Rezension: Gears Tactics (PC)

Gears Tactics lässt die Shooteraction hinter sich und lädt zu Rundentaktikkämpfen gegen die Locust ein.

Bisher ist die Gears-Reihe als actionreicher Deckungsshooter bekannt. Gears Tactics lässt uns den ersten Krieg gegen die Locust etwa zwanzig Jahre vor dem ersten Teil als Rundentaktikspiel erleben. Und soviel sei direkt gesagt: das neue Genre steht Gears nicht nur exzellent, sondern funktioniert auch hervorragend. Fast könnte der Eindruck entstehen, die einst als Gears of War gestartete Reihe sei nur für das durch Spiele wie XCOM bekannte Genre geschaffen worden.

Actionreiches Taktieren

Runde für Runde planen wir unsere Züge, lassen unsere Einheiten von Deckung zu Deckung sprinten, Feinde unter Beschuss nehmen oder setzen Fähigkeiten ein. Die richtige Positionierung und Planung, taktisches Vorgehen und dem Gegner zuvor kommen sind dabei essenziell. Brachial und laut knallt es neben uns, die Schritte unserer Soldaten sind deutlich zu hören. Gears Tactics schafft es auf wunderbare Weise, das Rundentaktikgameplay mit dem actionreichen Gefühl der Hauptreihe zu verbinden. Dabei bleiben Markenzeichen wie das stetige Hechten von Deckung zu Deckung oder das markante Überspringen eben jener genauso erhalten, wie das Rennen zu einem Locust, um diesen mit der Kettensäge unseres Lancer-Sturmgewehrs zu zerteilen. Gears Tactics weiß, wo die Wurzeln der Reihe sind, fühlt sich ähnlich brachial wie die Deckungsshooter an und ist auch genauso blutig.

Gleichzeitig ist Gears Tactics aber auch taktisch. Wir müssen überlegt vorgehen, um Missionen und Nebenaufträge erfolgreich abzuschließen. Bloßes vorpreschen kann schon auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad zu Problemen führen. Um zu agieren, verfügen unsere Einheiten über Aktionspunkte. Wie wir diese einsetzen, ist komplett uns überlassen. Erst einen Feind ins Visier nehmen, anschließend nach vorne eilen und aus der neuen Deckung Feuerschutz aktivieren. Die Reihenfolge unserer Aktionen spielt kaum eine Rolle, wodurch sich Gears Tactics überaus dynamisch, schnell und actionreich anfühlt. Wie viele Aktionspunkte wir verbrauchen, hängt von der Entfernung, die unsere Einheit zurücklegt oder der eingesetzten Fähigkeit ab. Dank übersichtlicher Anzeigen, verlieren wir jedoch nie den Überblick und können unsere Züge gut planen.

Dazu trägt auch bei, dass wir jederzeit zwischen unseren Einheiten wechseln können. So können wir erst Hauptcharakter Diaz einen Feind unter Beschuss nehmen lassen, anschließend mit Sid vorrücken und schließlich unsere Scharfschützing in Position bringen. Und wieder fällt auf, wie dynamisch und taktisch Gears Tactics ist. Lediglich die unvorhersehbaren Gegnerspawns können aufgrund ihrer Unvorhersehbarkeit etwas nervig sein, trüben den allgemeinen Spielspaß aber kaum. Besondere Anforderungen stellen außerdem die brachialen, hervorragend in Szene gesetzten Bosskämpfe, die eine ganz eigene Motivation mit sich bringen.

Locust-Jagd

Doch worum geht es eigentlich? Als Gabe Diaz, Vater der aus Teil vier und fünf bekannten Kait, erhalten wir den Auftrag, Ukkon, einen besonders mächtigen Anführer der Locust, zu jagen. Unterstützt werden wir dabei von unserem Mitstreiter Sid, weiteren Helden, die sich uns im Laufe der Story anschließen und Rekruten, die unser Einheitenkontingent ergänzen. Das in Akte und Kapitel eingeteilte packende Kriegsdrama weiß zu motivieren und ist erstklassig in Szene gesetzt. Außerdem bietet die Handlung eine interessante und relevante Vorgeschichte zur Gears-Reihe.

Sowohl die Zwischensequenzen als auch das Gameplay erinnern nicht nur beim Stil, sondern auch der grafischen Qualität deutlich an Gears 5. Damit ist Gears Tactics ein wirklicher Hingucker und wartet unter anderem mit erstklassigen Lichteffekten auf. Dazu gesellen sich die brachialen Soundeffekte, die stimmungsvolle Musik und eine gelungene deutsche Synchronisation, die gemeinsam wunderbar zur packenden Atmosphäre beitragen.

Helden, Rekruten und Anpassungen

Wie bereits erwähnt sind unsere Einheiten in Helden und Rekruten eingeteilt. Das ist allerdings nicht nur storyrelevant, sondern hat auch Einflüsse aufs Gameplay. Unsere Helden tragen die Geschichte und füllen die Zwischensequenzen aus, sind aber dadurch essenziell für die Handlung. Deshalb gibt es bei ihnen kein Permadeath. Fallen Diaz, Sid oder ein anderer Heldencharakter, heißt es, die Mission vom letzten Kontrollpunkt neu zu starten. Anders ist es bei den einfachen Soldaten, die wir zwischen den Missionen rekrutieren dürfen. Sterben sie, müssen wir unseren Auftrag mit den verbliebenen Einheiten abschließen. Allerdings bleiben die Rekruten auch ziemlich farblos. Zwar haben sie jederzeit änderbare Namen, aber keinerlei Persönlichkeit. Damit sind sie tatsächlich nur ergänzende Soldaten, die wir nutzen, um unserem Trupp mehr Vielfalt zu verleihen.

Dafür sind die Rekruten, genauso wie die Helden, vielfältig anpassbar. Jede Einheit verfügt über einen eigenen, umfangreichen Fähigkeitsbaum, in den wir durch Levelaufstiege verdiente Punkte investieren dürfen, um neue aktive und passive Fähigkeiten freizuschalten. Gefunden oder als Belohnung erhaltene Ausrüstung und Waffenmods verbessern die Werte unserer Charaktere und können Bonustalente gewähren. Zusätzlich dürfen wir die Rüstungsfarbe und -beschaffenheit aller Figuren frei anpassen. Bei den Rekruten können wir sogar Namen, Frisur, Haarfarbe und anderes verändern. Einfluss auf das Gameplay haben diese optischen Funktionen nicht.

Trotz dem etwas unübersichtlichen Ausrüstungsmanagement hat uns die Anpassung unserer Einheiten immer wieder Spaß bereitet. Genauso wie das gesamte Spiel, das sich weder vor Genre-Größen wie den XCOM-Titeln noch der Gears-Hauptreihe zu verstecken braucht. Es ist überaus unterhaltsam unsere Soldaten über das Schlachtfeld zu bewegen, taktisch zu planen und unsere Erfolge zu erleben. Genre-Fans und Anhänger der Gears-Reihe sollten sich Gears Tactics nicht entgehen lassen.

Fazit

Der Sprung in ein anderes Genre ist Gears Tactics ausgezeichnet gelungen. Actionreich, brachial und taktisch darf ich meine Einheiten in den Kampf gegen die Locust schicken. Dabei fühlt sich das Gameplay nicht nur wie ein typisches Rundentaktikspiel an, sondern weckt bei mir auch immer wieder Erinnerungen an die Gears-Reihe. Daran zeigt sich, wie hervorragend die ursprünglichen Deckungsshooter in das neue Genre passen. Tatsächlich wirkt es sogar so, als sei Gears für das Rundentaktik-Genre geschaffen worden. Dass zusätzlich eine spannende Kriegsdrama-Geschichte, die trotz kurzzeitiger Durchhänger stets motiviert, erzählt wird, die Charaktere funktionieren und die Handlung eine relevante Vorgeschichte zur Gears-Reihe darstellt, rundet Gears Tactics noch zusätzlich ab. Egal ob ihr Rundentaktikspiele oder die Gears-Spiele mögt, ihr solltet euch Gears Tactics nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Gleichermaßen taktisches und actionreiches Rundentaktikspiel, das einen hervorragenden Genrewechsel darstellt und mit packenden Kämpfen, spannender Geschichte und gelungener Gears-Stimmung unterhält.

Vielen Dank an Microsoft für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Gears Tactics!

Details
Titel: Gears Tactics
Genre: Rundentaktik/-strategie
Publisher: Xbox Game Studios
Entwickler: Splash Damage, The Coalition
Spieler: 1
Syteme: PC (getestet)
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 28. April 2020

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