Rezension: Citrus – Vol. 1 (Blu-ray)

Yuzu bekommt in Citrus Volume 1 wegen der erneuten Heirat ihrer Mutter eine Stiefschwester und schon bald spielen ihre Gefühle verrückt.

Als Yuzus Mutter erneut heiratet, heißt es für die energiegeladene Yuzu umziehen und die Schule wechseln. Allerdings herrschen an der Aihara-Mädchenakademie weitaus strengere Regeln, als sie bisher gewohnt ist. Schon am ersten Tag bricht Yuzu, die ein flippiges Girlie mit viel Make-up, blond gefärbten Haaren und modischer Kleidung ist, allerlei Vorschriften. Kein Wunder, dass sie sofort von der disziplinarischen Schülerratspräsidentin Mei Aihara zurechtgewiesen wird. Ausgerechnet diese mürrische Musterschülerin ist Yuzus neue Stiefschwester und sie muss sich ein Zimmer mit ihr teilen. Als Yuzu Mei auf eine brisante Situation, die sie gesehen hat, anspricht, stiehlt diese ihr plötzlich und vollkommen überraschend ihren ersten Kuss. Yuzu weiß nicht mehr, was sie denken soll, doch besonders der traurige Blick der kühlen Schönheit Mei geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Schon bald wird Yuzu bewusst: Sie hat sich in ihre Stiefschwester verliebt.

Schwesterliche Liebe

Basierend auf der gleichnamigen, in zehn Bänden abgeschlossenen Manga-Reihe von Saburouta, hat das Studio Passione 2018 die Girls-Love-Romantikdrama-Serie Citurs umgesetzt. Die Geschichte folgt der naiven Yuzu, die durch die zweite Ehe ihrer Mutter eine Stiefschwester bekommt und sich in diese verliebt. Citrus Volume 1 steigt fast direkt mit Yuzus Umzug und ihrem Schulwechsel ein. Schon hier fällt etwas seltsam auf, dass die Oberschülerin ihren Stiefvater scheinbar bisher nicht kennt. Außerdem hat dieser aus einer Laune heraus das Land verlassen, so dass Yuzu und ihre Mutter anfangs alleine in der Wohnung sind. Der Verdacht, dass hier eine Situation geschaffen wird, um die ungleichen Hauptfiguren Yuzu und Mei irgendwie in einen unvermeidbaren Kontakt zu bringen, bestätigt sich zum Ende der ersten Episode, als Mei überraschend als neue Stiefschwester von Yuzu präsentiert wird.

Schon zuvor haben die beiden etwa gleichaltrigen Mädchen Kontakt zueinander. Schließlich fällt die naive, fröhliche und energiegeladene Yuzu, die trotz großer Reden noch nie verliebt war, schon beim Betreten des Schulgeländes negativ auf. Ihr gesamtes hochgestyltes Äußeres und ihr Handy verstoßen gegen die Regeln. Natürlich ist es niemand anderes als die strenge, kühle Schülerratspräsidentin Mei, die Yuzu zurechtweist. Hier setzt Citurs eine erste, erotisch angehauchte Szene ein, in der Mei Yuzu lediglich das Handy aus der Tasche zieht. Doch so konstruiert Citrus in der Ausgangslage sein mag, so interessant entwickelt sich die Geschichte in den vier Episoden des ersten Volumes. Das ist besonders Yuzu und Mei zu verdanken. Die beiden Protagonistinnen könnten kaum unterschiedlicher sein, doch schon am Ende der ersten Episode, als Mei Yuzu deren ersten Kuss stiehlt, um zu zeigen, dass ein Kuss wenig bedeutet, wird deutlich, wie viel Tiefe beide Figuren mit sich bringen.

Komplexer als es scheint

Yuzu mag naiv sein, ist aber auch vorlaut, entschlossen und dickköpfig. Außerdem setzt sie sich für Menschen, die ihr wichtig sind ein, selbst wenn diese das scheinbar ablehnen. Mei hingegen verbirgt hinter ihrer ernsten, kühlen und disziplinarischen Schale eine sanfte Verletzlichkeit und tief sitzenden Schmerz. Das alles wird allerdings bisher nur angedeutet, zeigt aber zugleich, wie viel Potenzial noch für die restlichen acht Episoden zur Charakterentwicklung vorhanden ist. Zusätzlich wandelt sich die Beziehung der beiden Stiefschwestern zueinander. Sie kommen sich näher und entfernen sich wieder voneinander. Klassische Romantik tritt dabei zwar durchaus auf, spielt aber noch eine eher untergeordnete Rolle, was auch an den unsicheren und verwirrenden Gefühlen liegt. Diese bringen besonders Yuzu immer wieder aus der Fassung, vor allem weil Mei des öfteren unerwartet und fast schon provozierend reagiert. Dank erster Konflikte, meist ordentlicher Lösungen dafür und neuer Probleme, bleibt die Handlung stets spannend genug, um zu fesseln, auch wenn so manche Entwicklung weiterhin etwas konstruiert oder zu dramatisch wirkt. Immerhin funktionieren auch die bisher wichtigsten Nebenfiguren recht ordentlich. Neben Yuzus Mutter und Meis Großvater sind das ihre Mitschülerinnen Harumi und Himeko. Letztere beiden dürfen gerne noch etwas mehr Profil erhalten.

Relativ häufig knistert es gewaltig zwischen Yuzu und Mei und gelegentlich werden einige Szenen bewusst erotisch inszeniert. Dass wird nicht jedem gefallen, da manche Darstellung etwas zu aufgesetzt und eher der Wirkung nach gewählt wirkt. Dennoch fügen sich diese Momente recht gut in die Handlung ein und unterstreichen die jeweilige Interaktion, die meist zwischen Yuzu und Mei stattfindet. Ebenfalls zu beachten ist, dass die ersten Küsse und Berührungen zwischen den Stiefschwestern nicht in direktem beidseitigem Einverständnis ausgehen, ohne dass aber jemals wirklicher Zwang vorhanden ist. Vielmehr wird hier auf die Unsicherheit, besonders aufgrund der Art ihrer Beziehung und einem daraus entstehenden Widerwillen sowie Verwirrung, hingedeutet. Optisch überzeugt Citrus zudem mit schicken Charaktermodellen, flüssigen Animationen, kräftigen Farben und stets passend eingefangenen Szenen. Unterstützt wird das Geschehen von einem guten Soundtrack und der gelungenen deutschen Synchronisation, die den Charakteren glaubhaft Leben einhaucht.

Fazit

Trotz der gerade zu Beginn etwas konstruiert wirkenden Geschichte, manch erzwungener Situation und den manchmal nicht komplett nachvollziehbar handelnden Charakteren, hat mich Citrus Volume 1 recht gut unterhalten. Zu verdanken ist das vor allem der sich interessant entwickelnden Romantikdrama-Handlung sowie den beiden Protagonistinnen. Yuzu und Mei weisen schon nach kurzer Zeit weitaus mehr Tiefe auf, als es zu Beginn den Anschein hat. Sie sind nicht einfach nur die kühle, disziplinarische Schülerratspräsidentin und das naive, freigeistige Girlie, sondern zeigen auch ganz andere Seiten. Spätestens wenn erstmals deutlich wird, wie viel mehr die beiden Hauptfiguren sind, kann Citrus fesseln. Unterstützt wird das von den ebenfalls gelungenen Nebencharakteren, bei denen besonders Harumi und Himeko trotz teilweise nerviger Eigenschaften noch größere Rollen haben dürfen. Damit ist allerdings genauso zu rechnen, wie mit weiteren Konflikten, die die Beziehung zwischen Yuzu und Mei belastet. Das macht allerdings ein wenig auch den Reiz der Serie aus, da bisher nicht zu erahnen ist, wie sich die Gefühle von Yuzu und Mei entwickeln und ob sie sich wirklich näher kommen. Girls-Love-Fans sollten Citrus Volume 1 trotz der angesprochenen Mängel eine Chance geben und auch wer Romantikdrama-Serien mag, kann einen Blick wagen.

Kurzfazit: Leicht konstruiert wirkender Girls-Love-Romantikdrama-Serienauftakt, der mit interessanten Storyentwicklungen und besonders den beiden tiefgründigen Hauptfiguren überzeugt.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Citrus – Vol. 1!

Details
Titel: Citrus – Vol. 1
Originaltitel: Citrus
Genre: Romantik, Drama, Girls Love
Regie: Takeo Takahashi
Studio: Passione Co., Ltd.
Produktionsjahr: 2018
Laufzeit: ca. 100 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: 12-seitiges Booklet, 2 Artboards Schuber, Clean Opening & Ending
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 03. September 2020
Herstellerseite: Citrus – Vol. 1 bei Kazé Anime

©SABUROUTA/ICHIJINSHA/citrus Project