Rezension: Maria, the Virgin Witch – Vol. 1 (Blu-ray)

maria-the-virgin-witch-vol-1-coverMaria, the Virgin Witch Volume 1 erzählt in vier Episoden den Auftakt einer interessanten Historie-Fantasy-Serie rund um eine junge Hexe.

Frankreich zur Zeit des Hunderjährigen Krieges. Die Kämpfe mit den verfeindeten Engländern um das Land sind in vollem Gang und die Bevölkerung kennt die Zeiten des Friedens ausschließlich durch das Wort. Die abgelegen in einem Wald lebende sehr junge, aber bereits mächtige Hexe Maria hasst den Krieg und versucht alles, um die Menschen am Kämpfen zu hindern. Mal vertreibt sie mit ihrer Magie ganze Armeen vom Schlachtfeld, mal beauftragt sie ihren Sukkubus, die schöne Artemis, die Heerführer in der Nacht vor einer Schlacht zu verführen und von ihrem Treiben abzubringen. Allerdings ist Marias Handeln nicht nur den vom Krieg lebenden Soldaten und Söldnern sowie Hexen ein Dorn im Auge. Auch die Engel stören sich an ihrem Eingreifen in die natürliche Ordnung. Und so folgt nach einigen erneuten Eingriffen Marias in den Verlauf des Krieges die Strafe durch Erzengel Michael persönlich. Einzig die beherzte Fürsprache des gräflichen Dieners Josef, der Maria verehert, sorgt dafür, dass die Hexe nicht ihre Zauberkräfte verliert. Dafür darf sie nicht mehr in der Öffentlichkeit zaubern und auch ihre Jüngfräulichkeit nicht verlieren, wenn sie eine Hexe bleiben will.

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Unverbraucht

Maria, the Virgin Witch basiert auf der gleichnamigen Manga-Reihe von Masayuki Ishikawa, die Kazé zeitlich veröffentlicht. Auftrumpfen kann die Serie mit dem unverbrauchten Setting. Das Frankreich des Hunderjährigen Krieges als historische Grundlage, die mit Fantasy-Elementen angereichert ist, ist überraschend erfrischend und dient als hervorragender Schauplatz für die interessante, ernst aber auch witzig erzählte Geschichte um Maria. Die Hexe ist noch überraschend jung, was schon durch ihr Charakterdesign deutlich und durch ihr stures Verhalten verstärkt wird. Gerade zu Beginn sind es einige Wortgefechte und Unterhaltungen mit ihrer Sukkubi Artemis, die zu diesem Eindruck beitragen und Marias Unerfahrenheit unterstreichen – besonders in Hinsicht auf Männer. Es ist amüsant zu sehen wie schnell die sich eigentlich taff und selbstbewusst gebende Maria rot wird, wenn Artemis auch nur andeutet, was sie mit den Heeresführern in der Nacht getrieben hat – oder wenn Josef nach dem Namen der Hexe fragt.

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Doch eine zu Comedy-lastige Serie ist nicht zu erwarten. Dafür nimmt Maria, the Virgin Witch das Setting und die Prämisse des Krieges zu ernst – und das ist auch gut so. Schließlich sind in der Zeit des Hundertjährigen Krieges grausame Dinge geschehen und die Schlachten zwischen Franzosen und Engländern waren alles andere als sanft. Diese Gewalt und Brutalität der Zeit sind von Production I.G. genauso wie die Kämpfe selbst, gut und glaubwürdig umgesetzt worden, ohne dabei zu plastisch oder blutrünstig vorzugehen. Vielmehr bleiben die Konfrontationen der Armeen auf einem realistischen Weg. Jedenfalls bis Maria mit ihrer Magie eingreift und riesige Drachen, Zyklopen oder andere magische Wesen beschwört, um die Kriegsparteien zu vertreiben. In solchen Momenten zeigt sich, wie gut die Fantasy-Elemente in das historische Setting eingebunden sind.

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Himmlisches Missfallen

Bis es zum entscheidenden Punkt in der Geschichte kommt, lässt sich Maria, the Virgin Witch relativ viel Zeit, die gut genutzt wird. Sowohl die Grundgeschichte mit dem Hass der Hexe auf den Krieg selbst, als auch die Figuren, erhalten so genügend Zeit um sich zu entfalten. Man lernt Maria, Josef, Artemis und die anderen relevanten Charaktere, langsam und gekonnt in die Geschichte eingebunden, kennen. Dadurch fällt auch die recht große Riege an Akteuren, die im Verlauf der ersten beiden Episoden eingeführt werden, nicht auf. Viele haben nur kleine Randauftritte, andere sind wiederkehrende Nebenfiguren oder Komparsen. Dennoch fällt es bei fast jedem leicht zumindest Grundzüge der Persönlichkeit zu erkennen und die Figur einzuschätzen. Das gelingt zum Teil natürlich auch durch verwendete Stereotypen, doch das stört zu keiner Zeit, da das mittelalterliche Frankreich durch sie noch lebendiger und glaubhafter erscheint.

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Allerdings sorgen die Ereignisse der Geschichte teilweise auch für leichtes Unverständnis, wenn Marias Wunsch gegen den Krieg vorzugehen, von vielen offen abgelehnt wird. Besonders das Handeln der himmlischen Kirche ist schwer nachvollziehbar, doch genau das ist das Ziel. Erzengel Michael wirkt abgehoben und scheint wenig Verständnis für die Menschen zu haben und gleichzeitig ist seine Entscheidung über Marias Bestrafung mit einem interessanten Hintergedanken verbunden, der Einfluss auf die gesamte weitere Serie und Marias Entscheidungen haben dürfte. Mag die Prämisse der jungfräulichen Hexe, die ihre Magie verliert, wenn sie sich einem Mann hingibt auf den ersten Blick etwas banal wirken, fällt dieser Eindruck sofort, wenn man die Umstände hierfür kennt. Der gegebene Zwiespalt wird vorerst hauptsächlich komödiantisch umgesetzt und auch Marias Unerfahrenheit – die sogar soweit geht, dass sie ihren Diener Priapos nicht vollständig herbeizaubern kann, weil sie nie einen Mann nackt gesehen hat – dient häufig für kleine Witze, doch es ist abzusehen, dass hier noch Potenzial für dramatische Entwicklungen verborgen ist. Dazu gesellen sich Andeutungen weiterer übernatürlicher Parteien sowie die noch marginalen Aktionen der katholischen Kirche, die im weiteren Verlauf für zusätzliche Brisanz sorgen könnten.

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Der Animationsstil von Maria, the Virgin Witch scheint auf den ersten Blick etwas ungewohnt, passt aber gut zur Serie und schon nach wenigen Minuten ist zu erkennen, wie flüssig das Geschehen auf dem Fernseher erscheint. Dabei profitiert das in 1080p dargestellte Bild bei Farben und Kontrast deutlich von den Möglichkeiten der Blu-ray und präsentiert sich überaus scharf. Auch Sound und Musikuntermalung können überzeugen und ertönen angenehm aus den Lautsprechern. Zugleich wird eine durchaus gelungene deutsche Synchronisation geboten, die mit gut besetzten Sprechern aufwartet. Keine Stimme wirkt unpassend und die Dialoge werden in den meisten Fällen der Situation entsprechend betont. Kleinere Schwächen fallen deshalb nur bedingt auf und stören den positiven Gesamteindruck kaum.

Fazit

Abgesehen von der Grundgeschichte, wusste ich im Vorfeld nichts über Maria, the Virgin Witch. Um so positiver hat mich die Serie mit ihrem unverbrauchten und gut umgesetzten Setting sowie der spannenden und interessanten Geschichte und den sympathischen Charakteren überzeugt. Es ist unterhaltsam Maria bei ihrem üblichen Tagwerk zu beobachten und mitzuerleben, wie die junge Hexe versucht den Menschen in ihrem Umfeld zu helfen und gleichzeitig den Krieg aufhalten möchte. Die Existenz von Hexen und Engeln gehört mit zu den herausstechendsten Merkmalen des Settings der Serie und damit auch zu den größten Stärken. So überzeugt trotz gewisser Abneigungen, die ich gegen ihn entwickelt habe, Michaels Auftritt als wichtiger Wendepunkt in der Geschichte. Doch auch Maria weiß als Protagonistin mit einer glaubhaften Vergangenheit sowie einem festen Willen zu überzeugen. Dass die Serie mit ihrer Geschichte in Grundzügen auch kritische Töne anspricht, ist um so willkommener und fügt sich gut in die historische Fantasy-Geschichte mit ihrem Romantik-Einschlag ein.

Kurzfazit: Maria, the Virgin Witch Volume 1 zeigt ein überzeugendes und unverbrauchtes Setting in dem eine spannende Geschichte auf ernste und witzige Weise erzählt wird, die mit interessanten Figuren aufwarten kann.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Maria, the Virgin Witch – Vol. 1!

Details
Titel: Maria, the Virgin Witch – Vol. 1
Genre: Fantasy, Action, Comedy
Regie: Goro Taniguchi
Studio: Production I.G.
Produktionsjahr: 2015
Laufzeit: ca. 100 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD MA 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 30. September 2016
Herstellerseite: Maria, the Virgin Witch – Vol. 1 bei Kazé Anime

Bilder Copyright Procution I.G. / Kazé Anime