Rezension: Shy – Band 1 (Manga)

Als Heldin Shy ist es in Shy Band 1 die Aufgabe der schüchternen Mittelschülerin Teru Momijiyama den Menschen Japans zu helfen.

Im Jahr 20XX herrscht Frieden auf der Erde. Superhelden beschützen die Menschheit, helfen bei Naturkatastrophen und sorgen für Recht und Ordnung. Sie sind strahlend, klug, schön, cool oder berühmt. So wie Amerikas Century, Russlands Spirit oder Englands Stardust, aber keineswegs schüchtern und zweifelnd. Mit einer Ausnahme: Shy aus Japan. Die junge Heldin ist so zurückhaltend, dass sich ihr schon der Magen umdreht, wenn sie vor Menschen sprechen muss. Dennoch stellt sie sich ihrem Heldendasein und eilt sofort zu Hilfe, wenn sie gebraucht wird. Als bei einem Achterbahnunfall trotz ihrer Anwesenheit ein Mädchen verletzt wird und sich die Öffentlichkeit auf ihr angebliches Versagen stürzt, wachsen die Zweifel in Teru Momijiyama alias Shy. Darf sie überhaupt eine Superheldin sein, wenn sie nicht alle retten kann? Noch ahnt Teru nicht, dass das Böse in den Schatten lauert und die Herzen der Menschheit verderben will.

Schüchterne Heldin

Mangaka Bukimi Miki präsentiert in der aktuell neunteiligen noch nicht abgeschlossenen Superhelden-Action-Reihe Shy eine etwas andere Superheldin. Die titelgebende Protagonistin Shy, hinter deren Maske die vierzehnjährige Teru Momijiyama steckt, ist überaus schüchtern, hat keinerlei Selbstvertrauen und zweifel ständig an sich selbst. Dabei soll sie doch als Japans Heldin die Menschen beschützen und als Vorbild dienen. Genauso wie die anderen Helden der Welt. Jedes Land hat einen eigenen und ihr Erscheinen hat noch vor Beginn der Geschichte dafür gesorgt, dass quasi Weltfrieden herrscht. Shy selbst ist, wie im Laufe des ersten Bandes erwähnt wird, erst einige Monate eine Superheldin. Wie es sich bei den anderen verhält, wird nicht verraten, aber es lässt sich bereits erahnen, dass Amerikas Century, Russlands Spirit und Englands Stardust wesentlich größere Erfahrung als Superheld haben. Im Mittelpunkt der Geschichte steht aber eindeutig die absolut liebenswerte, manchmal regelrecht niedliche Teru alias Shy. Es fällt schwer, nicht mit ihr mitzufiebern und zu fühlen und umso leichter sie ins Herz zu schließen. Dass sie sich trotz ihrer Selbstzweifel und ihrer Schüchterheit mit viel Einsatz dem Heldendasein stellt, zeigt, wie viel Potenzial sie in sich trägt. Gleichzeitig wird bereits zu Beginn deutlich, wie schwer ihr manche Aufgabe fällt. So übergibt sie sich nach einer kurzen stotternden Rede vor winzigem Publikum in einem Mülleimer, nur um im nächsten Moment sofort einem Hilfeschrei zu folgen.

Shy ist eine erfrischend andere Heldin und es ist ihr zu verdanken, dass der erste Band schon nach kurzer Zeit so unterhaltsam ist und fesselt. Besonders weil sie, nachdem bei ihrem Rettungseinsatz ein gleichaltriges Mädchen verletzt wurde, allerlei Kritik aus der Öffentlichkeit einstecken muss. Damit konfrontiert Mangaka Bukimi Miki die Protagonistin direkt mit einer kleinen Selbstfindungshürde, der sie sich stellen muss. Unterstützung erhält sie von ihrem Sidekick, dem fliegenden Wesen Ebio und besonders von der russischen Heldin Spirits, die in ihrer herzlichen Art genauso sympathisch ist wie Teru und offensichtlich einen Narren an ihrer Heldenkollegin gefressen hat. Obwohl sich die Geschichte eher gemächlich entwickelt, passiert im ersten Band bereits einiges.

Neben Terus Selbstfindung, muss sie sich später auch mit der Information über eine große Gefahr für die Erde und natürlich einer ersten Konfrontation auseinandersetzen. Dass die Geschichte hierbei ein klein wenig konstruiert wirkt, stört angesichts der zeitweise spannenden Erzählweise und der wirklich gut umgesetzen Handlung nicht. Im Gegenteil fügt sich letztlich alles wunderbar zusammen und auch Terus neue Freundin, die sie in der zweiten Hälfte des Bandes kennenlernt, ist eine sichtliche Bereicherung. Auch weil sie potenziell Einfluss auf die schüchterne Protagonistin haben könnte. Die in schönen, gerade bei den Charakteren detailreichen Zeichnungen erzählte Geschichte, gipfelt schließlich in einem durchaus spannenden offenen Ende, dessen Auflösung allerdings erahnt werden kann. Dem Wunsch weiterzulesen und zu erfahren, was Teru als nächstes erlebt, schmälert das aber nicht. Dafür ist Shy Band 1 zu unterhaltsam und schafft eine sehr gute Grundlage für eine spannende, packende, dramatische und witzige Superhelden-Action-Reihe, die trotz bekannter Genre-Standards viel Eigenständigkeit zeigt.

Fazit

Die Prämisse über eine schüchterne Superheldin funktioniert in Shy Band 1 wunderbar. Teru als zurückhaltende, zweifelnde Superheldin ist derart sympathisch und liebevoll, dass ich sie nach kurzer Zeit ins Herz geschlossen und immer mit ihr mitgefiebert und gelitten habe. Mit welchem Recht wird sie kritisiert, weil jemand bei einer Rettungsaktion verletzt wurde? Alleine, dass ich mir diese Frage beim Lesen stelle, zeigt, wie leicht es fällt, sich in die Protagonistin einzufühlen. Damit ist Teru alias Shy ein großartiger, wenn auch nicht komplett von Standards freier Charakter. Unterstützt wird sie von weiteren, nicht weniger sympathischen Figuren bei denen besonders die russische Superheldin Spirits sowie Terus neue Freundin in der zweiten Hälfte des Mangas hervorstechen. Beide habe ich ähnlich schnell ins Herz geschlossen und sie sind eine wahre Bereicherung für den Manga. Außerdem wird eine abwechslungsreiche Geschichte mit gut inszenierten Katastrophen und Auseinandersetzungen geboten, die eine gelungene Vorlage für eine spannende Superhelden-Action-Reihe darstellen, erzählt. Angereichert mit einer ordentlichen Prise Humor, nimmt sich Shy auch nicht zu ernst, was dem Manga spürbar gut tut und viel zum angenehmen Lesespaß des ersten Bandes beiträgt. Trotz des in der Auflösung etwas vorhersehbaren offenen Endes, bin ich bereits gespannt, wie Shy im nächsten Band weitergeht und welchen Herausforderungen sich Teru noch stellen muss. Fans lockerleichter Superhelden- und Action-Manga mit etwas Humor sollten sich Shy unbedingt näher ansehen.

Kurzfazit: Charmante Superhelden-Geschichte, die zum Auftakt besonders dank der liebenswerten Protagonistin und der abwechslungsreichen Handlung gut unterhält.

Vielen Dank an Kazé Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Shy – Band 1!

Titel: Shy – Band 1
Originaltitel: Shy
Genre: Mystery, Thriller, Krimi
Verlag: Kazé Manga
Mangaka: Bukimi Miki
Seiten: 192
Preis: 7,00 €
ISBN: 978-2-88951-415-1
Verlagsseite: Shy – Band 1 bei Kazé Manga
Erscheinungsdatum: 01. April 2021

SHY © 2019 Bukimi Miki (AKITASHOTEN) / © 2021 Crunchyroll SA