Rezension: A Silent Voice – Band 2 (Manga)

a-silent-voice-band-2-coverIm zweiten Band von A Silence Voice belasten Shoya Ishida fünf Jahre nach seinem Mobbing an Shoko Nishimiya schwerwiegende Fragen.

Seit Shoya Ishida in der Grundschule seine taube Mitschülerin Shoko Nishimiya gemobbt hat bis diese die Schule verließ, sind fünf Jahre vergangen. Selbst zum Außenseiter geworden, findet Shoya wenig Freude am Leben und beschließt diesem ein Ende zu setzen. Zuvor möchte er jedoch seine Untaten gut machen. Während er seiner Mutter das Geld beschafft, das sie wegen seiner Taten verloren hat, möchte er sich bei Shoko entschuldigen. Doch die Begegnung mit seiner ehemaligen Mitschülerin verläuft anders als erwartet. Nachdem sie zuerst vor ihm weggelaufen ist, kommt es doch zu einem Gespräch, in dessen Verlauf von möglicher Freundschaft die Rede ist. Aber hat Shoya es überhaupt verdient Kontakt zu Shoko zu haben? Und wie reagiert ihr Umfeld auf den Mobber aus Kindertagen?

Reue

Bereits der erste Band lieferte einen kurzen Einblick in Shoyas Vorhaben als siebzehnjähriger, konzentrierte sich dann aber auf die Grundschulzeit, das Mobbing und die damit verbundenen Folgen. Nun steht er Shoko gegenüber und möchte sich bei ihr entschuldigen und ihr versichern wie sehr er bereut, was damals geschehen ist. Allerdings verläuft nicht alles wie geplant und auf einmal spricht er von Freundschaft. Statt erneut vor ihm zu flüchten oder ihn abzulehnen, zeigt sich Shoko ihm gegenüber offen. Hier beginnt dann die eigentliche Geschichte von A Silence Voice. Die Annäherung von Shoya und Shoko im Alter von siebzehn Jahren war bereits zu erahnen, ist aber überaus gut umgesetzt. Zwar sind anfangs nicht alle Beweggründe – insbesondere die von Shoko – klar, doch im Verlauf des Mangas versteht man auch sie deutlich besser.

Das liegt zu einem gewissen Teil an dem Einblick in die Familie des tauben Mädchens. Während sich die Ereignisse wie schon im Auftakt der Reihe auf Shoya und seine Erlebnisse sowie seinen Umgang mit dem Geschehen konzentriert, sind es Charaktere wie Shokos Mutter und noch weitaus mehr ihre kleine Schwester, die wichtige Rollen einnehmen. Besonders Yuzuru Nishimiya, die sich wie ein Junge verhält, scheint ihre Schwester mit allen Mitteln vor Shoya und seinen fragwürdigen Gründen für eine Annäherung schützen zu wollen. Dass führt sogar dazu, dass sie mögliche Treffen abblockt oder Shoyas Ansehen schadet. Allerdings ist sich auch Shoya selbst nicht sicher, ob er überhaupt das Recht hat, sich Shoko zu nähern. Seine Selbstzweifel gepaart mit seiner Reue zeigen die deutliche Entwicklung seiner Persönlichkeit, die logisch erklärt ist durch Ausgrenzung und dem selbst ausgesetzten Mobbing durch seine alten Freunde, nachdem Shoko nicht mehr in der Klasse war.

Entwicklung

So wirkt es nicht übertrieben oder unlogisch, dass Shoya Gebärdensprache gelernt hat oder dass er sich für andere Menschen kaum interessiert. Letzterer Fakt ist allerdings nur Selbstschutz, der im Zwiespalt zu anderen Charaktereigenschaften steht. Interessant ist, dass Shoyas Begegnung mit Shoko ihn deutlich mehr beeinflusst, als es anfangs scheint. So beachtet er die meisten Menschen in seinem Umfeld nicht, was exzellent durch große X-Markierungen über deren Gesichtern dargestellt wird. Als er dann Kontakt zu einem seiner Klassenkameraden aufbaut, fällt das distanzierende Symbol einfach ab. Doch auch die Nebenfiguren sind hervorragend darstellt. Angefangen bei Shoko, deren Gefühle deutlicher werden, über ihre harsche, aber dennoch liebenswerte Schwester und Shoyas überloyalen und anhänglichen Freund Tomohiro Nagatsuka bis hin zur Mutter der Nishimiya-Schwestern. Gerade letztere zeigt sich vielschichtiger als anfangs erwartet, zeigt aber auch, wie schwer es ist, mit Taubheit beim eigenen Kind richtig umzugehen.

Es ist die Art wie Yoshitoki Oima seine Figuren darstellt und charakterisiert, die zu den größten Stärken von A Silence Voice gehört. Jeder wichtige Charakter ist glaubhaft umgesetzt und fügt sich gekonnt in die Handlung ein. Gleichzeitig wirkt die Geschichte nicht aufgesetzt, sondern ist gut erzählt und erweckt den Eindruck direkt aus dem Leben real existierender Personen zu stammen. Zugleich gelingt es, niemals mit erhobenem Zeigefinger zu belehrend zu werden, ohne gleichzeitig die Ernsthaftigkeit der Ereignisse zu seicht darzustellen. A Silence Voice schafft damit den Spagat zwischen Coming-of-Age-Slice-of-Life-Drama-Unterhaltung und der zugrunde liegenden ernsten Thematik.

Fazit

A Silence Voice Band 2 setzt die im ersten Band geschaffenen Grundlagen fort und beschäftigt sich in erster Linie mit den Folgen des früheren Mobbings sowie der Möglichkeit, trotz allem eine Art Freundschaft aufzubauen. Wichtig ist dabei auch das Umfeld beider zentraler Figuren, in diesem Fall die Familien von Shoya und Shoko. Mangaka Yoshitoki Oima gelingt es die ernste Thematik in eine liebevolle Coming-of-Age-Slice-of-Life-Drama-Romantik-Geschicht zu verpacken und dabei den Unterhaltungswert hochzuhalten. Der Manga bleibt die ganze Zeit im Ton angenehm, lässt dabei aber Streit oder harte Reaktionen nicht Außen vor. Dadurch wirkt die Geschichte noch etwas realistischer, während sich die Charaktere glaubwürdig verhalten und entwickeln. Genauso muss ein guter Genre-Vertreter umgesetzt sein und es bleibt zu hoffen, dass die Reihe die Qualität halten kann.

Kurzfazit: Sympathische Coming-of-Age-Drama-Geschichte, die von den realistischen Charakteren und einer ernsten Thematik profitiert.

Kurzfazit: A Silent Voice schafft es ernste Thematiken angemessen umzusetzen und erzählt dabei eine interessante Geschichte mit unerwarteten Wendungen sowie guter Charakterentwicklung.

Lesetipp: Rezension von A Silence Voice Band 1 (Manga)

Details
Titel: A Silent Voice – Band 2
Genre: Coming of Age, Romance, Drama
Verlag: Egmont Manga
Story/Zeichnungen: Yoshitoki Oima
Seiten: 192
Preis: 7,00 €
ISBN: 978-3-7704-8997-8
Verlagsseite: A Silent Voice – Band 2 bei Egmont Manga
Erscheinungsdatum: 08. September 2016

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