Anime-Simulcast-Herbstsaison 2021 Teil 4

Die Anime-Herbst-Saison 2021 hat schon einige Serienneustarts gebracht und auch in den vergangenen Tagen sind neue Simulcasts bei Crunchyroll und Wakanim gestartet.

Im vierten und letzten Teil der Erster-Blick-Reihe zur Anime-Herbst-Saison 2021 stellt sich ein idealistischer Junge mit Heldenwunsch in Deep Insanity: The Lost Child der Bedrohung einer unbekannten Welt, versucht ein taubstummer Prinz in Ranking of Kings ein würdiger Nachfolger für seinen Vater zu werden, treten Rebellen in Rumble Garanndoll mit Mechs gegen ein diktatorisches Regime an und erziehen Untote in The Faraway Paladin ein Menschenkind.

Deep Insanity: The Lost Child

Studio: Silver Link
Genre: Science-Fiction, Action
Termin: 12. Oktober 2021
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Das Randolph-Syndrom, eine geheimnisvolle Krankheit, bedroht die Menschheit. Infizierte fallen in einen komaähnliche Zustand. Etwa zur gleichen Zeit, ist in der Antarktis der Zugang zu einem unterirdischen, mysteriösen Reich erschienen. Um mögliche Verbindungen zwischen dem Randolph-Syndrom und dem Asylum genannten Reich zu erforschen, werden Expeditionsteams in die gefährlichen unbekannten Tiefen geschickt. Shigure Daniel Kai schließt sich den sogenannten Sleepern ebenfalls an. Sein Grund sorgt allerdings für Aufmerksamkeit, denn er möchte ein Held werden.

Ersteindruck
Deep Insanity ist ein neues Multimedia-Projekt von Square Enix. Neben der Anime-Serie The Lost Child, erzählen eine Manga-Reihe und ein Spiel für Mobile-Geräte und PC weitere Geschichten aus der vom Randolph-Syndrom heimgesuchten Science-Fiction-Welt. Die Verbindungen zwischen den drei Werken sind aufgrund der zeitlichen Einordnung in dem Franchise allerdings eher gering. Deep Insanity: The Lost Child folgt Shigure Daniel Kai, einem Sleeper-Neuling, der dem elften Trupp zugeteilt wird und mit seinen illustren Kollegen, das gefährliche von Asylum erkunden soll. Dabei beginnt die erste Episode mit einer kurzen Einleitung zur Ausganslage. So wird alles Wissenswerte über das Randolph-Syndrom und Asylum kurz zusammengefasst, bevor Shigures Einstieg als Sleeper thematisiert wird. Auffällig und auch innerhalb der Serie öfters verwundert von diversen Charakteren angesprochen, ist sein Grund, den gefährlichen Job anzunehmen: Shigure möchte ein Held werden. Erst gegen Ende wird das etwas genauer erläutert. Zuvor werden zumindest grob die wichtigsten Figuren vorgestellt und natürlich darf Shigure direkt an seinem ersten Tag, ohne scheinbar alle notwendigen Informationen erhalten zu haben, an einem Einsatz teilnehmen. Dass er dabei sowohl versagt als auch einen ersten Erfolg verzeichnen kann, ist genauso vorhersehbar wie einige andere kleinere Wendungen, die eher standardmäßige Zusammensetzung des Teams, die videospielartige Erzählweise oder die Naivität des Protagonisten. Das Ergebnis ist recht typische, aber immerhin kurzweilige Genre-Kost mit ordentlich inszenierten Kämpfen. Science-Fiction-Action-Fans können ruhig einen Blick wagen, einen neuen Genre-Hit sollte aber niemand erwarten.

Ranking of Kings (Ōsama Ranking)

Studio: Wit Studio Inc.
Genre: Abenteuer, Fantasy, Comedy
Termin: 15. Oktober 2021
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Boji ist der erst geborene Sohn eines starken und mächtigen Königs. Nichts möchte der junge Prinz lieber, als ein würdiger Nachfolger für seinen Vater werden. Allerdings traut ihm niemand diese Rolle zu, da Boji nicht nur naiv, klein und schmächtig, sondern auch taub ist. Niemand glaubt, dass Boji dem Königreich Ruhm und Wohlstand bringen kann und seine Stiefmutter würde lieber ihren eigenen Sohn auf dem Thron sehen. Als Boji schließlich Kage, ein Schattenwesen und letzten Überlebenden eines Assassinenclans kennenlernt, ändert sich sein Leben langsam. Gemeinsam fasst das ungleiche Duo Mut und Bojis Weg an die Spitze der Königsriege beginnt.

Ersteindruck
Wit Studio zeigt bei Ranking of Kings einmal mehr ein Händchen für ungewöhnliche Stoffe sowie einen erstklassigen Animationsstil. Schon in den ersten Minuten der Auftaktepisode stechen die schicken Bilder hervor und wecken direkt den Eindruck einer besonderen Serie. Inhaltlich schließt Ranking of Kings bald daran an, was vor allem dem kleinen Protagonisten zu verdanken ist. Boji ist erstgeborener Prinz und somit Erbe des Throns in einer Welt, in der die Stärke von Königen alles ist. Selbst sein starker und mächtiger Vater steht in der Rangliste der Könige nur auf dem siebten Platz. Wie soll da ein schmächtiger, kleiner, naiver und tauber Junge wie Boji bestehen können? Doch auf den ersten Blick wirkt es gar nicht so, als würde Boji unter seinen Einschränkungen leiden. Stattdessen wirkt der junge Prinz wie ein fröhlicher, sehr naiver kleiner Junge. So lässt er sich etwa bereitwillig seine Kleidung stehlen. Und nicht genug, am nächsten Tag geht er wieder zu dem Räuber, um ihm wieder seine Kleidung zu überlassen. Dass Boji auf seinem Weg nach Hause das Gelächter der Bevölkerung und den Spott der Kinder auf sich zieht, scheint auch nur zu Beginn für den jungen Prinzen egal. Immer deutlicher wird, wie sehr Boji darunter leidet und, dass seine fröhliche Miene nur gespielt ist. Gerade das sorgt dafür, dass der Protagonist so nahbar und sympathisch ist. Es ist leicht mit Boji zu fühlen und ihm nur das Beste zu wünschen. Dass er nicht so dumm ist, wie sein Umfeld glaubt, zeigt sich nicht nur in seiner Unterhaltung mit dem Schattenwesen Kage, sondern auch, als er das Gespräch seiner Stiefmutter ohne deren Wissen mittels Lippenlesen mitbekommt. Das mehr in Boji steckt zeigt schließlich das Finale der ersten Episode. Bis dahin hat sich die Serie als fröhlich inszenierte, aber weitaus tiefgründigere, jedoch stets irgendwie leichtgängige und freundliche Fantasy-Geschichte über einen jungen, mutigen Prinzen präsentiert. Gerade deshalb weckt Ranking of Kings auch sofort das Interesse an den kommenden Folgen. Genre-Fans, die ungewöhnliche, emotionale und trotzdem schöne Fantasy-Abenteuer-Geschichten mit Drama- und Comedy-Elementen mögen, sollten Ranking of Kings unbedingt eine Chance geben. Ranking of Kings erscheint sowohl im Originalton mit deutschen Untertiteln als auch als Simuldub in deutscher Synchronisation.

Rumble Garanndoll (Gyakuten Sekai no Denchi Shōjo)

Studio: Lerche
Genre: Science-Fiction, Action, Mecha, Comedy
Termin: 11. Oktober 2021
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Japan im Jahr 2029 einer alternativen Zeitrechnung. Seit zehn Jahre zuvor das Land vom Militär übernommen wurde, lebt die Bevölkerung in einer Diktatur. Manga, Anime und Videospiele sind verboten und Verstöße dagegen werden mit aller Härte bekämpft. Kudo Hosomichi lebt im Sonderbezirk Kabukicho und arbeitet in einem Host-Klub, um irgendwie die Schulden, die seine Eltern ihm hinterlassen haben, zahlen zu können. Als eines Tages das Militär beschließt, gegen eine Rebellenorganisation, deren Stützpunkt in Kabukicho vermutet wird, vorzugehen, gerät Kudo zwischen die Fronten. Zwischen brennenden Gebäuden ist er gezwungen einen Mecha-Kampfroboter der Rebellen zu steuern, um irgendwie zu überleben.

Ersteindruck
Die Originalserie Rumble Garanndoll vom Studio Lerche, fällt in die Kategorie, recht typischer, etwas abgedrehter Mecha-Science-Fiction-Action-Anime. Zum Serienauftakt wird Protagonist Kudo vorgestellt. So darf er bei seiner Arbeit als Host begleitet werden. Genauso werden Informationen über seine Schulden und seine Sicht auf das, unter Militärdiktatur stehende Japan, geworfen. Eine allzu tiefgründige, ernste oder gar gesellschaftskritische oder politische Serie sollte nicht erwartet werden. Rumble Garanndoll zielt eindeutig auf kurzweilige Genre-Unterhaltung ab. Entsprechend sind es auch Manga, Anime und Videospiele, die von der Regierung verboten wurden. Um das zu verdeutlichen, wird nicht nur gezeigt, wie ein Verkäufer illegaler Videospiele verhaftet wird, sondern auch, dass ein solches Anlass für das Militär ist, den gesamten Bezirk anzugreifen. Wirklich etwas neu macht die Serie dabei nicht. Kudo wirkt wie ein recht typischer, etwas trotteliger Protagonist, der gerne mal in ein Fettnäpfchen tritt, aber Frauen leicht für sich gewinnen kann. Dazu passt, dass er bereits in der ersten Folge seine mögliche Partnerin im Kampf gegen das diktatorische System Japans findet. Schließlich muss sich Kudo während dem Angriff verteidigen und steigt dafür in einen Rebellen-Mecha ohne Piloten. Erst als er sich mit dem System verbindet, lernt er das Batteriemädchen des Kampfroboters kennen. Und wie sollte es anders sein: Energie erhält sie, wenn sie aufgeregt ist – besonders durch Themen mit Manga-, Anime- oder Videospiel-Bezug. Eine Verbindung zum Verbot durch die Regierung ist natürlich zu erkennen. Zusätzlich stellt die erste Episode einige weitere, durchaus abgedrehte Figuren vor. Damit ist offensichtlich, dass Rumble Garanndoll sich selbst keineswegs ernst nehmen möchte und vorwiegend witzige, chaotische und verrückte Genre-Kost bieten will. Zumindest als kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch könnte das unter Umständen funktioniert. Allerdings ist dafür wichtig, dass die zweite Episode noch mehr Story bietet.

The Faraway Paladin (Saihate no Paladin)

Studio: Children’s Playground Entertainment Inc.
Genre: Fantasy, Abenteuer
Termin: 09. Oktober 2021
Stream bei Crunchyroll

Worum geht’s?
Will wächst als einziges Menschenkind in einer längst zerstörten Stadt der Toten auf. Bei ihm sind nur drei Untote, die ihn seit er ein Baby war, umsorgen und ihm Liebe schenken. Für den herzlichen Skelettkrieger Blood, die anmutige Priesterin Mary und den Zauberer Gus bedeutet Will alles. Sie lehren ihn all ihr Wissen und Will zeigt großes Talent für die Macht der Wörter und die damit verbundene Magie. Allerdings hat auch Will ein Geheimnis und in ihm kommt die Frage auf, wer er eigentlich ist.

Ersteindruck
The Faraway Paladin könnte zeitweise wie eine normale Fantasy-Serie mit interessanter Ausgangslage wirken. Ein Menschenjunge wächst in einer verlassenen, zerstörten Stadt bei drei Untoten auf. Alleine die Grundstory klingt bereits interessant. Die erste Episode schafft es auch fast durchgängig, den Reiz an The Faraway Paladin zu erhalten. Zu verdanken ist das besonders der herzlichen Beziehung zwischen Will und den drei Untoten, die ihn mit Liebe überschütten. Egal ob nun die Priesterin Mary, Skelettkrieger Blood oder Zauberer Gus, jedem von ihnen ist anzumerken, wie viel ihnen Will bedeutet. Im Gegenzug ist klar ersichtlich, wie sehr der Junge an den drei Untoten hängt. Dass sie Geheimnisse vor ihm haben, ist nur logisch, schließlich muss ein wenig Spannung aufgebaut werden. Genau das nutzt die erste Episode auch für einen kleinen Schockmoment mit Folgen am Ende. Dennoch entwickelt sich die Geschichte nur gemächlich. In erster Linie liegt der Fokus auf Wills langsamer Entwicklung. Inszeniert wird das mit ein paar Zeitsprüngen, die nicht nur sein Wachstum und seine stärker werdenden Fähigkeiten zeigen, sondern auch kurz erläutern, wie seine erste Begegnung als Baby mit den Untoten war. Wie er genau bei ihnen gelandet ist, bleibt zwar unbeantwortet, doch es gibt einen Punkt im Konzept der Serie, der hier die mögliche Antwort liefern könnte. The Faraway Paladin ist trotz der guten Ansätze keine reine Fantasy-Serie, sondern setzt auf allseits verbreiteten Isekai-Elemente. Entsprechend hat Will, wenn auch nur vage, Erinnerungen an sein vorheriges Leben, das den wenigen Bildern entsprechend, in Japan stattgefunden hat. Damit nicht genug, wird bereits deutlich, dass er sein altes Leben in seinen Augen vergeudet hat und diese neue Chance nun nutzen möchte, um wirklich zu leben. Ein Klischee, das in den vergangenen Jahren viel zu oft verwendet wurde. Obwohl das ein wenig Ernüchterung bringt, bleibt der Serienauftakt von The Faraway Paladin überaus gelungen. Will, Mary, Blood und Gus sind einfach zu sympathisch und ihre Beziehung zu liebenswert, um keine Freude an ihrem Zusammensein zu haben. Zudem bleiben die Isekai-Elemente bisher im Hintergrund, so dass sie locker ignoriert werden können. Weitaus mehr steht eine interessante und vielversprechende Fantasy-Geschichte im Mittelpunkt. Entsprechend sollten Genre-Fans, auch mit Abneigung gegen Isekai, The Faraway Paladin unbedingt eine Chance geben.

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© SousukeTOKA,KADOKAWA/Ranking of Kings animation film partners
© Gyakuten Sekai / „Gyakuten Sekai no Battery Girl“ Production Committee
© Kanata Yanagino, OVERLAP/The Faraway Paladin Production Committee