Rezension: Dishonored: Der Tod des Outsiders (PC)

Nicht ganz ein Jahr nach der Veröffentlichung von Dishonored 2 steht die Rückkehr nach Karnaca an. Billie Lurke sucht in Dishonored: Der Tod des Outsiders nach ihrem Mentor Daud und stellt sich dem gottähnlichen Outsider.

Bei Dishonored: Der Tod des Outsiders handelt es sich um eine etwa sechs bis acht Stunden langes Stand-Alone-Erweiterung zu Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske. Der Verzicht auf die Zahl im Titel ist nachvollziehbar, da das neue Abenteuer in der Welt von Dishonored die Hauptgeschichte rund um Corvo und Emily nicht weiterverfolgt, sondern Billie Lurke in den Mittelpunkt der Handlung stellt. Bekannt ist die Protagonistin bereits als Meagan Foster aus dem zweiten Serien-Teil sowie als Begleiterin von Daud im Dishonored-DLC The Knife of Dunwall. Die Konzentration auf Billie als einzige Spielfigur, kommt spürbar der Geschichte zu Gute. Mussten die Arkane Studios bei Dishonored 2 noch Kompromisse eingehen, weil die Geschichte mit Corvo und Emily funktionieren musste, ist das bei Der Tod des Outsiders nicht mehr der Fall. Allerdings gelingt es den Entwicklern erneut, nicht das volle Potenzial auszunutzen, so dass es weniger die Story und mehr das Gameplay ist, das von den Neuerungen und Anpassungen profitiert.

Mangelnde Entscheidungen, mächtige Fähigkeiten

Im Gegensatz zu den beiden Hauptspielen, gilt es in Dishonored: Der Tod des Outsiders nicht, große Entscheidungen zu fällen. Die Geschichte ist geradliniger, verzichtet auf echte Höhepunkte und folgt dem vorgegebenen Weg der Missionen. Zwar darf weiterhin die Vorgehensweise etwa beim Einbruch in eine Bank gewählt werden, aber auf besondere Widersacher treffen wir dabei nicht. Das führt dazu, dass alternative Wege zum Ausschalten eines Zieles keine Relevanz haben. Zumindest nicht für die Handlung. Spielerisch werden auch weiterhin einige interessante Optionen geboten. So kann man schleichend und möglichst unentdeckt vorgehen oder aber den offenen Kampf suchen. Natürlich können beide Varianten auch kombiniert werden, da die weitläufigen Gebiete zahlreiche Möglichkeiten zum Erkunden, Umgehen und Verstecken bieten. Durch das Fehlen des Chaos-Level, das bei zu häufigem Töten negativen Einfluss auf das Ende hat, ist es nicht mehr so schlimm, wenn wir mal entdeckt werden oder keine Lust haben uns einen Schleichweg zu suchen. Das ist gut so, da Billies Fähigkeiten deshalb frei genutzt werden können. Außerdem wirken die Wachen bereits auf dem zweiten der fünf Schwierigkeitsgrade deutlich aufmerksamer als noch in Dishonored 2, was häufiger zu ungewollten Kämpfen durch Entdecken führt.

Statt der Protagonistin einige ausgewählte Kräfte der Vorgänger zu geben, verfügt die Assassine über eigene besondere Fähigkeiten, die interessante Möglichkeiten bieten und sogar kombiniert werden können. Anfangs kann Billie lediglich mit Ratten sprechen und auf diese Weise hilfreiche Tipps erhalten. So verraten uns die Nager etwa, dass jemand in einem nahen Keller gefangen gehalten wird oder liefern nützliche Hinweise für alternative Wege in ein bewachtes Gebäude. Es lohnt sich also hinzuhören und dem kryptischen Geflüster der Ratten gelegentlich zu lauschen. Bereits ab dem zweiten der fünf Kapitel, das jeweils für eine Mission steht, verfügt Billie über drei weitere Kräfte. Namentlich sind das Weitblick, Platztausch und Trugbild. Gerade in Kombination bieten die ersteren beiden interessante Möglichkeiten. Mittels Weitblick verlassen wir als eine Art Astralwesen unseren Körper und können die Umgebung frei erkunden. Auf diese Weise schlüpfen wir durch einen zuvor zu engen Spalt, gelangen hinter eine verschlossene Tür, platzieren einen Teleportpunkt, zu dem wir uns – wieder in unserem Körper – dank Platztausch teleportieren können. Trugbild hingegen ermöglicht es uns, das Aussehen einer anderen Person anzunehmen und auf diese Weise etwa an Wachen einfach vorbei zu laufen. Relativiert wird diese mächtige Kraft durch unsere Manaanzeige, die stetig fällt und aufgrund des Fehlens entsprechender Tränke nicht einfach wieder aufgefüllt werden kann. Erst wenn wir Trugbild deaktivieren, füllt sich unsere Zauberkraft langsam wieder.

Einladende Spielwelt

Wie schon bei den beiden Dishonored-Hauptspielen und zuletzt Prey, beweisen die Arkane Studios, dass die Entwickler ein Händchen für erstklassiges Level-Design haben. Zwar werden einige Schauplätze in Dishonored: Der Tod des Outsiders mehrfach verwendet, das schadet dem hervorragenden Gesamteindruck aber nicht. Viel mehr zeigt es, wie unterschiedlich ein Abschnitt durch minimale Änderungen, wie mehr Wachen oder eine veränderte Tageszeit, ausfallen kann. Zudem sorgen die Missionen und Aufträge für die nötige Abwechslung und laden auch beim zweiten Besuch zum erneuten Erkunden ein. Interessant ist, dass manche Details von unserem vorherigen Handeln beeinflusst werden. Dabei handelt es sich zwar nur um Kleinigkeiten, die trotzdem dafür sorgen, der Spielwelt einen noch lebendigeren Eindruck zu verleihen. Die Entwickler lassen in den Gebieten möglichst viele Freiheiten und sorgen durch Nebenaufträge dafür, dass wir gerne von unserem eigentlichen Ziel abweichen. Hier zeigt sich eine weitere Verbesserung im Vergleich zu Dishonored 2. In jedem Kapitel können wir mehrere optionale Aufträge annehmen, die uns nach Abschließen des Hauptquest Geld einbringen. Dieses wiederum können wir im Schwarzmarkt für Ausrüstung und Aufwertungen ausgeben. Natürlich lassen sich auch wieder zahlreiche Gegenstände, die ebenfalls Geld bringen, in der Spielwelt finden.

Bei der Technik hat sich im Vergleich zu Dishonored 2 nur wenig getan. Auffällig ist aber, dass Dishonored: Der Tod des Outsiders auf dem PC flüssig und ohne Probleme läuft. Das überrascht zwar angesichts der mittlerweile erfolgten Anpassungen des Hauptspiels nicht, sollte aber wegen der anfänglichen technischen Schwierigkeiten von Dishonored 2 erwähnt sein. Überzeugen kann Der Tod des Outsiders mit schön gestalteten Umgebungen, die erneut für ein viktorianisches Flair sorgen. Ansehnlich sind auch die Licht- und Schatteneffekte, dafür zeigt sich Dishonored weiterhin bei Charaktermodellen und Animationen veraltet. Störend fällt das aber nicht auf. Genauso wenig trübt die teilweise etwas hölzerne deutsche Vertonung den sonst positiven Eindruck des Spiels.

Fazit

Dishonored: Der Tod des Outsiders mag keine vollwertige Fortsetzung sein, zeigt aber, dass die Entwickler der Arkane Studios sich die Kritik an Dishonored 2 zu Herzen genommen haben. Dank Billie als einzige Hauptfigur, funktioniert die Geschichte etwas besser, lässt aber leider Höhepunkte und wirkliche Entscheidungen vermissen. Auch wird Daud als beliebter Charakter der Vorgänger kaum genutzt. Hier verschenken die Entwickler leider wieder Potenzial. Dennoch hatte ich viel Spaß mit dem Spiel. Das liegt am überaus gelungenen Gameplay. Der Verzicht auf das Chaos-Level sorgt für mehr Freiheit und nimmt einer eventuellen Entdeckung durch Wachen oder unfreiwilligen Tötungen die Härte. Es ist nicht mehr notwendig neuzuladen, nur weil mir einmal ein kleiner Fehler unterlaufen ist. Dadurch entsteht ein flüssigerer Spielablauf. Außerdem passt es zu Billie Lurke als Spielfigur, wenn man ihre Vergangenheit betrachtet. Diesbezüglich sind übrigens Kenntnisse der Vorgänger nicht erforderlich. Lediglich einige Notizen und Hinweise sind nicht ganz verständlich. Der eigentlichen Geschichte können auch Neueinsteiger folgen. Damit bietet Dishonored: Der Tod des Outsiders eine gelungene Ergänzung der Reihe, die ein Zwischenschritt zum dritten Teil darstellt und zeigt, wohin der Weg gehen könnte. Nur bei der Geschichte müssen die Entwickler das vorhandene Potenzial noch weiter ausschöpfen. Wer alle Nebenmissionen erfüllt und die Gebiete erkundet, ist mit Dishonored: Der Tod des Outsiders zudem länger als acht Stunden beschäftigt. Bei einem Preis von etwa dreißig Euro eine ordentliche Spielzeit.

Kurzfazit: Die Arkane Studios haben sich der Kritik angenommen und spendieren Dishonored: Der Tod des Outsiders zahlreiche Verbesserungen und Anpassungen, die spielerisch überzeugen. Dafür fehlt es der Geschichte an Höhepunkten und Entscheidungen.

Vielen Dank an Bethesda Softworks für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dishonored: Der Tod des Outsiders!

Details
Titel: Dishonored: Der Tod des Outsiders
Genre: First-Person-Action-Adventure
Publisher: Bethesda Softworks
Entwickler: Arkane Studios
Spieler: 1
Syteme: PC (getestet), Xbox One, PlayStation 4
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 15. September 2017

Bilder Copyright Bethesda Softworks