Rezension: Hello World (Blu-ray)
Oberschüler Naomi muss in Hello World versuchen seine Mitschülerin Ruri zu retten und erhält dabei Hilfe von seinem zukünftigen Ich.
Im Jahr 2027 gehören Drohnen zum Stadtbild von Kyoto. Die Regierung möchte sämtliche Daten erhalten und so werden die fliegenden Maschinen verwendet, um alles aufzuzeichnen und sämtliche Informationen im AllTale-Programm zu speichern. Dem sechzehnjährigen Naomi Katagaki fallen die Drohnen nicht mehr weiter auf. Vielmehr interessiert er sich für seine Bücher, weshalb er ins Bibliothekskomitee seiner Schule entsandt wird. Auch seine Klassenkameradin Ruri Ichigyō gehört dem Komitee an. Unter seltsamen Umständen trifft Naomi sein sechsundzwanzigjähriges Ich, der ihm dabei helfen will, mit Ruri zusammenzukommen und diese zu retten. Langsam kommen sich Naomi und Ruri näher. Allerdings handelt der „Meister“, wie sich der ältere Naomi nennt, nicht uneigennützig. Die Realität selbst ist in Gefahr und die Grenze zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft scheint zu verschwimmen.
Vergangene und gegenwärtige Liebe
Der Originalfilm Hello World entstand beim Studio Graphinica unter der Regie von Tomohiko Itō nach einem Drehbuch von Mado Nozaki und mit Charakterdesigns von Yukiko Horiguchi. Die Geschichte folgt im Kyoto des Jahres 2027 dem sechzehnjährigen Naomi Katagaki, der ein Leben als zurückhaltender Außenseiter fristet. Dabei wird er nicht von seinen Mitschülern abgelehnt, sondern ist schlicht zu unsicher, um auf Klassenkameraden zuzugehen. Selbst eine Einladung zum Karaoke anzunehmen, fällt ihm schwer. Lieber liest er und verbringt Zeit mit seinen Büchern. Ein Ratgeber mit Tipps zum Kontakte knüpfen hilft ihm ebenfalls wenig. Als die Entscheidung ansteht, wer seine Klasse im Bibliothekskomitee vertritt, wehrt er sich ebenfalls nicht gegen den Vorschlag seiner Mitschüler, sondern nimmt es einfach so hin. Ruri Ichigyō, Naomis Klassenkameradin und ebenfalls Teil des Bibliothekskomitees, ist das Gegenteil von ihm. Ohne Probleme sagt sie anderen in ihrer harschen, kühl wirkenden Art die Meinung, verbringt ihre Pausen jedoch genauso mit Lesen.
Lange Zeit lässt sich Hello World nicht, um die Handlung in Gang zu bringen. Schon nach der kurzen Vorstellung von Naomi und einer ersten Komiteessitzung, trifft er unter mysteriösen Umständen auf sein zukünftiges Ich. Fortan erhält Naomi von dem „Meister“ genannten Sechsundzwanzigjährigen Ratschläge, wie er Ruri näher kommen und diese vor ihrem bevorstehenden Tod retten kann. Gerade dieser Kniff zeichnet Hello World aus und sorgt in der ersten Hälfte des Films für einige amüsante, romantische oder peinliche Momente. Dabei erhalten Naomi und Ruri ein immer tieferes Profil, werden gelungen ausgearbeitet und besonders ihre sich langsam entwickelnde Beziehung wird glaubhaft dargestellt. Jedoch stellt sich mit der Zeit auch ein wenig die Frage, was noch passieren soll.
Diese Überlegung beantwortet Hello World eindrucksvoll mit einer überraschenden, spannenden Wendung, die nicht nur die Geschichte deutlich an Fahrt aufnehmen lässt, sondern auch alle Möglichkeiten des Szenarios zu nutzen weiß. Plötzlich wandelt sich alles, der Film wird zusehends spannender und die Science-Fiction-Elemente treten deutlich stärker hervor. Spätestens hier beweist Hello World, dass der Film keine simple Liebesgeschichte ist, sondern ein abwechslungsreiches, intelligent erzähltes Science-Fiction-Romantik-Drama, das auf zu klischeehafte, kitschige oder überdramatisierte Szenen verzichtet und stattdessen eine wunderbare Balance zwischen den Genre-Elementen findet. Bis zum gelungenen Enden, das keine Fragen offen lässt und trotzdem zum kurzzeitigen Nachdenken über die Geschichte verleitet, lässt Hello World nicht mehr los. Zu verdanken ist das neben der spannenden Handlung und dem interessanten Szenario vor allem den sympathischen Charakteren, den intelligenten Wendungen und der gelungenen Inszenierung. Der CGI-Anime überzeugt mit flüssigen Animationen, schönen Bildern und einer guten deutschen Synchronisation. Bedauerlich ist lediglich, dass die in Japan parallel zum Kinostart veröffentlichten drei zehnminütigen OVA-Episoden Another World fehlen. Unabhängig davon, ob diese wirklichen Mehrwert geboten hätten, wären sie als Bonus willkommen gewesen. Der Qualität des Filmes schadet das aber nicht.
Fazit
Anfangs war ich unsicher, ob sich Hello World nicht zu sehr in einer simplen, höchstens kurzweiligen Liebesgeschichte verliert. Allerdings hat mich der Film schnell eines besseren belehrt. Schon die erste Hälfte, in der sich Naomi und Ruri näher kennenlernen, ist schön erzählt und mit einer angenehmen Sanftheit versehen. Gerade die sich hier entwickelnde Beziehung ist ein wichtiger Faktor für die große Wendung und die zweite Hälfte. Dazu möchte ich nicht zu viel verraten, aber Hello World zeigt spätestens dann das volle Potenzial und versteht es nicht nur zu überraschen, sondern auch mit interessanten Ideen zu begeistern. Neu mag davon nicht alles sein, aber das stört zu keiner Zeit, da sowohl Geschichte als auch Charaktere und Szenario ein unterhaltsames, packendes Ganzes bilden, das wunderbar ineinandergreift. Damit ist Hello World ein spannendes, wendungsreiches Science-Fiction-Romantik-Drama, das sich Genre-Fans nicht entgehen lassen sollten.
Kurzfazit: Spannendes Science-Fiction-Romantik-Drama, das mit interessantem Szenario, wendungsreicher Story und sympathischen Charakteren abwechslungsreiche Genre-Unterhaltung bietet.
Vielen Dank an KSM Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Hello World!
Details
Titel: Hello World
Originaltitel: Hello World
Genre: Drama, Romantik, Science-Fiction, Slice of Life
Regie: Tomohiko Itou
Studio: Graphinica, Inc.
Produktionsjahr: 2019
Laufzeit: ca. 98 Minuten (Blu-ray), ca. 94 Minuten (DVD)
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Poster, 2 Artcards, Booklet, Trailer, Bildergalerie
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 26. November 2020
Herstellerseite: Hello World bei KSM Anime
Herstellershop: Hello World bei Anime Planet
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