Rezension: Love Hina – Gesamtausgabe (DVD)
Kazé Anime hat die auf dem ersten Manga-Erfolg von Ken Akamatsu basierende Anime-Serie Love Hina als Gesamtausgabe neu veröffentlicht.
Keitaro Urashima ist schon zwei Mal bei der Zulassungsprüfung für die prestigeträchtige Tōdai, die Universität von Tokio, auch Tokio Uni genannt, gescheitert. Dennoch strebt er einen dritten Versuch an und besucht deshalb die notwendigen Vorbereitungskurse. Schließlich hat er vor fünfzehn Jahren seiner Sandkastenliebe versprochen, dass sie gemeinsam dort studieren und anschließend heiraten würden. Um seinen nörgelden Eltern, die wollen, dass er seine vergeblichen Versuche aufgibt, zu entgehen, flüchtet Keitaro nach einem Anruf seiner Oma Hina zu dieser. Doch zu seiner Überraschung muss er feststellen, dass das einstige Hotel ohne Keitaros Wissen zu einem Mädchenpensionat umfunktioniert wurde. Und Oma Hina ist zu allem Überfluss auch noch zu einer Weltreise aufgebrochen, weshalb das Hinata Ryokan einen neuen Verwalter braucht. Trotz anfänglicher Ablehnung der Bewohnerinnen des Wohnheims, darf Keitaro bleiben und beginnt ein chaotisches Leben, ohne sein Ziel, es an die Tokio Uni zu schaffen, aus den Augen zu verlieren. Allerdings sieht er sich auch mit neuen Problemen konfrontiert. Darunter die aufbrausende Naru, die ebenfalls versucht die Aufnahmeprüfung für die Tokio Uni zu bestehen.
Meilenstein
Anfang Dezember hat Kazé Anime den Klassiker Love Hina aus dem Jahr 2000 in einer DVD-Gesamtausgabe neu veröffentlicht. Enthalten sind neben den 25 Episoden der Serie auch die beiden TV-Specials. Bedauerlich ist allerdings, dass die drei erstmals 2004 von AV Visionen in Deutschland veröffentlichten OVAs, die an das Ende des zweiten Specials anschließen und eine Art Abschluss der Serie bilden, nicht enthalten sind. Entstanden ist Love Hina auf Basis des ersten Manga-Erfolgs von Autor und Zeichner Ken Akamatsu im Jahr 2000 beim Studio Xebec, gilt als der erste Harems-Anime und stellt damit einen Meilenstein und Inspirationsquelle zahlreicher folgender Anime- und Manga-Reihen dar.
Aus heutiger Sicht wirkt die Geschichte von Keitaro, Naru und den anderen Bewohnern des Hinata Ryokan wenig innovativ und zeigt Gemeinsamkeiten mit vielen anderen erfolgreichen Serien. So erinnert die Beziehung zwischen Keitaro und Naru häufig an Raku und Chitoge aus Nisekoi. Besonders die aufbrausende, leicht in Gewaltätigkeiten gegenüber dem möglichen Verehrer ausufernde Art haben die beiden Mädchen gemeinsam. Wie Chitoge benutzt Naru gerne Schläge und Tritte, um Keitaro für seine eher unfreiwilligen Missetaten zu bestrafen. Der Protagonist von Love Hina hat ein regelrechtes Talent immer wieder in Fettnäpfchen zu treten oder sich peinlichen Situationen mit den Bewohnerinnen des Hinata Ryokan auszusetzen.
Unerwartet abgedreht
Vor der Gesamtausgabe kannte ich Love Hina nur durch den Namen, weshalb der verrückte Humor und die Abgedrehtheit der Serie mich anfangs irritiert und überrascht hat. Schnell wurde ich an To Love Ru: Trouble erinnert, was zu einem gewissen Teil auch an den Erfindungen der jungen Su liegt. Sie steht ihrer Nachfolgerin im Geiste, der außerirdischen Prinzessin Lala, in nichts nach. Doch auch sonst zeigt Love Hina einen großen Hang zu Comedy-Elementen, die gemeinsam mit der Romantik das Genre definieren. Seien es Keitaros Fehltritte, das Verhalten der Bewohnerinnen des Hinata Ryokan oder die Auftritte von Freunden, Bekannten und Verwandten der Hauptfiguren, amüsante Momente und so mancher Lacher ist garantiert.
Zugleich schafft es Love Hina aber in den richtigen Momenten bodenständig zu bleiben und die Geschichte voranzutreiben. Zentrales Thema dabei sind Träume als Ziel eines Menschen. Die Serie geht häufig darauf ein und setzt hierfür sogar auf leicht mysteriös anheimelnde Elemente. Love Hina verliert sich nicht zu sehr in Ernsthaftigkeit oder wird gar philosophisch. Dafür stehen Humor und Romantik zu sehr im Mittelpunkt und sorgen für eine überaus unterhaltsame Serie, die eindeutig von ihren einfallsreichen, sympathischen, liebenswerten und verrückten Hauptfiguren profitiert. Lediglich Keitaros und Narus Verhalten angesichts ihrer früh mehr als offensichtlichen Zuneigung füreinander kann mitunter etwas nerven, da die beiden angehenden Studenten lange Zeit umeinander herum tingeln, sich irgendwie die Liebe gestehen, sogar küssen und dann doch nicht eindeutig zu ihren Gefühlen stehen. Allzu präsent wird das jedoch nicht, da die Ereignisse rund um das Hinata Ryokan für zu viel Chaos und Humor sorgen und somit auch die wenigen störenden Szenen schnell wett machen.
Das Alter ist der Serie aus dem Jahr 2000 deutlich anzusehen. Angefangen von der ausschließlichen Veröffentlichung auf DVD über das 4:3-SD-Bild und veraltete Animations bis hin zu Charakterdesign und vereinzelte Darstellungsfehlern. Trotzdem ist Love Hina überaus gut gealtert und kann, wenn man sich mit der nicht zeitgemäßen Technik abfindet, auch optisch einen guten Eindruck hinterlassen. Für damalige Verhältnisse kann die Serie in fast allen Bereichen überzeugen und schon nach kurzer Eingewöhnung entsteht durch das Alter ein ganz eigener Charme, der Love Hina auch abseits von Geschichte und Charakteren hervorhebt. Ähnliches gilt für die deutsche Synchronisation, die nicht vollkommen gelungen ist, aber schnell ein gute Gefühl für die Figuren vermittelt und immerhin in den meisten Fällen passend klingt. Lediglich der Verzicht auf deutsche Untertitel für Texte zum Beispiel auf Zeitungen oder Schildern ist wirklich bedauerlich und sorgt in manchen Episoden dazu, dass kurzzeitig Verständnisprobleme bestehen. Dem Gesamtvergnügen und guten Eindruck der Serie schadet das aber nicht.
Fazit
Love Hina steht als Manga und Anime-Serie schon lange auf meiner Liste der Reihen, die ich noch nachholen muss. Um so erfreuter war ich über die Ankündigung der Gesamtausgabe, auch wenn leider die dreiteilige OVA-Fortsetzung nicht enthalten ist. Von der Serie selbst wurde ich schließlich überrascht, da ich zwar mit einer komödiantisch-romantischen Geschichte gerechnet habe, aber nicht wusste, wie abgedreht und chaotisch der Alltag im Hinata Ryokan wirklich ist. Das sorgt für einige skurrile und seltsame Momente wie den Kampf gegen eine Riesenroboterschildkröte oder das Erforschen einer alten Schildkrötenkultur. Es scheint, als hätte Ken Akamatsu eine Vorliebe für die gepanzerten Tiere, wie auch an der fliegenden Onsen-Schildkröte Tama deutlich wird.
Parallel arbeitet die Serie mit einer angenehm leichtgängigen Romantik, die nur gelegentlich nervt, weil Keitaro und Naru einfach nicht zueinander finden. Der Mittelweg zwischen Abgedrehtheit und Bodenständigkeit ist gelungen, wird aber noch von der Traum-Thematik mit ihren seltsam mysteriösen Elementen ergänzt. Dadurch habe ich in manchen Szenen einfach nur kopfschüttelnd und lachend vor dem Fernseher gesessen und gleichzeitig das Chaos rund um Keitaro, Naru und die anderen Bewohnerinnen des Hinata-Ryokan genossen. Welchen Einfluss Love Hina auf spätere Manga- und Anime-Serien hatte, zeigt sich an den Beispielen Nisekoi und To Love Ru: Trouble. Die Gesamtausgabe ist für all jene, die Love Hina bisher nicht kennen, aber auch für Fans, eine gute Gelegenheit die Serie von 2000 (noch einmal) zu erleben.
Kurzfazit: Love Hina ist ein Anime-Klassiker, der unerwartet abgedreht-chaotisch daherkommt und mit Humor und Romantik zu unterhalten weiß. Getragen wird die Geschichte von den sympathisch-verrückten Figuren, die schnell ans Herz wachsen.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Love Hina – Gesamtausgabe!
Details
Titel: Love Hina – Gesamtausgabe
Genre: Comedy, Romantik
Regie: Yoshiaki Iwasaki
Studio: Xebec
Produktionsjahr: 2000
Laufzeit: ca. 725 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 09. Dezember 2016
Herstellerseite: Love Hina – Gesamtausgabe bei Kazé Anime
Bilder Copyright Xebec / Kazé Anime