Rezension: Plunderer – Die Sternenjäger – Band 1 (Manga)
In der Welt Plunderer – Die Sternenjäger bestimmen Zahlen über das Leben der Menschen. Band 1 stellt Charaktere und Setting vor.
Das Leben wird von Zahlen regiert. Jeder Mensch hat irgendwo am Körper einen Counter, der eine bestimmte Handlung der jeweiligen Person zählt. Je höher die angegeben Zahl, desto höher sind Macht und der Rang in der Gesellschaft. Wessen Counter auf null fällt, der wird in den Abgrund gezogen. Zusätzliche Gefahren bergen jene Menschen, die versuchen die Counter anderer zu stehlen. Die junge Hina hat von all dem keine Ahnung. Alleine mit ihrer Mutter in den Bergen aufgewachsen, ist sie seit dem diese plötzlich vom Erdboden verschluckt wurde, auf Wanderschaft. Ziel ihrer Suche ist der legendäre Rote Baron, den sie auf Weisung ihrer Mutter suchen soll. Ohne darauf vorbereitet zu sein, muss Hina lernen, wie unbarmherzig und gefährlich das Leben in dieser von Zahlen dominierten Welt sein kann.
Skurrile Fantasy-Action
Plunderer ist das neue Werk von Autor und Zeichner Suu Minazuki, dessen Reihe Angeloid ebenfalls bei Panini erscheint. Deshalb überrascht es nicht, dass der erste Band von Plunderer – Die Sternenjäger neben dem interessanten Fantasy-Setting mit einem Hang zur Skurrilität sowie Comedy- und Ecchi-Elementen aufwartet. Obwohl gerade letztere eher seicht bleiben und nur selten wirklich stark in den Vordergrund treten, entstehen dadurch Szenen, die auflockernd, aber auch ein klein wenig seltsam sind. Doch Plunderer überzeugt mit den im Vordergrund stehenden Thematiken und Genre-Elementen zu sehr, als dass solche Momente negativen Einfluss auf Unterhaltungswert oder Spannungsbogen haben könnten. Fantasy-Welt, Setting und die gut inszenierte Action sorgen für einen gelungenen Auftaktmanga, der von weitgehend interessanten Figuren getragen wird.
Im Kern zeigt sich Plunderer im ersten Band als klassische Fantasy-Action, die durch eine interessante Grundidee bereichert wird. Der Counter, den jeder Mensch von Geburt an trägt, dient als eine leicht sichtbare Kennung für den sozialen Status. Eine hohe Zahl sorgt automatisch für besseres Ansehen und mehr Macht. Zum einen liegt das daran, dass bei erreichen der null das Verschwinden im Abgrund bevorsteht, aber es gibt noch einen anderen, bedeutsamen Grund: ein höherer Counter als der seines Gegenübers bemächtigt dazu, dieser Person jeden Befehl zu geben. Diese ist dazu gezwungen die Anweisung auszuführen. Wie weit das genau geht, lässt sich an Hand des ersten Bandes noch nicht sagen, weckt aber großes Interesse, da besonders die einflussreichen Menschen über einen hohen Counter verfügen.
Fragwürdige Darstellung
Doch wie steigt der Counter eigentlich? Auch hier zeigt sich das neue Werk von Suu Minazuki kreativ. Die Bedingungen für das Ansteigen der persönlichen Zahl ist bei jedem Menschen anders. So profitiert die Tavernenbesitzerin Nana beispielsweise davon, wenn ihren Gästen das Essen schmeckt, während ihr Counter sinkt, wenn die Gäste unzufrieden sind. Der Counter von Hauptfigur Hina hingegen erhöht sich durch Laufen und das Zurücklegen bestimmter Strecken. Hier zeigt sich, dass nicht jede Bedingung für einen steigenden Counter zwingend auch berufliche Hintergründe haben muss. Allerdings können die notwendigen Taten für einen Anstieg der eigenen Bewertung mit der Berufswahl zusammenhängen. Wichtig ist jedoch auch, dass es möglich ist, sich des Counters eines anderen Menschen zu bemächtigen. In einem Sternenwettkampf treten die wettenden Kontrahenten gegeneinander an und der Gewinner erhält einen Teil des Counters des anderen.
Eine weitere Stärke zeigt Plunderer zumindest teilweise bei den wichtigen Figuren. Der erste Band dient als Auftakt, um Welt und Charaktere vorzustellen. Dennoch ist es Mangaka Suu Minazuki gelungen bereits einen guten Eindruck dessen abzuliefern, was in der Reihe zu erwarten ist. Neben der unterhaltsamen Action und der spannenden Geschichte gilt das insbesondere für die Hauptfiguren und möglichen Antagonisten. Gänzlich können Hina, Licht und die anderen jedoch noch nicht überzeugen. Besonders die Protagonistin wirkt durch ihre Weltfremdheit etwas sehr naiv, hilflos und fast schon dumm im Angesicht der immer gefährlicheren Ereignisse. Kurzzeitig fragt man sich, ob sie wirklich nicht versteht, was um sie herum passiert. Auffällig ist, dass neben der taffen, vollbusigen Nana auch die einzig andere weibliche Nebenfigur, Hauptfeldwebel Lynn Mei, ebenfalls als eher naiv und einfältig dargestellt wird. Hoffentlich werden die weiblichen Charaktere zukünftig besser ausgearbeitet, da hier von die gesamte Reihe profitieren würde. Gänzlich negativ ist dieser Aspekt jedoch nicht, da sowohl Hina als auch Nana und Lynn zumindest das Potenzial zu mehr aufweisen und somit eine Entwicklung möglich und vielleicht sogar zu erwarten ist. Etwas besser ist die Charakterisierung bereits beim zweiten Protagonisten Licht. Seine Darstellung schwankt stark zwischen seltsam-abgedreht und mysteriös, was perfekt zu ihm passt und das Interesse an ihm und seiner Vergangenheit weckt. Dass Suu Minazuki auch bei ihm gewisse Stereotypen verwendet, stört dabei nur minimal.
Fazit
Obwohl mir Angeloid vom Namen nicht unbekannt ist, ist Plunderer – Die Sternenjäger Band 1 der erste Manga von Suu Minazuki, den ich gelesen habe. Die Mischung aus Action-Fantasy mit Comedy- und leichtem Ecchi-Einschlag kann zum Auftakt der Reihe unterhalten und weckt das Interesse an Welt, Setting und Charakteren. Besonders nach dem spannenden Cliffhanger und durch die geschaffenen Ausgangslagen möchte man wissen, wie es mit Hina, Licht und den anderen weitergeht. Dass der Humor nicht immer perfekt funktioniert, fällt nicht weiter ins Gewicht, da die actionreichen Kämpfe, die im ersten Band hauptsächlich das zweite der drei Kapitel bestimmen, um so mehr überzeugen. Etwas bedauerlich ist, die noch oberflächliche Darstellung der weiblichen Charaktere. Da bei allen das Potenzial für mehr vorhanden ist, besteht zumindest die Hoffnung, dass Hina, Lynn und Nana – die gerne alle drei größere Rollen in der Reihe einnehmen dürfen – sich in den kommenden Bänden entwickeln dürfen, um zu zeigen, was sie wirklich können. Doch trotz der störenden Kritikpunkte, habe ich Plunderer – Die Sternenjäger Band 1 gerne gelesen und bin gespannt wie es in der Reihe weitergeht.
Kurzfazit: Plunderer – Die Sternenjäger schafft es zum Auftakt mit einer interessanten Grundidee, guter Action und einer gelungenen Geschichte zu überzeugen. Etwas negativ fällt die Charakterdarstellung auf, das Potenzial für Besserungen ist aber vorhanden.
Vielen Dank an Panini Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Plunderer – Die Sternenjäger – Band 1!
Details
Titel: Plunderer – Die Sternenjäger – Band 1
Genre: Action, Fantasy
Verlag: Panini Manga
Autor/Zeichner: Suu Minazuki
Seiten: 216
Preis: 7,99 €
ISBN: 978-3-7416-0208-5
Verlagsseite: Plunderer – Die Sternenjäger – Band 1 bei Panini Manga
Erscheinungsdatum: 28. Februar 2017
Bilder Copyright Panini Manga