Rezension: Psycho-Pass: Sinners of the System (Blu-ray)

Psycho-Pass: Sinners of the System erzählt in drei Filmen drei Geschichten rund um bekannte Charaktere aus dem Science-Fiction-Thriller-Franchise.

Noch vor dem Start von Psycho-Pass 3 im Oktober 2019 setzten die drei unter dem Titel Psycho-Pass: Sinners of the System veröffentlichten Filme die Science-Fiction-Thriller-Reihe fort. In jeweils zirka einer Stunde erzählen „Schuld und Sühne“, „First Guardian“ und „Jenseits von Liebe und Hass“ Geschichten über bekannte Psycho-Pass-Charaktere und setzten die Handlung des Franchises dabei fort. Die Ausrichtung der Filme unterscheidet sich dabei deutlich und reichen von düsteren Science-Fiction-Ermittlungen über fast schon an das Slice-of-Life-Genre erinnernde Ruhe bis hin zu effektreicher Action. Die Qualität der Filme schwankt jedoch ein wenig.

Abgeschottete Anstalt

Im erste Film „Schuld und Sühne“ nimmt Einheit eins die Fahrerin eines unkontrolliert durch Tokyo rasenden Fahrzeugs fest. Kurz darauf werden sie aufgefordert, die schwer mitgenommene und verwirrte Frau zurück in die Isolationseinrichtung Sanctuary nach Aomori zu bringen. Dort hat die vermeintliche latente Kriminelle als psychologische Beraterin gearbeitet. Gemeinsam mit dem Vollstreckern Nobuchika Ginoza und Yayoi Kunizuka übernimmt Inspektorin Mika Shimotsuki den Fall und beginnt die Ermittlungen in der Einrichtungen. Obwohl relativ früh zu erahnen ist, wer die wahren Kriminellen und Gegenspieler sind, gelingt es dem Film, ausreichend Spannung und einen interessanten, durchaus intelligent ausgearbeiteten Fall aufzubauen. Es sind gerade die kurzweiligen Ermittlungen und die bedrohlichen Situationen, inklusive gut eingearbeiteter Action, die „Schuld und Sühne“ zu einem unterhaltsamen Science-Fiction-Thriller-Film machen. Zwar erreicht der Fall nie die Qualitäten der beiden Serien-Staffeln, versteht es aber, die gewohnt düstere Atmosphäre aufzubauen und profitiert von erstklassiger Charakternutzung, bei der besonders Mika brillieren darf. Da stört es dann auch nicht, dass das Ende in Teilen vorhersehbar ist und nur die genaueren Details des Falls bis zum Ende im Dunkeln bleiben.

Militärische Vergangenheit

Als die Austauschinspektorin und Außenministeriums-Mitarbeiterin Frederica Hanashiro dem Vollstrecker Teppei Sugou ein Angebot bezüglich des Beitritts zu einer neuen Spezialeinheit des Militärs macht, erinnert dieser sich an seine Zeit im Militär. Als Drohnenpilot hat Teppei an einem streng geheimen Einsatz teilgenommen. Einige Monate später kommt es zu einem Angriff und Teppei gerät ins Visier der ermittelnden Inspektorin Risa Aoyanagi und des Vollstreckers Tomomi Masaoka. Die große Stärke des zweiten Films „First Guradian“ ist der Blick in die Vergangenheit, wodurch auch Charaktere wie Masaoka einen weiteren Auftritt haben können. Ansonsten ist die Geschichte spannend erzählt, nutzt Intrigen und Geheimnisse und weiß mit so mancher Wendung zu überzeugen. Dass dabei das Militär stärker im Mittelpunkt steht, ermöglicht einen neuen Blick auf die vom Sybil-System geschaffene Gesellschaft und was es bedeutet, in einer Zeit in der die psychische Stabilität wichtig ist Soldat zu sein. Dieses Thema sorgt für eine tiefere Note und hilft gleichzeitig dabei, Teppei Sugou mehr Profil zu verleihen. Allgemein wird der spätere Vollstrecker gut dargestellt und ergänzt Tomomi Masoka und Risa Aoyanagi hervorragend als Protagonist. Dass „First Guardian“ insgesamt weniger düstere Thriller-Kost bietet, stört wenig, da der Fall packend und die Auflösung bis zum Ende nicht vollständig zu erahnen ist.

Flüchtiger Söldner

Abgeschlossen wird Psycho-Pass: Sinners of the System von „Jenseits von Liebe und Hass“. Der Film konzentriert sich auf Shinya Kogami und ist nach den Ereignissen von Psycho-Pass: The Movie angesiedelt. In Tibet beschützt Kogami einen Bus mit Flüchtlingen vor Guerillas. Anschließend bittet ihn das Mädchen Tenzing Wangchuck ihr das Kämpfen beizubringen, da sie sich an den Mördern ihrer Familie rächen will. „Jenseits von Liebe und Hass“ ist mit seinem außerhalb von Japan in einem Kriegsgebiet angesiedelten Handlung der nachdenklichste der drei Filme. Es werden sowohl ein Bürgerkrieg, der Versuch für Frieden zu sorgen als auch Rache und die Auswirkungen von dieser thematisiert. Kogami ist hierbei eine von seinen eigenen Taten getriebene und bestimmte Figur. Hallunizationen plagen ihn genauso wie der Wunsch, nicht mehr zu töten. Dadurch agiert er als Söldner ungewöhnlich, beweist sich aber dennoch als erfolgreicher Kämpfer. Interessant ist dabei, dass er und Tenzing zeitweise ein recht normales Leben führen. Besonders einige Szenen mit der relativ bald auftretenden Außenministeriums-Mitarbeiterin Frederica Hanashiro, die bereits aus „First Guardian“ bekannt ist, verleihen der Geschichte einige Slice-of-Life-artige Momente. Gleichzeitig wird auf leichte psychologische Elemente zurückgegriffen, um die Figuren noch besser auszuarbeiten. Hier liegt auch die größte Stärke, da Kogami und Tenzing ein harmonierendes Hauptfigurenduo abgeben, das schnell ein schönes, fast schon beschauliches Bild abgibt. Ein klarer Kontrast zum vom Krieg gebeutelten Land. Damit sticht „Jenseits von Liebe und Hass“ aus der Film-Reihe Sinners of the System hervor, fügt sich aber zugleich wunderbar ins Gesamtbild ein und erzählt Kogamis Geschichte hervorragend und spannend weiter. Ruhig bleibt es aber natürlich nicht die ganze Zeit und gerade zum Ende wird es deutlich actionreicher, was gut zur Handlung passt. Dank der gut erzählten Geschichte, stört es nicht, dass der Antagonist vorhersehbar ist. Spannend bleibt zudem, wie es weitergeht, da das Ende hier bereits eine Überleitung andeutet.

Insgesamt ist Psycho-Pass: Sinners of the System gelungen, überzeugt mit spannenden Geschichte, einer guten audiovisuellen Umsetzung und gut geschriebenen Charakteren. Welcher Film der beste ist, lässt sich nicht sagen, da hier auch persönliche Meinungen eine Rolle spielen. Als Ergänzung und Fortsetzung von Psycho-Pass sind jedoch alle drei mehr als geeignet und stellen eine hervorragende Ergänzung des Franchises, die sich Fans nicht entgehen lassen sollten, dar.

Fazit

Endlich geht Psycho-Pass weiter. Dass nicht die Geschichte um Akane Tsunemori und das Sybil-System im Mittelpunkt steht, hat mich bei Psycho-Pass: Sinners of the System nicht gestört. Schließlich sind die drei Filme mehr als Nebengeschichten, die die Haupthandlung beeinflussen können, zu verstehen. Besonders „Schuld und Sühne“ und „Jenseits von Liebe und Hass“ nehmen zumindest ein wenig Einfluss auf das Franchise, auch wenn die genauen Auswirkungen abzuwarten bleiben. Doch auch so sind die Sinners-of-the-System-Filme eine schöne Bereicherung, die zumindest spannende Science-Fiction-Thriller-Unterhaltung in bester Psycho-Pass-Art bieten. Dass sie nicht ganz an die Qualität der Psycho-Pass-Serien-Staffeln anknüpfen können, stört dabei nicht. Alleine die exzellente Charakternutzung und die packenden Geschichten reichen aus, um Psycho-Pass-Fans zufriedenzustellen und Lust auf mehr zu wecken. Hoffentlich lässt sich Kazé Anime mit der Veröffentlichung der dritten Staffel nicht zu viel Zeit.

Kurzfazit: Packende Science-Fiction-Thriller-Filme, die mit gut geschriebenen Charakteren und spannenden Geschichten überzeugen und sich gut in das Psycho-Pass-Franchise einfügen.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Psycho-Pass: Sinners of the System!

Details
Titel: Psycho-Pass: Sinners of the System
Originaltitel: Psycho-Pass: Sinners of the System
Genre: Science-Fiction, Thriller, Action, Krimi, Drama
Regie: Naoyoshi Shiotani
Studio: Production I.G., Inc.
Produktionsjahr: 2019
Laufzeit: ca. 188 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 20. Juli 2020
Herstellerseite: Psycho-Pass: Sinners of the System bei Kazé Anime

© PSYCHO-PASS Committee

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