Rezension: Accel World – Vol. 1 (Blu-ray)

Ein ungewöhnliches Spiel verändert in Accel World das Leben des unter Mobbing und Selbstzweifeln leidenden Haruyuki. Volume 1 umfasst die ersten sechs der 24-teiligen Serie.

Willkommen in der beschleunigten Welt. Dieser einfache Satz verändert das Leben von Haruyuki Arita maßgeblich. Der kleine, dickliche und schüchterne Junge ist in der Schule das Ziel einiger Klassenkameraden. Täglich muss er ihnen in der Mittagspause von seinem Geld Essen besorgen und wird auch über Mails von ihnen drangsaliert. Seine einzige Ausflucht ist die virtuelle Welt. Über den Neurolinker, den in der Zukunft alle Menschen tragen, verbindet sich Haruyuki in den Pausen mit dem Schulnetz, um Online-Squash zu spielen. Dabei erregt er ausgerechnet die Aufmerksamkeit von Schulschönheit Kuroyukihime, die daraufhin in der realen Welt Kontakt zu ihm sucht. Von ihr erhält Haruyuki die App Brain Burst, die es ermöglicht in die beschleunigte Welt einzutauchen. Hier ist das Denken schneller und die Zeit friert förmlich ein. Daraus können die Anwender des geheimen Programms Vorteile erzielen. Allerdings gibt es auch einen großen Haken: Jeder Einsatz kostet Punkte und um diese zu verdienen müssen sich die Brain Burster in Duellen miteinander messen. Wer seine Punkte verliert wird aus der beschleunigten Welt ausgeschlossen. Doch Kuroyukihime führt Haruyuki noch viel weiter in die ihm unbekannte Welt von Brain Burst ein.

Beschleunigt

Accel World basiert auf auf einer Light-Novel-Reihe von Sword-Art-Online-Schöpfer Reki Kawahara und teilt einige Thematiken mit dem erfolgreichen Franchise, das den Autoren auch außerhalb Japans berühmt gemacht hat. Dabei fallen besonders die virtuellen Welten auf, die in beiden Werken eine zentrale Rolle spielen. Adaptiert wurde Accel World vom Studio Sunrise unter der Regie von Masakazu Obara. Bereits in den ersten sechs der vierundzwanzig Episoden zeigt sich die Serie als überaus ereignisreich und mit einer schnellen Erzählweise, wodurch es kaum möglich ist näher ins Detail zu gehen, um Spoiler zu vermeiden. Im Mittelpunkt steht der kleine, dickliche und schüchterne Haruyuki, der gerade zu Beginn der Serie stark unter dem Mobbing einiger Mitschüler leidet. Hier fällt bereits auf, dass Accel World sich nicht davor scheut, aktuelle und ernste Themen in die sonst eher actionreiche und dramalastige Science-Fiction-Geschichte einzuflechten. Verstärkt wird dieser Aspekt noch durch die enorm wichtige Selbstwahrnehmung der Charaktere.

Diese hängt nicht nur mit der Persönlichkeit und dem Verhalten der Figuren zusammen, sondern auch mit ihren Kampfavataren. Hierfür sollte ich jedoch erst einmal auf das grundlegende Konzept von Accel World eingehen. Wie in der Storyzusammenfassung bereits beschrieben, dreht sich die Geschichte um die App beziehungsweise das Spiel Brain Burst. Dieses ermöglicht es das Denken zu verschnellern und dadurch die Zeit zu verlangsamen, woraus die Anwender Vorteile erzielen können. Da das Programm erst seit fünfzehn Jahren existiert und nur wenige Menschen es nutzen können, ist die beschleunigte Welt ein Geheimnis unter Jugendlichen, die nicht älter als fünfzehn Jahre alt sind. Wichtig dafür sind die sogenannten Neurolinker. Eine Art Computer, den die Anwender im Nacken tragen und durch den sie Informationen wie Mails direkt vor ihren Augen sehen. Früh stellt die Serie etwa durch den Schulunterricht oder Geldverwendung klar, dass von den Neurolinkern vieles abhängt. So auch Brain Burst. Denn jederzeit können sich Anwender der App gegenseitig herausfordern und um die, für die Verwendung der Beschleunigung notwendigen Punkte, zu kämpfen. Haruyuki muss diese Tatsache wenig überraschend auf die harte Tour lernen, obwohl er mit Kuroyukihime eine fähige und ihm verbundene Lehrerin hat.

Abwechslung

Bei den Duellen, die zwar wichtiger Bestandteil der Serie sind, aber nicht zu viel Zeit einnehmen, verwenden die Nutzer spezielle Kampfavatare, die wiederum aus den eigenen Selbstzweifeln und Minderwertigkeitskomplexen erschaffen werden. Ein interessanter Aspekt, der zumindest grobe Einblicke in das Unterbewusstsein der Charaktere ermöglicht, auch wenn Accel World hier zumindest teilweise noch etwas zu oberflächlich bleibt. Das liegt auch an der schnellen Erzählweise, die versucht, neben den gut inszenierten Kämpfen und gerade in den ersten beiden Episoden vorhandenen Erklärungen, geschichtliche Aspekte sowie wichtige Charaktermomente einzubauen. Glücklicherweise gelingt der Spagat fast immer, so dass sich Action, Dramatik und ruhige Momente regelmäßig abwechseln und sogar auf spannende Weise Hand in Hand gehen. Dadurch kommt es zu einigen unerwarteten Wendungen, die gelegentlich sogar schockieren können. Damit überrascht Accel World fast noch mehr als mit den gut geschriebenen, abwechslungsreichen Figuren. Bei diesen kommen zwar klare Stereotypen zur Anwendung und manche Entwicklung bezüglich der Charaktere ist vorhersehbar, dennoch können die Akteure überzeugen und nur selten wirken Handlungen übertrieben oder nicht nachvollziehbar. Lediglich die begrüßenswert anders als erwartet verlaufende Beziehung zwischen Kuroyukihime und Haruyuki kommt etwas zu schnell voran, wodurch ein gehetzter Eindruck entsteht, der sich aus der begrenzten Episodenzahl ergeben könnte. Allerdings fällt das nur bedingt auf und trübt den sonst guten Eindruck lediglich minimal. Ähnliches gilt für die wenigen Logiklücken, die jedoch nur bei genauem Überlegen wirklich ins Auge stechen.

Gänzlich neu ist Accel World nicht. In Japan wurde die Serie bereits vor über fünf Jahren erstmals im Fernsehen ausgestrahlt. Wie bei anderen Anime-Werken ist dieses Alter den Animationen jedoch nicht anzumerken. Accel World überzeugt mit einem flüssigen Bild, schönen Charakterdesigns und kreativen Avataren, die vor hervorragend gestalteten Kampfarenen agieren. Dadurch wird auch optische Abwechslung geboten, die von der klassisch realen Welt über eine Endzeit-Thematik bis hin zu Horror-Umgebungen, die an H.R. Giger erinnern, reicht. Das macht aus Accel World einen optischen Genuss, der nur selten von kleineren Effekttricks bei den Kämpfen getrübt wird. Auch Sound, Musik und deutsche Synchronisation können überzeugen.

Fazit

Accel World präsentiert sich zum Auftakt als abwechslungsreiche Science-Fiction-Serie, die mich nicht nur mit gut inszenierter Action, sondern weitaus mehr mit einer spannenden Geschichte, unerwarteten Wendungen und einer gelungenen Charakterdarstellung überzeugt hat. Besonders Haruyuki, Kuroyukihime, Chiyuri und Takumu weisen bereits in den ersten sechs Episoden interessante Entwicklungen auf. Zudem sticht die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten sowie deren Wandlung im Laufe der Zeit hervor. Hier verbirgt sich, wie in der gesamten Serie, enormes Potenzial, das gerade im Einklang mit den Mobbing- und Selbstzweifel-Thematiken eine wichtige Botschaft aufzeigen könnte. Bleibt zu hoffen, dass sich die Serie nicht in der Action verliert. Angesichts des positiven Auftaktes, habe ich diesbezüglich wenig Befürchtungen und bin gespannt wie es weiter geht.

Kurzfazit: Spannender Serien-Auftakt, der durch die gute Mischung aus Action, Story und Charakterdarstellung überzeugt und mit einigen Wendungen überrascht.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Accel World – Vol. 1!

Details
Titel: Accel World – Vol. 1
Originaltitel: Accel World
Genre: Science-Fiction, Action
Regie: Masakazu Obara
Studio: Sunrise
Produktionsjahr: 2012
Laufzeit: ca. 150 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD MA 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 04. August 2017
Herstellerseite: Accel World – Vol. 1 bei Kazé Anime

Bilder: © REKI KAWAHARA/ ASCII MEDIA WORKS/ AW Project

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