres Abenteuers eine wendungsreiche und packende Erzählung über den Kampf zwischen Dämonen und Engeln, den Verbleib der Menschheit und was es mit uns als Nahobino sowie unserem Begleiter Aogami auf sich hat. Auf unserem Weg erkunden wir eine offene, wenn auch nicht sonderlich weitläufige Welt, die dank zahlreicher versteckter Geheimnisse zum Erkunden einlädt. Mit viel Freude versuchen wir jeden noch so kleinen Winkel der Gebiete zu entdecken. Gleichzeitig transportiert die zerstörte Umgebung Tokios wunderbar die bedrückende Endzeit-Stimmung und trägt damit genauso viel wie der stimmungsvolle Soundtrack zur erstklassigen Atmosphäre bei.

Ähnliches gilt für die kreativen und individuellen Charakter-Designs. Alleine unser Protagonist fällt mit einem überaus eigenständigen Aussehen und aufwendig gestalteten, wallenden Haaren auf. Allerdings wird die offene Welt, die weitgehend auf Ladezeiten verzichtet, sowie die detailreichen Figuren mit einer eher schwachen Performance erkauft. Bildrate und Auflösung bewegen sich eher auf niedrigem Niveau und regelmäßig kommt es zu Rucklern. Hier wird deutlich, dass Shin Megami Tensei V die Technik der Switch an ihre Grenzen bringt. Zu Lasten des Spielspaßes gehen die technischen Probleme aber nie und es ist uns angesichts der packenden Erzählung sowie der stimmungsvollen Welt leicht gefallen, darüber hinweg zu sehen.

Taktische Kämpfe

Das liegt auch am unterhaltsamen Gameplay des Rollenspiels. Überall in der Welt treffen wir auf die unterschiedlichsten Wesen, die diese bevölkern. Während einige wenige uns gegenüber friedlich sind und uns sogar ebenfalls motivierende Nebenquests geben, sind die meisten Bewohner der Dämonenwelt aggressiv und feindlich. Kaum sehen sie uns, nähern sie sich, um einen Kampf einzuleiten. Hier ist es wichtig, ungesehen mit einem Schlag in die rundenbasierten Auseinandersetzungen zu gehen, um im Vorteil zu sein. Die Kämpfe selbst können schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad herausfordernd sein und verlangen von uns Nutzung der taktischen Möglichkeiten. Allerdings kämpfen wir nicht alleine, sondern können Gegner dazu überreden, sich uns anzuschließen. Dafür müssen wir beispielsweise auf Fragen in ihrem Sinne antworten, ihnen etwas von unseren Lebenspunkten abgeben oder ein Geschenk machen. Insgesamt drei Begleiter dürfen an unserer Seite kämpfe.

Wichtig ist dabei, auf die Stärken und Schwächen sowie Fähigkeiten unserer Gruppe zu achten. Greifen wir einen Gegner mit einer Attacke an, gegen die dieser empfindlich ist, dürfen wir in unserer Runde einen Zug mehr ausführen. Scheitert unser Angriff oder wir setzen auf eine Attacke, gegen die unser Kontrahent resistent ist, dann kostet uns das direkt mehrere Züge. Unter richtiger Berücksichtigung aller Aktionen, können wir sogar ganze Gegnergruppe in nur einer Runde ausschalten. Da unsere Feinde aber ebenfalls unsere Schwächen nutzen können, kann ein falscher Zug bereits viel Schaden anrichten. Zusätzlich dürfen wir auf besonders starke Magatsuhi-Aktionen zurückgreifen, wenn die entsprechende Leiste aufgeladen ist.

Schattenwelt und Kadaver

Mit der Zeit steigen unsere Dämonen und wir im Level auf und lernen dabei neue Fähigkeiten. Außerdem können wir an Drachenlinien-Punkten, die auch zum speichern und für die Schnellreise dienen, in die Welt der Schatten eintauchen. Hier dürfen wir gefundene Dämonenessenzen mit unseren Charakteren verbinden und so neue Fähigkeiten lernen oder unsere Resistenzen anpassen. Zusätzlich kaufen wir hier mit erhaltenen Glory-Punkten neue Wunder. Diese ermöglichen es uns, etwa mehr Dämonen in unser Gefolge aufzunehmen, mehr Fähigkeiten zu erlernen oder können das Skill-Potenzial verschiedener Elemente unserer Hauptcharakters verbessern. Damit nicht genug dürfen wir die sich uns angeschlossenen Dämonen auch fusionieren, um auf diese Weise neue, noch mächtigere Begleiter für unsere Gruppe zu erhalten. Auch das setzt taktisches Überlegen voraus, da wir unsere bisherigen Mitstreiter bei einer Fusion verlieren. Allerdings dürfen wir, zuvor von uns in der Welt der Schatten registrierte Dämonen, jederzeit kaufen – sofern wir bereit sind den hohen Preis für sie zu zahlen.

Ebenfalls über die Drachenlinien-Punkte erreichen wir die Kadaverkaverne. Hier können wir Items kaufen, Objekte verkaufen und erhalten Belohnungen, wenn wir ausreichend Miman, die in der gesamten Welt zu finden sind, entdeckt haben. Das alles fügt sich wunderbar in die stimmungsvolle Apokalypse von Shin Megami Tensei V ein und ergibt für Geschichte und Spielwelt stets Sinn. Nichts wirkt nur dem Spielprinzip unterworfen und ist trotzdem gleichzeitig ein eindeutiges Gameplay-Element, das uns mehr Möglichkeiten geben soll. Gerade, weil bei dem japanischen Rollenspiel alles wie aus einem Guss wirkt und ineinandergreift, fühlt sich Shin Megami Tensei V so fantastisch an. Damit ist der fünfte Serienteil eines der besten Japan-Rollenspiele des Jahres und für die Switch insgesamt.

Fazit

Lange habe ich auf Shin Megami Tensei V gewartet und meine Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten hat mich das Rollenspiel nach einiger Zeit richtig gepackt und nicht mehr losgelassen. Geschichte, Welt, Charaktere, Gameplay, Musik und Atmosphäre garantieren ein erstklassiges Spielerlebnis, das so nur wenige japanische Rollenspiele bieten. Besonders das Setting verleiht Shin Megami Tensei V etwas eigenständiges, auch wenn eine zerstörte und von Dämonen und Engeln überrannte Welt für Fans der Reihe nichts Neues sind. Dennoch sollten sich alle Genre- und besonders Shin-Megami-Tensei-Fans den fünften Teil und eines der besten Japan-Rollenspiele des Jahres nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Atmosphärisches japanisches Rollenspiel das mit einer packenden Geschichte, stimmungsvollen Welt und gelungenem Gameplay zu den besten Genre-Vertreter des Jahres gehört.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Shin Megami Tensei V!

Details
Titel: Shin Megami Tensei V
Genre: Rollenspiel
Publisher: Nintendo
Entwickler: Atlus
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 12. November 2021