Rezension: Immortals Fenyx Rising: Die verlorenen Götter (PS5)
Als neue Heldin Ash, versuchen wir in Fenyx‘ Auftrag in Die verlorenen Götter, dem dritten DLC zu Immortals Fenyx Rising, die Götter wieder zu versöhnen.
Der dritte DLC zu Immortals Fenyx Rising schließt die angekündigten Post-Launch-Erweiterungen des Action-Adventures ab. Statt erneut eine neue Mythologie in den Mittelpunkt zu stellen oder mit Fenyx auf Abenteuer zu gehen, schlüpfen wir in die Rolle der neuen Heldin Ash, die sich auf die Suche nach einigen griechischen Göttern begibt – und das in komplett neuer Perspektive mit veränderten Gameplay. Statt Third-Person-Ansicht, erleben wir Die verlorenen Götter aus der isometrischen Draufsicht. Dadurch fühlt sich der DLC mehr nach einem Hack & Slash oder Action-Rollenspiel als nach einem Action-Adventure an. Da die Geschichte an den ersten DLC und somit auch das Hauptspiel anknüpft, sind Spoiler nicht zu vermeiden.
Götter gesucht
In Die verlorenen Götter wird die Erde von allerlei Katastrophen heimgesucht. Das Gleichgewicht ist aus den Fugen geraten. Deshalb wollte Fenyx die nicht mehr im Olymp weilenden Gottheiten Poseidon, Hades, Hestia, Demeter und Boreas zurückholen. In seiner Wut über die im Streit von dannen gezogenen Olympier, hat Zeus das aber verboten und Fenyx unter Hausarrest gestellt. Also wählt sie die junge Ash als ihre Heldin und erteilt ihr den Auftrag zur Pyritinsel zu reisen. Diesen Prototyp der Goldinsel hat Poseidon aus den Tiefen des Meeres aufsteigen lassen, um dort gemeinsam mit den anderen Gottheiten ein neues Reich zu gründen. Es ist nun an uns als Ash, die fünf Götter davon zu überzeugen, in den Olymp zurückzukehren. Fenyx beobachtet Ash dabei, was eine gekonnte Erklärung für die neue Perspektive ist, und spricht recht viel mit ihr. Ein gelungener Ersatz für die Unterhaltungen von Zeus und Prometheus aus dem Hauptspiel.
Obwohl Fenyx nicht direkt mit Ash interagieren kann, entsteht eine hervorragende Dynamik zwischen den beiden Figuren. Davon profitiert die neue Heldin, die schnell zu einer neuen Sympathieträgerin wird, maßgeblich. Aber auch sonst kann Die verlorenen Götter mit den recht unterschiedlichen neuen Gottheiten überzeugen. Poseidon, Hades, Hestia, Demeter und Boreas haben ihre Eigenheiten, die wunderbar herausgearbeitet sind, zum Schmunzeln einladen und ihnen angenehme Tiefe verleihen. Wirklich überragend ist die Geschichte des abschließenden DLCs zwar nicht, aber immerhin ausreichend motivierend, um über die gesamte Spielzeit zu unterhalten.
Ungewohnte Perspektive
Wie bereits erwähnt, erleben wir Die verlorenen Götter aus der isometrischen Draufsicht – und das fast die gesamte Zeit. Auf Zwischensequenzen wurde fast vollständig verzichtet, so dass selbst die Dialoge aus der Vogelperspektive ablaufen. Dabei wird neben der erneut sehr guten deutschen Vertonung auf Textboxen mit schick gezeichneten Charakterbildern gesetzt. Letztere dienen dazu, die aktuellen Gefühle der Charaktere wiederzugeben. Das mag anfangs ungewohnt sein, passt aber sehr gut zur Ausrichtung des DLCs und fühlt sich schon bald vertraut und charmant an. Ähnliches gilt für die gesamte Inszenierung der Geschichte, auch wenn wir uns trotzdem ein paar mehr Zwischensequenzen, in denen wir Ash auch mal aus der Nähe sehen, gewünscht hätten.
Der neuen Perspektive ist es zu verdanken, dass sich Die verlorenen Götter von allen DLCs am stärksten vom Hauptspiel unterscheidet. Grundsätzlich ist zu erkennen, dass die Entwickler auf die Grundlagen von Immortals Fenyx Rising setzen. Das bedeutet, die grundlegenden Mechaniken sind weiterhin vorhanden und an der Steuerung hat sich auch wenig geändert. Dennoch entwickelt sich ein komplett neues Gefühl, da wir nicht mehr in die Ferne schauen können. Kämpfe fühlen sich wesentlich actionreicher an, Sprungeinlagen und Rätsel funktionieren ein klein wenig anders, um zur Draufsicht zu passen. Insgesamt ist die Neuausrichtung gelungen, allerdings zeigen sich trotzdem einige Schwächen. So fällt das Zielen mit dem Bogen recht schwammig aus. Sogar so umständlich, dass wir im Kampf weitgehend auf den Einsatz von Pfeilen verzichtet haben. Auch das Werfen von Gegenständen wie Kisten oder Steinen ist nur bedingt intuitiv, wenn auch nicht schwer. Mit einem Felsen oder Baumstamm auf Gegner zielen, ist aber zu umständlich, um wirklich als Taktik verwendet werden zu können. Das sind allerdings keine so großen Macken, um den Spielspaß wirklich zu drücken.
Sinnvolle Neuerungen
Eine neue Perspektive und damit einhergehende Gameplay-Veränderungen bedeutet logischerweise auch ein paar Anpassungen bei Fähigkeiten und Funktionen. Auf einen Kombo-Zähler wird etwa unverständlicherweise Verzichtet. Auch verfügt Ash nicht mehr über alle Fähigkeiten von Fenyx. Allgemein müssen wir vieles erst erlernen – sogar Grundlegendes wie Klettern oder Schwimmen. Viele Fähigkeiten und Göttliche Kräfte erhält Ash automatisch, wenn wir den Quests folgen und den Gottheiten helfen. Andere Aktionen hingegen hängen von Nebenquests, die direkt auf der Karte angezeigt werden, ab. Gänzlich neu sind dabei der Zorn der Natur und das Katastrophale Beben. Letzteres ersetzt Fenyx‘ mächtigen Hammerschlag und ist – wie der Name vermuten lässt – ein starke Stampfattacke. Zorn der Natur hingegen ist ein konstanter Laserstrahl, den wir mit Hilfe des Bogens verschießen können. Zumindest solange unsere Ausdauer reicht.
Jede erlernte Fähigkeit und Göttliche Kraft können wir in bis zu fünf Kategorien aufwerten und mit verschiedenen elementaren Essenzen verstärken. Hierüber beeinflussen wir auch die Menge unsere Gesundheits- und Ausdauerbalken. Zusätzlich dürfen wir unsere Waffen, Helme und Rüstungen wieder aufwerten. Statt dafür einen Amboss aufzusuchen, müssen wir einen Schrein in der Spielwelt finden. Diese dienen gleichzeitig auch zur Aufdeckung der Karte als Schnellreisepunkte und zum Speichern, was nicht mehr jederzeit möglich ist. Tatsächlich können wir auch nur von einem Schrein zum nächsten schnellreisen. Über die Karte ist es nur möglich zum zuletzt besuchten Schrein zurückzukehren. Wichtig ist dabei, dass wir für Schnellreisen den Göttern eine Opfergabe darbringen müssen. Das gilt auch für die Auffüllung unserer Gesundheit, bis zu drei Leben sowie den Tag-Nacht-Wechsel. Nur wenn wir eine Feige haben, können wir etwa speichern. Und nur, wenn wir ausreichend Materialien haben, dürfen wir schnellreisen. Was zu Beginn so wirkt, als müssten wir mit unseren Ressourcen haushalten, stellt sich schon bald als wesentlich simpler heraus. Wirkliche Probleme die nötigen Materialien zur Verfügung zu haben, hatten wir nie.
An einigen Schreinen dürfen wir sogar um ein Wunder bitten, was neue Mechaniken in der Spielwelt freischaltet und somit neue Wege öffnet. Ebenfalls über die Schreine können wir – natürlich erneut mit entsprechender Bezahlungen – zeitbefristete Unterstützung der Götter erkaufen. Dadurch erhöht sich etwa unser Schwert- und Axtschaden oder unsere Beweungsfähigkeiten verbrauchen weniger Ausdauer. Ein netter Zusatz, der jedoch nicht auf allen Schwierigkeitsgraden notwendig ist. Bedacht werden sollte bei Die verlorenen Götter, das der Anspruch eine andere Ausrichtung hat als im Hauptspiel oder den bisherigen DLCs. Die neue Perspektive bringt nicht nur mehr Action, die Kämpfe fühlen sich auch chaotischer an. Es ist wesentlich wichtiger richtig auszuweichen und abzuwehren, um keinen Schaden einzustecken. Zwar ist Die verlorenen Götter dadurch etwas anspruchsvoller, kann sich ab und zu aber auch unfairer anfühlen. Gewohnte Rätsel, um an Kisten zu gelangen, sowie – für die Geschichte erforderliche – Tartaros-Abschnitte runden den dritten DLC und zeigen, dass trotz der neuen Ausrichtung im Kern noch immer Immortals Fenyx Rising zu erkennen ist.
Fazit
Der dritte DLC zu Immortals Fenyx Rising hat schon bei der Ankündigung meine Neugier, aber auch ein wenig Skepsis geweckt. Kann das Gameplay aus der isometrischen Draufsicht funktionieren? Wird das Spiel dadurch nicht mehr zum Hack & Slay? Beide Fragen lassen sich nun mit „Ja“ beantworten. Es macht Spaß mit Ash die Pyritinsel zu erkunden, die neuen Gottheiten kennenzulernen und der ordentlichen, wenn auch nicht überragenden Geschichte zu folgen. Allerdings ist deutlich zu erkennen, dass einige Gameplay-Grundlagen ursprünglich für die Third-Person-Perspektive entwickelt wurden. Zwar wurden manche Mechaniken – wie das Werfen oder Bogenschießen – angepasst, fühlen sich dann aber häufig nicht wirklich gut an. Negative Auswirkungen hat das nicht. Die verlorenen Götter ist ein gelungener Abschluss der Erweiterungen zu Immortals Fenyx Rising und zeigt, dass die Reihe theoretisch auch mit einer anderen Ausrichtung funktionieren kann. Allerdings fühlt sich die als Fortsetzung zu Fenyx‘ Geschichte ausgelegte Erweiterung mehr wie ein Spin-off als ein Nachfolger an. Doch auch das ist nicht schlimm, da sich gerade DLCs für Experimente anbieten. Ob sich Die verlorenen Götter für alle Fans von Immortals Fenyx Rising lohnen, ist jedoch schwer einzuschätzen, da eine grundlegende Bereitschaft sich auf die neue Perspektive einzulassen, notwendig ist. Wer überhaupt nichts mit Spielen aus der isometrischen Draufsicht anfangen kann, wird auch mit Die verlorenen Götter keinen Spaß haben. Arrangiert ihr euch aber mit der Perspektive oder findet sogar Gefallen daran, erwartet euch ein kurzweiliges neues Abenteuer in der Welt von Immortals Fenyx Rising, das gekonnt an die Geschichte des Hauptspiels anknüpft und mit einer sympathischen Heldin sowie charmanten neuen Gottheiten auftrumpft.
Kurzfazit: Interessante Neuausrichtung des bekannten Gameplays die nicht jedem gefallen wird, aber zu motivieren weiß und mit einer kurzweiligen Geschichte, sympathischen Heldin und charmanten neuen Gottheiten unterhält.
Vielen Dank an Ubisoft für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Immortals Fenyx Rising: Die verlorenen Götter (PS5)!
Details
Titel: Immortals Fenyx Rising: Die verlorenen Götter
Genre: Action-Adventure
Publisher: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft Quebec
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), PlayStation 4, Xbox Series X/S, Xbox One, Nintendo Switch, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 22. April 2021
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