Rezension: Sense: A Cyberpunk Ghost Story (Switch)
Als Mei gilt es in Sense: A Cyberpunk Ghost Story im zukünftigen Neo Hong Kong einem von Geistern bewohnten verfallenen Gebäude zu entkommen.
Sense: A Cyberpunk Ghost Story steigt direkt mit einer gelungenen Präsentation des gewählten Szenarios ein. Als Mei Link Mak sind wir im Jahr 2083 in Neo Hong Kong auf dem Weg zu einem Date in einer Bar. Neonlichter, Leuchtreklamen, futuristische Fahrzeuge, heruntergekommene Gassen und allerlei mehr vermitteln schon auf den ersten Blick gekonntes Cyberpunk-Gefühl. Leider geht das jedoch relativ schnell verloren. Nachdem wir ein erstes, etwas unnötig kompliziertes Rätsel gelöst und die Bar erreicht haben, suchen wir dort den Waschraum auf, da uns schwindelig wird. Als wir diesen als Mei wieder verlassen, finden wir uns jedoch in einem verfallenen, alten Gebäude wieder. Dieses könnte rein optisch und vom Aufbau her auch aus dem späten zwanzigsten Jahrhundert stammen und verströmt nur wenig Cyberpunk-Stimmung. Allgemein wandelt sich Sense: A Cyberpunk Ghost Story ab diesem Punkt mehr zu einem Horror-Spiel und lässt das interessante Szenario fast vollkommen fallen.
Zukünftiger Horror mit Macken
Obwohl das eher mau genutzt Cyberpunk-Setting bedauerlich ist, gelingt es Sense: A Cyberpunk Ghost Story eine schaurig-fesselnde Gruselstimmung zu erzeugen. Schon nach wenigen Schritten in dem verfallenen Gebäude, fürchten wir hinter jeder Ecke, in jedem neuen Raum von einem Geist begrüßt zu werden. Gerade hier trumpft Sense besonders auf und schafft es, eine erstklassige Horror-Atmosphäre zu erzeugen. Zu verdanken ist das vor allem der stimmungsvollen Präsentation aus schicken, gezeichneten Hintergründen und atmosphärischer Sound- und Musikkulisse. Leider trüben technische Probleme, wie abgehackte Animationen, regelmäßíge Ruckler und zu häufige und gerade deshalb als lang empfundene Ladezeiten, den sonst positiven audiovisuellen Eindruck.
Allerdings leidet Sense nicht nur unter technischen Schwierigkeiten. Auch das Gameplay kann nicht vollends überzeugen. In der Rolle von Mei erkunden wir das verfallene Gebäude in der 2,5D-Perspektive, sammeln Gegenstände ein, kombinieren diese und untersuchen verschiedenste Objekte. Dabei erinnert Sense häufig an klassische Point-&-Click-Adventure. Grundsätzlich macht das auch Spaß und kann gerade zu Beginn motivieren. Schließlich wollen wir hinter das Geheimnis des Hauses und seiner längst verstorbenen Bewohner kommen. Um so bedauerlicher ist es, dass manche Rätsel aufgesetzt und unnötig kompliziert gestaltet sind. So müssen wir etwa unsere Umgebung manchmal mehrmals untersuchen, ohne einen Hinweis darauf zu erhalten oder können einen Gegenstand erst genauer betrachten, wenn wir das entsprechende Rätsel erreicht haben. Ein Hinweis darauf fehlt aber, so dass wir mehrmals ziellos herumgeirrt sind.
Umständliche Geisteraustreibung
Regelmäßig treffen wir zudem auf Geister, die wir mit Hilfe von Gegenständen austreiben müssen. Gilt es vor einer übernatürlichen Bedrohung zu fliehen, kommen nicht selten Minispiele wie Geschicklichkeits- oder Reaktionstests zum Einsatz. Das mag anfangs noch auflockernd wirken, stellt sich aber schnell aus aufgesetzt und nervig heraus. Besonders, weil so manche Aufgabe unlogisch wirkt und sogar der gelungenen Horror-Atmosphäre schaden kann. Selbiges gilt auch für die in der zweiten Spielhälfte auftretenen Actionelemente, die nicht so recht ins Spiel passen wollen und uns bestenfalls als Fremdkörper, wenn nicht gar störend, aufgefallen sind.
Das Sense: A Cyberpunk Ghost Story trotz all der Schwächen kein kompletter Reinfall ist, verdankt das Horror-Adventure der spannenden und motivierenden Geschichte. Schon nach kurzer Zeit wollen wir einfach wissen, was mit Mei passiert und was hinter den Geheimnissen des Gebäudes steckt. Vorangetrieben wird die Handlung in schick gezeichneten Bildern sowie durch die Umgebung oder Notizen und Tonbänder. Hier spielt Sense die wahren Stärken aus und zeigt, dass mit mehr Feinschliff bei Gameplay und Technik deutlich mehr drin gewesen wäre. Umso bedauerlicher sind die gezeigten Schwächen, durch die Sense lediglich ein durchschnittliches Horror-Adventure ist.
Fazit
Sense: A Cyberpunk Ghost Story hat bereits mit dem Titel und spätestens mit ersten Screenshots mein Interesse geweckt. Vor der Switch-Veröffentlichung habe ich von dem Horror-Adventure, das bereits zuvor für den PC erschienen ist, nichts mitbekommen. Gerade aufgrund der Cyberpunk-Elemente war ich gespannt, was das 2,5D-Spiel zu bieten hat. Leider wird gerade das interessante Szenario schnell zu Gunsten der Horror-Elemente fast vollständig fallen gelassen. Das wäre nicht so schlimm, wenn Sense mit gutem Gameplay überzeugen würde. Leider fällt das Horror-Adventure aber ziemlich durchwachsen aus. Während Grafik, Sound und Atmosphäre überzeugen können, fallen Spielmechaniken und Technik eher negativ auf. Immerhin wird eine spannende, fesselnde Geschichte, die so manche Schwäche wett machen kann, erzählt. Genre-Fans, die sich mit den Macken arrangieren können, können zumindest einen Blick wagen.
Kurzfazit: Atmosphärisches Horror-Adventure, dessen spannende Geschichte und packende Gruselstimmung von technischen Macken und Gameplay-Schwächen getrübt werden.
Vielen Dank an Eastasiasoft Limited für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Sense: A Cyberpunk Ghost Story!
Details
Titel: Sense: A Cyberpunk Ghost Story
Genre: Adventure, Horror
Publisher: Eastasiasoft Limited
Entwickler: Suzaku, Top Hat Studios
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 07. Januar 2021
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