Rezension: Golden Kamuy – Band 1 (Manga)
Ein ehemaliger Soldat und ein Ainu-Mädchen suchen in Golden Kamuy Band 1 auf Hokkaido nach Gold.
Japan zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Saichi Sugimoto hat sich im Krieg gegen Japan den Beinmane „der Unsterbliche“ verdient. Nach seiner Entlassung aus der Armee, ist der ehemalige Soldat auf der Suche nach Gold. In den kalten Bergen und Wäldern Hokkaidos durchsucht er Flüsse, als er die Geschichte eines großen Schatzes hört. Ein Mörder soll von den Ainu-Ureinwohnern der nördlichen Insel Gold gestohlen haben, wurde dann aber festgenommen und eingesperrt. Zusammen mit der jungen Ainu Asirpa macht er sich auf eine gefährliche Schatzsuche. Doch hinter dem Gold sind noch andere her, die sich als tödliche Gegner herausstellen könnten.
Goldrausch im Norden Japans
Saichi Sugimoto hockt mit seinen Kameraden im Jahr 1904 bei Hühel 203 im Schützengraben. Als der Ansturm beginnt, rennt er nach vorne und greift die Russen an. Der Ausblick auf die Soldatenzeit von Sugimoto ist nur kurz, stellt aber eindrucksvoll unter Beweis, was der Protagonist von Golden Kamuy im Russisch-Japanischen-Krieg (1904-1905) erlebt hat. Nicht umsonst trägt er den Beinamen „der Unsterbliche“, schließlich hat er allerlei Widrigkeiten getrotzt und überlebt. Direkt in der nächsten Szene steht Sugimoto in einem Fluss und versucht Gold zu finden. Wie in so manchem Spät-Western ist die Handlung auf der nördlichen Insel Hokkaido angesiedelt. Wälder, Berge und eine verschneite Landschaft bestimmen die Umgebung und vermitteln im Laufe des ersten Bandes wunderbar die Kälte.
Natürlich dient das alles vorwiegend dazu, ein Gefühl für das Szenario zu erhalten. Bereits im ersten Kapitel erfährt Sugimoto von seinem betrunkenen Begleiter von einem Ainu-Schatz, den ein Mörder gestohlen hat. Um seinen Kameraden außerhalb des Gefängnisses eine Botschaft zu übermitteln, hat der Mörder Hinweise auf die Körper von mehreren Mitgefangenen tätowiert. Diesen ist anschließend die Flucht geglückt. Die Handlung spitzt sich zu, Sugimotos Begleiter versucht ihn zu töten, stirbt in der Natur selbst und der ehemalige Soldat trifft das Ainu-Mädchen Asirpa. Aufgrund der Umstände schließen sich Sugimoto und Asirpa zusammen, um nach dem Schatz zu suchen. Beide mit eigenen persönlichen Motiven, die Mangaka Satoru Noda sehr gut vermittelt. Allgemein gelingt es hervorragend ein Gefühl für die beiden Hauptcharaktere aufzubauen. Besonders Sugimoto hat einen nachvollziehbaren Beweggrund für sein Handeln, doch auch Asirpa funktioniert als Wildnis- und Jagderfahrene Begleiterin. Da stört es dann auch nicht, dass ihre Verbindung zum Schatz vielleicht etwas zufällig scheint. Gerade weil Sugimoto und sie zufällig aufeinandertreffen.
Wesentlich wichtiger ist die Ainu-Kultur, die das Mädchen in die Handlung einbringt. Vielen Lesern von Golden Kamuy dürften die Ureinwohner Hokkaidos kein Begriff sein, dabei unterscheidet sich ihre Lebensart und Kultur deutlich von der, der Japaner. Zumindest zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts, zu Zeiten von Golden Kamuy, fällt das deutlich auf. Regelmäßig werden kulturelle Unterschiede eingeflochten. Sei es beim Kochen, Glauben oder der Kleidung. Damit erzählt Golden Kamuy Band 1 nicht nur eine hochspannende Schatzjäger-Goldrausch-Geschichte inklusive gefährlicher Widersacher, die zum Auftakt allerdings noch etwas kurz kommen, sondern nutzt auch einen Teil der japanischen Geschichte, die in Anime und Manga sonst nicht genutzt wird. Szenario, Ainu und Goldsucher-Thema machen Golden Kamuy einzigartig. Gemeinsam mit den gut geschriebenen Charakteren, fesselt der Auftaktband vom Anfang bis zum Ende und offenbart dabei zahlreiche interessante Möglichkeiten, die im Laufe der Geschichte noch aufgegriffen werden dürften. Inklusive Sugimotos Vergangenheit. Dass die Zeichnungen nicht ganz fehlerfrei sind, stört angesichts der dichten Atmosphäre und meist gelungenen Darstellung von Figuren und Umgebungen keineswegs. Dem Manga selbst schadet das sowieso nicht.
Fazit
Golden Kamuy Band 1 ist ein Ausnahmemanga, der mit einer hochspannenden Geschichte fesselt und gleichzeitig ein überaus interessantes Szenario nutzt. Die Mischung aus Goldrausch-Schatzsucher-Abenteuer sticht aus der Masse der meisten Manga-Reihen hervor. Zudem hat mich die Einflechtung der Ainu-Kultur positiv überrascht. Hier trumpft Mangaka Satoru Noda mit viel Eigenständigkeit und zahlreichen Informationen auf, die maßgeblich zur dichten Atmosphäre von Golden Kamuy beitragen. Dass zudem die beiden Hauptfiguren wunderbar funktionieren und ein sympathisches Duo bildet, sorgt zusätzlich dafür, dass ich den ersten Band nicht mehr aus der Hand legen konnte. Manga-Leser, die nach etwas Neuem, Besonderem suchen, sollten genauso wie Anhänger von spannenden Historie-Abenteuer-Geschichten unbedingt zugreifen.
Kurzfazit: Golden Kamuy Band 1 fesselt mit einem einzigartigen Szenario und der spannenden Geschichte, die von den gut geschriebenen Hauptfiguren wunderbar getragen wird.
Vielen Dank an Manga Cult für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Golden Kamuy – Band 1!
Details
Titel: Golden Kamuy – Band 1
Originaltitel: Golden Kamuy
Genre: Abenteuer, Drama, Action
Verlag: Manga Cult
Mangaka: Satoru Noda
Seiten: 191
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-964332-56-1
Verlagsseite: Golden Kamuy – Band 1 bei Manga Cult
Erscheinungsdatum: 05. September 2019
© Satoru Noda / Shueisha / Manga Cult