Rezension: Greak: Memories of Azur (PS5)

Als junger Greak suchen wir in Greak: Memories of Azur in einem von einer feindlichen Invasion heimgesuchten Land nach unseren Geschwistern Adara und Raydel.

Greak: Memories of Azur ist das erste Spiel des mexikanischen Studios Navegante Entertainment. In einem phantasievollen handgezeichneten 2D-Grafik-Stil erzählen die Entwickler die Geschichte des jungen Greak, der im Land Azur nach seinen Geschwistern sucht. Das ist jedoch nicht so einfach, da Azur, die Heimat der Courines, von den verfeindeten Urlags überrannt wurde. Kaum ein Ort ist noch sicher und so müssen wir uns schon in den ersten Spielminuten, die als Tutorial dienen, gegen Feinde verteidigen. Es dauert auch nicht lange, bis Greak nach einem schweren Sturz auf seine Schwester Adara trifft. Hier wird eine zentrale Gameplay-Mechanik des Action-Plattformers mit leichten Metroidvania-Einflüssen vorgestellt. Mittels Steuerkreuz dürfen wir jederzeit zwischen Greak und Adara wechseln. Beide Charaktere haben unterschiedliche Fähigkeiten. Außerdem lassen sich viele Rätsel alleine nicht lösen. Wenn wir etwa eine Tür öffnen wollen, dabei aber auf einem Schalter stehen bleiben müssen, ist Teamwork gefragt. Schön dabei ist, dass wir mittels Schultertaste auch alle drei Charaktere – später schließt sich uns noch unser älterer Bruder Raydel an – gleichzeitig steuern können. Das Konzept der drei unterschiedlichen Hauptfiguren erinnert an das The Lost Vikings und ist gleichzeitig die größte Stärke und Schwäche von Greak: Memories of Azur.

Untergegangenes Reich

Bevor wir uns aber dem Grund dafür widmen, erst noch ein paar Worte zum restlichen Spiel. Auch wenn wir Adara relativ schnell begegnen, sind wir anschließend doch wieder alleine als Greak unterwegs. Nach unserem Sturz erwachen wir aus einem Traum in einem kleinen Lager von überlebenden Courines. Dieser Ort dient als Ausgangspunkt für unser Abenteuer. Hier erhalten wir neue Informationen zum Verbleib unserer Geschwister, nehmen Haupt- und Nebenquests an, dürfen Einkaufen oder uns mit den anderen Überlebenden Courines unterhalten. Begeben wir uns in die umliegenden Gebiete, präsentiert sich Greak: Memories of Azur als klassischer Action-Plattformer. Als Greak schwingen wir unser Schwert, weichen aus, springen über Abgründe oder klettern an Leitern und Ranken in andere Ebenen. Kleinere Rätsel, versteckte Geheimnisse und überall findbare Gegenstände wie Zutaten zum Kochen oder Artefakte, bringen uns dazu, die Umgebung zu erkunden. Obwohl wir dabei immer wieder an Metroidvanias erinnert werden, verläuft der Action-Plattformer meist ziemlich linear und erinnert mehr an die Trine-Reihe als etwa an Metroid, Castlevania und ähnliche Spiele.

Das ist keineswegs negativ, da Greak: Memories of Azur von der ersten Minute an Spaß macht. Die Geschichte ist spannend erzählt und stets so interessant, dass wir wissen wollen, wie es weitergeht. Schließlich steht bald nicht mehr nur Greaks Suche nach seinen Geschwistern im Mittelpunkt, sondern auch das Schicksal der Courines selbst. So müssen wir etwa dabei helfen, ein Luftschiff zu bauen, damit die Überlebenden aus Azur fliehen können. Zu viel soll hier aber nicht zur Geschichte verraten werden, da diese viel zum Reiz des Spiels beiträgt. Wichtig dabei sind auch die hochwertigen animierten Zwischensequenzen, die fließend in die wunderschöne Spielgrafik übergehen und dadurch alles wie aus einem Guss wirken lassen. Einfach großartig!

Gemeinsam sind wir stärker

Wie bereits erwähnt, verläuft Greak: Memories of Azur weitgehend linear. Wir können uns zwar in den durchaus großen Gebieten frei bewegen und Geheimnisse entdecken, oft stoßen wir aber auf Hindernisse, die wir erst nach einem Storyfortschritt überwinden können. Einen Aufzug können wir beispielsweise nicht alleine bedienen, da dieser nur oben bleibt, wenn jemand die Kurbel festhält. Daran zeigt sich die wunderbare Dynamik der drei Charaktere, die wir im Laufe des Abenteuers spielen. Da sie alle ihre eigenen Stärken und Schwächen haben, entwickelt sich schon bald ein wunderbares Gefühl des Zusammenhalts. Greak schwingt etwa sein Schwert, während seine Schwester Adara mit magischen Kugeln angreift. Außerdem kann Adara besonders lange tauchen, Raydel hingegen kann überhaupt nicht schwimmen, setzt dafür aber auf seinen vielseitig einsetzbaren Schild und einen Enterhaken. Es zeigt sich bereits, dass sie alle für die Rätsel und Geschicklichkeitsaufgaben, die sich uns stellen, wichtig sind. Dank des fließenden Wechsels, genießen wir zudem sämtliche Freiheiten im Umgang mit Greak, Adara und Raydel. Eine wirklich gelungene Gameplay-Idee die leider an ein paar Macken leidet.

So spaßig es ist mit Greak, Adara und Raydel gegen die Urlags anzutreten, Rätsel zu lösen und Geschicklichkeitsabschnitte zu absolvieren, so nervig kann die Zusammenarbeit sein. Dafür gibt es sogar mehrere Gründe. Allen voran die zwar grundsätzliche gelungene, manchmal aber etwas zu schwammige Steuerung. Besonders Raydels Enterhaken hat uns gelegentlich regelrecht zur Verzweiflung gebracht. Auch die Bedienung aller drei Charaktere gleichzeitig funktioniert bei Sprüngen nicht immer einwandfrei. Viel zu oft sind wir gezwungen, die gerade nicht aktiven Charaktere zu uns zu rufen oder sogar zu ihnen zu wechseln, um selbst hinterherzulaufen. Das sorgt für unnötige Spielflussunterbrechungen. Damit nicht genug, können gerade die sowieso recht knackigen Bosskämpfe noch etwas schwieriger werden, weil wir je nach Spielfortschritt auf bis zu drei Charaktere achten müssen. Nur bei wenigen Kämpfen haben wir die Gelegenheit lediglich eine der Figuren ins Feld zu schicken. Verliert auch nur eines der Geschwister sämtliche Lebenspunkte, heißt es Game Over und Rückkehr zum letzten Speicherpunkt. Das ist hier auch wörtlich gemeint, da es keine Rücksetzpunkte und dergleichen gibt. Immerhin sind die Speicherpunkte fair verteilt. Dennoch ist es möglich, sogar eine halbe Stunde Spielfortschritt zu verlieren, nur weil wieder ein gerade nicht aktiv gesteuerter Charakter das zeitliche segnet. Ärgerlich.

Aber bei aller negativer Kritik, bleibt Greak: Memories of Azur trotzdem ein wirklich spaßiger und gelungener Action-Plattformer, dessen Schwächen vom gelungenen Gameplay und der spannenden geschichte locker ausgeglichen werden. Zusätzlich präsentiert sich das Erstlingswerk von Navegante Entertainment als überaus atmosphärisches Abenteuer. Die wunderschöne handgezeichnete 2D-Optik hat etwas Eigenständiges an sich und präsentiert eine düstere, vom Krieg zerstörte Welt in all ihrer detailreichen Pracht. Untermalt wird das Geschehen zudem von einer stimmungsvollen Sound- und Musikkulisse, die ihren Teil zur Atmosphäre beiträgt. Kleinere Fehler in den deutschen Texten fallen nicht weiter ins Gewicht und haben keinerlei Einfluss auf den Spielspaß, den Greak: Memories of Azur bietet.

Fazit

Greak: Memories of Azur hat mit dem schicken Grafikstil und dem interessant aussehenden Gameplay mein Interesse geweckt. Das Abenteuer der Geschwister Greak, Adara und Raydel präsentiert sich als spaßiger, durchaus fordernder Action-Plattformer mit leichten Metroidvania-Einflüssen. Weitaus stärker erinnert mich das Spiel aber an The Lost Vikings oder die Trine-Spiele, auch wenn letztere einen noch stärkeren Puzzle- und Rätsel-Fokus hatten. Das auf drei gleichzeitig zu spielende Charaktere ausgelegte Gameplay ist eine angenehm frische Herangehensweise und bietet sowohl in den Kämpfen als auch bei Rätseln und Geschicklichkeitsabschnitten genau die richtige Portion Abwechslung. Leider zeigen sich bei der Steuerung und Koordination von Greak, Adara und Raydel auch die größten Schwächen des Action-Plattformers. Wirklich negativ hat sich das aber nicht ausgewirkt. Vielmehr war ich immer motiviert weiterzuspielen, wollte wissen wie die Geschichte endet, was die Geschwister und die anderen Courines noch erwartet und hatte dabei auch sehr viel Spaß. Genre-Fans sollten sich das Erstlingswerk von Navegante Entertainment unbedingt näher ansehen.

Kurzfazit: Trotz Steuerungsmacken gelungener Action-Plattformer der mit einer spannenden Geschichte, wunderschöner Grafik und dynamischem Drei-Charakter-Gameplay überzeugt.

Vielen Dank an Team17 für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Greak: Memories of Azur!