Rezension: Crash Bandicoot 4: It’s About Time (Switch)

Crash Bandicoot 4: It’s About Time kehrt zu den Wurzeln der Reihe zurück und präsentiert sich als herausforderndes Old-School-Jump-&-Run.

Im Laufe seiner Karriere hat Crash Bandicoot, einst erschaffen von Naughty Dog und quasi das Maskottchen der ersten PlayStation, zahlreiche Auf und Abs erlebt. Bereits 2017 kehrte der antropomorphe Beuteldachs in der Crash Bandicoot N. Sane Trilogy zu seinen Ursprüngen zurück. Die Remaster der ersten drei Spiele ermöglichten es, erneut die originalen PlayStation-Jump-&-Runs zu erleben. Entwicklerstudio Toys for Bob hat sich nun der Aufgabe gewidmet das klassische Gameplay in einem neuen Abenteuer einzufangen. Dafür werden sämtliche Spiele nach Crash Bandicoot 3: Warped ignoriert, so dass Crash Bandicoot 4: It’s About Time direkt an die Original-Trilogie anknüpft.

Einfach klassisch

Die Geschichte beginnt mit den Antagonisten Dr. Neo Cortex, Doktor N. Tropy und Uka Uka, die mit Hilfe von letzterem einen Dimensionsriss öffnen, um aus ihrer langen Gefangenschaft zu entkommen. Dadurch tauchen die Quantum-Masken wieder auf, was für reichlich Chaos sorgt. Es ist nun an Crash und seiner Schwester Coco, die Finsterlinge aufzuhalten, die Quantum-Masken zu finden und die Dimensionsrisse zu schließen. Dafür reisen wir von Dimension zu Dimension, die als Welten für die zahlreichen Level dienen.

So klassisch die Geschichte ausfällt, so klassisch ist das lineare Gameplay. Anfangs nur als Crash, später wahlweise auch als Coco, folgen wir den Levelverläufen. Trotz 3D-Grafik bleiben uns keine alternativen Wege und die Kamera dürfen wir ebenfalls nicht frei bewegen. Stattdessen laufen wir in die Tiefe oder aus der Tiefe heraus, von links nach rechts oder absolvieren vertikale Abschnitte. Dabei gilt es nicht nur Gegner auszuschalten, sondern auch Kisten zu zerstören und Wumpa-Früchte einzusammeln. Crash und Coco spielen sich recht ähnlich und verfügen über identische Aktionen. Wir können eine Dreh- und ein Stampfattacke einsetzen, rutschen oder höhere Sprünge ausführen. Sämtliche Bewegungsmöglichkeiten zu erlernen ist unabdingbar, um die Level erfolgreich zu beenden.

Herausfordernd und unfair

Crash Bandicoot 4 orientiert sich nicht nur bei Gameplay, Gestaltung und Geschichte an der Original-Trilogie, sondern auch beim Schwierigkeitsgrad. Die Level sind überaus herausfordernd. Schon ein Gegnertreffer bedeutet unser Ableben, sofern wir nicht zuvor einen Aku-Aku-Schild eingesammelt haben, der uns einmalig schützt. Aber das ist nicht alles. Auch die Sprungeinlagen sind oft überaus schwierig. Nicht selten fallen wir an derselben Stelle wieder und wieder und wieder in den Abgrund und dürfen anschließend vom letzten Checkpoint neu anfangen. Ärgerlich dabei ist, dass sämtliche gesammelten Kisten und Früchte wieder da sind und erneut eingesammelt werden müssen. Gerade für Komplettisten kann das enorm frustierend sein. Besonders, weil wir in jedem Level sechs Kristalle erhalten und nur wenn wir alle sammeln schalten wir ein neues Kostüm für Crash oder Coco frei. Dass einer der Kristalle davon abhängt nicht mehr als dreimal zu sterben, zeigt bereits, wie hart Crash Bandicoot 4 ist.

Leider bedeutet herausfordernd nicht zwingend gut. Viel zu oft haben wir keinen genauen Überblick darüber, wo wir landen – und dass trotz optional aktivierbarem Schatten, der unsere Position genauer anzeigt. Immer wieder haben wir das Gefühl, in einen Abgrund zu stürzen, weil uns das Spiel selbst Steine in den Weg legt. Manche Abschnitte fallen sogar so hart aus, dass zahlreiche Wiederholungen und fast schon hartes Training erforderlich sind, um voranzuschreiten. Wer sich auf solches Gameplay nicht einstellt, wird schnell die Freude verlieren und frustiert aufgeben. Da hilft es auch nicht, dass wir zwischen klassischem und modernem Spielmodus wechseln dürfen. Schließlich unterscheiden diese sich lediglich in der Art der Versuche, die wir haben. So müssen wir in der klassischen Spielvariante nach zu vielen Ableben einen Level von vorne beginnen, während die moderne Spielvariante unendlich Leben bereithält, aber unsere Tode zählt. Am Schwierigkeitsgrad und dem teilweise unfairen Spieldesign ändert das aber nichts. Überzeugte Crash-Bandicoot-Fans, Nostalgiker mit Hang zu den alten Spielen und alle die harte Jump & Runs mögen, sind somit absolut richtig bei Crash Bandicoot 4.

Abwechslung und Präsentation

Schlecht ist das neuste Abenteuer von Crash auch nicht. Grundsätzlich zeigt das Jump & Run sogar einige hervorragende Ansätze. Leveldesign und Spielmechanik sind gelungen, die Bosskämpfe angenehm einfallsreich und die abgedrehte Story mit ihren verrückten Charakteren motiviert uns nicht nur, sondern entlockt uns auch immer wieder ein Schmunzeln. Wenn wir dann auch noch abseits von Crash und Coco in die Rolle von anderen Charakteren wie Tawna oder Dingodile schlüpfen dürfen, ist Abwechslung garantiert. Zusätzlich bieten die freischaltbaren Rückblende-Level besonders anspruchsvolle Herausforderungen, die an die Vorgänger angelehnt sind. Wem das Spiel also noch nicht schwer genug ist, dürfte hier fündig werden. Ähnliches gilt für den N. verted Mode in dem wir die Level gespiegelt und mit neuen Sammelobjekten absolvieren dürfen.

Überzeugen kann Crash Bandicoot 4 außerdem bei der optischen Präsentation. Die Level sind individuell gestaltet und trumpfen mit schicker, bunter Comicgrafik und zahlreichen Details auf. Untermalt wird das ganze von atmosphärischer Musik, die perfekt zum Szenario passt und viel zur Stimmung beiträgt. Ähnliches gilt für die ausgezeichnete deutsche Vertonung, die den Charakteren Leben einhaucht. Allerdings müssen auf der Switch ein paar Abstriche hingenommen werden. So läuft das Jump & Run nur mit dreißig Bildern pro Sekunde, was sich aber nur teilweise auf das Spielgefühl auswirkt. Auch sieht Crash Bandicoot 4 nicht ganz so hübsch aus wie etwa an PlayStation 4 und Xbox One oder gar auf den Next-Gen-Konsolen. Dennoch muss sich die Switch-Version nicht verstecken und ist eine gute Möglichkeit, das herausfordernde Jump & Run zu erleben – und das natürlich auch unterwegs.

Fazit

Toys for Bob, das Entwicklerstudio hinter Crash Bandicoot 4: It’s About Time hatte für das Jump & Run ein klares Konzept: zurück zu den Ursprüngen. Das ist vom ersten Level an zu merken. Präsentation, Gameplay, Leveldesign und Geschichte strömen geradezu klassische Crash-Bandicoot-Unterhaltung aus. Das bedeutet allerdings auch herausfordernde und fast schon unfaire Level. So manche Sprungeinlage verlangt mir viel ab und fällt dank der mangelnden Übersicht sogar noch schwieriger aus. Nicht selten bin ich an verschiedenen Abschnitten geradezu verzweifelt und habe erleichtert aufgeatmet, wenn ich endlich wieder einen Checkpoint erreicht habe. Alle Sammelobjekte zu holen, war schon bald nicht mehr mein Ziel, ich wollte einfach nur irgendwie die herausfordernden, trotz gutem Leveldesign manchmal viel zu harten Level überstehen. Fans schwieriger Jump & Runs, besonders der ersten drei Crash-Bandicoot-Spiele dürften ihre wahre Freude am offiziel vierten Teil der Reihe haben. Alle anderen sollten sich des teils unfairen Schwierigkeitsgrades bewusst sein.

Kurzfazit: Herausforderndes, teilweise gefühlt unfaires, Old-School-Jump-&-Run, das Nostalgiegefühle weckt und besonders Fans der Reihe anspricht.

Vielen Dank an Activision für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Crash Bandicoot 4: It’s About Time!

Details
Titel: Crash Bandicoot 4: It’s About Time
Genre: Jump & Run
Publisher: Activision Blizzard, Inc.
Entwickler: Toys For Bob
Spieler: 1-4
Syteme: Switch (getestet), PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 12. März 2021