Rezension: Robotic Angel (Blu-ray)
Im Science-Fiction-Anime-Klassiker Robotic Angel trifft Kenichi auf das Mädchen Tima und wird in die Machtkämpfe der futuristischen Stadt Metropolis gezogen.
Der junge Kenichi ist gemeinsam mit seinem Onkel, dem Privatdetektiv Shunsaku Ban, aus Japan ins entfernte Metropolis gereist, um den international gesuchten Wissenschaftler Dr. Laughton zu finden. In der futuristischen, scheinbar strahlenden und wohlhabenden Stadt staunen die beiden über die moderne Technologie. Doch schon bald entdecken sie die Schattenseite der unteren Ebenen, in denen Armut und Abneigung gegenüber den Robotern, durch die zahlreiche Menschen arbeitslos sind. Die Fertigstellung des riesigen Gebäudes Ziggurat ist ein zusätzlicher Nährboden für die Gedanken der Revolution und der Hass richtet sich besonders gegen den Großindustriellen Red Duke. Dessen finsteren Pläne sind eng mit Dr. Laughton verknüpft. Als Kenichi das Mädchen Tima aus einem brennenden Fabrikkomplex rettet, gerät er mitten in die Machtkämpfe von Metropolis. Gejagt von Rock, dem Ziehsohn von Red Duke, versuchen Kenichi und Tima zu überleben.
Klassische Science-Fiction
Schon in den ersten Minuten fällt auf, dass Robotic Angel auf einen klassichen Animationsstil und ebenso nicht zeitgenössische Science-Fiction setzt – und das galt auch bereits im Jahr 2001, als der Film ursprünglich erschienen ist. Hintergrund dafür ist die Vorlage Metropolis vom legendären Mangaka Osamu Tezuka, die bereits 1949 in Japan veröffentlicht wurde, aber bisher leider keine deutschsprachige Umsetzung spendiert bekommen hat. Regisseur Rintaro, Drehbuchautor Katsuhiro Otomo und das restliche Team beim Studio Madhouse beweisen bei Robotic Angel ein Händchen für klassische Science-Fiction, die bei Genre-Fans schnell nostalgische Gefühle wecken kann. Besonders Einflüsse von Fritz Langs Stummfilm Metropolis sind deutlich zu erkennen. Gleichzeitig erzählt Robotic Angel eine spannende Geschichte über eine vermeintlich utopische Gesellschaft, ihre Schattenseite und die Problematik des Zusammenlebens von Menschen und fortschrittlichen Robotern.
Gerade letzteres nimmt, wie in vielen Science-Fiction-Geschichten, eine wichtige Rolle ein. So werden etwa Roboter, die ihre zugewiesene Zone verlassen, gnadenlos eliminiert. Zugleich wird die altbekannte Frage nach der Menschlichkeit aufgeworfen. Sonderlich kreativ mag das im Jahr 2020 nicht mehr wirken, wird dabei aber bedacht, dass die Manga-Vorlage von 1949 ist, dann wird offensichtlich, wie wegweisend manche Handlungselemente für damalige Verhältnisse wahrscheinlich waren. Doch auch ohne die zeitgenössische Betrachtungsweise überzeugt Robotic Angel als spannender, klassisch gehaltener Science-Fiction-Film mit unerwarteten Wendungen, nachdenklich stimmenden Überlegungen, sichtlicher Gesellschaftskritik und gut eingebundener Charakterdarstellung sowie Action. Zwar fallen die Figuren insgesamt etwas stereotypisch aus, aber trotzdem wissen Kenichi, Tima und die anderen die Geschichte sehr gut zu tragen. Zu verdanken ist das auch der großartigen Inszenierung, die lediglich bei manchen Schnitten ein wenig zu holprig ist. Dem Film schadet das aber zu keiner Zeit.
Robotic Angel zeichnet zudem aus, dass der Film sich nicht auf eine Richtung konzentriert, sondern mit einer der vielleicht größten Wendungen nach etwas mehr als der Hälfte noch einmal eine erkennbare Wandlung zeigt. Das führt dazu, dass die Geschichte genau im richtigen Moment anzieht und mit so mancher Überraschung aufwartet. Vor allem das Ende weiß mit einigen starken Charaktermomenten und -entwicklungen sowie optisch ansprechender Szenen zu überzeugen. Allgemein weiß der Zeichen- und Animationsstil zu gefallen und passt hervorragend zum Film. Ähnliches gilt für den von Jazz dominierten Soundtrack, der nicht nur für genau die richtige Atmosphäre sorgt, sondern ab und zu auch überrascht. Abgerundet wird der Film von einer sehr guten, wenn auch nicht immer perfekten deutschen Synchronisation. Die Sprecher verstehen es, den Charakteren Leben einzuhauchen, ihre Eigenheiten zu transportieren und die Dialoge glaubhaft wiederzugeben. Damit ist Robotic Angel ein packender Science-Fiction-Klassiker, der besonders Genre-Fans mit einem Hang zur Nostalgie gefallen dürfte.
Fazit
Schon lange stand Robotic Angel auf der Liste von Anime-Filmen, die ich irgendwann nachholen wollte. Dank der Neuveröffentlichung bei KSM Anime, habe ich nun endlich die Gelegenheit dazu. Der klassisch gehaltene Science-Fiction-Film hat mich nicht enttäuscht. Die Geschichte von Kenichi und Tima ist spannend erzählt und weist zahlreiche Elemente der frühen Science-Fiction auf. Gerade das dürfte nicht jedem gefallen. Schließlich sind einige Elemente des Films in den letzten Jahren häufig behandelt worden und waren auch bei der Erstveröffentlichung 2001 nicht mehr vollkommen neu. Da die Manga-Vorlage aus dem Jahr 1949 stammt und die Geschichte spannend, nachdenklich und mit genau der richtigen Stimmung erzählt wird, hat mich das aber zu keiner Zeit gestört. Vielmehr gehört Robotic Angel für mich zu den Filmen, die sich am besten mit der Thematik einer utopischen Geschellschaft und dem Kampf von Menschen und Robotern widmet. Fans klassischer Science-Fiction-Filme sollten sich Robotic Angel nicht entgehen lassen.
Kurzfazit: Klassischer, spannend erzählter Science-Fiction-Film, der trotz bekannter Elemente mit der gut inszenierten, nachdenklichen Geschichte, stimmungsvollem Soundtrack und nostalgischer Atmosphäre unterhält.
Vielen Dank an KSM Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Robotic Angel!
Details
Titel: Robotic Angel
Originaltitel: Metropolis
Genre: Science-Fiction, Action, Abenteuer, Drama
Regie: Rintaro
Studio: Madhous Inc.
Produktionsjahr: 2001
Laufzeit: ca. 107 Minuten (Blu-ray), ca. 103 Minuten (DVD)
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Bonus DVD, Booklet, Trailer
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin (Anime Planet): 10. März 2021
Erscheinungstermin: 25. März 2021
Herstellerseite: Robotic Angel bei KSM Anime
Herstellershop: Robotic Angel bei Anime Planet
© Osamu Tezuka / Madhous Inc. / KSM Anime