Rezension: [Mein*Star] – Band 1 (Manga)

Arzt Goro wird in [Mein*Star] Band 1 als Kind des von ihm heißgeliebten Idols Ai Hoshino wiedergeboren und beginnt ein unerwartetes, neues Leben.

Goro ist Gynäkologe und riesiger Fan des sechzehnjährigen Idols Ai Hoshino der Band B-Komachi. Seit ihn die zwölfjährige Salina, die kurz darauf an einem Hirntumor starb, gefragt hat, wie es wohl wäre, als Kind eines Idols geboren zu sein, beschäftigt ihn die Frage. Als die unerwartet schwangere Ai plötzlich seine Patientin wird, ahnt Goro noch nicht, dass diese Begegnung für ihn folgenreich ist. Kurz vor der Geburt der Zwillinge des Idols, wird Goro ermordet und wacht im nächsten Moment als Aquamarine, Sohn von Ai wieder auf und hat auch all seine Erinnerungen noch. Für Goro beginnt ein neues Leben als Kind des von ihm verheerten Idols, das ihr Mutterdasein jedoch vor der Öffentlichkeit geheim halten muss.

Kind eines Stars

Schon die Handlungszusammenfassung verdeutlicht, dass [Mein*Star] Band 1 von Aka Akasaka und Mengo Yokoyari ein ungewöhnlicher Manga ist. Die Geschichte beginnt noch relativ normal mit dem jungen Gynäkologen Goro, der sich im Zimmer eines Patienten eine Musik-DVD des Idols Ai ansieht. Anschließend erzählt er einer Kollegin wie er Fan der noch recht unbekannten Sechzehnjährigen geworden ist. Bereits hier zeigt sich erstmals, dass [Mein*Star] kein einfacher Comedy-Manga ist, sondern häufig in Richtung Drama abdriftet. Zugleich wird die Geschichte im Laufe der zehn Kapitel des ersten Bandes mit allerlei Alltagsszenen bereichert. Zuvor aber dreht sich alles um die schwangere Ai, die ihre künftigen Babys geheim halten muss, um ihre Idolkarriere nicht zu zerstören. Normalerweise wäre hier logisch, dass Goro irgendwie in die Position kommt, Ai dabei zu unterstützen. Doch im Gegenteil wird er kurz vor der Geburt getötet und als eines der Zwillingskinder des Idols wiedergeboren. Das alles ist noch kein großer Spoiler, da das erste Kapitel auf diese Weise endet.

Anschließend konzentriert sich der Manga – inklusive gelegentlicher Zeitsprünge – auf das Leben von Ai und besonders das ihrer Kinder Aquamarine alias Goro sowie dessen Schwester Ruby. Besonders die Kinder stehen meist im Mittelpunkt der Handlung und agieren dabei als die wahrscheinlich größten Fans ihrer Mama. So manche gut inszenierte und mitunter überraschende Wendung, starke Charaktermomente und überraschend vielschichtige Figuren zeichnen im Laufe des ersten Bandes ein unerwartetes Bild der zeitweise überaus lockerleichten Geschichten. Es ist aber nicht nur das Idol- und Showbuisness, das als hart und von Lügen und Intrigen durchzogen dargestellt wird und somit für die ernste Note sorgt. Gerade zum Ende des Auftaktbandes wandelt sich [Mein*Star] noch einmal spürbar und wartet mit einer der wohl schockierendsten Wendungen, die überhaupt denkbar sind, auf – inklusive Kloß-im-Hals-Garantie.

Spätestens hier wird deutlich, dass [Mein*Star] Band 1 kein reiner Alltags-Comedy-Manga ist, sondern keinem Genre ausschließlich zuzuordnen ist. Vielmehr ist die schön gezeichnete Geschichte derart abwechslungsreich in ihrer Art, dass selbst kleine Wandlungen überraschen können, aber nie deplaziert wirken. Das sorgt letztlich auch dafür, dass selbst im etwas gemächlichen Mittelteil niemals der Lesespaß verloren geht. Das unerwartet harte Ende sorgt letztlich für ein komplett neues Bild der mit vier Bänden in Japan noch nicht abgeschlossenen Reihe und ist im Grunde erst der Beginn der richtigen Geschichte. Entsprechend wirkt [Mein*Star] Band 1 im Nachhinein wie ein Prolog der aber nicht weniger unterhaltsam, spannend und witzig ist. Comedy-, Idol- und Slice-of-Life-Manga-Fans sollten sich auf eine gehörige Portion Drama, etwas Thriller und durchaus ernste, düstere Wendungen einstellen. Wer sich darauf einlässt, bekommt einen ungewöhnlichen Mangaband, der gerade aufgrund des Endes den Wunsch weckt, zu erfahren wie die Geschichte weitergeht.

Fazit

Von [Mein*Star] Band 1 habe ich mir tatsächlich eher eine witzige, ruhige und alltägliche Comedy-Slice-of-Life-Idol-Geschichte mit ein wenig Drama und Einblick in die harte Showbusiness-Welt erwartet. Das bietet der Reihenauftakt auch. Allerdings wandelt sich die Handlung im Laufe der zehn Kapitel recht deutlich und spätestens zum Ende hin, schockiert [Mein*Star] Band 1 regelrecht. Die finale Wendung kommt derart unerwartet, dass sie hart reinschlägt und für ein wahrhaft mulmiges Gefühl gesorgt hat. Gleichzeitig hat die Überleitung zum Nachfolger dafür gesorgt, dass ich umso gespannter bin, wie die Geschichte weitergeht. Ein wenig befürchte ich zwar, dass sich [Mein*Star] etwas in den angedeuteten Folgen der Ereignisse verlieren und zu einseitig werden könnte, doch hoffe ich, dass der abwechslungsreiche und vielschichtige Handlungsablauf beibehalten wird. Genre-Fans, die auf harte Wendungen und ungewöhnliche Storyentwicklungen eingestellt sind, sollten unbedingt einen Blick wagen. [Mein*Star] Band 1 ist der bisher einer der ungewöhnlichsten und überraschendsten Manga, die ich dieses Jahr gelesen habe.

Kurzfazit: Vielschichtiger Comedy-Drama-Manga rund um ein Idol und ihre ungewöhnlichen Kinder, der mit einigen unerwarteten Wendungen überrascht und fesselt.

Vielen Dank an altraverse für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von [Mein*Star] – Band 1!

Details
Titel: [Mein*Star] – Band 1
Originaltitel: [Oshi no Ko]
Genre: Drama, Comedy
Verlag: altraverse
Mangaka: Aka Akasaka, Mengo Yokoyari
Seiten: 220
Preis: 7,00 €
ISBN: 978-3-96358-785-6
Verlagsseite: [Mein*Star] – Band 1 bei altraverse
Erscheinungsdatum: 18. Juni 2021

© Aka Akasaka, Mengo Yokoyari / Shueisha Inc. / altraverse