Rezension: Necromunda: Hired Gun (PS5)

Der Warhammer-40.000-Shooter Necromunda: Hired Gun lädt zur Kopfgeldjagd auf der düsteren und gefährlichen Makropolwelt ein.

Spiele zu Warhammer und Warhammer 40.000 von Games Workshop haben es oft nicht leicht. Neben einigen wirklich herausragenden Titeln wie Total War: Warhammer und dessen Fortsetzung, bleibt es meist bei eher durchwachsenen, mittelmäßigen oder sogar schlicht schlechten Spielen. Doch was trifft auf Necromunda: Hired Gun, den neuen Shooter im Warhammer-40.000-Universum zu? Im Vorfeld hat Focus Home Entertainment zahlreiche Videos mit zahlreichen Details zum Ego-Shooter von Entwicklerstudio Streum On Studio veröffentlicht. Entsprechend viel Aufmerksamkeit hat Necromunda: Hired Gun auf sich gezogen und die Hoffnungen vieler Warhammer-40.000- und Science-Fiction-Fans geweckt. Schließlich wäre ein richtig guter Shooter im düsteren Universum von Games Workshop ein wahres Highlight. Daraus ist aber leider nur bedingt etwas geworden. Necromunda: Hired Gun leidet unter diversen Problemen, die dafür sorgen, dass es sich nur um einen mittelmäßigen Shooter handelt. Trotzdem hatten wir unerwartet viel Spaß in den Tiefen der titelgebenden Makropolwelt.

Maue Kopfgeldjagd

Necromunda: Hired Gun steigt direkt nachdem wir uns für einen von mehreren vorgegebenen Aussehensmöglichkeiten für unseren Kopfgeldjäger oder unsere Kopgeldjägerin entschieden haben mit einer Mission ein. Zu dritt suchen wir jemanden, auf dessen Kopf ein hoher Preis ausgesetzt ist. Allerdings stellen sich uns zahlreiche Feinde entgegen. Relativ schnell fällt uns dabei die eher schwache Synchronisation, egal ob deutsch oder englisch, auf. Genauso schnell erkennen wir, dass Necromunda: Hired Gun auf rasante Action im Stil eines Doom Eternal setzt. Kein schlechtes Vorbild, an die Qualität des erfolgreichen Shooters kommt Necromunda: Hired Gun aber selbst in den stärksten Momenten nicht ran. Das ist nicht zwingend negativ. Schließlich ist das Spiel von Streum On Studio keine große Triple-A-Produktion. Doch zurück zu unserer Mission. Wenig überraschend geht einiges schief und wir werden von Kal Jerico gerettet und nach Martyr’s End gebracht. Die Siedlung dient fortan als Ausgangspunkt für alle unsere Aufträge.

In Martyr’s End dürfen wir neue Waffen kaufen, diese aufwerten oder unsere technischen Implantate beim Rogue Doc verbessern lassen. Letzteres entspricht quasi mehreren Fähigkeitenbäumen, da wir hier nicht nur unsere Gesundheit oder Geschwindigkeit erhöhen, sondern auch neue Fertigkeiten erlernen können. Außerdem dürfen wir unseren treuen, tierischen Begleiter Mastiff mit verschiedener Technik stärken, so dass dieser uns noch besser und auch länger unterstützen kann. Die nötigen finanziellen Mittel vorausgesetzt, bietet uns der Rogue Doc unterschiedlie Anpassungsmöglichkeiten. Abseits von Waffenhändlerin, Werksmeister und Rogue Doc bleibt Martyr’s End aber eher ein netter, kleiner, aber wenig nützlicher Schauplatz. Zwar reden wir hier auch mit anderen Charakteren, doch angesichts der überaus mau erzählten, schwachen und manchmal nicht mal wirklich vorhandenen Geschichte, spielt das kaum eine Rolle.

Umso wichtiger ist es uns, neue Missionen annehmen zu können. So folgen wir entweder der schwachen Geschichte, deren Ziel es ist das Kopfgeld auf Silver Talon einzufahren oder erfüllen Nebenaufträge. Diese bringen uns zusätzliches Geld. Außerdem finden wir, genauso wie in Hauptmissionen, Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Glücksbringer, die wir entweder verwenden oder verkaufen können. Etwas schade, aber verschmerzbar ist es, dass die Nebenmissionen lediglich auf den Karten der Kampagne stattfinden. Dafür können die Level durchaus überzeugen. Vertikales Level-Design und abwechslungsreiche Umgebungen, die in den stärksten Momenten erstklassige Warhammer-40.000-Atmosphäre bieten. Hier zeigt Necromunda: Hired Gun eine der vielleicht größten Stärken. Deshalb ist aber noch bedauerlicher, dass die gelungene Stimmung nicht immer anhält. Viel zu oft fühlt sich der Shooter austauschbar an und verliert selbst die besonderen Merkmale der Vorlage aus den Augen. Schade.

Wenig wuchtig, aber brachial

Leider kann Necromunda: Hired Gun auch beim wichtigen Gameplay nicht komplett überzeugen. Die Schießerein fühlen sich nicht wuchtig genug an. Besonders auf der PlayStation 5 mit den nicht genutzten Möglichkeiten des DualSense-Controllers ist das bedauerlich. Doch das soll dem Spiel nicht allzu negativ angerechnet werden, schließlich erscheint Necromunda: Hired Gun nicht nur als Mutliplattform, sondern auch als Cross-Gen-Titel. Anpassungen an nur eine Konsole wäre wahrscheinlich bei einer solchen Produktion zu viel verlangt. Zusätzlich getrübt wird der Spielspaß von der mäßigen Gegner-KI Feinden die viel zu viel aushalten und schwachen Rätseln, die kaum diese Bezeichnung verdienen. Dass trotzdem Spielspaß aufkommt, ist der enorm schnellen Action mit viel Bewegungsfreiheit zu verdanken. Wir laufen an Wänden entlang, springen, weichen aus, dashen, setzten Nahkampfangriffe ein, hetzen unseren Mastiff auf Gegner und ballern, ballern und ballern. Das mag irgendwie stumpfsinnig sein, ist zugleich aber überaus unterhaltsam. Da hat es uns dann manchmal nicht mal gestört wie dämlich unsere Feinde sind oder wie schwach die Geschichte ausfällt. Selbst die ungenutzten Möglichkeiten der Vorlage stoßen uns dadurch nicht mehr ganz so sauer auf. Dennoch bleibt es bedauerlich, dass die Entwickler das düstere Warhammer-40.000-Universum derart ungenutzt lassen und auf Erklärungen zu diesem verzichtet haben. Das erschwert zusätzlich den Einstieg für all jene, die nichts mit der Science-Fiction-Marke von Games Workshop zu tun haben.

Immerhin können alle, egal ob mit oder ohne Vorkenntnisse, die düsteren Umgebungen von Necromunda: Hired Gun genießen. Hier zeigt das Spiel nämlich trotz eher durchschnittlicher Grafik einige starke Momente. Martyr’s End mag etwas leer wirken, zeigt aber dennoch eine schön düstere, heruntergekommene Siedlung in einem finsteren Universum. Ähnliches gilt für die abwechslungsreichen Schauplätze, die wir während unserer Missionen besuchen. Allerdings leidet der Shooter unter einigen technischen Schwächen. Die nicht deaktivierbare Bewegungsunschärfe ist noch verkraftbar, unschöne Animationen, teilweise schwache Charaktermodelle und manch unscharfe Textur allerdings weniger. Auf der Soundseite fällt Necromunda: Hired Gun ordentlich aus. Es zeigt sich also, Necromunda: Hired Gun leidet unter zahlreichen Problemen und ist sicherlich kein gutes Spiel, das aber trotz aller Schwächen Spaß machen kann. Gerade wenn wir uns mit der mauen Geschichte, der mäßigen Synchronisation und der miesen KI arrangieren, bietet Necromunda: Hired Gun einige kurzweilige Shooter-Stunden im Warhammer-40.000-Universum. Allerdings wird uns stets vor Augen geführt wie viel besser das Spiel hätte sein können und welches Potenzial die Vorlage bietet. Schade um die vergebene Möglichkeit.

Fazit

Necromunda: Hired Gun ist für mich ein kleiner Widerspruch in sich. Der Shooter von Streum On Studio ist nicht wirklich gut. Dafür zeigt das Spiel zu viele Schwächen. Etwa die maue Geschichte, die mäßige Synchronisation oder die zahlreichen Gameplay-Macken. Trotzdem habe ich Spaß mich den schnellen, actionreichen und brutalen Schießereien zu widmen. So stumpfsinnig Necromunda: Hired Gun im Grunde ist, so unterhaltsam kann es sein, wenn ich die Schwächen ausblende oder akzeptiere. Abgesehen von der Geschichte und dem nicht genutzten Potenzial des Warhammer-40.000-Universums fällt mir das sogar leicht. Fehlende Wuchtigkeit bei den Waffen? Dumme Gegner, die teilweise zu viel aushalten? Eine eher leere Stadt als Ausgangspunkt? Alles kein Problem, da das Gameplay trotzdem Spaß machen kann. Wäre nur die Handlung besser, dann würde ich Necromunda: Hired Gun vielleicht nicht als gutes Spiel bezeichnen, aber zumindest als ordentlichen Warhammer-40.000-Shooter für Fans der Vorlage. So aber sollte jeder gut überlegen, ob das gebotene ausreicht, um Spaß mit Necromunda: Hired Gun zu haben.

Kurzfazit: Ordentlicher Shooter, der unter einer mauen Geschichte, Gameplay-Schwächen und ungenutztem Potenzial leidet, aber dank der schnellen Action trotzdem kurzweiligen Spaß garantiert.

Vielen Dank an Focus Home Interactive für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Necromunda: Hired Gun!

Details
Titel: Necromunda: Hired Gun
Genre: First-Person-Shooter
Publisher: Focus Home Interactive
Entwickler: Streum On Studio
Spieler: 1
Syteme: PS5 (getestet), PS4, Xbox Series X/S, Xbox One, PC
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 01. Juni 2021 (digital) / 30. Juni 2021 (Retail)